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Weltsicht & Glaube aus jüdischer Perspektive

Verfasst: Di 27. Aug 2019, 11:15
von Spice
Auch von mir ein herzliches Willkommen, Israel!

Mich würde sehr die heutige jüdische Weltsicht/Glauben interessieren.
Ich habe eben das Zitat von Hillel gelesen, wo Du Ams zustimmtest "so einfach kann es sein".
Deshalb wundert es mich, dass es ihr es euch anscheinend so schwer macht, mit den über 600 Geboten.
Wozu das alles? - Ich habe mal eine Sendung gesehen, die hieß in etwa "7 Tage in einer jüdischen Familie", in der zum Ausdruck kam, dass selbst die praktizierenden Juden nicht wussten, weshalb sie bestimmte Zeremonien/Handlungen ausübten. Aber es ist doch m.E. Unsinn etwas zu tun, dessen Sinn man nicht kennt.

Ferner, da ihr Jesus nicht als Messias anerkennt - weshalb eigentlich nicht? - wartet ihr, Du noch auf einen? Und welche Vorstellungen habt ihr von ihm (Schließlich müsstet ihr ihn ja auch erkennen.)?

Haltet ihr es für notwendig einen neuen Tempel zu errichten und Tieropfer wieder einzuführen?

Eine Jüdin schrieb einmal, dass man die Zeit des Messias an einer besonderen Kuh erkenne (nein, nicht an der lila Kuh!).

Re: Hallo

Verfasst: Di 27. Aug 2019, 12:51
von Israel
Shalom Spice

Nächstenliebe ist das Grundprinzip des Judentums. Wobei zu detaillieren ist, was genau das dies beinhaltet. Da kommen dann die 613 Mitzvot ins Spiel.

Ex. 24.7 Und er nahm das Buch des Bundes und las es vor den Ohren des Volkes; und sie sprachen: Alles, was G-tt geredet hat, wollen wir tun und gehorchen.

G-tt verlangt nicht, daß wir verstehen, sondern tun und erfahren. Seine Wege und Gedanken, sind anders als menschliche. Wie oft erkennen wir erst im späteren Verlauf das Weshalb.
Und, seine Lehren zu befolgen, ist nicht so schwer, wie man oft meint. G-tt sagt selber:


5. Mose 30.12-14
Es ist nicht im Himmel, daß du sagen müßtest: Wer will für uns in den Himmel fahren und es uns holen, daß wir's hören und tun?
Es ist auch nicht jenseits des Meeres, daß du sagen müßtest: Wer will für uns über das Meer fahren und es uns holen, daß wir's hören und tun?
Denn es ist das Wort ganz nahe bei dir, in deinem Munde und in deinem Herzen, daß du es tust.

Die Kuh ist nicht lila, sondern rot. Eine davon wurde dieses Jahr geboren. Ob sie perfekt bleibt, wird die nächste Zeit zeigen.

Zu Jesus, ist einfach zu sagen, daß er weder den Tempel gebaut hat, noch die Juden aus dem Exil zurückbrachte, noch die die Toten auferstehen ließ, noch.........
Alles Gründe weshalb er nicht als Gesalbter gilt.

Der Tempel wird wieder errichtet werden, so wie auch Hesekiel es beschreibt.

Re: Hallo

Verfasst: Di 27. Aug 2019, 13:29
von Spice
Israel hat geschrieben: Di 27. Aug 2019, 12:51 Shalom Spice

Nächstenliebe ist das Grundprinzip des Judentums. Wobei zu detaillieren ist, was genau das dies beinhaltet.
Das ist sehr schön!
Da kommen dann die 613 Mitzvot ins Spiel.
...
Seine Wege und Gedanken, sind anders als menschliche. Wie oft erkennen wir erst im späteren Verlauf das Weshalb.
Und, seine Lehren zu befolgen, ist nicht so schwer
Es ist allgem. menschliche Erfahrung, dass einem oft erst später aufgeht, wozu etwas gut gewesen war.
Aber es leuchtet mir nicht ein, von Menschen gemachte Gebote zu befolgen, von denen man nach 2000 Jahren offenbar noch nicht mitbekommen hat, was sie bezwecken.
Also da kann man sie doch wirklich gut weglassen.
Die Kuh ist nicht lila, sondern rot. Eine davon wurde dieses Jahr geboren. Ob sie perfekt bleibt, wird die nächste Zeit zeigen.

Zu Jesus, ist einfach zu sagen, daß er weder den Tempel gebaut hat, noch die Juden aus dem Exil zurückbrachte, noch die die Toten auferstehen ließ, noch.........
Alles Gründe weshalb er nicht als Gesalbter gilt.
Der Tempel wird wieder errichtet werden, so wie auch Hesekiel es beschreibt.
Gibt es im jüdischen Glauben niemanden der vieles, das in der Bibel steht, für zeitbedingt hält? - Eine Bewusstseinsentwicklung des Menschen ist doch nachvollziehnar. Und was einstmal gut und richtig war, muss es doch nicht auch heute sein!

Gerade die Religionen allgemein haben es, wie der Aberglaube, so an sich, dass Menschen etwas weitertradieren, was längst seinen Sinn verloren hat.

Wieder Tieropfer zu bringen ist doch mehr als ein Rückfall ins Mittelalter, sondern in eine Zeit, die - gottseidank - längst überholt ist. Macht man sich denn keine Gedanken?

Ich hoffe, Du fast das nicht als Affront auf. Genauso kritisiere ich Überholtes aus der christlichen Tradition.

Re: Weltsicht & Glaube aus jüdischer Perspektive

Verfasst: Di 27. Aug 2019, 13:44
von Israel
Shalom Spice

Du sprichst von Menschengeboten. Welche meinst du genau?

Liberale Juden, sehen dies wie du beschrieben hast.

Nur ist die Frage dann: Ist die Bibel G-ttes Wort? Ab dieser Antwort, werden sich die Wege teilen.

Zu den Opfern. Wenn du nicht gerade Vegetarier bist, musst du dir die gleiche Frage auch stellen. Die meisten Opfer wurden ja verzehrt.

Re: Weltsicht & Glaube aus jüdischer Perspektive

Verfasst: Di 27. Aug 2019, 13:55
von Spice
Israel hat geschrieben: Di 27. Aug 2019, 13:44 Shalom Spice

Du sprichst von Menschengeboten. Welche meinst du genau?
Die Mitzvot.
Liberale Juden, sehen dies wie du beschrieben hast.

Nur ist die Frage dann: Ist die Bibel G-ttes Wort? Ab dieser Antwort, werden sich die Wege teilen.
Auf alle Fälle musste es den Erfordernissen und Verständnismöglichkeiten der Zeit in der die Menschen, an die es gerichtet wurde, lebten gerecht werden. Damit kann es niemals mehr sein, als Wahrheit in zeitbedingter Einkleidung und oft auch Gültigkeit.
Zu den Opfern. Wenn du nicht gerade Vegetarier bist, musst du dir die gleiche Frage auch stellen. Die meisten Opfer wurden ja verzehrt.
Das ist aber nicht der Grund und Zweck des Opfers.

Ich habe noch eine andere Frage: Sieht man heute (noch) im Judentum, dass der jüdische Glaube universell ist, oder hat die jüdische Religion nur Berechtigung für das eigene Volk? D.h. hat sie einen Wert für andere und entwickelt sie sich weiter? Oder sind die Offenbarungen abgeschlossen? Kurz, kommt noch etwas Neues?

Re: Weltsicht & Glaube aus jüdischer Perspektive

Verfasst: Di 27. Aug 2019, 14:31
von Israel
halom Spice

Die Mitzvot sind alle in der Tora festgehalten. Kein Prophet oder Rabbiner hat diese jemals geändert.

Somit auch gleich als Antwort zu nächsten Frage. Wenn du die Tora als Wort G-ttes annimmst, kann dieses sich nicht ändern. Sonst wäre sein Wort nicht wahr.
Ein einfaches Prinzip, eigentlich. Die legitimen Fragen sind, ob am Shabbos einen Lichtschalter zu betätigen, dem Feuer machen gleichgestellt ist. Wenn ja, ist es verboten, wenn nein, ist es erlaubt.
Das Verbot des Feuerns am Shabbos, bleibt auf jeden Fall bestehen.

Die Grundsatzfrage hinsichtlich des Tötens von Tieren, ob zum Genuss, oder als Opfer und Speise bleibt erhalten.

Re: Weltsicht & Glaube aus jüdischer Perspektive

Verfasst: Di 27. Aug 2019, 14:55
von Ams
@ Israel... ich hätte auch noch eine Frage.

Wie sieht die Jüdische Orthodoxie welche Du vertrittst Reinkarnation?

lg Ams

Re: Weltsicht & Glaube aus jüdischer Perspektive

Verfasst: Di 27. Aug 2019, 14:59
von Munro
Spice hat geschrieben: Di 27. Aug 2019, 11:15
Ferner, da ihr Jesus nicht als Messias anerkennt - weshalb eigentlich nicht? - wartet ihr, Du noch auf einen? Und welche Vorstellungen habt ihr von ihm (Schließlich müsstet ihr ihn ja auch erkennen.)?
Dazu möchte ich sagen:

Nach jüdischem Glauben kann es sein, dass der Messias derzeit schon unerkannt und verborgen unter uns weilt.
Es kann jemand sein, der es selber noch nicht weiß, dass er der Messias ist.

Ja, sogar ich selber könnte es sein, wie man mir in der Synagoge sagte!

Re: Weltsicht & Glaube aus jüdischer Perspektive

Verfasst: Di 27. Aug 2019, 15:09
von Ams
Munro hat geschrieben: Di 27. Aug 2019, 14:59 Es kann jemand sein, der es selber noch nicht weiß, dass er der Messias ist.
Ähnlich wie mit Johannes dem Täufer quasi. Der von sich auch nicht wusste daß er der erwartete Elia ist (bzw. die Erinnerung daran fehlte)... als er danach gefragt wurde.

Spannend.

lg Ams

Re: Weltsicht & Glaube aus jüdischer Perspektive

Verfasst: Di 27. Aug 2019, 15:53
von Spice
Israel hat geschrieben: Di 27. Aug 2019, 14:31 halom Spice

Die Mitzvot sind alle in der Tora festgehalten. Kein Prophet oder Rabbiner hat diese jemals geändert.
?
Somit auch gleich als Antwort zu nächsten Frage. Wenn du die Tora als Wort G-ttes annimmst, kann dieses sich nicht ändern. Sonst wäre sein Wort nicht wahr.
Das sind eben die falschen Vorstellungen, die querbeet durch alle Religionsanhänger gehen.
Diese Vorstellung wird bereits im A.T. widerlegt.
Während in der Thora differenziert die Opfer aufgeführt werden, sagt (Gott durch) Jeremia: "Denn ich habe euren Vätern an dem Tage, als ich sie aus Ägyptenland führte, nichts gesagt noch geboten von Brandopfern und Schlachtopfern" (7,22)

Übrigens, weshalb schreibst Du G-tt und nicht Gott? Gott ist doch kein Eigenname!
Ein einfaches Prinzip, eigentlich. Die legitimen Fragen sind, ob am Shabbos einen Lichtschalter zu betätigen, dem Feuer machen gleichgestellt ist. Wenn ja, ist es verboten, wenn nein, ist es erlaubt.
Das Verbot des Feuerns am Shabbos, bleibt auf jeden Fall bestehen.

Die Grundsatzfrage hinsichtlich des Tötens von Tieren, ob zum Genuss, oder als Opfer und Speise bleibt erhalten.
An den Lichtschalter hatte ich auch gedacht.
Meinst Du wirklich, dass das Gott interessiert?

Wenn man 1. Mose nimmt, dann ist doch der Sabbath einfach als Tag der Vollendung gedacht und damit ein Hinweis, wie schön es ist, frei zu sein von Mühe und Arbeit zu der man durch den Sündenfall gezwungen ist. Er ist damit ein Bild der Erlösung.