Tieropfer: "Lieblicher Geruch" oder "abscheulicher Gestank" ?
Verfasst: Mi 27. Okt 2021, 13:45
Das ist doch der Standardspruch.
"Wenn jemand das will, dann soll er..."
Und dazu all die detailiierten Vorschriften. Dies und jenes geht so und so und dies und das nicht und zuerst so, dann so aber nicht so, und das muss weg, das dahin, dorthin und so weiter und so fort. Sieht mir nicht so aus, als ob diese Anweisungen von jemandem stammen, der das zwar nicht will aber der auch nichts dagegen hat, sofern mal eben 1000+ Bedingungen eingehalten werden.
Da hätte dann zB folgendes gestanden:
"Ich mag Eure Opfer nicht aber wenn ihr darauf besteht, dann macht es wenigstens so und so, damit..." ??? (--- es für mich erträglich wird .... nichts Schlechtes daraus wird....)
Was sollen all die Vorschriften, worüber dann im Talmud dann noch weitläufig in allen Facetten diskutiert wird?
Und der "liebliche Duft" verbrannten Fettes ??? Scheint ja doch irgendwie einen Gefallen zu haben?
Ja, und obwohl das nicht meine Art ist - überhaupt nicht - siehe Reinhold und Erich - greife ich hier mal zu einem drastischen "Stilmittel" - nämlich der Verwendung extrem großer Schrift. Ich setze sie allerding unter einen Spoiler. Das ist nicht als "Geschrei" zu verstehen sondern lediglich als Betonung und Hervorhebung einer Textstelle, die ich für äußerst bedeutsam halte, da sie in krassem Widerspruch zu all der Opferei in den Büchern Mose steht. Und da möchte ich von unseren Experten mal wissen, wie sie das erklären. Ich kann das nämlich nicht miteinander in Einklang bringen.
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Ich halte das für eine sehr bemerkenswerte Bibelstelle! Sofern die Übersetzung stimmt natürlich.
1) Ausdrückliche Bezugnahme auf den Exodus. Hier kann niemand einen anderen Bezug mutmaßen oder sagen, es wäre aus dem Kontext gerissen. Diese Aussage bezieht sich klar und deutlich und ausschließlich auf die Aussagen und Gebote Gottes beim Exodus.
2) Ausdrücklich weder gesagt noch geboten. Stünde dort nur "gesagt", könnte man es auf "geboten" umdeuten. Also, dass damit auch "geboten" gemeint ist. Aber "geboten" dürfte es eigentlich nicht sein, denn das steht ja auch noch da. Und eines ist unbestreitbar wahr: In der Tora ist sehr wohl und eindeutig davon die Rede, dass Gott "etwas von Brandopfern und sonstigen Opfern gesagt hat".
3) Ausdrücklich sowohl Brandopfer als auch sonstige Opfer. Auch interessant, dass hier noch betont wird, dass es um Opfer aller Art geht, nicht nur um Brandopfer - alle Opfer sind gemeint.
Und noch ein Argument dazu:
Und selbst wenn ich hier das maximale Zugeständnis mache, komme ich zu dem folgenden Schluss:Wenn Gott, der Herr, der ein Gott und ein Herr ist, etwas nicht will, wenn er keinen Gefallen an etwas findet, wenn ihm etwas nicht angenehm ist, was wird er dann wohl seinem Volk sagen?
Antwort:
"Mein Volk, bringe mir keine Opfer dar. Denn ich will das nicht. Es gefällt mir nicht und ist mir nicht angenehm."
Das wäre ein angemessenes Gebot Gottes, des Herrn. Wieso sollte Gott, der Herr, der so viele Vorschriften und Gebote gibt, hier eine Ausnahme machen und seinem Volk etwas, das ihm weder gefällt noch angenehm ist, in allen Details und aller Ausführlichkeit ansagen? Was macht das für einen Sinn? Damit ermutigt er sie ja noch dazu.
Das Verlangen des Volkes Israel, Tiere zu Opfern und sonstige Opfergaben darzubringen, muss wirklich unglaublich stark gewesen sein, so dass Gott, dem dies weder gefiel noch angenehm war, sein Volk darin noch so anleitete, eben dies zu tun.
Und dann muss man sagen:
Das Volk Israel hat hier vor Gott, dem Herrn, etwas gefordert, ja geradezu erzwungen, das Gott, dem Herrn, weder gefiel noch angenehm war, was er also um ihretwillen ertragen hatte, ihnen als ein gewaltiges Zugeständnis erlaubt hatte, unter vielen Bedingungen.
Jeder Mensch, der Gott Opfer darbringt, unter Berufung auf die Tora, der muss sich demnach auch gefallen lassen, dass man von ihm sagt, dass er etwas tut, was Gott nie wollte, geschweige denn gebot, und dass ihm weder angenehm war noch gefiel. So wie ich es verstehe, werden die Opfer im Judentum aber durchaus auch als geboten und gefordert angesehen. Irre ich mich da?
Demnach sind Opfergaben also einzig und allein in der Verantwortung dessen, der sie darbringt. Es ist seine Sache, Gott hat damit nichts zu tun. Und davon abgesehen drückte Gott später doch klar und deutlich seinen Widerwillen dagegen aus: (Nochmals in Riesenschrift, Öffnen des Spoilers auf eigene Verantwortung.)
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So bleibe ich dabei:
Hier stimmt was nicht.
Und wer das "weginterpretieren" kann, möge es bitte tun.