Eine Skizzierung des Advaita Vedanta
Verfasst: So 11. Mai 2014, 00:33
Wie der Advaita-Vedanta entstanden ist
von Kurt Friedrichs
Als im Kampf um das Überleben Verstand und Intelligenz geschärft wurden, haben sich vor vielen tausend Jahren die alten Rishis (Seher) in Indien mit der sie umgebenden Umwelt (Maya) beschäftigt. Im Norden die unüberwindlichen Himalayas, der Kontinent von endlosen Ozeanen umgeben und auf ihm eine Vielfalt von Sprachen, Gebräuchen, Menschenrassen und einer Fülle von Fauna und Vegetation. Blickten sie dann noch in den klaren, funkelnden Sternenhimmel, dann hat diese Vielfalt sie so Überwältigt, dass ihnen absolut klar wurde, dass sie weder zu bewältigen noch zu erkennen war. Es war ein unaufhörlicher Strom von Denkprojektionen, der sie verwirrte und beunruhigte, und sie fragten nach der Kraft, die diese Denkvorgänge ermöglichte. Es müsste doch etwas Erkennbares geben, wodurch alles erkannt wird. Da dieses aber in der Vielheit nicht auffindbar war, beschlossen sie, nach innen zu gehen. Dieses Nach-Innen-Gehen war von dreifacher Art. Zuerst Dharana (Konzentration), dann Dhyana (Meditation) und dann Samadhi (die Einswerdung). Buddha nannte es später rechtes Sich-Versenken. Was haben sie nun auf diesem Weg gefunden?
Nachdem sie das egogesteuerte Denken, das ja diese Erscheinungswelt produziert, überwunden hatten, stießen sie auf reines, absolutes, alldurchdringendes Bewusstsein, das sie psychologisch Chit und philosophisch Brahman nannten. Als sie feststellten, dass sich dieses absolute, unvergängliche Bewusstsein auch in ihnen selbst manifestierte, nannten sie es den Ãtman. Als egogesteuertes Denken im Wachbewusstsein wieder auftauchte, fragte es sich, wie Ãtman als reines, absolutes Bewusstsein, identisch mit Brahman, sich in einem Menschen manifestieren kann. Warum Er das tut, bleibt unergründlich, aber dass Er das tut, ist eine Erfahrungssache. In neuer Versenkung stellten sie fest, dass Er als absolutes Bewusstsein ohne Form und Materie dafür drei Hilfsmittel, auch Hüllen genannt, benötigt. Zuerst die grobstoffliche Hülle (Sthula Sharira): Es ist der Körper, er wird von den Eltern gezeugt und landet nach Gebrauch in einer Gruft oder auf dem Verbrennungsplatz. Da er tote Materie und tätigkeitslos ist, benötigt er eine feinstoffliche Hülle (Sukshma Sharira), die ihn in Gang setzt und erhält. Diese heißt im Sanskrit auch Antahkarana und in den westlichen Sprachen Inneres Organ. Untersuchen wir es einmal, es besteht aus Denkfähigkeit, Sinneserfassungsmöglichkeit, Intelligenz, Wille, Empfindungen, Erinnerung, Unterscheidungsvermögen und weiteren geistigen Fähigkeiten. Das innere Organ wird beherrscht vom Ego (Ahamkara), das all sein Wirken dem Zuschauer (Ãtman) unterbreitet. Diese Ichhaftigkeit ist ein kosmisches Prinzip. Jetzt kommen wir zur dritten Hülle des Ãtman, der Ursachehülle (Karana Sharira), die verhindert, dass der Mensch, der im Tiefschlaf von Ego und Denken befreit ist und für den Körper und Universum verschwunden sind, Erleuchtung oder Befreiung erlangt. Ãber den Traum kehrt er in das Wachbewusstsein zurück und lebt dort erkenntnislos und egogebunden wie vorher. Spätere philosophische Systeme haben die Ursachehülle Ãnandamaya Kosha genannt, eine Seligkeitshülle, aber noch an Maya gebunden.
(...)
Der ganze Artikel in: aJ, Vol. 2
von Kurt Friedrichs
Als im Kampf um das Überleben Verstand und Intelligenz geschärft wurden, haben sich vor vielen tausend Jahren die alten Rishis (Seher) in Indien mit der sie umgebenden Umwelt (Maya) beschäftigt. Im Norden die unüberwindlichen Himalayas, der Kontinent von endlosen Ozeanen umgeben und auf ihm eine Vielfalt von Sprachen, Gebräuchen, Menschenrassen und einer Fülle von Fauna und Vegetation. Blickten sie dann noch in den klaren, funkelnden Sternenhimmel, dann hat diese Vielfalt sie so Überwältigt, dass ihnen absolut klar wurde, dass sie weder zu bewältigen noch zu erkennen war. Es war ein unaufhörlicher Strom von Denkprojektionen, der sie verwirrte und beunruhigte, und sie fragten nach der Kraft, die diese Denkvorgänge ermöglichte. Es müsste doch etwas Erkennbares geben, wodurch alles erkannt wird. Da dieses aber in der Vielheit nicht auffindbar war, beschlossen sie, nach innen zu gehen. Dieses Nach-Innen-Gehen war von dreifacher Art. Zuerst Dharana (Konzentration), dann Dhyana (Meditation) und dann Samadhi (die Einswerdung). Buddha nannte es später rechtes Sich-Versenken. Was haben sie nun auf diesem Weg gefunden?
Nachdem sie das egogesteuerte Denken, das ja diese Erscheinungswelt produziert, überwunden hatten, stießen sie auf reines, absolutes, alldurchdringendes Bewusstsein, das sie psychologisch Chit und philosophisch Brahman nannten. Als sie feststellten, dass sich dieses absolute, unvergängliche Bewusstsein auch in ihnen selbst manifestierte, nannten sie es den Ãtman. Als egogesteuertes Denken im Wachbewusstsein wieder auftauchte, fragte es sich, wie Ãtman als reines, absolutes Bewusstsein, identisch mit Brahman, sich in einem Menschen manifestieren kann. Warum Er das tut, bleibt unergründlich, aber dass Er das tut, ist eine Erfahrungssache. In neuer Versenkung stellten sie fest, dass Er als absolutes Bewusstsein ohne Form und Materie dafür drei Hilfsmittel, auch Hüllen genannt, benötigt. Zuerst die grobstoffliche Hülle (Sthula Sharira): Es ist der Körper, er wird von den Eltern gezeugt und landet nach Gebrauch in einer Gruft oder auf dem Verbrennungsplatz. Da er tote Materie und tätigkeitslos ist, benötigt er eine feinstoffliche Hülle (Sukshma Sharira), die ihn in Gang setzt und erhält. Diese heißt im Sanskrit auch Antahkarana und in den westlichen Sprachen Inneres Organ. Untersuchen wir es einmal, es besteht aus Denkfähigkeit, Sinneserfassungsmöglichkeit, Intelligenz, Wille, Empfindungen, Erinnerung, Unterscheidungsvermögen und weiteren geistigen Fähigkeiten. Das innere Organ wird beherrscht vom Ego (Ahamkara), das all sein Wirken dem Zuschauer (Ãtman) unterbreitet. Diese Ichhaftigkeit ist ein kosmisches Prinzip. Jetzt kommen wir zur dritten Hülle des Ãtman, der Ursachehülle (Karana Sharira), die verhindert, dass der Mensch, der im Tiefschlaf von Ego und Denken befreit ist und für den Körper und Universum verschwunden sind, Erleuchtung oder Befreiung erlangt. Ãber den Traum kehrt er in das Wachbewusstsein zurück und lebt dort erkenntnislos und egogebunden wie vorher. Spätere philosophische Systeme haben die Ursachehülle Ãnandamaya Kosha genannt, eine Seligkeitshülle, aber noch an Maya gebunden.
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Der ganze Artikel in: aJ, Vol. 2