Was ihr dem geringsten meiner Brüder tut ... , und den anderen?

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renato23
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Re: Was ihr dem geringsten meiner Brüder tut ... , und den anderen?

Beitrag von renato23 »

ProfDrVonUndZu hat geschrieben: Mi 2. Feb 2022, 13:25
renato23 hat geschrieben: Mi 2. Feb 2022, 13:04 Da es zu Zeiten Jesus das gängige, meist auf ein Lippenbeknntnis reduziertes Bekehrungsgelübde noch gar nicht gab, bin ich sicher, dass das Verhalten eines jeden Menschen zählt, ob er gottseits zu den Schafen oder Böcken gesellt wird.
Auf Jesu Namen kann man sich aber nur berufen, wenn man ihn auch kennt und mit dem in Verbindung bringt, der da als Richter steht. Kein Ungläubiger würde so reden.
Da es bei Gott kein Ansehen der Person gibt, sondern man aufgrund dessen, wie man sich gegenüber Mitmenschen verhielt...auf die Seite der Schafe oder Böcke gestellt wird....ist es wohl Nebensache für Gott, ob Gläubiger oder Ungläubiger.

Gott interessiert doch wie wir sind und nicht als was wir uns ausgeben.

Auf Jesu Namen berufen sich ja auch solche Gläubige (denen gesagt wird, dass sie durch ein ihnen vorgegebenes Bekehrungsgelübde ja schon im Besitz des HG seien, ihnen die vergangenen und künftigen Sünden nicht mehr angerechnet würden)

Solche haben sich doch auch einreden lassen, sie müssten und könnten überhaupt nichts tun um Gott zu gefallen, gar innige Verbundenheit mit ihm eingehen können, sondern Jesus habe schon alles für sie getan....

Wo bleibt da der wichtige HInweis, wie der barmherzige Samariter zu handeln und nicht wie ein Priester, Levit oder auch Gläubiger Christ.....welche dann finden, sie hätten es nicht nötig jemandem -ohne Ansehen der Person, Hilfe anzubieten wo diese angezeigt ist?

Wie sagte doch Jakobus...wer da weiss Gutes zu tun und tut es nicht dem ist es Sünde. Wer wirklich eine neue Kreatur in Christus geworden ist, seinen alten sündigen Menschen ausgezogen hat, kann doch von Gott zu den explizit für diese Person vorbereiteten Werken geführt werden.
ich erlebte viele Bibelchristen, welche tagtäglich die Bibel studierten, aber wenn sie von Gott mit einer Prüfsituation konfrontiert wurden wie weit es mit ihrer gelebter Nächstenliebe steht, wogen sie ab, ob die Person ihre Hilfe "verdient" habe und wenn nicht machten sie sich mit faulen Ausreden davon.

(also nicht alle, aber mir sind schon viele solcher Pseudochristen begegnet, was es mir dann ja unmöglich machte in irgendeiner der besuchten "christlichen Gemeinden" zu bleiben.

Kennst Du das Buch von Graham Gordon: Das habt ihr mir getan, Engagiertes Christsein in einer unfairen Welt? Gerade wir Christen sind doch aufgerufen zu handeln wo es uns möglich ist.
renato23
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Re: Was ihr dem geringsten meiner Brüder tut ... , und den anderen?

Beitrag von renato23 »

Michael hat geschrieben: Mi 2. Feb 2022, 13:31 Und darüber entscheidet jeder auch inwieweit er damit seinen eigenen Verpflichtungen weiter nachkommen kann, ob er genügend Ressourcen hat oder dafür nur beten ist. Ich meine man kann nie einfach nur eine Bilbstelle jemand an den Kopf knallen wie diese:
Jak 2,15-16 hat geschrieben:
Wenn aber ein Bruder oder eine Schwester nackt ist und der täglichen Nahrung entbehrt, jemand von euch spricht aber zu ihnen: Geht hin in Frieden, wärmt euch und sättigt euch!, ihr gebt ihnen aber nicht das für den Leib Notwendige – was nützt es?
Und wenn man dem nicht nachgekommen ist, dann entgegnet derjenige entrüstet: "Sieh dich vor, denn sonst wird dich Jesus zu den Böcken hinstellen."
Also ich habe die Erfahrung gemacht und auch von Jesus gelernt, dass ich den mir von Gott vorbereiteten guten Werken nicht nachrennen muss, sondern ich dann himmelseits damit konfrontiert werde wenn es angezeigt ist.

Ich komme halt wieder mit der Goldmarie....bei Frau Holle. Der sagte auch niemand, dass sie je nachdem wie sie handelte, wenn sie um Hilfe gebeten wird... unter dem Tor mit Gold oder Pech "belohnt" würde. Sie handelte einfach so aus dem Herzen heraus, wie es den Umständen entsprechend angesagt war. In christlicher Hinsicht wäre sie bei den Schafen.

Hingegen ihre Stiefschwester, half aus egoistischen Gründen nirgends wo sie darum gebeten wurde. Sie war sich aber sicher, ebenfalls mit Gold beschenkt zu werden. Sie bekam was ihr gebührte, nämlich kein Gold sondern Pech.In christlicher Hinsicht wäre sie klar bei den Böcken.

Apfelbaum und Brot warfen ihr auch nicht an den Kopf, sie würde es bereuen und bekäme dann Pech als Lohn und nicht Gold, wenn sie die Hilfe verweigere.
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Beitrag von Isai »

Michael hat geschrieben: Mi 2. Feb 2022, 14:06 Ob man sagt: "Heast depperter G'schropp. schleich die do von da Stroß'n sunst kriagts an Schuss." Und dann zerrt man es mit einem Ruck vor einem herannahende Laster weg und herrscht es nochmals an: "Nächstes Moi foad a da iwna Sched'l. Fia wos hots'n Aug'm im Schedl? und daunn bist hinich waunn i ned do bin. Wo is'n iwahaupt dei Mama du Hos'nscheißa?"

Oder man eilt herbei, stellt sich ohne viel Gerede schützend vor das Kind und zieht es beieite. Nachdem die Situation bereinigt ist, streicht man zart durchs Haar und sagt:"Puh, das was knapp, du musst besser aufpassen, denn die LKW sind sehr, sehr gefährlich. Und sag mal, wo ist denn deine Mama? Komm suchen wir sie."
:D :thumbup:
Sinnet um, und lasset euch auf den Namen Jesu Christi zur Erlassung eurer Sünden taufen, so werdet ihr das Geschenk des heiligen Geistes erhalten.
Apg 2:38

Wer bekennt, dass Jesus der Sohn Gottes ist, in dem bleibt Gott und er in Gott.
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Beitrag von ProfDrVonUndZu »

Michael hat geschrieben: Mi 2. Feb 2022, 15:28 Ich bleibe voerst dabei, Nichtchristen müssen von mir im Alltag nicht gleich behandet werden wie meine Brüder.
Gleich behandelt nicht, und ich denke es geht generell nicht um ein Narrativ der Gleichbehandlung. Solches folgt doch eher einer Logik der ökonomischen Knappheit, also einem Niveau auf unterstem Level, welche die Bezeichnung Großzügigkeit nicht ansatzweise verdient, sondern utilitaristischem Denken folgt.

Ungleichbehandlung in einer legitimen Form wäre nicht : "Um den Bruder kümmere ich mich, der Fremde soll zusehen wo er bleibt", sondern so : "Um den Fremden kümmere ich mich, aber mein Bruder bekommt mehr Aufmerksamkeit."
Michael hat geschrieben: Mi 2. Feb 2022, 15:28Alltag ist keine Gerichtssache. Und dass das bei der Nächsten-Situation wieder keine Rolle spielt wurde schon gesagt. Daher wieder: Man lerne sorgfältig unterscheiden.
Alltag selber ist nicht Gericht, aber der gelebte Alltag wird Gegenstand bei der gerichtlichen Beurteilung. Gott wird im Gericht wahrscheinlich Aspekte und Zeitpunkte des Lebens besonders beleuchten, die den Beurteilten selber kaum auf dem Schirm sind.

Allerdings, wer glaubt, der geht doch nicht ins Gericht, sagt Jesus (Johannes 5,24). Paulus wiederum sagt, dass alle vor dem Richterstuhl Christi offenbar werden müssen (Römer 14,10 und 2. Korinther 5,10). Klingt erst mal nach einen Widerspruch, nicht wahr ? Ignorieren wir das, kapitulieren wir, oder betreiben wir ein wenig Exegese ?
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ProfDrVonUndZu
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Re: Was ihr dem geringsten meiner Brüder tut ... , und den anderen?

Beitrag von ProfDrVonUndZu »

renato23 hat geschrieben: Mi 2. Feb 2022, 16:47 Kennst Du das Buch von Graham Gordon: Das habt ihr mir getan, Engagiertes Christsein in einer unfairen Welt? Gerade wir Christen sind doch aufgerufen zu handeln wo es uns möglich ist.
Kenne ich leider nicht, sieht aber vielversprechend aus. Danke für den Tipp.
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Helmuth
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Re: Was ihr dem geringsten meiner Brüder tut ... , und den anderen?

Beitrag von Helmuth »

ProfDrVonUndZu hat geschrieben: Do 3. Feb 2022, 10:28 Ungleichbehandlung in einer legitimen Form wäre nicht : "Um den Bruder kümmere ich mich, der Fremde soll zusehen wo er bleibt", sondern so : "Um den Fremden kümmere ich mich, aber mein Bruder bekommt mehr Aufmerksamkeit."
Als Christ gedenke ich auch danach zu handeln wie du befürwortest. Was uns in manchen Diskussionen nicht einigt sind deine sozialpolitischen Auffassungen. Die haben öfter einen Keil zwischen uns geschoben.

Das hindert bei der objektiven Erörterung in der Betrachtung, wann und wem gegenber man Hilfe leistet oder nicht. Ich gehe möglichst objektiv vor. Dazu darf man Taten nicht sofort als gut ober böse einstufen, sondern nur als im Sinne Jesu oder nicht ohne Ansehen der Person.

Wie Jesus richtet hängt von weiteren Faktoren ab. Wir erörtern nach Maßgabe unserer Beobachtung und diese bleibt subjektiv. D.h. trotz möglichst objektiver Herangehensweise bleibt unser Urteil subjektiv, da uns nicht alle Faktoren bekannt sind, wie Gott sie vorliegen hat.

Angenommen ich helfe einer Person trotz eindringlicher Bitte nicht. Prinzipiell ließe sich sagen dies wäre nicht im Sinne Jesu. Ob dies nun gut oder böse ist kann aber noch nicht beurteilt werden. Es stehen dazu die folgenden Worte Jesu im Spannungsverhältnis unserer Beurteilung:
Mt 5,42 hat geschrieben:Gib dem, der dich bittet, und weise den nicht ab, der von dir borgen will.
Mt 7,6 hat geschrieben:Gebt nicht das Heilige den Hunden; werft auch nicht eure Perlen vor die Schweine, damit sie diese nicht etwa mit ihren Füßen zertreten und sich umwenden und euch zerreißen.
Kontextuell geht aus den jeweiligen Stellen hervor, dass Jesus mit Mt. 5:42 in erster Linie einen mir nahestehenden Bruder und mit Mt. 7:6 Ungläubige meint. Aber selbst wenn ein sehr nahstehender Bruder etwas verlangt, was ich der Heiligung für abträglich erachte, sollte das abgewiesen werden.

Angenommen es liegt jemand wie der Überfallene aus Lukas 10 auf der Straße. Ich handle nun nach Jesu Wort und leiste Erste Hilfe. Der Verletze verlangt dabei nach einem Medikament, aber ich denke es könnte in dem Zustand nur schaden. Was nun? Wie weit geht das Erfüllen von Bitten?
ProfDrVonUndZu hat geschrieben: Do 3. Feb 2022, 10:28 Allerdings, wer glaubt, der geht doch nicht ins Gericht, sagt Jesus (Johannes 5,24). Paulus wiederum sagt, dass alle vor dem Richterstuhl Christi offenbar werden müssen (Römer 14,10 und 2. Korinther 5,10). Klingt erst mal nach einen Widerspruch, nicht wahr ? Ignorieren wir das, kapitulieren wir, oder betreiben wir ein wenig Exegese ?
Ich denke schon gesagt zu haben, dass sich das irdische Gericht vom ewigen Gericht unterscheidet. Taten sind in beiden Fällen Basis der Beurteilung, aber wir richten diese allein, Gott hingegen richtet dabei den Glauben.

In diesem Thread steht dabei das Handeln gegenüber Brüdern bzw. Nichtbrüdern im Fokus, welche Unterschiede dabei gelten. Klarerweise setzt Jesus dazu die obersten Maßstäbe, aber wir diskutieren die Handhabung aus unserer Perspektive. Es wurde nun gezeigt, dass man sein Wort dabei weder einseitg noch gemäß subjektiver Gesinnung auslegen darf.
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigartigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. - Johannes 3:16
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ProfDrVonUndZu
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Re: Was ihr dem geringsten meiner Brüder tut ... , und den anderen?

Beitrag von ProfDrVonUndZu »

Michael hat geschrieben: Fr 4. Feb 2022, 07:00 Angenommen ich helfe einer Person trotz eindringlicher Bitte nicht. Prinzipiell ließe sich sagen dies wäre nicht im Sinne Jesu. Ob dies nun gut oder böse ist kann aber noch nicht beurteilt werden. Es stehen dazu die folgenden Worte Jesu im Spannungsverhältnis unserer Beurteilung:
Mt 5,42 hat geschrieben:Gib dem, der dich bittet, und weise den nicht ab, der von dir borgen will.
Mt 7,6 hat geschrieben:Gebt nicht das Heilige den Hunden; werft auch nicht eure Perlen vor die Schweine, damit sie diese nicht etwa mit ihren Füßen zertreten und sich umwenden und euch zerreißen.
Kontextuell geht aus den jeweiligen Stellen hervor, dass Jesus mit Mt. 5:42 in erster Linie einen mir nahestehenden Bruder und mit Mt. 7:6 Ungläubige meint. Aber selbst wenn ein sehr nahstehender Bruder etwas verlangt, was ich der Heiligung für abträglich erachte, sollte das abgewiesen werden.
Kontextuell geht aus Matthäus 5,42 doch gerade nicht hervor, dass es nur um Brüder geht. Welcher Bruder wird denn böse sein, mich zwingen, gegen mich vor Gericht ziehen ? Bis zum Ende des Kapitels bezieht Jesus sich vor allem am Maßstab der Feindesliebe, was ja die Bruderliebe keineswegs ausschließt.

In Matthäus 7,6 hingegen geht es um solche Personen, die für sich selber keinen Bedarf an der Guten Botschaft sehen. Es ist wie bei Matthäus 10,11-14. Wer die Botschafter abweist, den lässt man fortan in Ruhe damit. Vielleicht wird er zu einem späteren Zeitpunkt empfänglich, aber aufdrängen kann und soll man die Botschaft nicht.
Michael hat geschrieben: Fr 4. Feb 2022, 07:00 Angenommen es liegt jemand wie der Überfallene aus Lukas 10 auf der Straße. Ich handle nun nach Jesu Wort und leiste Erste Hilfe. Der Verletze verlangt dabei nach einem Medikament, aber ich denke es könnte in dem Zustand nur schaden. Was nun? Wie weit geht das Erfüllen von Bitten?
Das klingt jetzt aber sehr konstruiert.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man sowohl von Laien als auch von Fachkräften unsachgemäß und grob beholfen werden kann. Aber einfach irgendwo blutend liegen lassen, das wäre sicher die schlechteste Alternative.
Michael hat geschrieben: Fr 4. Feb 2022, 07:00 Ich denke schon gesagt zu haben, dass sich das irdische Gericht vom ewigen Gericht unterscheidet. Taten sind in beiden Fällen Basis der Beurteilung, aber wir richten diese allein, Gott hingegen richtet dabei den Glauben.
Was soll das irdische Gericht sein ? Handlungsmaßstäbe und Entscheidungen sind kein Gericht. Gericht wäre eine Vorverurteilung von anderen, anhand derer ich Menschen inkludiere oder exkludiere. Die Bevorzugung der Brüder gegenüber der Nicht-Brüder, von der ich oben schrieb, folgt zwar auch bestimmten Maßstäben, sie bleibt aber immer auf der positiven Seite und kippt niemals ins Exkludierende.
Michael hat geschrieben: Fr 4. Feb 2022, 07:00 In diesem Thread steht dabei das Handeln gegenüber Brüdern bzw. Nichtbrüdern im Fokus, welche Unterschiede dabei gelten.
Es ist die klassische Frage aus Matthäus 10,29 worauf Jesus dann mit dem Gleichnis vom Barmherzigen Samariter antwortet und schließlich die Gegenfrage stellt, wer aus Sicht des Überfallenen dessen Nächster sei. Der Samariter hat sich in diesem Moment dem Überfallenen zum Bruder gemacht, auch wenn sie zuvor gemäß des common sense als Feinde galten. Wenn Jesus dann jenem Fragesteller empfiehlt : "Gehe hin, und tue du desgleichen", meint er damit wohl nicht, sich überfallen zu lassen.
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Helmuth
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Re: Was ihr dem geringsten meiner Brüder tut ... , und den anderen?

Beitrag von Helmuth »

ProfDrVonUndZu hat geschrieben: Fr 4. Feb 2022, 23:05 Was soll das irdische Gericht sein ? Handlungsmaßstäbe und Entscheidungen sind kein Gericht. Gericht wäre eine Vorverurteilung von anderen, anhand derer ich Menschen inkludiere oder exkludiere.
Als irdisches Gericht meine ich jede Art der Beurteilung durch Menschen. Das betrifft für unser Thema die Einschätzung einer Hilfeleistung, ob man sie tätigt oder nicht. Das ist auch eine Form von, wie du es sagst, Inkludierung oder Exkludierung. Und sie ist notwendig.

Dies soll wie jedes Gericht aber ohne Ansehen der Person und unparteiisch erfolgen, da nicht die Person sondern die Hilfeleistung beurteilt wird. Wird sie aus rein persönlicher Abneigung verweigert, hast du dem Maßstab Jesu klar nicht entsprochen. Es gibt aber auch legitime Gründe, wie ich das schon beispielhaft ausgeführt habe.

Unter Gericht meine ich hier nicht das amtliche Gericht, denn dort werden solche Dinge nicht geklärt, sondern eine persönliche Abschätzung.

Grundsätzlich steht der Bruder dabei in der Rangrdnung höher, nicht dem Werte nach, sondern aufgrund unserer Verpflichtung zur gegenseitigen Liebe. Auch das wurde schon ausgeführt. Wir könnten dazu eine neue Stelle in Betracht ziehen:
Mt 5,22 hat geschrieben: Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder ohne Grund zürnt, wird dem Gericht verfallen sein; wer aber irgend zu seinem Bruder sagt: Raka!, wird dem Synedrium verfallen sein; wer aber irgend sagt: Du Narr!, wird der Hölle des Feuers verfallen sein.
Jesus toleriert keinen unerlaubten Zorn gegenüber Brüdern. Das ist ein hoher Maßstab und hier sieht man deutliche Unterschiede. Ungläubige bringen dich entweder gar nicht in die Lage, dass sie dich erzürnen, weil sie einem nicht genug nahestehen, oder der Zorn hat seine Berechtigung.

Zorn selbst ist ja noch keine Sünde, sondern wie man ihn verarbeitet macht den Unterschied. Jeder hat dabei schon erlebt, dass man gegenüber Nahstehennden eine höhere Sensibilität entwickelt. Das ist gottgewollt, denn wir sollen einander auch aufrichtig lieben.

Der Liebe sind Beziehungsstörungen nie gleichgültig und daher sind uns die Wege der Vergebung und Versöhnung auch geboten. Gegenüber Fremden besteht diese Beziehung nicht, jedefalls nicht in solch einer Tiefe. Es gibt in dem Sinne ebenso die Pflicht zur Vergebung, aber es erfolgt keine Versöhnung, da sie nicht unsere Brüder sind.

Ein weiterer Unterschied ist dieser: Gegen einen Bruder sollen wir nicht vor (das amtliche) Gericht gehen. Gegen einen Ungläubigen besteht aber oft kein anderer Rechtsweg eine Sache ordentlich zu klären. Ich sehe also durchaus mehrere deutliche Unterschiede.
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Re: Was ihr dem geringsten meiner Brüder tut ... , und den anderen?

Beitrag von ProfDrVonUndZu »

Michael hat geschrieben: Sa 5. Feb 2022, 05:04 Als irdisches Gericht meine ich jede Art der Beurteilung durch Menschen. Das betrifft für unser Thema die Einschätzung einer Hilfeleistung, ob man sie tätigt oder nicht. Das ist auch eine Form von, wie du es sagst, Inkludierung oder Exkludierung. Und sie ist notwendig.

Dies soll wie jedes Gericht aber ohne Ansehen der Person und unparteiisch erfolgen, da nicht die Person sondern die Hilfeleistung beurteilt wird. Wird sie aus rein persönlicher Abneigung verweigert, hast du dem Maßstab Jesu klar nicht entsprochen. Es gibt aber auch legitime Gründe, wie ich das schon beispielhaft ausgeführt habe.
Ich kann dir grade nicht folgen. Mir scheint es, als zirkulierst du zwischen der eigenen Beurteilung und Entscheidung, ob und wie anderen zu helfen sei und der Beurteilung durch andere, ob und wie ich geholfen habe. Meinst du dieses, jenes, oder beides ?

Aber wie auch immer, Paulus legt hier wiederum einen sehr harten Maßstab zur Beurteilung der Brüder an, der fast schon unmenschlich erscheint, so dass man meinen könnte, wer solche Brüder hat, der braucht keine Feinde mehr (vgl. 1. Korinther 5,9-11 und 2. Thessalonicher 3,6 + 14-15). Der hohe Maßstab von Paulus ist natürlich nicht aus der Luft gegriffen und es geht hier sicher nicht um Charakterschwäche, sondern um Vorsätzlichkeit. Wenn er Trunkenbolde nennt, diskriminiert er damit sicher nicht Suchtkranke, sondern solche, die sich selber als nicht süchtig sehen (vgl. Johannes 9,41), aber Alkohol vielleicht nur selten, aber dann vorsätzlich missbräuchlich verwenden oder auch das Mittrinken erwarten. Das Problem bei Paulus hohen Maßstäben ist allerdings, dass sie missbräuchlich verwendet werden können, um unbequemen Geschwistern Verfehlungen anzudichten, die zu seinen Aufzählungen zu passen scheinen.
Michael hat geschrieben: Sa 5. Feb 2022, 05:04
Mt 5,22 hat geschrieben: Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder ohne Grund zürnt, wird dem Gericht verfallen sein; wer aber irgend zu seinem Bruder sagt: Raka!, wird dem Synedrium verfallen sein; wer aber irgend sagt: Du Narr!, wird der Hölle des Feuers verfallen sein.
Jesus toleriert keinen unerlaubten Zorn gegenüber Brüdern. Das ist ein hoher Maßstab und hier sieht man deutliche Unterschiede. Ungläubige bringen dich entweder gar nicht in die Lage, dass sie dich erzürnen, weil sie einem nicht genug nahestehen, oder der Zorn hat seine Berechtigung.
Zuerst sei angemerkt, dass dieses "ohne Grund" nicht in allen Lesarten vorkommt. Dadurch ergibt sich aber noch kein Widerspruch. Berechtigten Zorn halte ich für ausgeschlossen. Im Zorn wird man selber unsachlich und ungerecht und neigt dazu Gleiches mit Gleichem zu vergelten.

Dass weniger oder gar nicht Nahstehende einen nicht in Zorn versetzen, kann man nicht so einfach behaupten. Schön wäre es, wenn das so einfach zu erklären wäre. Manchmal ist man auch geneigt, seine negative Energie gegen Sündenböcke zu entladen, wo dann der kleinste Anlass das Fass zum überlaufen bringen kann, wo man aber im Kreise der Lieben noch aus nachvollziehbaren Gründen Zurückhaltung übte.

Der Familienvater kann den Ärger von der Arbeit an Ehefrau und Kindern auslassen, aber er kann genau so gut den heimischen Ärger an Kollegen auslassen. Habe ich alles schon mitbekommen. Zurückhalten tut man sich mit seinem Ärger eher bei denen, von denen man sich selber besonders abhängig wähnt. Der Ärger trifft eigentlich meistens Sündenböcke.
Michael hat geschrieben: Sa 5. Feb 2022, 05:04Ein weiterer Unterschied ist dieser: Gegen einen Bruder sollen wir nicht vor (das amtliche) Gericht gehen.
Ja, mit der Eigengerichtsbarkeit das hat man bis zur Abschaffung der Zünfte auch konsequent durchgezogen. Mit dem Aufkommen der Nationalstaaten aber sind einige Vergehen keine Sache privater Einigung mehr.
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Helmuth
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Re: Was ihr dem geringsten meiner Brüder tut ... , und den anderen?

Beitrag von Helmuth »

ProfDrVonUndZu hat geschrieben: Sa 5. Feb 2022, 11:44 Ich kann dir grade nicht folgen. Mir scheint es, als zirkulierst du zwischen der eigenen Beurteilung und Entscheidung, ob und wie anderen zu helfen sei und der Beurteilung durch andere, ob und wie ich geholfen habe. Meinst du dieses, jenes, oder beides ?
Ich meine das so, dass ich stets eine Entscheidung treffen muss, wem ich unter welchen Umstände helfe. Man wird ja laufend immer um etwas gebeten, es sei denn man hat keine Beziehungen. Ich sehe es so, dass ich Unterschiede machen darf. Ich könnte ja z.B. nur unschwer meinem eigenen Sohn nicht helfen wollen, dafür aber jedem Kind einer anderen Familie.

Die natürliche Familie setzt hier schon einmal einen klaren Verpflichtungsrahmen, allein schon durch das Gebot Vater und Mutter zu ehren, das keine Option ist, Und danach kommen die Brüder im Herrn, da sie die geistliche Familie bilden.

Erst an dritter Stelle kommen alle anderen. Und ich weiderhole nochmals, damit es klar ist: Das Gebot der Nächstenliebe umfasst das nicht. Dieses gilt immer und unabhängig von der Person und hat wieder seinen eigenen Verpflichtungsrahmen.

Wie Jesus andere richten wird, geht mich im Grunde genommen eigentlich nicht viel an. Es ist nur insofern maßgeblich, da er ja mich auch richtet. Also sollte ich wissen welche Prioritäten zu setzen sind, die auch im Einklang mit unserem Herrn stehen.
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