AfD instrumentalisiert Gott

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
Rembremerding

AfD instrumentalisiert Gott

Beitrag von Rembremerding »

Die AfD zeigte sich bisher wenig menschenfreundlich oder gar positiv gegenüber Glauben allgemein und Christen insbesondere eingestellt.
Für den Wahlkampf jedoch ist ihnen jedes Mittel recht und so versuchen sie deshalb Stimmen ein paar unsicherer Christen zu fangen, denen genügt das Wort Gott auf Wahlplakate und Facebook-Posts zu lesen.
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Quelle


Die AfD thematisiert zudem das Christentum als militärisch starken Gegner des Islam und erinnert damit an die Kreuzzüge. Ähnliche Machenschaften gibt es beim rassistischen Ku-Klux-Klan in den USA. Der Bezug auf Gott wird von der AfD missbraucht für ein ausgrenzend verstandenes christliches Abendland.

Man kann an Christen nur appellieren nicht auf diese Verballhornung des Glaubens hereinzufallen und Atheisten versichern, dass die Kirche(n) des Herrn nichts mit der verbitterten und menschenverachtenden Ideologie der AfD zu tun hat.

Servus :wave:
jesher

Re: AfD instrumentalisiert Gott

Beitrag von jesher »

Ist das eine Einzelaktion oder stehen Landes- bzw. Bundesverband dahinter? In dieser Partei gibt es halt auch gezielte Aktionen von Einzelpersonen, bei denen die oberen Instanzen dann hinterher zurückrudern müssen. Seltsam, dass die das nicht im Griff haben.

Die Überschrift auf dem Plakat ist bekannt provozierend, da historisch in sehr wilden Kontexten verwendet.
Faust

Re: AfD instrumentalisiert Gott

Beitrag von Faust »

Deus lo vult („Gott will es!“) das ist der Schlachtruf mit dem die Kreuzritter in den Krieg zogen gegen den Islam. Sie inszenieren sich offenbar als Crusader (Kreuzritter) was soll man dazu noch sagen? Wer mit dem Feuer spielt, kann sich daran verbrennen. Die Zeit der Kreuzzüge ist seit acht Jahrhunderten vorbei. Wer das nun romantisiert und wiederholen möchte, hat eine Schraube locker. Erinnert sei an die geflügelten Worte von Goethe: „Die ich rief, die Geister,/Werd ich nun nicht los.“ - die Büchse der Pandora sollte niemand öffnen.
Faust

Re: AfD instrumentalisiert Gott

Beitrag von Faust »

Rembremerding hat geschrieben: So 28. Apr 2019, 08:16Die AfD thematisiert zudem das Christentum als militärisch starken Gegner des Islam und erinnert damit an die Kreuzzüge
Ich bin mir sehr sicher, dass das eine Aktion der Identitären Bewegung ist , denn Martin Sellner trägt gerne ein „Deus Vult“ T-shirt. Die AfD-Jugend und die Identitäre Bewegung machen gemeinsame Aktionen. Die Identitären sind sozusagen der verlängerte, außerparlamentarische Arm.


Ams

Re: AfD instrumentalisiert Gott

Beitrag von Ams »

Ja @Faust... das waren auch meine Gedanken.

"Gott will es" war schon immer das Pseudo-Christliche Erkennungszeichen schlechthin zum Schlachtruf.

Mir völlig unverständlich wie man sich so ein Eigentor nur schießen kann.

Warum sich selbst nicht gleich "Die Kreuzritter" nennen? Käme aufs gleiche raus.
Faust

Re: AfD instrumentalisiert Gott

Beitrag von Faust »

Ams hat geschrieben: So 28. Apr 2019, 09:46Warum sich selbst nicht gleich "Die Kreuzritter" nennen? Käme aufs gleiche raus.
Die Bejahung des ritterlichen Ethos wäre ja noch nicht mal das Problem. Die Maximen der Ritterlichkeit gibt es auch in der islamischen Tradition: dort „Futuwwa“ genannt. Damit ist ein bestimmter Verhaltens- und Ehrenkodex gemeint. Die Ideale des Rittertums verbinden das christliche Europa mit der islamischen Welt. Etikette, Ethos und schöne Umgangsformen können wir ebenso in unsrer modernen Welt gebrauchen.
Futuwwa is the ethics followed by Ṣūfīs in order to attain spiritual perfection. These ethics and associated character traits include generosity, humility, loyalty, courage, and turning a blind eye to others’ sins. The term futuwwa embraces, in effect, all the Ṣūfī good manners (ādāb). As Abū Ḥafṣ al-Ḥaddād (d. c. 265/878–9)—an ascetic of Nīshāpūr who was one of the earliest Malāmatī exponents of the concept—said, “futuwwa is morals” (al-Sulamī, 305). (Encyclopaedia of Islam)
Futuwwa is also die Charakterbildung des Menschen. Wenn es nur darum ginge, dann wäre das nicht weiter problematisch ;)
Zuletzt geändert von Faust am So 28. Apr 2019, 15:21, insgesamt 1-mal geändert.
Rembremerding

Re: AfD instrumentalisiert Gott

Beitrag von Rembremerding »

Faust hat geschrieben: So 28. Apr 2019, 09:08 Deus lo vult („Gott will es!“) das ist der Schlachtruf mit dem die Kreuzritter in den Krieg zogen gegen den Islam.
Richtig. Einerseits sollte man die Intelligenz so mancher AfD-Campagner nicht zu hoch ansetzen, da genügt oft einfach nur Angst zu schüren, andererseits gibt es da durchaus welche, die gerade darum genau wissen, was sie tun.

Hier ein anderes Plakat aus Berlin:
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Quelle: https://twitter.com/AfDBerlin/status/11 ... 9fa3bcf6f0
Im Grunde blamiert sich die AfD damit gründlich, aber für einfache Gemüter genügt die Emotion. Das "Framing" passt.

Denn "Eurabien"?
Das Gemälde heißt "Le Marché d'esclaves" (Der Sklavenmarkt) und ist im Jahr 1866 der Fantasie des französischen Malers Jean-Léon Gérôme entsprungen. Heute ist es im Besitz des amerikanischen "Clark Art Institute".
Gérôme ist einer der bekanntesten französischen Maler des "Orientalismus". Man nennt so die klischeehaft-mystische Verklärung der arabisch-islamischen Welt. Im Europa des 19. Jahrhunderts war sie in der Kunstwelt ein absoluter Trend.

Dabei brachte er die wichtigsten Zutaten damaliger europäischer Orient-Fantasien auf die Leinwand: Sex und Barbarei. Seine Motive zeigen nämlich kein arabisches Alltagsleben, sondern die Wünsche des lüsternen europäischen Publikums, die da im 19. Jahrhundert waren: Harems-Darstellungen mit nackten Frauen, die sich scheinbar ihrem Schicksal ergeben haben, und gewalttätige, mächtige Männer.

Man beachte auch die unterschiedlichen Hautfarben: hellhäutige Frauen, dunkelhäutige Männer. Die ästhetische Darstellung fügte sich nämlich in damalige europäische Fantasien und Schönheitsidealen ein.

Der Sinn damals (wie heute?) war also: Westliche Männer können ihren Voyeurismus befriedigen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Der Täter auf dem Bild ist ja schließlich ein "Araber". Orient - barbarisch, Europa - kultiviert, dieses Bild sollte damals, mitten im Kolonialismus, und auch heute vermittelt werden.

Ups, jetzt wurde es schon eine Bildbesprechung. :lol:

Fazit:
Das Wahlplakat gibt Auskunft darüber, wie unser Blick auf den "Orient" bis heute von Klischees geprägt ist. Und ebenso darüber, wie die Sex- und Gewaltfantasien einiger lüsterner Männer unseren Blick auf die Welt verfälschen können.
Ich hoffe nicht, dass dies jene Geschichte der europäischen Kultur ist, welche die AfD vorgibt, verteidigen zu wollen. :oops:

Servus :wave:
Faust

Re: AfD instrumentalisiert Gott

Beitrag von Faust »

Rembremerding hat geschrieben: So 28. Apr 2019, 10:45Das Gemälde heißt "Le Marché d'esclaves" (Der Sklavenmarkt) und ist im Jahr 1866 der Fantasie des französischen Malers Jean-Léon Gérôme entsprungen. Heute ist es im Besitz des amerikanischen "Clark Art Institute". Gérôme ist einer der bekanntesten französischen Maler des "Orientalismus". Man nennt so die klischeehaft-mystische Verklärung der arabisch-islamischen Welt. Im Europa des 19. Jahrhunderts war sie in der Kunstwelt ein absoluter Trend.

Dabei brachte er die wichtigsten Zutaten damaliger europäischer Orient-Fantasien auf die Leinwand: Sex und Barbarei. Seine Motive zeigen nämlich kein arabisches Alltagsleben, sondern die Wünsche des lüsternen europäischen Publikums, die da im 19. Jahrhundert waren: Harems-Darstellungen mit nackten Frauen
Richtig :D oh je, die olle Legende vom triebhaften Orientalen. Ja, der Orient war seit jeher eine beliebte Projektionsfläche für die Europäer. Solange die Europäer noch einer eher prüden, puritanischen Sexualmoral folgten, wurde diese in Abgrenzung zur angeblich dekadenten muslimischen Sexualmoral idealisiert. Der Orient wurde als ein Ort ungehemmter Haremserotik imaginiert, der Islam wurde zur unzivilisierten Religion der erotischen Libertinage. Doch dann ereignete sich die sexuelle Revolution in den 1960er Jahren. Seitdem hat sich das Narrativ geändert: nun gilt der Islam plötzlich als rigide, lust- und körperfeindlich.
Ups, jetzt wurde es schon eine Bildbesprechung. :lol:
Jean-Léon Gérôme gehört zu meinen Lieblingsmalern.
Rembremerding

Re: AfD instrumentalisiert Gott

Beitrag von Rembremerding »

Faust hat geschrieben: So 28. Apr 2019, 11:27 Jean-Léon Gérôme gehört zu meinen Lieblingsmalern.
Bei Orientalisten: Rudolf Ernst (Bild Gemeinfrei)
Ernst_Rudolf_The_Staircase_Under_The_Trees.jpg
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Re: AfD instrumentalisiert Gott

Beitrag von Magdalena61 »

Rembremerding hat geschrieben: So 28. Apr 2019, 08:16Man kann an Christen nur appellieren nicht auf diese Verballhornung des Glaubens hereinzufallen und Atheisten versichern, dass die Kirche(n) des Herrn nichts mit der verbitterten und menschenverachtenden Ideologie der AfD zu tun hat.
Oder anders herum.
Man kann nur davor warnen, auf die Tricks der Altparteien und der ihnen hörigen Medien hereinzufallen und eine demokratisch gewählte Oppositionspartei in allen Varianten zu bekämpfen, die alles andere als demokratisch sind.

Die etablierten Parteien haben das Land dahin gebracht, wo es jetzt ist.
Alles chaotisch. Dauerkniefall vor der Wirtschaft, die unseren Lebensraum zerstört. Das Volk soll verzichten, um "die Umwelt zu retten", der Wirtschaft werden keine nennenswerten Einschränkungen aufgezwungen.

ICH unterschreibe NICHT die unzähligen Vergewaltigungen und Morde an Einheimischen. Auch nicht die Verarmung des Volkes durch immer höhere Abgaben, um diese idiotische und gottlose Politik zu finanzieren. Und deshalb werde ich keine der Altparteien wählen, denn indem ich keinen Widerstand leiste, mache ich mich mitschuldig an ihren schrecklichen Sünden.

Ich unterschreibe auch nicht die Kirchenschändungen in Frankreich und die Terrorangriffe auf jüdische und christliche Einrichtungen in der ganzen Welt. Radikalen Muslimen müssen von der Weltgemeinschaft radikale Grenzen gesetzt werden. Wirksam und kompromißlos. Hier versagen alle christlichen Regierungen komplett, bis auf die USA, aber derjenige, der sein Volk beschützt, wird ja genauso beschimpft und zerrissen wie alle, die sich der Hure entgegenstellen und nicht mit den Wölfen im Schafspelz heulen.

Die AfD ist nicht optimal. Ein gemischter Haufen, aber es gibt teilweise gute Ansätze. Nicht nur bei der grünen Abtreibungspartei tummeln sich "Christen", sondern auch in der AfD. In Letzterer engagieren sich auch Juden, weil die AfD die einzige Partei im Bundestag ist, die den importierten Antisemitismus nicht stillschweigend toleriert.

Man sollte nicht nur die Verleumder und Berufsdemogogen lesen, sondern auch direkt an den Quellen der AfD. Und da klingt einiges durchaus plausibel und vernünftig:
God bless you all for what you all have done for me.
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