Nicht was zum Mund hineingeht, macht den Menschen unrein

Rund um Bibel und Glaube
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Nobody2
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Nicht was zum Mund hineingeht, macht den Menschen unrein

Beitrag von Nobody2 »

Matthäus 15
10 Und er rief das Volk zu sich und sprach zu ihnen: Hört zu und begreift:
11 Nicht was zum Mund hineingeht, macht den Menschen unrein; sondern was aus dem Mund herauskommt, das macht den Menschen unrein.
Heute möchte ich mal als Thema diesen so beliebten und oft zitierten Satz zur Diskussion stellen. Für mich ist dieser Satz "ein Greuel". Denn er ist perfekt geeignet, um so viele Arten von Konsum zu rechtfertigen, die dem Menschen aber schaden und was ihn schwächt und verunreinigt.

Jemand kommt und sagt: Verzichtet auf Fleisch, denn ihr braucht es vielleicht nicht unbedingt. Lasst die Tiere leben, vermeidet es, sie zu töten, um euch zu ernähren.
Dann sagen die Christen: "Blödsinn. Siehe Matthäus 15"
Oder jemand kommt und sagt: Achtet auf eine gesunde, reine Nahrung. Esst viel Rohkost. Möglichst wenig, was künstlich ist, was durcheinander gemischt ist.
Dann sagen die Christen: "Blödsinn. Siehe Matthäus 15. Es gibt keine unreine Nahrung."
Oder jemand kommt und sagt: Macht die Speise nicht so schmackhaft und genussvoll, um nicht der Gier und Genusssucht in euch Nahrung zu geben."
Dann sagen die Christen: "Blödsinn. Siehe Matthäus 15. Jede Nahrung ist gut und Recht."
Oder jemand kommt und sagt: Lasst die Finger von Berauschungsmitteln, bleibt nüchtern. Denn damit schwächt ihr das Gute in Euch und gebt dem, was negativ ist, Raum und Nahrung.
Dann sagen die Christen: "Blödsinn. Siehe Matthäus 15. Weder Christus noch Moses oder sonstjemand in der Bibel gebot uns, keinen Wein zu trinken oder Rauschdrogen zu konsumieren."

Für mein Verständnis und auch was meine Erfahrungen betrifft, ist es ganz klar und eindeutig, dass hier ein sehr gravierenes Missverständnis vorliegt. Irgendwas stimmt nicht daran. Denn mein Leben hat mir in aller Klarheit und Deutlichkeit gezeigt, dass es sehr bedeutsam ist, was "in den Mund hineingeht". Dass es mit entscheidend ist. Und so gesehen, dass das, was in unseren Mund hineingeht, auch zu einem entsprechenden Denken, Fühlen und Verhalten führt.

Denn wer unreine Nahrung und unreine Substanzen zu sich nimmt, der gibt der Negativität Raum und Nahrung und somit wird er sich auch auf negative Art verändern, mehr dem Negativen zugeneigt sein und leichter von der Negativität zu beeinflussen sein.

Ich spreche aus Erfahrung, wenn ich sage, dass uns eine Ernährung mit Fleisch, Fisch und Eiern und diversen Fertigprodukten stark belastet. Sie macht uns aggressiver aber auch lustvoller, dem weltlichen Genuss zugeneigter. Sie schwächt uns und macht uns krank.

Und egal, was in der Bibel steht: Das ist etwas, das ich selbst erlebt und erkannt habe, schon von Kindheit an. Nicht nur an mir selbst sondern auch an anderen Menschen habe ich es sehr deutlich gesehen. In meiner Familie war "gutes Essen" immer ein wichtiger Teil des Lebens. An den Wochenenden gab es oft die dicksten Fleischgerichte und jede Menge Kuchen, Torten etc... Ich wurde so erzogen: Genieße das Essen. Essen ist gut. Es ist auch dazu da, sich zu erfreuen. Iss, was Du willst und so viel Du willst. Als Kind bin ich dem natürlich gern gefolgt. Die Konsequenzen waren aber ziemlich problematisch. Ich war zumeist faul, schwach und träge. Ich war übergewichtig, oft krank und hatte eine Menge Akne. Keine Spur von Disziplin oder Stärke. Ich habe eigentlich immer irgendwie unangenehm gerochen, egal, wie oft, viel und gründlich ich mich gewaschen hatte. Und mehr.

Also alles, "was in den Mund hineingeht" abzusegnen halte ich für alles andere als christlich und schon garnicht für gut und richtig. Und denke, dass man sich und anderen keinen Gefallen damit tut, entsprechend zu leben. Darum fände ich es gut, wenn diese Stelle ein wenig realativiert und entkräftet wird.

Und jetzt seid ihr dran.
Alles, was ich hier schreibe, ist grundsätzlich nicht als Behauptung gemeint. Es ist einfach nur das, was ich glaube, annehme, für wahr halte etc... (oder nichtmal das) Ich bestehe nicht darauf, recht zu haben und werde mich auch nicht darum streiten.
Hiob
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Re: Nicht was zum Mund hineingeht, macht den Menschen unrein

Beitrag von Hiob »

Nobody2 hat geschrieben: Fr 21. Mai 2021, 09:52 Und jetzt seid ihr dran.
Bei jesus.ch steht folgende Interpretation:
Als Jesus sich nun an die Volksmenge wandte, gab er eine Erklärung von überragender Bedeutung ab. Er erklärte, dass "nicht was in den Mund eingeht" den Menschen verunreinigt, sondern "was aus dem Mund geht". Wir können diese revolutionäre Aussage kaum recht schätzen. Unter dem levitischen Gesetz war es so, dass das, was in den Mund einging, den Menschen verunreinigt. Den Juden war es verboten, das Fleisch von Tieren zu essen, die keine Wiederkäuer oder Paarhufer sind. Sie durften keinen Fisch essen, der keine Schuppen oder Gräten hatte. Gott hatte ganz genaue Anweisungen gegeben, welche Speisen rein und welche unrein waren. Nun bereitete der Gesetzgeber den Weg für die Abschaffung des ganzen Systems zeremonischer Unreinheit. Er sagte, dass die Speise, die seine Jünger mit ungereinigten Händen assen, sie nicht verunreinigen würde. Aber die Pharisäer und Schriftgelehrten waren durch ihre Heuchelei wirklich unrein.
Das hieße: "Es ist irrelevant, ob Ihr koscher esst oder Euch an sonstige Rituale haltet, solange diese nicht Ausdruck von geistlicher Reinheit, sondern Ersatz für geistliche Reinheit sind".
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Nobody2
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Re: Nicht was zum Mund hineingeht, macht den Menschen unrein

Beitrag von Nobody2 »

Hiob hat geschrieben: Fr 21. Mai 2021, 10:00 Das hieße: "Es ist irrelevant, ob Ihr koscher esst oder Euch an sonstige Rituale haltet, solange diese nicht Ausdruck von geistlicher Reinheit, sondern Ersatz für geistliche Reinheit sind".
Was meiner Ansicht nicht widerspricht - richtig?
Alles, was ich hier schreibe, ist grundsätzlich nicht als Behauptung gemeint. Es ist einfach nur das, was ich glaube, annehme, für wahr halte etc... (oder nichtmal das) Ich bestehe nicht darauf, recht zu haben und werde mich auch nicht darum streiten.
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Lena
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Re: Nicht was zum Mund hineingeht, macht den Menschen unrein

Beitrag von Lena »

Ich empfinde es als peinlich, wenn Menschen diese Bibelstelle dafür auslegen, um ihre Essensgewohnheiten zu rechtfertigen.
Vor allem auch, weil so viele Menschen gerade desshalb krank sind, weil das was in ihren Mund ging, zu viel, zu fett,
zu zuckrig war.

Jesus hat das bestimmt nicht aus gesundheitlichen Gründen gesagt oder um Massentierhaltung zu rechtfertigen.
Wenn wir ungesund essen, schaden wir vor allem uns selber. Doch unsere Worte, die aus unserem Herzen kommen,
die können uns verunreinigen, wenn sie lieblos und gemein ausgesprochen werden.
Anthros
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Passiv oder Aktiv

Beitrag von Anthros »

Nobody2 hat geschrieben: Fr 21. Mai 2021, 09:52 Und jetzt seid ihr dran.
Spricht der Satz des Matthäus das Passiv oder das Aktiv an? Im Passiv wird ohne mein Entscheid etwas in meinen Mund hineingeschoben.
Zuletzt geändert von Anthros am Fr 21. Mai 2021, 11:21, insgesamt 1-mal geändert.
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Erich
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Re: Nicht was zum Mund hineingeht, macht den Menschen unrein

Beitrag von Erich »

Nobody2 hat geschrieben: Fr 21. Mai 2021, 09:52 Matthäus 15
10 Und er rief das Volk zu sich und sprach zu ihnen: Hört zu und begreift:
11 Nicht was zum Mund hineingeht, macht den Menschen unrein; sondern was aus dem Mund herauskommt, das macht den Menschen unrein.
Heute möchte ich mal als Thema diesen so beliebten und oft zitierten Satz zur Diskussion stellen. Für mich ist dieser Satz "ein Greuel". Denn er ist perfekt geeignet, um so viele Arten von Konsum zu rechtfertigen, die dem Menschen aber schaden und was ihn schwächt und verunreinigt.
Es geht hier m.E. um die Reinheit der Seele,
denn aus dem Mund können böse Worte kommen,
die eine Menschen-Seele unrein machen können.
Aber nichts was zum Mund hinein geht
kann die Menschen-Seele unrein machen,
sondern nur den Leib des Menschen, der vergeht.

:wave:
Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit. (Hebr 13,8)
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Nobody2
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Re: Passiv oder Aktiv

Beitrag von Nobody2 »

Anthros hat geschrieben: Fr 21. Mai 2021, 10:55 Der Satz des Matthäus spricht das Passiv an: Es wird ohne mein Entscheid etwas in meinen Mund hineingeschoben.
Interessante Ansicht. Das muss ich mir erstmal in Ruhe durch den Kopf gehen lassen.
Alles, was ich hier schreibe, ist grundsätzlich nicht als Behauptung gemeint. Es ist einfach nur das, was ich glaube, annehme, für wahr halte etc... (oder nichtmal das) Ich bestehe nicht darauf, recht zu haben und werde mich auch nicht darum streiten.
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Nobody2
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Re: Nicht was zum Mund hineingeht, macht den Menschen unrein

Beitrag von Nobody2 »

Erich hat geschrieben: Fr 21. Mai 2021, 11:19 Es geht hier m.E. um die Reinheit der Seele,
denn aus dem Mund können böse Worte kommen,
die eine Menschen-Seele unrein machen können.
Aber nichts was zum Mund hinein geht
kann die Menschen-Seele unrein machen,
sondern nur den Leib des Menschen, der vergeht.
Hallo Erich. Ja, lädt sich eine Schuld auf, man verunreinigt sich durch böse Worte. Man verunreinigt damit auch die Umwelt. Ja, es wirkt sich auf die Seele auf.

Nur was ist mit dem Leib? Ist seine Unreinheit für die Seele ohne Bedeutung?
Alles, was ich hier schreibe, ist grundsätzlich nicht als Behauptung gemeint. Es ist einfach nur das, was ich glaube, annehme, für wahr halte etc... (oder nichtmal das) Ich bestehe nicht darauf, recht zu haben und werde mich auch nicht darum streiten.
Hiob
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Re: Nicht was zum Mund hineingeht, macht den Menschen unrein

Beitrag von Hiob »

Nobody2 hat geschrieben: Fr 21. Mai 2021, 10:05 Was meiner Ansicht nicht widerspricht - richtig?
Richtig - es ist eine Interpretation, die nicht in Deine Richtung geht, sondern verengt ist auf die konkrete Situation. Aber Widerspruch ist das nicht.
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ProfDrVonUndZu
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Re: Nicht was zum Mund hineingeht, macht den Menschen unrein

Beitrag von ProfDrVonUndZu »

Auch Paulus spricht das Thema an und verbindet es mit einer Belastung des Gewissens, die dem Zweifelnden schadet. Beachten muss man dabei aber, dass in diesem Kontext nicht das übliche Wort für unrein (akataros) benutzt wird, sondern gemeinschaftlich (koinos). Der negative Gebrauch dieses Wortes in diesem Kontext deutet wohl auf eine Gemeinmachung mit etwas ansich Unerwünschtem oder Verkehrtem hin, denn unter Gläubigen ist Gemeinschaft ja ansonsten etwas sehr Positives.
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