Biblizismus- Christlicher Fundamentalismus

Rund um Bibel und Glaube
Ams

Biblizismus- Christlicher Fundamentalismus

Beitrag von Ams »

abgetrennt aus: Sind Katholiken Christen oder nicht?

Hatte mich eine Zeitlang mit dem Phänomen des Bibelfundamentalismus beschäftigt.

Also mit der Idee daß das Wort Gottes in irrtumsloser Form in der Bibel - und ausschließlich nur in der Bibel - stünde.

Aufgefallen ist mir dabei... daß davon wiederum die aller meisten Vertreter/innen... auch gleichzeitig dem "Bibel-Interpretations-Fundamentalismus" angehörig sind.

Also nicht nur daß das Wort Gottes ausschließlich und irrtumslos nur in der Bibel zu finden sei... Nein... sondern auch, daß die persönliche (oder Gruppen-) Interpretation dessen... irrtumslos, und einzig mögliches... Wort Gottes sei.

Sprich: Die Tür gleich doppelt abgesperrt und den Schlüssel in den Gulli geworfen :shock:

(Das gleiche Phänomen ist mir übrigens auch im Islam bzgl. dem Koran aufgefallen. Eins zu Eins die gleiche Vorgehensweise)

Mein Fazit lautete dann, daß der Bibelfundamentalismus sich erst gar nicht auf die Bibel selbst zurück führen läßt.

Und noch viel weniger der "Bibel-Interpretations-Fundamentalismus".

Woher auch immer diese beiden ihren Ursprung haben mögen... imho weder aus der Bibel... noch aus den darin enthaltenen Überlieferungsworten von Jesus.

Das wäre vieleicht noch ein angrenzendes Thema für sich... da mir dies hier im Thread auch noch zum Teil aufgefalllen ist.

lg Ams
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lovetrail
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Re: Sind Katholiken Christen oder nicht?

Beitrag von lovetrail »

Mir kommt das ein wenig so vor, wie in diesen Hollywoodfilmen, wo ein untreuer Ehepartner/In im Bett mit jemand anderen erwischt wird und er/sie dann beteuert: "Es ist nicht so wie es aussieht, warte ich kann alles erklären...."

Und nach der Logik dieser Streifen ist dieser Augenschein dann wirklich eine Verkettung von "Zufällen" und Neigungen...(zumindest ist das auch die unterschwellige Botschaft ans Publikum).

8-)

LG und besondere Grüße an unseren Munro. :wave:
Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, so wird Christus dich erleuchten!
thomas4
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Re: Sind Katholiken Christen oder nicht?

Beitrag von thomas4 »

Ams hat geschrieben:Also mit der Idee daß das Wort Gottes in irrtumsloser Form in der Bibel - und ausschließlich nur in der Bibel - stünde.
Nun - ich für meinen Teil BIN genau davon überzeugt - dass die Bibel das Wort Gottes in irrtumloser Form enthält. Damit meine ich nicht, dass sich nicht in die einzelnen Ausgaben hier und da Übersetzungsfehler eingeschlichen haben könnten. Natürlich ist das möglich. Doch die Botschaft von Gottes Wort wird damit keinen Deut verfälscht, wie es manche behaupten.

Allerdings gehe ich auch nicht von einer völlig fehlerfreien Auslegung meiner Person aus. Selbstverständlich irre ich mich hier und da. Das sind aber MEINE Irrtümer, nicht die Irrtümer Gottes.

Wenn jedoch die Bibel NICHT das Fundament meines Glaubens wäre, so hätte ich keinen wirklich gültigen Glauben und dieser würde mir auch keinerlei Maßstäbe für mein Leben an die Hand geben können. Übrigens ist ein Elektriker noch viel mehr ein "Fundamentalist", denn wenn er sich nicht 1 zu 1 an die einschlägigen Vorschriften und Gesetze hält, kann es zu immensen Schäden oder gar zum Tode einzelner Menschen führen.

Also ja: Ich halte mich für jemanden, der auf dem Fundament der Bibel steht und sich danach richtet. Was daran aber negativ sein soll, müsste jemand mal etwas genauer erklären.
Munro

Re: Sind Katholiken Christen oder nicht?

Beitrag von Munro »

Ams hat geschrieben: Fr 10. Mai 2019, 02:21
Mein Fazit lautete dann, daß der Bibelfundamentalismus sich erst gar nicht auf die Bibel selbst zurück führen läßt.
Du sprichst ein wahres Wort gelassen aus.
Was die Bibel ist, das wurde ja erst ums Jahr 400 herum festgelegt.

Und die biblischen schriften selbst stammen ja nun auch nicht von Jesus direkt, und auch nicht von den Evangelisten ganz direkt.


Drum heißt es auch immer ganz richtig: "das Evangelium nach Markus usw ...."
jesher

Re: Sind Katholiken Christen oder nicht?

Beitrag von jesher »

Ams hat geschrieben: Fr 10. Mai 2019, 02:21Hatte mich eine Zeitlang mit dem Phänomen des Bibelfundamentalismus beschäftigt. Also mit der Idee daß das Wort Gottes in irrtumsloser Form in der Bibel - und ausschließlich nur in der Bibel - stünde. Aufgefallen ist mir dabei... daß davon wiederum die aller meisten Vertreter/innen... auch gleichzeitig dem "Bibel-Interpretations-Fundamentalismus" angehörig sind.Also nicht nur daß das Wort Gottes ausschließlich und irrtumslos nur in der Bibel zu finden sei... Nein... sondern auch, daß die persönliche (oder Gruppen-) Interpretation dessen... irrtumslos, und einzig mögliches... Wort Gottes sei.
Sprich: Die Tür gleich doppelt abgesperrt und den Schlüssel in den Gulli geworfen :shock:
Wenn man sich als aller meiste Gesprächspartner solche Leute für dieses Thema aussucht, wird man solches natürlich attestieren können, ja. Viel Aussagekraft hat das allerdings nicht.
Ams hat geschrieben: Fr 10. Mai 2019, 02:21Mein Fazit lautete dann, daß der Bibelfundamentalismus sich erst gar nicht auf die Bibel selbst zurück führen läßt.
Und wie bist Du auf dieses Fazi gekommen?
Esperanzia hat geschrieben: Fr 10. Mai 2019, 09:01 Was die Bibel ist, das wurde ja erst ums Jahr 400 herum festgelegt.
Na, da hat wohl jemand den Großteil der Überlieferungs- und Kanonisierungsgeschichte verschlafen.
Hiob
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Re: Sind Katholiken Christen oder nicht?

Beitrag von Hiob »

Ams hat geschrieben: Fr 10. Mai 2019, 02:21 Hatte mich eine Zeitlang mit dem Phänomen des Bibelfundamentalismus beschäftigt.

Also mit der Idee daß das Wort Gottes in irrtumsloser Form in der Bibel - und ausschließlich nur in der Bibel - stünde.
Das ist eines von vielen Beispielen für das, was ein deutscher Dichter mal sinngemäß gesagt hat: "Ich denke etwas, forme es in Worte, und wenn diese Worte meinen Mund verlassen, verfaulen sie sofort im falschen Verständnis der Hörer"

Konkret: Zunächst muss man "fundamental" und "fundamentalistisch" unterscheiden. - Weiterhin muss man ermitteln, was eigentlich mit "irrtumsfrei" GEMEINT ist - dazu gibt es überraschende Antworten, die ich leider erst wieder nachfragen müsste (ich weiß nur, dass ich damals überrascht war). - Um es salopp zu sagen: Wenn in der Bibel steht "Und Jesus lief mit seinen Jüngern eine halbe Stunde von x nach y", dann kann das falsch sein, weil man meinetwegen mindestens 3 Stunden braucht, was man weiß, welche Orte damit gemeint sind. - Und dieses "das ist falsch" fällt NICHT unter "irrtumslos" im Sinne von "das MUSS jetzt aber richtig sein".

Dieses Thema ist ein Dickes Brett, zu dem wir hier vermutlich keinen Ansprechpartner haben, der umfassend durchblickt.
jesher

Re: Sind Katholiken Christen oder nicht?

Beitrag von jesher »

Also die "bibelfundamentalistischen Bibelchristen" (was auch immer diese hier als Vorwurf benutzten Worte bedeuten mögen) die ich kenne sind super tolle Leute. Sozial engagiert, großzügig, freundlich, maßvoll, gastfrei und kämen nie auf die Idee, ihre Sicht der Dinge wäre die einzig richtigen auf dieser Welt. Sie sind stets offen dafür hinzuzulernen, prüfen alles allein anhand der Bibel und lernen so ständig hinzu. In dem sie das tun folgen sie den Anweisungen in der Bibel, welche von Jesus und den Aposteln vorgelebt wurden.

Man wird ihnen immer vorwerfen, sie würden durch ihre Begrenzung auf die Bibel andere Sichtweisen ausgrenzen. Das ist in Ordnung und überrascht niemanden. Genau so wirft man ihnen ihre Einschränkng auf Jesus vor, da sie ihn als den einzigen Weg, die einzige Wahrheit und das einzige Leben angenommen haben. Dadurch grenzt man naturgemäß andere Glaubensansichten aus und erfährt stets Angriffe. Jesus hat da nie ein Geheimnis draus gemacht und auch nie etwas anderes behauptet. Ist bis in der Bibel nachzulesen und wird von den so viel geschmähten Jesusnachfolgern heute so gelebt und geglaubt. Wer das nicht will, sollte einen weiten Bogen um den Glauben machen, den Gott erschafft und über den man in der Bibel so viel lesen kann.
Ams

Re: Sind Katholiken Christen oder nicht?

Beitrag von Ams »

Zwischen Katholik-Sein und Wiedergeborener-Christ-Sein... besteht für mich kein Unterschied.

Beides sind jeweils nur unterschiedliche Formulierungen der gleichen Sache... und natürlich das beste und klügste und edelste, ja... sogar das königlichste... zu welchen Weg sich ein Mensch überhaupt nur entscheiden kann.

Wohlgemerkt aber: Katholisch... und Wiedergeborener-Christ (Joh 3,8)... in ihrer ursrpünglichen Bedeutung.


Stufe für Stufe, Schritt für Schritt, diesen Weg Christi gehen. Sein ganzes Leben lang.

Die Bibelauslegung hängt in erster Linie davon ab... auf welcher Stufe man des Weges dabei steht.

Umso katholischer der spirituelle Horizont... umso Wahrhaftiger und Tiefgründiger die Bibelauslegung.

Dann kommt ein Punkt des Weges... wo man die tieferen Wahrheit Gottes überall erkennt wo auch immer sie auftreten.

Nicht am Vokabular... auch nicht am Buchstaben... Nein, sondern an der Schwingung die sie transportiert und den eigenen Geist berührt.

Dann hat man eine wichtige Hürde überschritten... auf den Weg zur Herrlichkeit... auf dem Weg zur Auferstehung der Toten.


So ging es auch St. Paulus damals... als er bzgl. dem Ziel des Weges schrieb:

...

"Ich will nicht behaupten, das Ziel schon erreicht zu haben oder schon vollkommen zu sein; doch ich strebe danach, das alles zu ergreifen, nachdem auch Christus von mir Besitz ergriffen hat.

Nein, ich bilde mir nicht ein, es schon geschafft zu haben, liebe Geschwister; aber eins steht fest: Ich vergesse das Vergangene und schaue auf das, was vor mir liegt.

Ich laufe mit aller Kraft auf das Ziel zu, um den Siegespreis droben zu gewinnen, für den Gott uns durch Jesus Christus bestimmt hat. "

(Phil 3,12)

...
Rembremerding

Re: Sind Katholiken Christen oder nicht?

Beitrag von Rembremerding »

Hiob hat geschrieben: Fr 10. Mai 2019, 09:22 Konkret: Zunächst muss man "fundamental" und "fundamentalistisch" unterscheiden.
Der Biblizismus, also die rigoristische wortwörtliche Auslegung der Bibel, ist ein relativ neues, im Protestantismus entstandenes Phänomen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Er war eine Antwort auf den Darwinismus. Er entspringt also im Grunde einer Verunsicherung. Die Irrtumslosigkeit der Bibel ist nicht allein im Biblizismus gegeben, sondern es ist allgemeines christliches Verständnis, allerdings hier aufgrund der in der Bibel vorhandenen vier Schriftsinne und nicht nur des wortwörtlichen.
Der Biblizismus, oft auch Bibelfundamentalismus genannt, der auch keine andere Auslegung gelten lässt, hat keine biblische Grundlage. Oft wollen Biblizisten das sola scriptura von Martin Luther als Beleg anführen, was aber zu kurz gegriffen ist, sagte er doch selbst:
Jede Stelle der Schrift ist von unendlicher Einsicht; darum was du erkennst, mache nicht hochmütig geltend, bestreite nicht dem anderen seine Einsicht und wehre ihn nicht ab! Denn es sind Zeugnisse, und jener sieht vielleicht, was du nicht siehst – So ist immer voranzuschreiten in der Erkenntnis der Heiligen Schrift.
Der Biblizismus wird gerne vom fundamentalistischen Christentum adaptiert. Fundamental jedoch ist im Wortsinne das Christentum im allgemeinen, denn es ist auf dem einzigen Fundament, der Eckstein zugleich ist, errichtet, Jesus Christus.

Servus :wave:
Ams

Re: Sind Katholiken Christen oder nicht?

Beitrag von Ams »

Rembremerding hat geschrieben: Fr 10. Mai 2019, 12:22 Der Biblizismus, also die rigoristische wortwörtliche Auslegung der Bibel, ist ein relativ neues, im Protestantismus entstandenes Phänomen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts.
Der von Dir angesprochene Buchstaben-ismus... ist ein viel älteres... inter-konfesionelles... ja auch inter-religiöses Phänomen.

Judentum, Christentum, Islam gleichermasen betroffen.

St. Paulus nannte es seiner Zeit: "Dienst des Todes"... "Dienst der Verdammnis"... "der Buchstabe tötet". (2 Kor 3)

Das zeichnet(e) auch die Diener Christi des neuen Bundes aus. Welcher... "nicht vom Buchstaben, sondern vom Geist gekennzeichnet ist." (2 Kor 3,6)
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