lovetrail hat geschrieben: ↑Sa 14. Sep 2019, 09:41
Finde ich interessant was dieser Rabbiner sagt. Wie repräsentativ ist denn seine Ansicht für Juden?
Hallo lovetrail, prima, du scheinst der Einzige zu sein, der sich die beiden Interviews mit Rabbiner Shapiro angehört hat. Ich meine, seine Ausführungen sind ungemein wichtig und helfen einen besseren Überblick (siehe Threadthema) zu bekommen, nicht nur für Israelis und Juden, sondern für den Rest der Welt, denn die meisten haben 'verkehrte' Vorstellungen von Israel, Jerusalem und dem Judentum.
Eine Ursache liegt sicherlich in der zionistischen Bewegung, die starken Einfluß genommen hat und Israel (innen- und außenpolitisch) seit Tag und Jahr prägt.
Da die beiden Interviews in englischer Sprache gehalten sind, möchte ich wesentliche Punkte seiner Ansichten kurz aufführen.
(1) Israel sei (repräsentativer) Nationalstaat aller Juden
Rabbiner Shapiro (Amerikanischer Staatsbürger) stellt klar, daß Israel in Wahrheit kein repräsentativer Nationalstaat der (aller) Juden sei. Israel könne nur verantwortlich sein für seine Staatsbürger, namentlich alle Israelis.
Shapiro stellt heraus, daß politische und religiöse Angelegenheiten vermischt wurden und das wahre Judentum von einer zionistischen Bewegung vereinnahmt und mißbraucht wurde, siehe Israel.
Das Judentum ist eine Religionsgemeinschaft. Jude ist, wer an die jüdischen Religion/Tradition glaubt, die am Berg Sinai (unter Mose) ihren Anfang nahm. Das Judentum wäre gerade dadurch gekennzeichnet, daß es keine Nation sei.
Das Judentum ist kein gewachsener Nationalstaat, sondern eine geographisch losgelöste Religionsgemeinschaft, die auf der ganzen Welt verstreut war und ist. Es gab/gibt darum auch keinen kulturellen Nenner, denn ein Jude in Polen lebt ein ganz anderes Leben als ein Jude, der seit Generationen in Äthiopien lebt.
Was alle Juden verbindet, daß ist ihre Religion, wobei 'Hebräisch' im ursprünglichen Sinn nie eine Alltagssprache war, sondern eine 'heilige Sprache' - in der Ausübung der jüdischen Religion.
(2) Jerusalem als Hauptstadt aller Juden
Jerusalem kann nur Hauptstadt der Israelis sein, aber nicht Hauptstadt der Juden, denn Jerusalem hat für Juden (Judaismus) in erster Linie eine religiöse Bedeutung, sie ist eine 'heilige Stadt' und kein Politikum.
Es spielt keine Rolle, zu welcher Nation Jerusalem gehören würde, ob nun unter britischer, französischer oder palästinensischer Flagge, denn die religiöse Verbindung zu Jerusalem bleibt für den Judaismus immer dieselbe.