Tamar und Ruth

Themen des alten Testaments
Hiob
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Re: Tamar und Ruth

Beitrag von Hiob »

Corona hat geschrieben: Mo 4. Jul 2022, 20:47 Wo siehst du denn das mittelmässige bei Abraham und Moses?
Mose hatte ich, glaube ich, gar nicht genannt. Wie auch immer: Bevor er von Gott berufen wird, ist er das, was man heute einen Mörder nennt. --- Was Abraham angeht: Das wäre ein eigenes Thema. - Man könnte viele Stellen in der Bibel zeigen, in denen der charakterlich schlicht schwächer ist als seine jeweiligen Gegenüber. Abimelech von Gerar, der Pharao - dann sein Verleugnen seiner Frau, etc. - Auch das Verhalten gegenüber Hagar ist nicht astrein.

Mir geht es nicht darum, seine heilsgeschichtliche Bedeutung schlecht zu reden -diese ist unbestritten. - Mir geht es darum, dass persönlicher Charakter und heilsgeschichtlich Erwähltkeit nichts miteinander zu tun haben.
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Corona
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Re: Tamar und Ruth

Beitrag von Corona »

Hiob hat geschrieben: Mo 4. Jul 2022, 23:32
Corona hat geschrieben: Mo 4. Jul 2022, 20:47 Wo siehst du denn das mittelmässige bei Abraham und Moses?
Mose hatte ich, glaube ich, gar nicht genannt. Wie auch immer: Bevor er von Gott berufen wird, ist er das, was man heute einen Mörder nennt. --- Was Abraham angeht: Das wäre ein eigenes Thema. - Man könnte viele Stellen in der Bibel zeigen, in denen der charakterlich schlicht schwächer ist als seine jeweiligen Gegenüber. Abimelech von Gerar, der Pharao - dann sein Verleugnen seiner Frau, etc. - Auch das Verhalten gegenüber Hagar ist nicht astrein.

Mir geht es nicht darum, seine heilsgeschichtliche Bedeutung schlecht zu reden -diese ist unbestritten. - Mir geht es darum, dass persönlicher Charakter und heilsgeschichtlich Erwähltkeit nichts miteinander zu tun haben.
Bleiben wir kurz bei Moses: Ihn einen Mörder zu nennen, weil er einen Bruder rettete, oder als mittelmässig, ist wohl übertrieben.

Es ist einfach NIEMAND perfekt, sei er charakterlich auch noch so gross. So würde ich es ausdrücken.
Jer 23
Siehe, es kommen Tage, spricht der Herr, da werde ich dem David einen gerechten Sproß erwecken; In seinen Tagen wird Juda gerettet werden und Israel sicher wohnen;
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Re: Tamar und Ruth

Beitrag von Hiob »

Corona hat geschrieben: Di 5. Jul 2022, 08:03 Es ist einfach NIEMAND perfekt, sei er charakterlich auch noch so gross. So würde ich es ausdrücken.
Allein das ist schon eine wichtige Aussage. - Ich sehe es noch etwas weiter: Gott hat bewusst solche auserwählt, die nicht ganz clean waren.
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Corona
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Re: Tamar und Ruth

Beitrag von Corona »

Hiob hat geschrieben: Di 5. Jul 2022, 10:01 Gott hat bewusst solche auserwählt,
Es blieb ihm ja auch nichts anderes übrig, wenn NIEMAND perfekt ist. Die Auswahlkriterien sehe ich in anderen Bereichen.

Da wäre zum Beispiel, dass sich alle als Hirten bewährt haben, und diese Aufgabenanwenfdung auch auf Menschen übertrugen
Jer 23
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Re: Tamar und Ruth

Beitrag von Hiob »

Corona hat geschrieben: Di 5. Jul 2022, 10:38 Da wäre zum Beispiel, dass sich alle als Hirten bewährt haben, und diese Aufgabenanwenfdung auch auf Menschen übertrugen
Trotzdem: Warum erwählte Gott den Abraham, der seinem Gegenüber Abimelech von Gerar charakterlich wirklich unterlegen ist - siehe auch den Pharao, der sich sehr ritterlich gegenüber Abraham verhält, nachdem er sich daneben benommen hat. - Mir scheint da mehr zu sein als "Es ist halt keiner perfekt".
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Sunbeam
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Re: Tamar und Ruth

Beitrag von Sunbeam »

Hiob hat geschrieben: Di 5. Jul 2022, 16:03
Corona hat geschrieben: Di 5. Jul 2022, 10:38 Da wäre zum Beispiel, dass sich alle als Hirten bewährt haben, und diese Aufgabenanwenfdung auch auf Menschen übertrugen
Trotzdem: Warum erwählte Gott den Abraham, der seinem Gegenüber Abimelech von Gerar charakterlich wirklich unterlegen ist - siehe auch den Pharao, der sich sehr ritterlich gegenüber Abraham verhält, nachdem er sich daneben benommen hat. - Mir scheint da mehr zu sein als "Es ist halt keiner perfekt".
In seinem Joseph-Roman hat Thomas Mann, damals, für die Tamar-Problematik eine sehr menschliche Beschreibung gefunden.
Und damit meine ich jetzt nicht das, was man heute unter feministischer Exegese versteht...., wobei der menschlich biblische Kontext sexueller "Begegnung" bleibt.
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Re: Tamar und Ruth

Beitrag von Hiob »

Sunbeam hat geschrieben: Di 5. Jul 2022, 16:38 In seinem Joseph-Roman hat Thomas Mann, damals, für die Tamar-Problematik eine sehr menschliche Beschreibung gefunden.
Der Josephs-Roman von Thomas Mann ist ein derart großartiges Werk, dass ich ihn noch nicht zu Ende gelesen habe. Denn ich fange ständig wieder vorne an und komme nicht weiter als bis etwa Seite 200. :lol:
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Sunbeam
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Re: Tamar und Ruth

Beitrag von Sunbeam »

Hiob hat geschrieben: Di 5. Jul 2022, 16:42
Sunbeam hat geschrieben: Di 5. Jul 2022, 16:38 In seinem Joseph-Roman hat Thomas Mann, damals, für die Tamar-Problematik eine sehr menschliche Beschreibung gefunden.
Der Josephs-Roman von Thomas Mann ist ein derart großartiges Werk, dass ich ihn noch nicht zu Ende gelesen habe. Denn ich fange ständig wieder vorne an und komme nicht weiter als bis etwa Seite 200. :lol:
:lol: :lol: :lol:

Verstehe ich, verstehe ich vollkommen.

Mir hat man damals empfohlen, einfach mit dem Tamar-Kapitel zu beginnen, und dann zur Höllenfahrt zu springen...

Eine sich elendig lang hinziehende, bildungsbürgerlich Freak-Show ist er schon, dieser Roman, der Mann Thomas gefiel sich darin einmal wieder ob seines immensen Wissens...

Gegen Naphtas und Settembrinis weltanschauliches Schlachtgetümmel kommt er jedenfalls nicht an, der Joseph.
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Corona
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Re: Tamar und Ruth

Beitrag von Corona »

Hiob hat geschrieben: Di 5. Jul 2022, 16:03 der seinem Gegenüber Abimelech von Gerar charakterlich wirklich unterlegen ist
War er charakterlich überlegen? Oder hielt er sich zurück, nachdem ihn Gott gewarnt hatte?
Ist es charakterliche Überlegenheit, wenn er einfach Avrahams Frau/Schwester nehmen will, nur weil das dortige Gesetz dem König freie Hand gibt?

Der Charakter hat doch sehr wohl etwas damit zu tun. Ein Avraham der gerade beschnitte wurde, hat nichts besseres zu tun, als auf Gäste zu warten. Ja erlässt Gott sogar stehen, der mit ihm gerade redet, weil er sich um die nahenden Gäste kümmern will. Im Gegensatz zu Noah, der still in die Arche verschwand, fing Abraham an mit Gott zu verhandeln betreffend Sodom resp. um die Gerechten dort, die auch bedroht waren durch die Zerstörung.

Ja, da ist mehr als 'es gab keinen anderen, da niemand perfekt ist'.
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Re: Tamar und Ruth

Beitrag von Hiob »

Corona hat geschrieben: Di 5. Jul 2022, 16:59 War er charakterlich überlegen? Oder hielt er sich zurück, nachdem ihn Gott gewarnt hatte?
Nee - das ist zu edel gedacht. - Ich kann mal meine Texte durchgucken und Dir Beispiele geben. - Das wäre allerdings ein neuer Thread.
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