Ich eröffne für uns hier einen Thread, in dem man diverse Sprachaspekte und damit verbundene Übersetzungsproblematiken ausdiskutieren kann. Das kommt in den jeweiligen Themen immer wieder vor, führt dann aber oft unnötig vom Thema weg oder man versumpert in Details. Es ist aber wichtig, dass man das auch tut.
Ich starte mit dieser von rudolfer eingebrachten Aussage (dem ich dafür auch danke):
Das "adonai" ist weniger das Problem, sondern der Name JHWH (Jahwe). Die Aussprachthematik lasse ich außen vor, da sie nichts zur Sache tut. Hier wurde, ich denke von den Elberfeldern, der künstliche Begriff "HERR" eingeführt und wird seither so tradiert. Es suggeriert uns also, dass JHWH Herr bedeutet. Tut es das? Ich meine nicht.rudolfer hat geschrieben: ↑Mo 16. Dez 2024, 22:37 Wenn also die Apostel von Gott dem Vater und dem Herrn Christus (Messiach) Jesu schrieben, dann gibt es für den Leser der die griechischen Übersetzung der griechischen Texte der Apostel las möglicherweise eine Identifikation mit dem "adonaj" des AT und dem "adonaj" des NT.
Das übliche Wort für die respekvolle Anrede als Herr ist im biblischen Hebräisch "adon". Spricht man damit Gott an, wird nicht diese Form gewählt, sondern "adonai", das genau genommen "meine Herren" bedeutet, ist also ein Plural. Der Plural bedeutet nicht, dass man Götter anspricht, sondern man wählt diese Form um die Anrede von Menschen abzugrenzen. D.h. es wir die Anrede "adonai" bewusst nur für JHWH gebraucht.
Dieses Wort ist im Griechischen "Kyrios" und seht dort wieder allgemein im Singular. Mit dem gibt es, soweit ich es sehe, keine Schwierigkeiten. Dafür leider mit Elohim, dass unvorsichtigerweise oft mit "Götter" (griech. theoi) übersetzt wird.
Das ist ein Unsinn und kam m.E. zustande, weil die ersten Übersetzer aus dem 3. - 2 Jh. vor Chr. dem Glauben gar nicht so nahe gestanden sind wie wir denken. Diese Hellenisten waren mehr Philosophen als Juden, da sie in der Diaspora schon zu sehr von den Heiden (den Griechen und später den Römern) assimiliert wurden.
Daraus resulterten etliche Ungeremitheiten in der LXX, weil diese auch nicht die hebr. Sprache so beherrschten wie etwa ein Paulus oder Jakobus. Ein Paulus benötige sicher nicht die LXX. Diese ist heute schlicht keine Basis zur Exegese.
Unglücklicherweise haben mehrere NT-Autoren vieles davon übernommen, und zwar die, welche nicht Hebräisch konnten. So bereiten auch manche NT-Texte Kopfzerbrechen. Wir haben heute für das AT authentischere Quellen. Ich rate daher sich zuerst dem hebr. Masortentext zu widmen und diesen als Grundlage für das AT und weitere Studien zu setzen. Es gibt auch darin vereinzelt Ungereimtheiten, aber bei weitem nicht so viele wie in der LXX.
Doch selbst dieser Text, so stelle ich fest, wird sogar von der ELB-CSV immer wieder missinterpretiert, und es kommt auch zu Rückübertragungen vom NT ins AT, und zwar nur deshalb, um Diskrepanzen zu vermeiden. Ich nenne das dann schlicht Verschlimmbesserung.
Diese und andere Sprach- bzw. ÜS-Problematiken könnt ihr hierher verfrachten, um dem präzisier nachzugehen. Ein korrekte Exegese oder Auslegung darf Sprachaspekte nicht unberücksichtigt lassen, ansonsten kann deine gewonnene Auffassung schlicht falsch sein.