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Handwerker vs. Akademiker

Verfasst: Do 24. Jan 2019, 09:17
von T4125Gamer
Hallo,

ich war heute mal wieder auf Youtube unterwegs, und da ist mir ein Video von quer vom BR empfohlen worden.
Hier mal das Video

Also ich finds schon ein wenig Lustig.
Was ist eure Meinung dazu?

Re: Handwerker vs. Akademiker

Verfasst: Do 24. Jan 2019, 11:52
von thomas4
Solche Probleme hörte ich auch schon von einem Freund, einem bodenständigen Elektriker berichten. Er hatte häufiger in einem Labor zu tun, in dem u.a. Filme entwickelt wurden. Die Steuerung der einzelnen Prozesse funktionierte einfach nicht. Die war von einem Ingenieurbüro in der Nähe entwickelt worden. Mein Freund besorgte sich das notwendige Material, PC usw., und entwickelte aus seiner Praxis und der Beobachtung der Abläufe heraus eine SPS-Steuerung für die Abläufe, die im großen und ganzen noch heute laufen. Manchmal haben Praktiker einfach mehr Erfahrung, besonders, wenn sie tagtäglich mit der Materie eben in der Betriebspraxis umgehen müssen.

Re: Handwerker vs. Akademiker

Verfasst: Do 24. Jan 2019, 12:37
von jesher
Das ist ein Problem das schon ganz lange besteht. In meinem Umfeld wird / wurde gerade bei Ingenieuren daher immer empfohlen, vor dem Studium eine Ausbildung im Handwerk zu machen. Ein Freund von mir ist Architekt. Vor dem Studium hat er eine Ausbildung zum Maurer gemacht, um Ahnung von der Praxis zu haben.

Re: Handwerker vs. Akademiker

Verfasst: Do 24. Jan 2019, 13:48
von Hiob
Ein "Akademiker" ist heute etwas ganz anderes als vor 50 Jahren (damals waren es um die 7% eines Jahrgangs, heute sind es es ca. 40%). - Man tut einem heutigen Bachelor, der sich "Akademiker" nennen darf, sicherlich nicht unrecht, wenn man ihn mit einem Gesellen im Handwerk vergleicht - der Level ist der selbe.

Re: Handwerker vs. Akademiker

Verfasst: Do 24. Jan 2019, 18:23
von Lena
T4125Gamer hat geschrieben: Do 24. Jan 2019, 09:17 ich war heute mal wieder auf Youtube unterwegs
:mrgreen: Das hätte die Menschheit vor 2006 wohl nicht verstanden. Heute hört es sich ganz Normal an.

Theorie und Praxis klaffen hier auseinander. Die Gefahr des Perfektionismus ist gross....

Re: Handwerker vs. Akademiker

Verfasst: Do 24. Jan 2019, 19:28
von Cratz3r
Wenn die Ingenieure auf der Arbeit bei Audi und Siemens so genau und pflichtbewusst ihre Arbeit erfüllen, ist das respektabel. Gerade bei technischen Dingen sind die Feinheiten oft entscheidend. Dass man diesen Perfektionismus nicht überall anwenden kann, sollte man sich als Theoretiker aber gelegentlich vor Augen führen. Vor allen Dingen sind doch Fließen und Autos zwei ganz verschiedene Dinge. :lol:

Es hat schon seinen Grund, dass die Anforderungen im handwerklichen Bereich oft nicht dieselben sind wie im Ingenieursbereich. So lange niemand offensichtlichen, groben Unfug veranstaltet, würde ich aber für beide Seiten vorschlagen: leben und leben lassen. Der andere wird schon wissen, was er tut.
jesher hat geschrieben: Do 24. Jan 2019, 12:37 Das ist ein Problem das schon ganz lange besteht. In meinem Umfeld wird / wurde gerade bei Ingenieuren daher immer empfohlen, vor dem Studium eine Ausbildung im Handwerk zu machen. Ein Freund von mir ist Architekt. Vor dem Studium hat er eine Ausbildung zum Maurer gemacht, um Ahnung von der Praxis zu haben.
Das ist tatsächlich ein sehr sinnvoller Rat. Ich würde ihn auch nicht nur auf Ingenieursberufe beschränken. Vielleicht muss es nicht immer eine Ausbildung sein, aber zumindest einmal in der "unteren Ebene" gearbeitet zu haben ist immer sinnvoll, wenn man später vor hat, eine höhere Position, vielleicht sogar als Vorgesetzter, anzustreben. Man kann meiner Meinung nach wesentlich kompetenter entscheiden und führen, wenn man aus erster Hand weiß, was "unter" einem abgeht.
(Und noch dazu lehrt es einen Demut und kann vor der typischen akademischen Überheblichkeit bewahren :mrgreen:)
Hiob hat geschrieben: Do 24. Jan 2019, 13:48 Ein "Akademiker" ist heute etwas ganz anderes als vor 50 Jahren (damals waren es um die 7% eines Jahrgangs, heute sind es es ca. 40%). - Man tut einem heutigen Bachelor, der sich "Akademiker" nennen darf, sicherlich nicht unrecht, wenn man ihn mit einem Gesellen im Handwerk vergleicht - der Level ist der selbe.
Das stimmt. In vielen Berufsgruppen ist es auch so, dass der Bachelor-Absolvent im Betrieb dann so eingesetzt wird wie jemand, der "nur" eine dreijährige Ausbildung gemacht hat. Im IT-Bereich ist das beispielsweise der Fall. Da kann man sich in den drei Bachelorjahren gerade mal so rudimentäre Grundkenntnisse aneignen, aber für tiefergehendes und spezialisiertes Wissen und Fähigkeiten ist der Master (und damit das ursprüngliche Diplom) unumgänglich. Ich kann mir gut vorstellen, dass das auch in vielen anderen wissenschaftlichen und Ingenieurs-Disziplinen der Fall ist, die hochspezialisiertes Fachpersonal benötigen. Da trifft es der Vergleich mit dem Gesellen ganz gut.

LG