Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt

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Magdalena61
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Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt

Beitrag von Magdalena61 »

Diesen Vers:
Mt. 10,38 (SLT): Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, der ist meiner nicht wert
... kennen alle Christen. Wie oft hat man ihn schon gehört oder gelesen.

Wenn uns jemand fragt, was das heißen soll: "... wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt"-- wie würden wir antworten? Was genau?

Allgemein gehaltene Floskeln, etwa: "Das Leben eben so zu akzeptieren, wie es ist", helfen uns nicht wirklich weiter. Weil wir sie meist nicht konkret auf unseren eigenen unmittelbaren Erfahrungshorizont anwenden können.

Und weil wir offensichtliche Ungerechtigkeit nicht einfach "akzeptieren" können- da muss man, situationsabhängig, differenzieren, ob ein Handlungsbedarf für uns besteht oder nicht, sonst werden wir möglicherweise schuldig durch Unterlassen.


Wenn wir das "Kreuz" in Bezug auf unser Ich erkennen könnten, welches nicht zwingend schuldhaft von uns selbst verursacht sein muss, dann könnten wir die damit verbundene Selbstverleugnung und daraus resultierende Leiden unserem Herrn und Erlöser darbringen. Anstatt die Aufarbeitung irgendwo im Diffusen zu belassen und uns alleine damit herumzuschlagen.

Was ist "ein Kreuz" (unser Kreuz; das Kreuz in unserem Leben)?
Ist das "Kreuz" in Mt. 10,38 etwas Spezielles ("wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt...") oder eher ein Synonym für: "Das Leben ist nicht fair, aber Gott ist gut" (Robert.H.Schuller) ?

Sind es "nur" die üblichen Ungereimtheiten, Unwahrheiten, Anfeindungen, Mühsale und Plagen der gefallenen Welt, die wir als Nachfolger geduldig ertragen sollen?

Aber Nichtchristen haben auch Schwierigkeiten, denen sie sich stellen müssen. Das Leben der meisten Nichtchristen ist, pauschal betrachtet, nicht einfacher als das von Christen. Gibt es einen Unterschied zu den Herausforderungen im Leben eines Gläubigen?

Schwierige Fragen, ich weiß.
LG
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Timmi

Re: Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt

Beitrag von Timmi »

Es gibt auch den Spruch: Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich's völlig ungeniert

Christen haben einen Ruf zu verlieren, um als Christen erkannt zu werden. Damit ist klar, ungeniert ist keine Option. Das ist schon mal eine größere Schwierigkeit, der sich Nichtchristen nicht zu stellen brauchen.
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Magdalena61
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Re: Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt

Beitrag von Magdalena61 »

Das ist schon mal eine größere Schwierigkeit, der sich Nichtchristen nicht zu stellen brauchen.
Vielleicht verstehe ich dich falsch- für mich kommt das jetzt gerade so rüber, als sei es eine Belastung, sich "anständig" zu benehmen.

Auch Nichtchristen unterstehen Regeln und gesellschaftlichen Normen, die sie bisweilen als unangenehme Einschränkungen empfinden mögen.

Wer mit Gott leben will, der sucht doch irgendwo das Gute, das Reine, das Heilige. Er sucht nach Idealen, für die es sich zu leben lohnt. Weil er an der Ungerechtigkeit, der Oberflächlichkeit und der Perspektivlosigkeit der Welt leidet.
LG
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Timmi

Re: Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt

Beitrag von Timmi »

Ja, wir finden in der Bibel den Widerstreit des Fleisches gegen den Geist deutlich beschrieben.

Christen streben nach Heiligung, dieses unterliegt aber klar der Gravitation des Fleisches und der Welt.

Das ist anstrengender, denn es bedeutet an sich zu arbeiten.

Wer nicht strebt, sondern sich der Welt und dem Fleisch ergibt, hat geistlich gesehen keine Anfechtungen.
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Magdalena61
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Re: Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt

Beitrag von Magdalena61 »

Aber das Streben nach Heiligung ist ein fundamentales, innerstes Bedürfnis. Es ist einfach da. Ein Leben ohne spirituelle Dimension, die den Geist des Menschen anspricht und nährt, ist nicht lebenswert.
(Definition:)Spirituelles Leben ist das vom Heiligen Geist erweckte und geschenkte Leben. Quelle

Zur Belastung wird es doch nur dann, wenn die Überzeugung hinterher hinkt. Zum Beispiel, wenn von Seiten der Gemeinde, des christlichen Umfelds, Richtlinien für "ein geheiligtes Leben" proklamiert und eingefordert werden, mit denen man sich nicht identifizieren kann.
wir finden in der Bibel den Widerstreit des Fleisches gegen den Geist deutlich beschrieben.
Dazu müsste man konkrete Beispiele haben. Damit man differenzieren kann.

Das "Fleisch" an sich muss nicht zwingendermaßen "böse" sein. Gott hat den Menschen "im Fleisch" erschaffen. "Und Gott sah alles, was er gemacht hatte; und siehe, es war sehr gut. 1. Mose 1,31."

Also kann ich mein biologisches Menschsein in diesem vergänglichen Leib voll und ganz bejahen. Zum irdischen Leib gehört auch die Psyche.
Christlicher Spiritualität geht es letztlich um die Verwandlung des ganzen Menschens in allen drei Dimensionen seines Daseins – Leib, Seele und Geist. Diese Verwandlung geht bis in die Tiefe des menschlichen Daseins.

Damit ist gesagt, dass christliche Spiritualität den Menschen zur Veränderung seines ganzen Lebensstils, seiner Grundhaltungen, seiner Denkart und seiner Emotionalität führt.
Quelle
Dass es so ist, werden viele Christen bestätigen können.
Das ist für mich aber nicht "Kreuz", sondern Geschenk.
LG
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Isai
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Re: Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt

Beitrag von Isai »

Magdalena61 hat geschrieben: So 21. Mär 2021, 07:11 Das "Fleisch" an sich muss nicht zwingendermaßen "böse" sein. Gott hat den Menschen "im Fleisch" erschaffen. "Und Gott sah alles, was er gemacht hatte; und siehe, es war sehr gut. 1. Mose 1,31."
...vor der Sünde.
Sinnet um, und lasset euch auf den Namen Jesu Christi zur Erlassung eurer Sünden taufen, so werdet ihr das Geschenk des heiligen Geistes erhalten.
Apg 2:38

Wer bekennt, dass Jesus der Sohn Gottes ist, in dem bleibt Gott und er in Gott.
1. Joh 4:15
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Travis
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Re: Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt

Beitrag von Travis »

Magdalena61 hat geschrieben: So 21. Mär 2021, 06:05 Sind es "nur" die üblichen Ungereimtheiten, Unwahrheiten, Anfeindungen, Mühsale und Plagen der gefallenen Welt, die wir als Nachfolger geduldig ertragen sollen?
All das was Jesus seinen Jüngern an zu ertragenem Leid angekündigt hat, lässt sich durch die Verleugnung Jesu in Tat und Wort umschiffen.

Jesus fordert dazu auf, die Kosten der Nachfolge zu überschlagen. Wem diese Kosten zu hoch sind, sollte seine Konsequenzen daraus ziehen.
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הִגִּ֥יד‮‬ לְךָ֛ אָדָ֖ם מַה־טֹּ֑וב וּמָֽה־יְהוָ֞ה דֹּורֵ֣שׁ מִמְּךָ֗ כִּ֣י אִם־עֲשֹׂ֤ות מִשְׁפָּט֙ וְאַ֣הֲבַת חֶ֔סֶד וְהַצְנֵ֥עַ לֶ֖כֶת עִם־אֱלֹהֶֽיךָ׃
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Nobody2
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Re: Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt

Beitrag von Nobody2 »

Magdalena61 hat geschrieben: So 21. Mär 2021, 06:05 Wenn uns jemand fragt, was das heißen soll: "... wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt"-- wie würden wir antworten? Was genau?
Das Kreuz ... bedeutet vor allem und unzweifelhaft : Leiden.

So heisst es: “Ora et Labora

Laborare ist das lateinische Wort für arbeiten als auch leiden.

Jesus sagt es so, dass es bedeutet, dass jeder ein Kreuz auf sich nehmen muss. Es steht da nichts von einer Bereitschaft oder davon, dass die einen es tragen müssen, die anderen nicht. Für jeden gibt es ein Kreuz und jeder muss es auf sich nehmen. Andernfalls kann er er kein Jünger Jesu sein.

Das wäre mal die eine Sache.

Die andere Sache ist nun dieses „sein“. Was ist damit gemeint oder was kann damit gemeint sein? Jesus war ja am Leben, ein Zusammenhang mit seinem Opfertod muss nicht bestanden haben, könnte es aber, da Jesus vielleicht wusste, dass ihm dieser Tod bevorsteht und auch, warum. In jedem Falle war das Kreuz das Mittel zur Bestrafung für Verbrecher.

Also liegt es nahe, zu denken, dass Jesus damit eine Bestrafung oder eine Sühne für die eigenen Sünden meinte. Denn der Mensch wurde normalerweise für seine eigenen Sünden gekreuzigt, nicht für die eines anderen. Es ist also vielleicht ein Hinweis darauf, dass der Mensch zur Erlösung seine eigenen Sünden durch Leiden abbüßen soll und auch muss.

Jetzt aber kommt das Problem, dass doch viele Christen glauben, dass er bereits für unsere Sünden starb. Somit besteht kein Grund dafür, nochmals eine Bestrafung dafür zu erleiden. Dann käme man dahin, das abzulehnen, was ich gerade geschrieben habe.

Die nächstliegende Interpretation wäre vielleicht, dass es so zu verstehen ist, dass Jesus jedem ein Kreuz zuteilt, das er aber nicht um seiner selbst willen trägt sondern für andere Menschen. Dass man in seine Fußstapfen treten soll. Wussten seine Jünger bereits, dass er für die Menschheit am Kreuz sein leben lassen wird? Wenn nicht, würde das auch nicht unbedingt Sinn machen.

Ansonsten, das Kreuz könnte auch meinen:
- Leiden generell, nicht unbedingt seinetwegen, als Bestrafung oder für andere, sondern weil es eben anfällt, wenn man zum Christen wird bzw wie ein Christ denkt und lebt.
- Die Erniedrigung, vergleich der Kreuzweg Jesu, denn das Kreuz muss „ertragen werden“, bevor man daran getötet wird.
- Der Tod. Im Sinne von Selbstverleugnung, Aufgabe seines Egos. Seiner Individualität, seines Egos, Eigensinns. Wenn der eigene Wille fallen gelassen durch durch den Willen Gottes ersetzt wird.
- Leiden auch im Sinne von: Ein Leben, das auf Genuss und Bequemlichkeit ausgerichtet ist, aufgeben. Anstatt dessen sich für ein bescheidenes, sich selbst aufopferndes Leben entscheiden und damit auch das Leiden als etwas hinnehmen, was das Leben prägt und dazu gehört, um Erlösung zu finden.

Es ist also ein bißchen schwierig mit diesem Satz. Ich bin selbst unschlüssig. Alles, was ich daran sehe, ist, dass man als Christ leiden zu erwarten hat, dem man nicht entkommen kann, ausser, man wendet sich vom Christentum ab. Und dass man das akzeptieren und hinnehmen muss, dass man es am besten begrüsst und in diesem Bewusstsein, für Gott, für Jesus, die Menschheit und die Liebe empfängt und erträgt.
Alles, was ich hier schreibe, ist grundsätzlich nicht als Behauptung gemeint. Es ist einfach nur das, was ich glaube, annehme, für wahr halte etc... (oder nichtmal das) Ich bestehe nicht darauf, recht zu haben und werde mich auch nicht darum streiten.
Hiob
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Re: Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt

Beitrag von Hiob »

Magdalena61 hat geschrieben: So 21. Mär 2021, 06:05 Wenn uns jemand fragt, was das heißen soll: "... wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt"-- wie würden wir antworten? Was genau?
Ich würde antworten: Der Mensch ist, wie Goethe es sagt, geboren als eine individuell geprägte Form, die sich lebend entwickelt und sich selbst nicht entfliehen kann und soll. Das hat nichts mit Determinismus zu tun, sondern gibt den Rahmen vor, in dem man sich entwickelt und wo es Guten und Böses, Segnungen und das Kreuz gibt, das man zu tragen hat.

Etwas konkreter: Ich glaube, dass JEDER sein Kreuz zu tragen hat, wobei dies vielen nicht bewusst ist, weil sie nicht geistlich denken (können). Dies führt oft dazu, dass man "das Kreuz" in sich verdrängt oder es wegschiebt, indem man es ignoriert. Mein Kind ist behindert? Weg mit. - Meine Frau nervt mich? Wechseln. - Ich brauche Geld? Betrügen. --- Der Punkt: Man kriegt damit das Kreuz nicht los, sondern schiebt es in den Wartestand, von dem aus es zu gegebener Zeit hervortritt und seine Rechte fordert. Irgendwann steht man in der Ecke und kann nicht mehr wegschieben oder ignorieren.

Damit eng verbunden ist die Frage "Würde ich eigentlich mit Magdalena oderoder tauschen wollen, wenn ich könnte?". Attraktiv wäre dieser Gedanke schon, weil Du einige sehr gute Haltungen und siehst zudem deutlich besser aus als ich. - Aber was passiert, wenn ich getauscht hätte? Vielleicht würde ich sozusagen als Insider merken, dass in mir auch nicht so gute Haltungen sind, mit denen ich zu kämpfen hätte ("Kreuz"), und am Ende würde mir Hiobs Aussehen besser gefallen als mein eigenes. Hätten wir beide also ein besseres Los gezogen, wenn wir tauschen würden? Wir wissen es nicht.

Deshalb habe ich beschlossen, nur dann mit jemandem tauschen zu wollen, wenn ich sicher sein kann, dass es ihm (geistlich und als Zubrot auch weltlich) besser geht als mir - aber das kann mir niemand garantieren, weshalb ich Hiob bleiben will und MEIN KReuz tragen will und nicht Deines. --- Um ganz konkret Deine Frage zu beantworten: "Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt" bedeutet, dass derjenige, der es auf sich nehmen will, weil es gar nicht anders geht, noch nicht so weit ist, um durch die "enge Pforte" zu kommen.

Wenn ich heute Bilanz machen würde, was ich aufgrund von "Kreuz" im Leben versäumt habe, würde allerhand rauskommen, was unerfreulich ist - andererseits: Es ist soviel Erfreuliches rausgekommen, was ich wahrscheinlich nicht hätte, wenn ich die versäumten Baustellen bebaut hätte und dafür andere Baustellen unbebaut gelassen hätte, die ich tatsächlich bebaut habe. Das ist wie bei zu kurzen T-Shirts: Zieht man hinten, ist der Bauch frei - zieht man vorne, hat man's im "Kreuz".
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Nobody2
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Re: Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt

Beitrag von Nobody2 »

Hiob hat geschrieben: So 21. Mär 2021, 11:16 Etwas konkreter: Ich glaube, dass JEDER sein Kreuz zu tragen hat, wobei dies vielen nicht bewusst ist, weil sie nicht geistlich denken (können). Dies führt oft dazu, dass man "das Kreuz" in sich verdrängt oder es wegschiebt, indem man es ignoriert. Mein Kind ist behindert? Weg mit. - Meine Frau nervt mich? Wechseln. - Ich brauche Geld? Betrügen. --- Der Punkt: Man kriegt damit das Kreuz nicht los, sondern schiebt es in den Wartestand, von dem aus es zu gegebener Zeit hervortritt und seine Rechte fordert. Irgendwann steht man in der Ecke und kann nicht mehr wegschieben oder ignorieren.
Also knapp auf den Punkt: Nicht murren oder tricksen sondern aushalten in Würde.

Korrekt?
Alles, was ich hier schreibe, ist grundsätzlich nicht als Behauptung gemeint. Es ist einfach nur das, was ich glaube, annehme, für wahr halte etc... (oder nichtmal das) Ich bestehe nicht darauf, recht zu haben und werde mich auch nicht darum streiten.
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