Ist das Boot voll?

Politik und Weltgeschehen
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sven23
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Ist das Boot voll?

Beitrag von sven23 »

Die Flüchtlingssituation in Syrien nimmt immer dramatischere Formen an.
Viele Politiker sagen, daß die Aufnahmekapazität Deutschlands für Flüchtlinge erreicht sei. Die Probleme mit Flüchtlingsheimen und ihre mangelnde Akzeptanz in der Bevölkerung sind bekannt.
Wir nehmen zwar absolut gesehen die meisten Flüchtlinge in der EU auf, aber verglichen mit dem kleinen Libanon, das bei 4 Millionen Einwohnern 1 Million Flüchtlinge aufnimmt, ist das ein Klacks.

http://www.tagesschau.de/ausland/libano ... n-101.html


Ist das Boot wirklich schon voll, oder spielt hier eine diffuse Ausländerfeindlichkeit a la Pegidabewegung eine Rolle?
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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Pluto
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Re: Ist das Boot voll?

Beitrag von Pluto »

sven23 hat geschrieben:Ist das Boot wirklich schon voll, oder spielt hier eine diffuse Ausländerfeindlichkeit a la Pegidabewegung eine Rolle?
Zu sagen, dass bei rund 6% Ausländeranteil (ohne EU-Länder) in Deutschland das Boot bereits voll ist, ist ein Hohn!
Die Schweiz hat knapp 20% Ausländeranteil, und da verstehe ich langsam die aufkommende Xenophobie, die sich in Exzessen wie Minarett-Verbote bemerkbar macht.

Deshalb kann ich bei Forderungen wie diejenigen der PEGIDA-Bewegung nicht einmal mitleidig schmunzeln.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.
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closs
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Re: Ist das Boot voll?

Beitrag von closs »

Pluto hat geschrieben:Zu sagen, dass bei rund 6% Ausländeranteil (ohne EU-Länder) in Deutschland das Boot bereits voll ist, ist ein Hohn!
Das meine ich aber auch. - Würde der Staat den Kirchen erlauben, Flüchtlinge über Gemeinden aufzunehmen und zu betreuen, würde man mit einem Schlag locker 100.000 Syrer bei uns aufnehmen können.
Pluto hat geschrieben:Deshalb kann ich bei Forderungen wie diejenigen der PEGIDA-Bewegung nicht einmal mitleidig schmunzeln.
Da steckt etwas anderes dahinter, was viel komplexer ist - hier ein Versuch:

Unsere Gesellschaft ist gespalten in eine Medien-Gesellschaft und eine Bürger-Gesellschaft. Viele Menschen nehmen dabei die Mattscheiben- und Presse-Realität passiv oder verärgert, inzwischen zunehmend belustigt, hin. Medien erscheinen ihnen durchsetzt mit Political-Correctness-Floskeln, auf denen das Odium der schein-kritischen Selbst-Gefälligkeit ruht.

Flankiert wird diese mediale Ordnung von einem Gender-Mainstreaming, das den Familien vorgaukelt, Kinderlosigkeit und Homosexualität seien gesellschaftliches Ideal und Bedingung für Elitität. - Insofern nimmt Dresden ein tief-verankertes Unbehagen auf, das nicht mit dem Etikett links- oder rechts-radikal abgetan werden sollte. Denn nicht jeder, der die USA genauso kritisch sieht wie Russland, oder Heterosexualität und Familie als Leitbild versteht, ist ein linker oder rechter Ultra.

Dass die Dresdner Demonstranten ihr gesellschaftliches Unbehagen in Richtung Moslems umleiten, ist skandalös und bitter - aber ebenfalls beeinflusst von einer Medien-Industrie, die lieber 10 Mal mehr über 1000 Salafisten berichtet als 1 Mal über 4,5 Mio friedliche islamische Bürger. - Normalität interessiert nicht - wir haben einen Verlust der Mitte.

Das alte Lied - der Loser betreibt Wutumleitung auf noch Schwächere.
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sven23
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Re: Ist das Boot voll?

Beitrag von sven23 »

closs hat geschrieben:Das meine ich aber auch. - Würde der Staat den Kirchen erlauben, Flüchtlinge über Gemeinden aufzunehmen und zu betreuen, würde man mit einem Schlag locker 100.000 Syrer bei uns aufnehmen können.
Dafür würden die Kirchen aber sicher Staatsknete einfordern. Wäre aber imo die bessere Alternative zu Wohnheimen, die die Gefahr der Ghettobildung haben und in der Bevölkerung wenig Akzeptanz erfahren.
closs hat geschrieben: - aber ebenfalls beeinflusst von einer Medien-Industrie, die lieber 10 Mal mehr über 1000 Salafisten berichtet als 1 Mal über 4,5 Mio friedliche islamische Bürger. - Normalität interessiert nicht - wir haben einen Verlust der Mitte.
Salafisten sind ja auch das größere Problem, besonders in Anbetracht der Situation in Syrien und der Isis.
Pegida ist ein Sammelbecken für latent rechtslastige und Rechte wie Reichsbürger, Verschwörungstheoreitiker und alles Mögliche, das seinem diffusen Unbehagen gegenüber Demokratie und Rechtsstaat zum Ausdruck bringt.
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R.F.
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Re: Ist das Boot voll?

Beitrag von R.F. »

Immer mehr Bürger scheinen dies zu empfinden. Dass nicht zuletzt die Deutschen wesentlich mit schuld an der Entwicklung sind, wissen die meisten nicht. Zum einen wird die Aggressivität islamistischer Gruppen weiter zunehmen, eine Folge der Schmach für die von den USA geführten Kriege, die von den Deutschen allen Dementis zum Trotz maßgeblich unterstützt wurden. Zum andern werden wegen der Allgegenwart islamistischer Gewalt noch mehr Menschen aus den Krisengebieten nach Europa wollen. Will man nicht, dass die Europäer mehr als andere Völker zu den Barbaren unter den Menschen gerechnet werden, weil man die Unglücklichen im Mittelmehr absaufen lässt, bleibt im Grunde nur eine militärische Groß-Offensive europäischer Staaten in die Unruhe-Regionen übrig. Im Hinblick auf die Größe der von den Unruhen betroffenen Staaten ist es mit einigen wenigen Hunderttausend europäischen Soldaten nicht getan. Notwendig sind wahrscheinlich Millionen...
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sven23
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Re: Ist das Boot voll?

Beitrag von sven23 »

R.F. hat geschrieben:...., eine Folge der Schmach für die von den USA geführten Kriege, ...
Das meinte auch der amerikanische Außenminister Kerry, aber bezogen auf die Ukraine und die Krim.




Realtsatire at its best.
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closs
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Re: Ist das Boot voll?

Beitrag von closs »

sven23 hat geschrieben:Dafür würden die Kirchen aber sicher Staatsknete einfordern.
Sie würden es vielleicht versuchen, es aber auch ohne machen. - Es gibt gute Beispiele, wo alles freiwillig über Gemeindemitglieder läuft. - Wir würden bei uns auch eine 4-köpfige Familie im Obergeschoß aufnehmen können (und es auch tun), wenn es ginge. - Aber es geht nicht, weil der Staat auf seiner Zuständigkeitspflicht verweist, was dazu führt, dass gebremst wird.
sven23 hat geschrieben: das seinem diffusen Unbehagen gegenüber Demokratie und Rechtsstaat zum Ausdruck bringt
Nee - da ist leiden manches Berechtigte dabei. - Das macht es doch so schwierig.
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sven23
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Re: Ist das Boot voll?

Beitrag von sven23 »

closs hat geschrieben:Sie würden es vielleicht versuchen, es aber auch ohne machen. - Es gibt gute Beispiele, wo alles freiwillig über Gemeindemitglieder läuft. - Wir würden bei uns auch eine 4-köpfige Familie im Obergeschoß aufnehmen können (und es auch tun), wenn es ginge. - Aber es geht nicht, weil der Staat auf seiner Zuständigkeitspflicht verweist, was dazu führt, dass gebremst wird.
Es gibt doch schon viele Beispiele für Integration in Gemeinden, also weg von Ghettobildung in Wohnheimen. Die Kommunen haben da einen großen Handlungsspielraum.

closs hat geschrieben: Nee - da ist leiden manches Berechtigte dabei. - Das macht es doch so schwierig.
Schwierig ist es, überhaupt mit solchen Leuten in eine Diskussion einzutreten, die ihr und ihr Weltbild aus Blogs und Verschwörungswebsites beziehen.

"Wer Politiker als "Volksverräter" bezeichnet, von den im Bundestag vertreten Parteien nur als "Systemparteien" spricht und den Kampfbegriff der "Lügenpresse" wiederaufleben lässt, ist nicht gleich ein Nazi, aber er benutzt Nazi-Sprache."

http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 10093.html
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agitater

Re: Ist das Boot voll?

Beitrag von agitater »

Dieses Post hatte eine bestimmte Würze, von daher kann ich nicht sagen wie explosiv der Geschmack ist.
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closs
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Re: Ist das Boot voll?

Beitrag von closs »

sven23 hat geschrieben:von den im Bundestag vertreten Parteien nur als "Systemparteien" spricht und den Kampfbegriff der "Lügenpresse" wiederaufleben lässt
Es wird aber auch leicht gemacht. - Da eine lobby-durchtränkte Politik, die man wirklich mal ehrlich erklären müsste (denn es geht wirklich nicht ohne diese Lobbys) - dort eine per political correctness gleichgeschaltete Medien-Landschaft. - Mmmh.
piscator hat geschrieben:Solche Leute sind keine ernstzunehmenden Gesprächspartner. Man unterhält sich schließlich auch nicht mit Kinderschändern über Erziehungsmethoden.
So einfach ist es nicht - die Demonstranten-Menge ist sehr heterogen.
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