Nächstenliebe via Staat

Politik und Weltgeschehen
stereotyp
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Nächstenliebe via Staat

Beitrag von stereotyp »

Hallo,

da das Thema Nächstenliebe, insbesondere für Flüchtlinge, hier immer wieder Thema ist, möchte ich einmal darstellen, warum die Hilfe für irgendeine Gruppe durch den Staat keine Nächstenliebe sein kann.

Falls die Sozialhilfe (gemeint ist damit jegliche Hilfe für jedwede Bedüftigen) ein Akt der Nächstenliebe ist, und der Staat der Vertreter seiner Einwohner, dann liebt jeder, sagen wir, jeder Wahlberechtigte in gleichem Maße seinen Nächsten. Der Fortsatz "..wie sich selbst" wird dann schon schwieriger, aber zeigt auch deutlich auf das Problem.
Alle lieben unsere Nächsten in gleichem Maße, weil sie alle von dieser Politik gleichermaßen repräsentiert werden. Würde die Hilfe eingestellt, würde keiner seinen Nächsten lieben.

Ich habe verschiedene Videos gesehen, in denen Menschen gefragt wurden, ob sie für die Aufnahme von Flüchtlingen stimmen würden. Falls das bejaht wurde, wurde danach gefragt, ob sie persönlich einen Flüchtling aufnehmen könnten. Ihr könnt euch sicher vorstellen, wie viele Flüchtlinge auf diese Wese aufgenommen worden wären...

Außerdem begegnet und hilft auf diese Weise kaum jemand seinem "Nächsten". Eher einem "entfernten Unbekannten", der nun von eine Bürokratie betreut wird, die man in den seltensten Fällen als warmherzig bezeichnen kann. Er wird dann in eine Unterkunft mit etlichen weiteren Schicksalsgenossen verbracht und mit Regeln belegt, die eher an Viehzucht erinnern, als an Nächstenliebe. Mit den erwartbaren Folgen.

Auf der anderen Seite kann es auch etliche Menschen geben, denen wir diese Nächstenliebe gar nicht angedeihen würden. Z.B. weil Sie keinen Asylgrund haben, Extremisten sind oder gezielt die Gelegenheit ausnutzen wollen. Da wir also die Nächstenliebe institutionalisiert haben, gibt es keine Möglichkeit, das aufzuschlüsseln. Wir können weder sagen, wer wirklich Hilfsbedürftig war, noch wer tatsächlich seinem Nächsten geholfen hat (geholfen hätte). Auch bekommt unser Herr keinerlei Anerkennung dafür. Es ist keine christliche Nächstenliebe, die diesen Menschen zuteil wurde, sondern die kalte, bürokratische Sachbearbeitung, die aus einer Gemengenlage von völlig unbekannten Stimmen, Absichten und Motivationen entstand.

Jemandem wie mir, der nicht wählen geht und eine tiefe.. sagen wir, Befremdlichkeit gegenüber dieser Art von Institution empfindet, erscheint das völlig absurd. Und ich frage mich, wäre es dann nicht auch statthaft, euch, die ihr via Wahlbeteilgung an diesen Verdiensten teilhaftig werdet, auch sämtlicher Verfehlungen dieses Staates zu bezichtigen? Müsstet ihr euch dann also, ohne Berücksichtigung eures Selbstverständnisses, auch als Kapitalisten, Rassisten, Atheisten und Sexsisten bezeichnen?

MfG
Kein Gefallen hat der Tor an Einsicht, sondern nur an der Entblößung seines Herzens.
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jsc
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Re: Nächstenliebe via Staat

Beitrag von jsc »

33 Wenn ein Fremdling bei dir in eurem Land wohnen wird, so sollt ihr ihn nicht bedrücken.
34 Der Fremdling, der sich bei euch aufhält, soll euch gelten, als wäre er bei euch geboren, und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid auch Fremdlinge gewesen im Land Ägypten. Ich, der HERR, bin euer Gott.
https://www.bibleserver.com/SLT.LUT/3.Mose19

Das Volk Israel war ja in der Bibel "Staat, Gesellschaft und Gemeinde" in einem.
Die neutestamentliche Gemeinde ist jedoch "nur" Gemeinde und weder Gesellschaft noch Staat. Trotzdem prägen die Menschen aus dieser Gemeinde natürlich sowohl die Gesellschaft als auch den Staat. In der Minderheit sind sie ein Licht in der Dunkelheit, in der Mehrheit ein leutendes Beispiel für andere Staaten.
In der Bibel gibt es ja nicht nur die Nächstenliebe sondern auch die Fremdenliebe und sogar die Feindesliebe. Ein Christ hat also relativ wenig Spielraum. Er ist von der Bibel her aufgerufen zur Liebe - und darf sich dann maximal aussuchen als was er den Menschen lieben will. 😜

Aus diesem Grundverständnis sind viele karitativen Werke entstanden und je größer sie wurden auch institualisiert. Das bringt zwangsläufig die von dir als negativ bezeichneten Dinge hervor. Trotz aller Institutionen sind es aber immer noch enorm viele freiwillige Helfer, die durch persönlichen Einsatz viel bewirken können und tun. (Habe ich tatsächlich selbst erlebt)

Was ich dabei nicht verstehe: biblisch gesehen gibt es für den Christen doch wenig Spielraum. Wenn der Staat nicht mehr für sie sorgt müsste der Christ in der Gesellschaft einspringen. Ein Christ, der Parteien unterstützt die gegen Flüchtlinge hetzt ist doch eh keine Option...

Es gibt in der Bibel gute 100 Verse in denen es um Fremdenliebe geht - die lassen sich doch nicht alle weg diskutieren, oder?
Achtung! Jeder hat ein Recht auf eine eigene Meinung, niemand aber hat das Recht auf eigene Fakten.

Und diese Faktenchecker von den sie immer reden... sind die jetzt bei uns hier im Raum und sie können sie sehen und hören?
stereotyp
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Re: Nächstenliebe via Staat

Beitrag von stereotyp »

jsc hat geschrieben: Mo 15. Jul 2024, 07:23 Es gibt in der Bibel gute 100 Verse in denen es um Fremdenliebe geht - die lassen sich doch nicht alle weg diskutieren, oder?
Nein, gewiss nicht.
Aber lass' es mich nochmal in einfacher Sprache versuchen:

Hört deine Nächstenliebe auf, wenn dein Staat keine Flüchtlinge mehr aufnimmt? Und wirst du seiner Verfehlungen ebenso teilhaftig?
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Helmuth
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Re: Nächstenliebe via Staat

Beitrag von Helmuth »

stereotyp hat geschrieben: So 14. Jul 2024, 19:08 Ich habe verschiedene Videos gesehen, in denen Menschen gefragt wurden, ob sie für die Aufnahme von Flüchtlingen stimmen würden. Falls das bejaht wurde, wurde danach gefragt, ob sie persönlich einen Flüchtling aufnehmen könnten. Ihr könnt euch sicher vorstellen, wie viele Flüchtlinge auf diese Wese aufgenommen worden wären...
Hier triffst du den Nagel auf den Kopf. Daran erkennt Gott wohl auch wie es in deinem Herzen wirklich aussieht. Aber es gehört dann dazu auch ein Rückgaberecht. Denn es sollte schon klar sein, dass ich keine Kriminellen dauerhaft unterbringen muss. Dennoch, du triffst damit schon ins Schwarze.
stereotyp hat geschrieben: So 14. Jul 2024, 19:08 Er wird dann in eine Unterkunft mit etlichen weiteren Schicksalsgenossen verbracht und mit Regeln belegt, die eher an Viehzucht erinnern, als an Nächstenliebe.
Was wäre die Alternative? Wir bringen sie in 4-Stern-Apartment-Hotels unter, weil das ja auch unser Anspruch als wohlhabender Inländer ist, falls er ins Ausland reist? Das entspräche in etwa den Nächsten zu lieben wie sich selbst.

Einiges deiner Darstellung kann ich bejahen, aber in Summe ist es mir zu sozialkritisch und zu wenig praxistauglich, das Denken der Weltverbesserer, aber ohne Lösung. Die Unterbringung von Fremden inmitten der Bevölkerung lesen wir auch nicht im Gesetz Gottes.

Wien geht sogar den Weg Ausländer nicht in eigenen Siedlungen unterzubringen, sondern sie zu verteilen. So ist das Flüchtlingslager nur ein Start, danach wird vesucht sie zu integrieren. Dass das auch dauert, dafür kann man uns nicht verantwortlich machen.

Das funktioniert, solange diese Fremden keine Moslems sind. Moslems neigen zur Ghettobildung und anerkennen unsere Lebensweise nicht. Das ist meine Erfahrung, Nicht alle sind so, keine Frage, aber die Masse. Viele missachten unsere Regeln, z.B. die Sonntagsruhe als nur ein Beispiel. Als Wiener durfte ich zusehen wohin uns linke Fehlpolitik geführt hat.

Und schwupps, schon sind wir auf der geistlichen Ebene, wo doch Religion in der Politk keine Rolle spielen darf, aber gerade das ist die Krux. Gerade sie schafft unüberwindbare Probleme. Meiner Meinung ist es nicht die Unterbringung, sondern der Versuch einer nicht funktionierenden Integration. Sozialisten haben keine Ahnung von geistlich unüberwindbaren Differenzen.

Dazu wieder Israel unter Gottes Führung als Beispiel. Jeder darf sich dem Volk Gottes anschließen, aber keiner darf seine fremden Götter mitbringen. Solche sind auszuweisen, zu verbannen oder auch zu töten. Darin hat Gott hin und wieder auch von oben selbst eingegriffen und dabei nicht nach In- oder Ausländer unterschieden. Gott weiß in meinen Augen besser, was integrierbar ist und was nicht.

Alles andere ist m.E. mehr Finanzsache. Wärst du bereit, dass man die Steuern erhöht um das Fremden-Problem im Sinne der Liebe besser zu machen? Oder geht es dir dann desgleichen, dass du Verbesserungen allgemein zustimmst, geht es aber um den eigenen Geldbeutel, dann sieht die Sache anders aus? ;)
Zuletzt geändert von Helmuth am Mo 15. Jul 2024, 10:53, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Nächstenliebe via Staat

Beitrag von jsc »

stereotyp hat geschrieben: Mo 15. Jul 2024, 10:15 Hört deine Nächstenliebe auf, wenn dein Staat keine Flüchtlinge mehr aufnimmt?
Nein, aber ich sehe es auch nicht als Widerspruch oder als entweder oder. Also nicht: entweder der Staat zeigt Nächstenliebe oder ich zeige Nächstenliebe. Sondern ich zeige Nächstenliebe und ich möchte auch in einem Staat leben der in diesem Geiste handelt.
Und wirst du seiner Verfehlungen ebenso teilhaftig?
Das ist mir vielleicht zu pauschal. Teilhaftig im Sinne von mitverantwortlich? Das würde ich vermutlich anteilig schon mit ja beantworten (außer ich wäre aktiv gegen die Handlung aber nicht "mächtig" genug dagegen etwas zu erreichen)
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stereotyp
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Re: Nächstenliebe via Staat

Beitrag von stereotyp »

jsc hat geschrieben: Mo 15. Jul 2024, 10:50
stereotyp hat geschrieben: Mo 15. Jul 2024, 10:15 Hört deine Nächstenliebe auf, wenn dein Staat keine Flüchtlinge mehr aufnimmt?
Nein
Ok, also man kann seinen Nächsten lieben, ohne in einem Staat zu leben, der Sozialhilfe leistet.
jsc hat geschrieben: Mo 15. Jul 2024, 10:50 ich möchte auch in einem Staat leben der in diesem Geiste handelt.
Ist DAS schon Nächstenliebe? Ist es Nächstenliebe, dafür wählen zu gehen und sonst nichts mit diesen "Nächsten" je zu tun zu haben?
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Re: Nächstenliebe via Staat

Beitrag von jsc »

stereotyp hat geschrieben: Mo 15. Jul 2024, 10:58 Ist DAS schon Nächstenliebe? Ist es Nächstenliebe, dafür wählen zu gehen und sonst nichts mit diesen "Nächsten" je zu tun zu haben?
Es ist zumindest mehr Nächstenliebe als nicht dafür zu wählen oder sogar dagegen zu wählen, oder?
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Helmuth
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Re: Nächstenliebe via Staat

Beitrag von Helmuth »

stereotyp hat geschrieben: Mo 15. Jul 2024, 10:58
jsc hat geschrieben: Mo 15. Jul 2024, 10:50
stereotyp hat geschrieben: Mo 15. Jul 2024, 10:15 Hört deine Nächstenliebe auf, wenn dein Staat keine Flüchtlinge mehr aufnimmt?
Nein
Ok, also man kann seinen Nächsten lieben, ohne in einem Staat zu leben, der Sozialhilfe leistet.
jsc hat geschrieben: Mo 15. Jul 2024, 10:50 ich möchte auch in einem Staat leben der in diesem Geiste handelt.
Ist DAS schon Nächstenliebe? Ist es Nächstenliebe, dafür wählen zu gehen und sonst nichts mit diesen "Nächsten" je zu tun zu haben?
Worauf zielst du ab? Das sieht nach Fangfragen aus. Diese Fragen sind für einen Christen an sich rhetorisch, aber so gestellt zweifelst du an, dass sich viele Christen der Nächstenliebe verpflichtet sehen.

Also von mir ein klares Ja. Sie gilt auch in Systemen wie unter Putin, Selensky, Stalin, Joe Byden, Netanjahu, kurz sie ist nicht von Politik abhängig. Deine Beispiele passen bloß nicht zur Beurteilung, sie sind mehr philosophisch und sozialkritisch eingefärbt.

Als Jesus gekommen ist, herrschte gerade eine Diktatur der Römer über eine religiös verblendete heuchlerische jüdische Oberschicht. Und Jesus predigte in dem System die Nächstenliebe.

Mir ist nicht nicht klar, worauf du abzielst. Was könnten wir deiner Meinung nach in Österreich, Schweiz oder Deutschland besser machen? Komm mit einem Vorschlag und weniger mit Sozialkritik. Ich habe ehrlich gesagt keinen, das muss ich zugeben. Aber ich weiß dennoch, wer mein Nächter ist und wer nicht. Das meldet mir der HG.

Meistens ist der Flüchtling nicht meine Nächster, denn ich lebe mit ihm nicht zusammen. Begegnet er mir aber im nächsten Supermarkt, dann ist er es und ich frage gar nicht nach seiner Herkunft. Also sein Status entscheidet das nicht, sondern schlicht seine Nahepräsenz, in der er gerade etwas braucht und das ganz praktisch.

Jesus erkärt nicht Flüchlinge zu unseren Paradenächsten, sondern gibt als Beispiel jemand, der gerade auf der Straße nach Jericho halbtot geschlagen wurde. War es wichtig, welcher Nation der angehört?

Jesu Provokation bestand aber gerade darin, dass die Juden die Seite gewechselt haben, dafür ein Samariter Erste Hilfe geleistet hatte, den sie allgemein gehasst haben. Wenn Jesus polarisiert, dann geistlich, aber nicht politisch.
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Re: Nächstenliebe via Staat

Beitrag von jsc »

Helmuth hat geschrieben: Mo 15. Jul 2024, 11:20 Worauf zielst du ab? Das sieht nach Fangfragen aus.
Ich denke, dass es ihm darum geht, dass es für Christen okay sein sollte gegen Flüchtlinge zu sein.
Verstehen kann ich das ehrlich gesagt nicht ganz wenn man als Christ etwas im Staat entfernen will was noch am aller nächsten am Christentum dran ist. Wenn noch nicht einmal die Welt dies will...
Da heißt es immer die Welt wird immer gottloser und dann wollen Christen sie noch gottloser machen...?
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Re: Nächstenliebe via Staat

Beitrag von stereotyp »

Helmuth hat geschrieben: Mo 15. Jul 2024, 11:20 Worauf zielst du ab?
Steht doch im Titel. Kann ich Nächstenliebe an den Staat auslagern?

Ich halte es für eine ungemeine Heuchelei, von sich zu behaupten, man würde seine Nächsten lieben, ohne je einen Finger krumm gemacht zu haben.
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