Eine zweite Chance

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Magdalena61
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Eine zweite Chance

Beitrag von Magdalena61 »

Hebr. 6, 4-6 (LUT): Denn es ist unmöglich, die, die einmal erleuchtet worden sind und geschmeckt haben die himmlische Gabe und Anteil bekommen haben am Heiligen Geist und geschmeckt haben das gute Wort Gottes und die Kräfte der zukünftigen Welt und dann doch abgefallen sind, wieder zu erneuern zur Buße, da sie für sich selbst den Sohn Gottes abermals kreuzigen und zum Spott machen.
Mit den in Hebr. 6 beschriebenen Gläubigen sind "echte" Christen gemeint, keine Frage. Wenn von denen einer abirren und den Glauben ganz aufgeben sollte, dann gibt es kein Zurück, steht in den verlinkten Versen.

Aber--- gilt das jetzt für alle Ex- Cristen, die sich einmal eine Weile lang zu Jesus bekannten, die in eine Gemeinde gingen, vielleicht sogar ein Amt inne hatten, in der Bibel lasen und beteten... und dann aus irgendwelchen Gründen auf Distanz zu all dem gingen und... Gott aus den Augen verloren?

Ihr Glaube ging nicht in die Tiefe, er wurde nicht wirklich zu einer festen Überzeugung?

Das kommt leider oft vor.

Da kommen Menschen zum Glauben (oder werden in eine Kirche hineingetauft oder von den gläubigen Eltern/ Erziehern an christliche Sitten gewöhnt) und sie sind auch wirklich interessiert. Und dann werden sie erwachsen und kritischer. Vielleicht sind sie in Gemeinden integriert, in denen alles Mögliche beachtet werden muß: Die Tradition, die Art der Kleidung, die Art der Freizeitgestaltung... das Vokabular, die Weltanschauung, der gemeindeeigene Dresscode= Werke---vielleicht gibt es noch einen Personenkult mit Predigern, die man hören und deren Namen man sich merken muß und so weiter.

Der Kandidat bemüht sich, alles zu tun, was man von ihm verlangt, damit er die Zugehörigkeit zu der Gruppe erwirbt und als vollwertiges Mitglied betrachtet wird. Und, damit er nicht in die Hölle kommt.

Er stellt die üblichen Fragen, erhält aber oftmals keine befriedigenden Antworten. Möglicherweise wird er dahingehend belehrt, dass ein guter Christ niemals peinliche Fragen stellen und allzeit vergebungsbereit sein sollte, und zweifeln darf er auch nicht, denn dann ist er ein "Scheinchrist", und man erklärt ihm, nur diese und keine andere Konfession vermittele den Weg zur Seligkeit.

Mit den Fragen: "Was ist dann mit all den anderen Christen? und mit den Angehörigen anderer Religionen?" und anderen Fragen wird er alleine gelassen.

Seine Zweifel wachsen, aber er getraut sich nicht, darüber zu sprechen, weil man ihm dann sagt, er solle "mehr glauben" oder: Die Zweifel kämen von Sünde in seinem Leben und Gott sei zornig auf ihn.

Mangels Wissen und mangels ausreichender Bibelkenntnis erhält er auf seine Fragen keine verständlichen Antworten. So kann kein tragfähiges Fundament entstehen, auf dem sein Glaube wachsen könnte.

Aber die unbeantworteten Fragen und die ungelösten Probleme nagen ganz tief innen drin. Solcherart verunsicherte Christen leben einen schizophrenen Glauben: Nach außen hin machen sie alles mit und sind eifrig dabei, aber innen drinnen zweifeln sie und könnten auf die Frage nach dem Grund ihres Glaubens nur ein paar schwache Argumente nennen, von denen sie selbst nicht so richtig überzeugt sind.

Irgendwann kippen sie die christlichen Aktivitäten und gehen zurück in die "Welt".

Was ist mit ihnen? Sie haben die Gabe des Heiligen Geistes wenigstens ansatzweise geschmeckt, denn wer das Wort hört und glaubt, auf den fällt nach Apg. 10, 44 der Geist Gottes.

Können sie nochmals einen neuen Anfang machen mit Gott?
Auch dann, wenn sie immer noch zweifeln?

LG
God bless you all for what you all have done for me.
jesher

Re: Eine zweite Chance

Beitrag von jesher »

Ein sehr schweres Thema. Schwer, nweil es um persönliche Schicksale geht über die man (ich) nur schwer in einem sachlich distanzierten Ton sprechen kann.

Zunächst teile ich meine Prämisse mit:
Ich halte es für möglich, dass echte Christen die Ewigkeit in der Gottesferne verbringen können.

Jedoch verbeitet dieses Thema schnell viele Unsicherheiten und Ängste. Aus diesem Grund möchte ich allen echten Christen Mut machen und keine Angst verbreiten. Daher beschränke ich mich auf folgende Aussagen:
1. Man kann den Glauben an Gott nicht einfach "verlieren" wie man einen Schlüssel oder irgendeinen anderen Gegenstand verliert. Es geht also nicht um ein "Huups! Wie konnte das denn passieren?!?" Niemand verliert also den Glauben an Gott durch ein Versehen oder unbeabsichtigt.
2. Gott lässt seine Kinder nicht einfach so gehen. Ein gravierender Unterschied vom Neuen Bund zum Alten Bund ist, dass sich eine Bitte wie in Psalm 51,13 erübrigt hat. Gott nimmt seinen Geist nicht mehr aus einem Menschen. Darüber hinaus lässt er einen Menschen auch nicht einfach so gehen. Es gibt also keine Kurzschlußhandlungen die man in einem Anfall von Stress, Kummer, Trauer oder Verzweiflung begeht und hinterher bei klarem Verstand dann zu tiefst bereut, aber nicht mehr rückgängig machen könnte. Gott geht seinen Menschen nach, leitet sie zurück, bewahrt sie, führt sie durch dunkle Täler, bleibt ihnen aber stets als Licht der Hoffnung, als Träger von Leid, als Halt in Schwachheit, in Ermutigung und Trost an der Seite.

Kurz gesagt: Um als echter Christ von Gott wegzukommen bedarf es einiges an Anstrengung. Genauer möchte ich das nicht eingrenzen.

Gedanken zu Evangelisation / Mitläufer:
Um Mitläufer möglichst zu vermeiden, hat Jesus den Menschen die ihm folgen wollten recht deutlich mitgeteilt, was die Konsequenzen ihrer Entscheidung sein würden. Worte die manchmal derart hart und abweisend klingen das man meinen könnte, er verschrecke einige Leute absichtlich. Worte die heute kaum noch wer in den Mund nehmen möchte, um potentielle Interessenten nicht zu verschrecken. Allerdings vergisst man, dass es bei dem Evangelium ja nicht um ein neues Hobby oder einen theologisch-philosophischen Debattierclub. Es geht um Leben und Tod.
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Magdalena61
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Re: Eine zweite Chance

Beitrag von Magdalena61 »

Danke für den Beitrag.

Mit geht es um die Menschen, die sich von Gott abwandten, aus welchen Gründen auch immer, und die, weil ihnen Hebr. 6 bekannt ist, denken, es sei für sie nicht mehr möglich, Buße zu tun.

Selbstverständlich stelle ich die Warnung des Hebräerbriefes nicht in Frage.
Aber vielleicht trifft das Urteil nicht auf jeden zu, der Erfahrungen mit Jesus gemacht hatte und Ihn dann aus den Augen verlor.

Manchmal wenden Christen sich ab, weil sie so fürchterlich enttäuscht sind von Gott. Sie leiden daran, dass sie sich von Gott im Stich gelassen fühlen.

Petrus hat doch auch eine zweite Chance bekommen.
Lk. 22, 31-32 (SLT): Es sprach aber der Herr: Simon, Simon, siehe, der Satan hat euch begehrt, um euch zu sichten wie den Weizen; ich aber habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhöre; und wenn du einst umgekehrt bist, so stärke deine Brüder!
Petrus hat definitiv seinen Herrn verleugnet. Das ging ja länger, mindestens eine Stunde lang, insgesamt log er drei Mal "ich kenne ihn nicht"; "Nein, ich gehöre nicht zu denen", "Was redest du da für einen Müll?". Lk. 24.

Dass er Angst hatte, ist verständlich. Warum Petrus nicht sofort den Hof verließ, nachdem er das erste Mal angesprochen worden war, ist nicht mehr verständlich.

Jesus sagt zu Petrus, Er habe bereits im Vorfeld dafür gebetet, "dass dein Glaube nicht aufhöre". Als der Jünger sich im Hof des Hohenpriesters wiederholt von seinem Herrn lossagte, war das nicht gerade ein Glaubenszeugnis.

Betet Jesus auch für diejenigen der Christen, die an Ihm verzweifelten-- wie Petrus?
Ich denke: Ja. Natürlich.
LG
God bless you all for what you all have done for me.
jesher

Re: Eine zweite Chance

Beitrag von jesher »

Zwei Gedanken kamen mir zu Deinem Beitrag:

1. Es gibt für Christen keine "zweite Chance".
2. Bei welchem Christen der chancenlose Zustand erreicht ist, kann man nicht oder nur schwer einschätzen.
Magdalena61 hat geschrieben: Di 13. Aug 2019, 14:39 Petrus hat doch auch eine zweite Chance bekommen.
Ich denke nicht, dass wir Petrus nicht mit uns vergleichen können. Seine Situation war eine andere. Lukas 22,31+32 bezieht sich voraussichtlich auf Pfingsten und die Zeit danach.
Magdalena61 hat geschrieben: Di 13. Aug 2019, 14:39 Betet Jesus auch für diejenigen der Christen, die an Ihm verzweifelten-- wie Petrus?
Ich denke: Ja. Natürlich.
Wir müssten im Zuge dessen wohl auch noch über:
1Joh 5,13-17 hat geschrieben:13 Das habe ich euch geschrieben, damit ihr wisst, dass ihr das ewige Leben habt, euch, die ihr glaubt an den Namen des Sohnes Gottes. 14 Und das ist die Zuversicht, mit der wir vor ihm reden: Wenn wir um etwas bitten nach seinem Willen, so hört er uns. 15 Und wenn wir wissen, dass er uns hört, worum wir auch bitten, so wissen wir, dass wir erhalten, was wir von ihm erbeten haben. 16 Wenn jemand seinen Bruder sündigen sieht, eine Sünde nicht zum Tode, so mag er bitten, und Gott wird ihm das Leben geben – denen, die nicht sündigen zum Tode. Es gibt aber eine Sünde zum Tode; bei der sage ich nicht, dass jemand bitten soll. 17 Jede Ungerechtigkeit ist Sünde; aber es gibt Sünde nicht zum Tode.
und deren Zusammenhang sprechen.
Rembremerding

Re: Eine zweite Chance

Beitrag von Rembremerding »

Bei all dem wenn und aber und ob:

Warum ist bei diesen Menschen keine Buße mehr möglich?
Weil sie Jesus erneut kreuzigen und damit zum Spott machen.
Das heißt: sie glauben nicht, dass sie bereits erlöst sind und immer wieder mit Reue Buße tun können. Das Erlösungswerk des Herrn ist getan, man muss ihn nicht erneut kreuzigen! Denn dann wäre er nur noch tot ohne Auferstehung, ohne Hoffnung.

Der Abfall vom Herrn ist das Eine. Aber dann daran zu glauben, dass dieser Abfall von Jesus Christus nicht mehr verziehen werden kann, das Andere.
Warum ist diese Einstellung so gefährlich bei Christen, die bereits Anteil am Hl. Geist hatten?
Weil ihr Gewissen bereits geschult ist, weil sie selbst ihren Abfall klar durchschauen, weil sich dadurch in Klarheit ihre ganze Sünde vor ihnen auftut, der ganze Abgrund, und weil sie nun keine Rettung mehr haben. Man kann nun auf dreierlei Art reagieren: Mit Verzweiflung, mit Trotz, der den Stolz bedient (sehr beliebt, weil er das Ego schmeichelt und in Sicherheit wiegt) oder mit tiefer Reue.
Wir Christen dürfen für alle jene dort weiterbeten, wo der Abfall eines anderen Christen sie davon abhält!

Die erste Reaktion zeigte Judas. Er war vom Herrn ausgewählt, sah seine Wunder, hörte lange Zeit seine Lehren und er hat ihn verraten. Später wurde ihm seine Sünde im Übermaß bewusst und in ihm der Glaube, dass die Liebe des Herrn für diese böse Tat, die er zwar bereute, nicht ausreichte, so verzweifelte er. Derweil wäre der Herr auch für ihn gestorben und könnte ihn von seinen Sünden erlösen. Hätte Judas sich doch nur an die letzten Worte des Herrn an ihn erinnert, nachdem er ihn verriet. Der Herr nannte ihn "MEIN FREUND!"
Für die letzte Reaktion ist Petrus ein gutes Beispiel. Er bereute, weinte bitterlich.

Die zweite Reaktion wird hier noch näher beschrieben (Mt 12:43-45 REÜ):
Wenn ein unreiner Geist aus einem Menschen ausfährt, durchwandert er wasserlose Gegenden, um eine Ruhestätte zu suchen, findet aber keine. Dann sagt er: Ich will in mein Haus zurückkehren, das ich verlassen habe. Und er kommt und findet es leer, sauber und geschmückt.
Dann geht er und nimmt sieben andere Geister mit sich, die noch schlimmer sind als er selbst. Sie ziehen dort ein und lassen sich nieder. Und die letzten Dinge jenes Menschen werden schlimmer sein als die ersten.
Das Haus war sauber gemacht und geschmückt vom Hl. Geist, doch dann musste er es verlassen.
Zur Erbsünde (die ersten Dinge) kommt auch noch die Sünde (die Absonderung) gegen den Hl. Geist (die letzten Dinge).
Dies als eine Auslegungsmöglichkeit.

Fazit: Es gibt keine zweite Chance. Es gibt derer unzählig viele (70 mal 7).

Servus :wave:
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lovetrail
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Re: Eine zweite Chance

Beitrag von lovetrail »

Rembremerding hat geschrieben: Di 13. Aug 2019, 15:23

Fazit: Es gibt keine zweite Chance. Es gibt derer unzählig viele (70 mal 7).
Und wieso glaubst du dann nicht an die schließliche Versöhnung aller?
Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, so wird Christus dich erleuchten!
jesher

Re: Eine zweite Chance

Beitrag von jesher »

Rembremerding hat geschrieben: Di 13. Aug 2019, 15:23 Fazit: Es gibt keine zweite Chance. Es gibt derer unzählig viele (70 mal 7).
Das bezieht sich auf die notwendige Vergebungsbereitschaft. Hebr. 6 bezieht sich auf etwas anderes.
Rembremerding

Re: Eine zweite Chance

Beitrag von Rembremerding »

Man muss sich auch selbst vergeben können, 70 mal 7 mal.
Wer meint, die Erlösung des Herrn genügt nicht mehr für die eigenen Sünden, auch weil sie sich gegen den Hl. Geist richten, geht verloren, wenn er in diesem Glauben verharrt.
Es gibt eine Verschränkung zwischen dem Glauben an der Barmherzigkeit Gottes und der eigenen Barmherzigkeit, auch dem Umgang mit seiner Schuld.
Wer nicht an die immer größere Liebe Gottes glaubt, der will Jesus nochmal kreuzigen, weil die bisherige Erlösungstat in Anbetracht eigener Sünden nicht mehr genügt. Davon erzählt auch Hebr 6.
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lovetrail
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Re: Eine zweite Chance

Beitrag von lovetrail »

jesher hat geschrieben: Di 13. Aug 2019, 15:01
1. Es gibt für Christen keine "zweite Chance".
2. Bei welchem Christen der chancenlose Zustand erreicht ist, kann man nicht oder nur schwer einschätzen.
Als ich das las, musste ich schmunzeln ;-) Denn wie kann denn Punkt 1 praktische Relevanz bekommen wenn gleichzeitig auch Punkt 2 gilt?

LG
Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, so wird Christus dich erleuchten!
jesher

Re: Eine zweite Chance

Beitrag von jesher »

Aus meiner Sicht gibt es da nicht zu schmunzeln. Das Heil ist nichts worüber ich mich amüsieren könnte.

Der Zweck meines zweiten Punktes war, dass man Leuten nicht vorschnell das Heil absprechen soll und es auch nicht kann. Leider geschieht das zu oft, weshalb dies ein sehr praktischer Aspekt ist.

Einen weiteren sehr praktischen Gedanken hatte ich mit der Stelle aus dem Johannes Brief zitiert. Darüber sollte man unbedingt nachdenken.
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