Was ist, wann, und wie der Mensch damit leben kann

Philosophisches zum Nachdenken
Rembremerding

Re: Was ist, wann, und wie der Mensch damit leben kann

Beitrag von Rembremerding »

... und darum stirbt der Mensch, wie es in der Hl. Schrift heißt?
Daraus folgt: allein Erkenntnisfähigkeit macht nicht göttlich.
Spice
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Re: Was ist, wann, und wie der Mensch damit leben kann

Beitrag von Spice »

Rembremerding hat geschrieben: Sa 25. Jul 2020, 10:35 Dies gelingt, wenn man seiner Selbst erkennt, in dem man Gott erkennt.
Ich würde eher sagen, die Wesensidentität mit Gott gilt es zu erkennen. Hier ist kein persönlicher Gott gemeint. Zum persönlichen Gott wird man selbst. Wenn man es in der christl. Terminologie ausdrücken will, dann wird man Gottes Sohn, dem "Bilde des Sohnes" gleich.
Spice
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Re: Was ist, wann, und wie der Mensch damit leben kann

Beitrag von Spice »

Rembremerding hat geschrieben: Sa 25. Jul 2020, 11:37 Es kann jedoch ebenso heißen, dass der Mensch allein im meßbaren erkennen der Natur durch seine Vernunft seine göttliche Ebenbildlichkeit vergisst. Denn würde er sich auf das Wahrnehmbare beschränken, entginge ihm das Transzendente, welche das Wahrnehmbare erst ins Licht der Erkenntnis ruft.
So ist es ja gekommen. Für viele ist es absurd, auch nur in Erwägung zu ziehen, es könne mehr als das Meß- und Wägbare geben.
In diesem Sinne ist tatsächlich eine spirituelle Verfinsterung unvorstellbaren Ausmaßes geschehen.
Es kann auch heißen, dass der Mensch durch den Sündenfall gerade seine Erkenntnisfähigkeit verlor und deshalb sich vom Göttlichen entfernte.
Die sinnliche Erkenntnis wurde ihm immer wichtiger. Es fand eine Schwerpunktverlagerung des Erkenntnisgegenstandes statt.
Es ist wichtig, zu erkennen, dass jeder Mensch eine bewusste oder unbewusste Vorannahme besitzt, die ihm die Sicht auf die Welt entweder vorgaukelt oder, im erkennen dieser Vorannahme, ins rechte, göttliche Licht rückt.
Dem kann ich zustimmen.
Spice
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Re: Was ist, wann, und wie der Mensch damit leben kann

Beitrag von Spice »

Rembremerding hat geschrieben: Sa 25. Jul 2020, 12:31
Anthros hat geschrieben: Sa 25. Jul 2020, 12:07
Das stimmt wohl, aber die Weisheitslehren, so auch die Anthroposophie, gehen davon aus, dass der Mensch sich (nicht nur) durch Wiederverkörperungen entwickelt.
Eine tragische Über- und Einschätzung: Der Mensch will auch vom Baum des Lebens nehmen, ohne das Gute zu wollen. In dieser Hinsicht ist der Buddhismus weiter: Wiederverkörperung ist eine Strafe.
Wiederverkörperung ist zunächst nichts anderes als das Fortbestehen des Lebens (das ewig ist) und das Fortwirken der Handlungen des Lebens.
Nach dem Sündenfall war deshalb das Fortwirken der Handlungen (Karma) ein vorwiegend negatives. Der Buddhismus und früher die Yogis haben aber begriffen, dass man durch die Handlungen der Loslösung von der Welt, die Gesetze von Karma und Reinkarnation zum Segen nutzen kann. Das ist erst recht seit der Zeitenwende der Fall.
Für einen Christen ist Karma und Reinkarnation beides. Fluch (wo er immer wieder im Guten versagt) und Segen, und er nutzt es zur Heiligung.
Es heißt biblisch kurz nach der Beschreibung des Sündenfalls, dass der Mensch durch das Nehmen von der Frucht des Erkenntnisbaumes so geworden sei wie das Göttliche.
... Die Erkenntnis, die den Menschen gottähnlich macht, hat immer mit der Ewigkeit zu tun.
Ja, nur wenn man sich mit dem Ewigen identifiziert, kann man die Abhängigkeiten vom Äußeren und die eigene Begierdennatur überwinden.
Anthros
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Re: Was ist, wann, und wie der Mensch damit leben kann

Beitrag von Anthros »

Rembremerding hat geschrieben: Sa 25. Jul 2020, 16:09 ... und darum stirbt der Mensch, wie es in der Hl. Schrift heißt?
Daraus folgt: allein Erkenntnisfähigkeit macht nicht göttlich.
Nun, wenn du der Aussage nicht Glauben schenken willst, wenn es vom Göttlichen heißt: Der Mensch ist wie wir! - Diese muss aber genau verstanden werden, denn dann erst bemerkt man, sie bezieht sich auf die Erkenntnisfähigkeit, nicht aufs Sterben.
Rembremerding

Re: Was ist, wann, und wie der Mensch damit leben kann

Beitrag von Rembremerding »

Im Wagenlenkergleichnis der Veden wurde eine Einführung in das Denken anderer Kulturen vermittelt und man stellt fest, dass einiges davon auch in der abendländischen Kultur zu finden ist, weil es philosophisches Allgemeingut der Vernunft ist.
Das antike Griechenland steht dem Abendland kulturell näher und dort werden ontische und philosophische Gedanken oft in Göttermythen übertragen und weitergegeben. Auch hier trifft man auf das Motiv, dass mit der Erkenntnisfähigkeit des Menschen der Tod in Verbindung steht, wie auch in der Hl. Schrift der Christen und Juden. Gerade dadurch wird dem Menschen deutlich gemacht, dass er nicht Gott sein kann, denn mit Erkenntnisfähigkeit verliert er sodann die Ewigkeit.
Hier ein Gemälde des griechischen Göttermythos, das den Jäger Actaeon darstellt, wie er die Göttin Diane nackt beim Bad zusieht und dafür später von ihr in einen Hirsch verwandelt von seinen eigenen Hunden zerrissen wird.
Jordaens_Diana_and_Actaeon.jpg
Folgt man der griechischen Symbolik, dann steht der Jäger Aktaion für den menschlichen Intellekt, der auf der Jagd nach der göttlichen Weisheit ist und im Augenblick des Erfassens der Schönheit Gottes in der äußeren Natur, wird er selbst zum Opfer, zum Objekt seiner Suche und Strebens nach Weisheit (er erkennt sich selbst, allerdings ohne Weisheit allein in seiner Natur). Der Jäger sah sich in das verwandelt, was er suchte und wurde nun selbst Beute seiner Hunde, seiner Gedanken. Weil er die Gottheit in sich zusammengezogen, war es nicht mehr nötig, sie außerhalb zu suchen. Gerade, weil er sich als Gott zu erkennen glaubte, verlor er seine göttliche Ebenbildlichkeit.
Dieser Mythos erhellt auch den Sündenfall der Bibel: Sucht der Mensch nur nach Erkenntnis oder Erkenntnisfähigkeit, muss er sterben, weil sie nur durch die Zeit und Raum und immer unvollständig zu erlangen ist. Denn es sind die Sinne, welche Erkenntnis verschleiert. Der Mensch ist nicht Gott und kann es durch Erkenntnis nicht werden.
Im Christentum offenbart sich die Lösung: Es ist die Weisheit Gottes, welche unsterblich macht. Als Gott in Jesus Christus Mensch wurde, kann der Mensch, in dem er Jesus Christus in sich aufnimmt und damit der Mensch an der Göttlichkeit teilnimmt, göttlich werden. Es ist also die absolute Weisheit, Gott selbst, die den Menschen unsterblich (Baum des Lebens) macht und nicht allein die Erkenntnisfähigkeit von Gut und Böse. Denn sie bleibt von seinen Sinnen beeinflusst.
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Re: Was ist, wann, und wie der Mensch damit leben kann

Beitrag von Spice »

Rembremerding hat geschrieben: So 26. Jul 2020, 08:28 Im Wagenlenkergleichnis der Veden wurde eine Einführung in das Denken anderer Kulturen vermittelt und man stellt fest, dass einiges davon auch in der abendländischen Kultur zu finden ist, weil es philosophisches Allgemeingut der Vernunft ist.
Das antike Griechenland steht dem Abendland kulturell näher und dort werden ontische und philosophische Gedanken oft in Göttermythen übertragen und weitergegeben.
Eigentlich waren die Mythen zuerst. Dann wurden sie "entmythologisiert".
Auch hier trifft man auf das Motiv, dass mit der Erkenntnisfähigkeit des Menschen der Tod in Verbindung steht, wie auch in der Hl. Schrift der Christen und Juden. Gerade dadurch wird dem Menschen deutlich gemacht, dass er nicht Gott sein kann, denn mit Erkenntnisfähigkeit verliert er sodann die Ewigkeit.
Die Schlussfolgerung ist nur im geschichtlichen Sinn zutreffend.
Der Tod kam aber auch im biblischen Sinne nicht durch die Erkenntnis, sondern allein durch die Erkenntnis von Gut und Böse. Und das Böse und der Tod bestehen ja nur darin, dass sich der Mensch mit seinem physischen Leib identifizierte und er damit natürlich sich nur als vergängliches Wesen begreifen kann.
Aber erst, wenn er sich als ewiges und göttliches Wesen begreift - und der Sinn des christlichen Glaubens ist es ihn zu dieser Erkenntnis hinzuführen (anstatt diese Erkenntnis zu verhindern) - kann er seine Probleme lösen. Nur das ist Erlösung.
Anthros
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Re: Was ist, wann, und wie der Mensch damit leben kann

Beitrag von Anthros »

Rembremerding hat geschrieben: Sa 25. Jul 2020, 16:09 ... und darum stirbt der Mensch, wie es in der Hl. Schrift heißt?
Daraus folgt: allein Erkenntnisfähigkeit macht nicht göttlich.
Hm? Da ist ja schon eine Erkenntnis!
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