Kritische Betrachtung der Worte Jesu

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ProfDrVonUndZu
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Kritische Betrachtung der Worte Jesu

Beitrag von ProfDrVonUndZu »

Trotz oder gerade wegen des Glaubens sollte es erlaubt sein, die Worte Jesu kritisch zu hinterfragen. Nicht, um an ihm selbst zu zweifeln, sondern um ihn besser zu verstehen. Distanzieren will ich mich also hiermit von der Bibelkritik, weil meine kritischen Beleuchtungen der Klärung dienen sollen und nicht der Diskreditierung.

Ich fange mit zwei Beispielen an.

1. Die Goldene Regel.
Matthäus 7,20 Alles nun, was immer ihr wollt, daß euch die Menschen tun sollen, also tut auch ihr ihnen; denn dies ist das Gesetz und die Propheten.
Sie ignoriert die unterschiedlichen Lebensbedingungen der Menschen. Einem Reichen ist die Unterstützung Armer sicher zumutbar, während ein Armer nicht die gleiche Art Unterstützung an den Reichen geben könnte und wohl weder bräuchte, noch sollte. Wenn der Arme das könnte, bräuchte er die Unterstützung des Reichen ja gar nicht


2. Das Gleichnis vom Untreuen Verwalter
Lukas 16,10 Wer im Geringsten treu ist, ist auch in vielem treu, und wer im Geringsten ungerecht ist, ist auch in vielem ungerecht.
Offensichtlich ist wohl, dass das Entwenden geringen Vermögens als Bagatelle gelten kann oder einfach weniger auffällt, von daher leichter verführerisch ist. Aber dennoch begehren die Menschen doch wohl eher ein großes Vermögen, als ein kleines. Die Untreue in Bezug auf Großes wird doch eher durch die Praxis verhindert, dass hier größere Schutzmaßnahmen und härtere Bestrafungen existieren. Von der Treue im Geringen würde ich nicht so ohne weiteres auf eine Gesinnungstreue im Großen schließen. Man könnte auch anders sagen, nur weil jemand geringe Summen stiehlt, plant er deswegen noch keinen großen Raubzug, auch wenn er Großes vielleicht begehren mag.


Wahrscheinlich denke ich über das von Jesus gemeinte hinaus, aber wenn sich seine Worte nicht alltagstauglich und zeitgemäß anwenden lassen, oder zumindest Fragen aufwerfen, muss eine kritische Betrachtung erlaubt sein.
Ziska
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Re: Kritische Betrachtung der Worte Jesu

Beitrag von Ziska »

ProfDrVonUndZu hat geschrieben: So 28. Mär 2021, 19:10 1. Die Goldene Regel.
Matthäus 7,20 Alles nun, was immer ihr wollt, daß euch die Menschen tun sollen, also tut auch ihr ihnen; denn dies ist das Gesetz und die Propheten.
Sie ignoriert die unterschiedlichen Lebensbedingungen der Menschen. Einem Reichen ist die Unterstützung Armer sicher zumutbar, während ein Armer nicht die gleiche Art Unterstützung an den Reichen geben könnte und wohl weder bräuchte, noch sollte. Wenn der Arme das könnte, bräuchte er die Unterstützung des Reichen ja gar nicht

Lukas 6:31 NeÜ Behandelt alle Menschen so, wie ihr von ihnen behandelt werden wollt!

Die goldene Regel läßt sich im täglichen Leben anwenden.

Möchtest du unfreundlich und respektlos behandelt werden? Nein! Natürlich nicht!
Darum wirst du auch andere nicht respektlos und unfreundlich behandeln.

Möchtest du, dass die Menschen ehrlich zu dir sind und dich nicht betrügen? Aber natürlich!
Dann wirst auch du zu anderen ehrlich sein und sie nicht betrügen.

Möchtest du, dass dir jemand in einem Notfall zur Seite steht? Natürlich möchtest du das!
Dann handle auch so und stehe einem, den du in Not siehst zur Seite.

Möchtest du hier im Forum respektlos behandelt und angeschrien werden? Nein! Natürlich nicht!
Dann mache du es auch nicht!

Das sind jetzt nur einige wenige Beispiel. Es ließe sich erweitern...
ProfDrVonUndZu hat geschrieben: So 28. Mär 2021, 19:10 Wahrscheinlich denke ich über das von Jesus gemeinte hinaus, aber wenn sich seine Worte nicht alltagstauglich und zeitgemäß anwenden lassen, oder zumindest Fragen aufwerfen, muss eine kritische Betrachtung erlaubt sein.

Seine Worte sind also alltagstauglich...
Zuletzt geändert von Ziska am So 28. Mär 2021, 19:53, insgesamt 1-mal geändert.
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Oleander
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Re: Kritische Betrachtung der Worte Jesu

Beitrag von Oleander »

Ziska hat geschrieben: So 28. Mär 2021, 19:41 Möchtest du unfreundlich und respektlos behandelt werden? Nein! Natürlich nicht!
Darum wirst du auch andere nicht respektlos und unfreundlich behandeln.

Möchtest du, dass die Menschen ehrlich zu dir sind und dich nicht betrügen? Aber natürlich!
Dann wirst auch du zu anderen ehrlich sein und sie nicht betrügen.

Möchtest du, dass dir jemand in einem Notfall zur Seite steht? Natürlich möchtest du das!
Dann handle auch so und stehe einem, den du in Not siehst zur Seite.
Die Sache ist aber oft so, dass es die eigenen Wünsche sind, dann sieht das so aus:

Ich möchte nicht unfreundlich und respektlos behandelt werden, also halt DU dich gefälligst (auch) daran.

Ich möchte, dass mir jemand in einem Notfall zur Seite steht, denn ich würde es auch tun für andere

Ich würde zu andren ehrlich sein und sie nicht betrügen, also erwarte ich es mir auch von andren.

Das ist eine "Erwartungshaltung" und trifft das nicht so ein wie man es sich erhofft oder wünscht, dann donnerts von Himmel ;)
Begegne dem, was auf dich zukommt, nicht mit Angst, sondern mit Hoffnung.
Ziska
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Re: Kritische Betrachtung der Worte Jesu

Beitrag von Ziska »

Oleander hat geschrieben: So 28. Mär 2021, 19:53 Das ist eine "Erwartungshaltung" und trifft das nicht so ein wie man es sich erhofft oder wünscht, dann donnerts von Himmel

Am besten man konzentriert sich auf das eigene Handeln und achtet darauf, andere so zu behandeln, wie man selbst behandelt werden möchte.


Das waren doch nur Beispiele, die zeigen, wie man selbst gerne behandelt werden möchte oder was man selber nicht gut findet.

Und so verhalte ich mich dem anderen gegenüber.
Freundlichkeit, Ehrlichkeit, Respekt steckt an...

Das sollen Jesu Worte aussagen: “Behandelt alle Menschen so, wie ihr von ihnen behandelt werden wollt!“
Zuletzt geändert von Ziska am So 28. Mär 2021, 20:11, insgesamt 1-mal geändert.
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Oleander
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Re: Kritische Betrachtung der Worte Jesu

Beitrag von Oleander »

Ziska hat geschrieben: So 28. Mär 2021, 20:06 Das waren doch nur Beispiele, die zeigen, wie man selbst gerne behandelt werden möchte
Ja, liebe Ziska, ich habe ja auch nicht gegen Dich geredet sondern wie manche Menschen dann real denken.
Man ist oft in einer Erwartungshaltung, das kann alles mögliche sein und trifft das dann nicht ein, ist mancher dann enttäuscht oder sauer.
"Ich war doch so nett hab dies und das gemacht zu xxx und dann das?"

Vielleicht hast du noch nicht solche Erlebnisse gehabt, aber es gibt sie zu genüge
Begegne dem, was auf dich zukommt, nicht mit Angst, sondern mit Hoffnung.
Ziska
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Re: Kritische Betrachtung der Worte Jesu

Beitrag von Ziska »

Oleander hat geschrieben: So 28. Mär 2021, 20:18
Ziska hat geschrieben: So 28. Mär 2021, 20:06 Das waren doch nur Beispiele, die zeigen, wie man selbst gerne behandelt werden möchte
Ja, liebe Ziska, ich habe ja auch nicht gegen Dich geredet sondern wie manche Menschen dann real denken.
Man ist oft in einer Erwartungshaltung, das kann alles mögliche sein und trifft das dann nicht ein, ist mancher dann enttäuscht oder sauer.
"Ich war doch so nett hab dies und das gemacht zu xxx und dann das?"

Vielleicht hast du noch nicht solche Erlebnisse gehabt, aber es gibt sie zu genüge
Oh doch. Eine etwas weiter weg wohnende Nachbarin konnte mich nicht ausstehen.
Ich habe ihr nichts getan.
Wir haben noch nicht mal miteinander gesprochen.
Sie wußte, dass ich eine ZJ bin. Ob das der Grund war? Ich weiß es nicht...

Ich spürte ihre totale Abneigung...
Jedes Mal, wenn sie an mir vorbei ging, schaute sie direkt weg zur anderen Seite.
Erst war ich enttäuscht, dann ärgerlich.
Aber dann habe ich die „goldene Regel“ befolgt.
Ich habe sie jedes Mal freundlich gegrüßt. Auch wenn sie sich abwandte.
Das habe ich bestimmt 15 Jahre gemacht. Und jetzt grüßt sie mich.

Ich bin natürlich nicht abhängig davon, ob mich jemand grüßt oder nicht. Aber ich möchte mit allen Menschen in Frieden leben.
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Paul
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Re: Kritische Betrachtung der Worte Jesu

Beitrag von Paul »

das eine ist der kategorische imperativ, kant hat ihm nur ein zeitgemäßes philosophisches fundament gegeben, jesus wusste das sagen wir mal so, aus dem herzen...uf, meine frau ruft, kann jetzt nicht mehr...so hat ein jeder sein kreuz zu tragen
der storch der sitzt am karpfenteich und hämmert alle karpfen weich

it's not easy be(e)in' green

es gibt nichts gutes, außer man tut es

https://www.youtube.com/watch?v=ItZyaOlrb7E

das huhn ist im auftrag des herren unterwegs 8-)
Reinhold
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Re: Kritische Betrachtung der Worte Jesu

Beitrag von Reinhold »

Oleander hat geschrieben: So 28. Mär 2021, 19:53
Ziska hat geschrieben: So 28. Mär 2021, 19:41 Möchtest du unfreundlich und respektlos behandelt werden? Nein! Natürlich nicht!
Darum wirst du auch andere nicht respektlos und unfreundlich behandeln.

Möchtest du, dass die Menschen ehrlich zu dir sind und dich nicht betrügen? Aber natürlich!
Dann wirst auch du zu anderen ehrlich sein und sie nicht betrügen.

Möchtest du, dass dir jemand in einem Notfall zur Seite steht? Natürlich möchtest du das!
Dann handle auch so und stehe einem, den du in Not siehst zur Seite.
Die Sache ist aber oft so, dass es die eigenen Wünsche sind, dann sieht das so aus:

Ich möchte nicht unfreundlich und respektlos behandelt werden, also halt DU dich gefälligst (auch) daran.

Ich möchte, dass mir jemand in einem Notfall zur Seite steht, denn ich würde es auch tun für andere

Ich würde zu andren ehrlich sein und sie nicht betrügen, also erwarte ich es mir auch von andren.

Das ist eine "Erwartungshaltung" und trifft das nicht so ein wie man es sich erhofft oder wünscht, dann donnerts von Himmel ;)
Konfuzius lässt grüßen-zensiert? :wave:
Was Du nicht willst, das man Dir tut, das füg auch keinem andern zu. Das sagte sinngemäß schon Konfuzius Jahrhunderte vor Jesus. Das Gesetz des Christus geht gem. Galater 6:2 aber bedeutend viel-viel weiter holde Dame. ;)
https://de.wikipedia.org/wiki/Goldene_Regel
:wave:
"Wie ein fester Turm ist der Name Jahwes, / der Gerechte läuft zu ihm und ist in Sicherheit."
Spr. 18,10 NeÜ 
Isai
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Re: Kritische Betrachtung der Worte Jesu

Beitrag von Isai »

ProfDrVonUndZu hat geschrieben: So 28. Mär 2021, 19:10 Einem Reichen ist die Unterstützung Armer sicher zumutbar, während ein Armer nicht die gleiche Art Unterstützung an den Reichen geben könnte und wohl weder bräuchte, noch sollte. Wenn der Arme das könnte, bräuchte er die Unterstützung des Reichen ja gar nicht

Was würde ich in der aktuellen Situation, in der der andere steckt, schätzen? Das versuchen zu geben (mit Hilfe des Heiligen Geistes).

Einem Reichen muss ich als Armer nicht hinterlaufen und Centstücke in dessen Jackentasche stecken. Aber vielleicht findet er den Weg nicht oder sucht etwas verzweifelt o. ä.
Wäre ich an dessen Stelle, was würde ich mir in seiner Situation wünschen?
Oder an der Kasse Leute vorlassen (wenn man sowieso ein bisschen Zeit hat) usw.


Paulus in 2. Korinther 8:12-15 hat geschrieben:
12 Gott kommt es dabei nicht auf die Höhe der Gabe an, sondern auf unsere Bereitwilligkeit. Er freut sich über das, was jeder geben kann, und verlangt nichts von uns, was wir nicht haben.
13 Ihr sollt nicht selbst in Not geraten, weil ihr anderen aus der Not helft. Es geht nur um einen gewissen Ausgleich.
14 Heute habt ihr so viel, dass ihr ihnen helfen könnt. Ein andermal werden sie euch von ihrem Überfluss abgeben, wenn es nötig ist. Das meine ich mit Ausgleich.
15 Erinnert euch daran, was die Heilige Schrift dazu sagt: »Wer viel eingesammelt hatte, der hatte nicht zu viel; und wer nur wenig aufgelesen hatte, dem fehlte nichts.«


ProfDrVonUndZu hat geschrieben: So 28. Mär 2021, 19:10Von der Treue im Geringen würde ich nicht so ohne weiteres auf eine Gesinnungstreue im Großen schließen. Man könnte auch anders sagen, nur weil jemand geringe Summen stiehlt, plant er deswegen noch keinen großen Raubzug, auch wenn er Großes vielleicht begehren mag.

Beispiel: Wenn ich nicht "im Kleinen" anfange (mein Haus in Ordnung bringe, Kindererziehung, Umgang mit Ehepartner) - im Grunde ist das nichts kleines -, wie will der Herr einem dann die Verwaltung der größeren geistlichen Güter anvertrauen?

1. Timotheus 3:2-13 hat geschrieben: Nun muss aber ein Aufseher untadelig sein, Mann einer Frau, nüchtern, besonnen, anständig, gastfreundlich, fähig zu lehren;
3 nicht der Trunkenheit ergeben, nicht gewalttätig, nicht nach schändlichem Gewinn strebend, sondern gütig, nicht streitsüchtig, nicht geldgierig;
4 einer, der seinem eigenen Haus gut vorsteht und die Kinder in Unterordnung hält mit aller Ehrbarkeit
5 — wenn aber jemand seinem eigenen Haus nicht vorzustehen weiß, wie wird er für die Gemeinde Gottes sorgen? —,
6 kein Neubekehrter, damit er nicht aufgeblasen wird und in das Gericht des Teufels fällt.
7 Er muss aber auch ein gutes Zeugnis haben von denen außerhalb [der Gemeinde], damit er nicht in üble Nachrede und in die Fallstricke des Teufels gerät.
8 Gleicherweise sollen auch die Diakone ehrbar sein, nicht doppelzüngig, nicht vielem Weingenuss ergeben, nicht nach schändlichem Gewinn strebend;
9 sie sollen das Geheimnis des Glaubens in einem reinen Gewissen bewahren.
10 Und diese sollen zuerst erprobt werden; dann sollen sie dienen, wenn sie untadelig sind.
11 [Die] Frauen sollen ebenfalls ehrbar sein, nicht verleumderisch, sondern nüchtern, treu in allem.
12 Die Diakone sollen jeder Mann einer Frau sein, ihren Kindern und ihrem Haus gut vorstehen;
13 denn wenn sie ihren Dienst gut versehen, erwerben sie sich selbst eine gute Stufe und viel Freimütigkeit im Glauben in Christus Jesus.


Lieben Gruß,

Isai
Sinnet um, und lasset euch auf den Namen Jesu Christi zur Erlassung eurer Sünden taufen, so werdet ihr das Geschenk des heiligen Geistes erhalten.
Apg 2:38

Wer bekennt, dass Jesus der Sohn Gottes ist, in dem bleibt Gott und er in Gott.
1. Joh 4:15
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