Stilllegung von Ackerflächen oder Nahrungsmittel anbauen gegen drohende Hungersnot?

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Magdalena61
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Stilllegung von Ackerflächen oder Nahrungsmittel anbauen gegen drohende Hungersnot?

Beitrag von Magdalena61 »

Das muss etwas mehr Aufmerksamkeit haben.
Die beschlossene EU-weite Flächenstilllegung würde bedeuten, dass die Ackerflächen von Österreich, Niederlanden, Belgien, Portugal und Luxemburg zusammen ab diesem Herbst nicht mehr genutzt werden dürfen.

Das sind zusammen rund 4,22 Mio. Hektar oder 6 Mio. Fußballfelder, so Bauer Willi. Mit dem Durchschnitts-Ertrag der EU von 6,1 t/ha Weizen könnten auf dieser Fläche 25,7 Mio. t Weizen bereitgestellt werden.

Der Importbedarf von Ägypten, Marokko, Tunesien, Algerien und Äthiopien beträgt zusammen pro Jahr 28,5 Mio t, so die Rechnung des Agrarbloggers.
Quelle
Angesichts der Zustände in der Ukraine könnte man die "Stilllegung" einer solch riesigen Fläche doch mindestens verschieben.

Was sagt ihr dazu?

Ich finde es unerhört, den Landwirten per Gesetz vorzuschreiben, wie sie ihren Grund und Boden zu nutzen haben oder nutzen dürfen.
Auch ein Weizenfeld, ein Erdbeerfeld, ein Spargelfeld oder ein Kartoffelacker sind "Bio". Damit Pflanzen überhaupt wachsen, müssen Felder "bio" sein. Gelockert, bepflanzt, eventuell bewässert.
Mehr Blumenwiesen mit Wildpflanzen, die frühestens Ende Juni gemäht werden, wären gut; die liefern aber weniger Ertrag und somit wäre die Gesellschaft in der Pflicht, dem Landwirt die Ernteausfälle zu ersetzen, damit ihm kein Nachteil entsteht.

Die "Rettet- die Bienen"- Euphorie ist ja wohl sehr schnell abgeklungen. Grünflächen werden akkurat gemäht und vertrocknen übrigens derzeit in unserer Gegend... man müsste sie gießen, damit sie einen Nutzen haben für Insekten und die vielen Lebenwesen, die in der Erde wohnen, und das Wasser kostet Geld, das die Leute wohl nicht in investieren wollen.

Jeder Gartenbesitzer könnte dazu beitragen, bessere Lebensräume zu schaffen für (nützliche) Insekten. Warum will man alles auf die Landwirtschaft abschieben und verpflichtet nicht die Eigentümer von Grundstücken generell, mehr zu tun? Weg mit den unsäglichen "Schottergärten"! wäre mal ein erster Schritt.

Langwirtschaftliche Flächen, die nicht mehr gepflegt werden, mutieren nicht wie durch ein Wunder zu Ökoparadiesen; sondern verwahrlosen. Die sind ja, wenn sie zur Produktion von Getreide und Gemüse genützt werden, nicht im "ökologischen Gleichgewicht". Durch ein planloses "Sich-selbst-Überlassen" können sich wiederum Schädlinge und Krankheitserreger, die bereits drin sind im Feld, unkontrolliert vermehren, und dann auch die bebauten Äcker befallen. -- (Wer macht denn SO etwas?)

Soll der Staat doch seine eigenen Flächen zu Naturschutzgebieten umfunktionieren. In Brandenburg wurde für Tesla ja genau das Gegenteil genehmigt.

Was ich mir vorstellen könnte, und was auch biblisch wäre: Das Sabbatjahr für Ländereien einführen, bei vollem "Lohnausgleich", aber auf freiwilliger Basis und für einige Jahre als Versuch, um Studien zu erstellen, welchen Nutzen das konkret hätte.
D.h., der Landwirt erhält vom Staat das Geld, das er im Sabbatjahr für den Teil der Flächen, die er ruhen lässt, nicht erwirtschaften kann, weil er sie 12 Monate lang brach liegen lässt, damit der Boden sich erholen kann.
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Hiob
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Re: Pflicht zur Stilllegung von 4 % der landwirtschaftlichen Fläche

Beitrag von Hiob »

Magdalena61 hat geschrieben: Mi 6. Jul 2022, 00:16 D.h., der Landwirt erhält vom Staat das Geld, das er im Sabbatjahr für den Teil der für ein Jahr stillgelegten Flächen nicht erwirtschaften kann
Das bekommen Landwirte schon. Die Stillegung der Flächen aus Naturschutzgründen ist meines Wissens mit ZAhlungen an die Besitzer verbunden.
Magdalena61 hat geschrieben: Mi 6. Jul 2022, 00:16 Angesichts der Zustände in der Ukraine könnte man die "Stilllegung" einer solch riesigen Fläche doch mindestens verschieben.
Da kann man nur schwer widersprechen.
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Magdalena61
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Re: Stilllegung von Ackerflächen oder Nahrungsmittel anbauen gegen drohende Hungersnot?

Beitrag von Magdalena61 »

Es ist ungeheuer kompliziert. Die Aussaat von Blühwiesen ist in dem neuen Programm verboten. Aber, wenn ich das richtig sehe, nur in Deutschland. Man setzt auf "Selbstbegrünung". Was wird da wohl wachsen, wenn man ein Land sich selbst überlässt?
Disteln, Löwenzahn, das giftige Jakobskreuzkraut, Giersch, Zaunwinden und der hornfrüchtige Sauerklee? Die Samen fliegen überall herum, und diese Un- Kräuter sind sehr dominant. Ahornsamen werden auch weit verbreitet.

Ein Kommentator auf dieser Seite nennt die neue GAP 2023-2027 "das reinste Bauernvernichtungsprogramm". Er schreibt, es gibt weniger Geld bei mehr Auflagen.

Die "Einkommensgrundstütze" wird an die Stilllegung der Flächen gekoppelt. Für kleinere Betriebe, die jedoch mehr als 10 ha Ackerland haben, gibt es keine Alternativen.

Wie ernst nimmt die EU angesichts der Ernteausfälle der Ukraine, die noch Jahre andauern können, ihre Verantwortung für die globale Ernährungssicherheit?

Die klimatischen Bedingungen der Staaten, die Getreide in großen Mengen importieren müssen, sind definitiv schlechter als bei uns. Diese Länder können nicht wählen, ob sie mehr Getreide anbauen wollen oder nicht. Aber wir können es.

Man kann doch nicht eigensinnig, ignorant und verbohrt das grüne Steckenpferd reiten und hier ein Ökoparadies schaffen wollen; ein Vorhaben, das übrigens, genauso wie die katastrophale Energiepolitik, nicht funktionieren wird... und dafür in Kauf nehmen, dass anderswo auf der Welt Menschen mit ihrem Leben dafür bezahlen müssen.
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Hexenjagd
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Re: Stilllegung von Ackerflächen oder Nahrungsmittel anbauen gegen drohende Hungersnot?

Beitrag von Hexenjagd »

Schon interessant wie man nun endlose Threads ueber die Themen aufmacht fuer die man uns verlachte!
Sorry, aber man merkt echt nix mehr. Lg
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CoolLesterSmooth
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Re: Pflicht zur Stilllegung von 4 % der landwirtschaftlichen Fläche

Beitrag von CoolLesterSmooth »

Die Frage ist, wie problematisch, eine Stilllegung von 4% tatsächlich wäre.
Zum einen darf man nicht vergessen, dass es sich bei der besagten Fläche zum Teil um Ackerfläche handelt die bereits jetzt brach liegt, es geht also nicht um zusätzliche 4%, sondern um eine Erhöhung auf 4% in den EU-Ländern, die aktuell drunter liegen. Es gibt dazu ein policy paper von zwei Agrarökonomen der Humboldt-Uni in Berlin, sowie einer freiberuflichen Beraterin auf dem Gebiet, in dem davon die Rede ist, dass es um einen Anstieg um ca. 900,000 Hektar geht. Der Rückgang der Getreide-, Weizen- und Maisproduktion wird in diesem Szenario jeweils auf zwischen 1.0% und 1.2% geschätzt, was einen weltweiten Produktionsrückgang von etwa 0.1% (Getreide und Mais) bzw. 0.2% (Weizen) bedeuten würde, sowie Weltmarktpreiserhöhungen um die 0.1-0.6% für Getreide, 0.2-1.1% für Weizen und 0.1-0.3% für Mais. Mir ist schon klar, dass bei den Mengen um die es hier geht, selbst 0.1% nicht nichts sind, aber apokalyptisch erscheint es mir auch nicht.

Es wird auch das Szenario skizziert, dass in Magdalenas Zitat vorkommt, nämlich dass man auf diesen 4% Fläche Weizen anbaut. In diesem Fall würde man die Produktion innerhalb der EU um 6.5% steigern. Das Problem dabei ist, dass es hier um rein theoretische Steigerungen geht, denn:
Dieses Szenario ist sehr unrealistisch, da aufgrund von Wassermangel, unterschiedlicher Bodenqualität und anderen Faktoren es nicht möglich ist, auf allen neuen Flächen Getreide anzubauen.

Quelle
Im Fazit heißt es
Eine Reduktion der Stilllegungsfläche in der EU hätte nur einen geringen Effekt auf den Weltmarktpreis für Getreide, da im globalen Maßstab nur eine geringe zusätzliche Getreidemenge auf den freiwerdenden Flächen produziert werden könnte. Ebenso würde die globale Getreideproduktion durch die Umsetzung des Stilllegungsziels von 4 Prozent in der EU nur marginal sinken. Dies würde sich somit kaum auf den Weltmarktpreis auswirken. Dabei ist zu bedenken, dass aufgrund der getroffenen Annahmen die hier berechneten Produktionspotenziale eher als Obergrenzen angesehen werden müssen, die Weltmarkteffekte in Wirklichkeit also wahrscheinlich noch geringer, als hier berechnet, ausfallen würden.

Quelle
Ich kann schon verstehen, dass Landwirte pissed sind, dass man ihnen vorschreiben will, wie sie ihre Ackerflächen nutzen oder vielmehr nicht nutzen sollen. Aber was ist die Lösung? Weiter auf Teufel komm raus auf ausgelaugten Böden anbauen und dementsprechend auch düngen? Etwas mehr als ein Viertel der Messstellen im Einzugsbereich landwirtschaftlich genutzter Flächen zeigte 2020 einen zu hohen Nitratgehalt im Grundwasser (>50mg/L) an.
Die utopische Lösung wäre wohl, dass Landwirte mit ihren 4% handeln können, dass heißt Landwirte bei deren Böden es ratsam wäre, wenn man mehr als 4% brach legt, können gegen entsprechende Vergütung die Anteile für die übernehmen, deren Böden noch in gutem Zustand sind, aber der verwaltungstechnische Rattenschwanz wäre natürlich irrsinnig und am Ende wird da dann auch nur noch beschissen, wo's geht.

Was die Auswirkung der Flächenstillegung auf die globale Hungersnotsituation stelle ich mir noch eine weitere Frage. Haben wir es wirklich mit einem Produktionsproblem zu tun? Oder haben wir nicht vielmehr ein weit dringlicheres grundsätzliches Verschwendungsproblem?
"Willst du die Abgründe meines Stumpfsinns erkennen, so lies meine Beiträge."
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Johncom
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Re: Pflicht zur Stilllegung von 4 % der landwirtschaftlichen Fläche

Beitrag von Johncom »

CoolLesterSmooth hat geschrieben: Mi 6. Jul 2022, 02:26
Ich kann schon verstehen, dass Landwirte pissed sind, dass man ihnen vorschreiben will, wie sie ihre Ackerflächen nutzen oder vielmehr nicht nutzen sollen.
Aber das ist essentiell. Landwirte wollen und sollten gefragt werden. Die Erfahrung der Bauern wird einfach weggefegt von Computer-Berechnungen der Technokraten, die sich noch nie nach Kartoffeln gebückt haben.
Und das ist ein Gesamt-Problem dieser Zeit, die Zentralisierung. Die sogenannte Wissenschaft arbeitet mit Rechenmodellen und will dem Bauern reinreden, der seit ewiger Zeit ein natürliches Wissen erworben hat.
Wer ein bisschen eingetaucht ist in die Pläner der Globalisten, weiß, dass sie eine Ernährung ganz ohne Bauerntum planen, ganz ohne natürlichen Anbau.
Aber was ist die Lösung? Weiter auf Teufel komm raus auf ausgelaugten Böden anbauen und dementsprechend auch düngen?
Die Bauern entscheiden lassen, die kennen ihre Böden.
Was die Auswirkung der Flächenstillegung auf die globale Hungersnotsituation stelle ich mir noch eine weitere Frage. Haben wir es wirklich mit einem Produktionsproblem? Oder haben wir nicht vielmehr ein weit dringlicheres grundsätzliches Verschwendungsproblem?
Das sicher auch aber in der Wirtschaft stehen die Gewinne im Vordergrund. Man könnte Afrika helfen, eine produktive Landwirtschaft aufzubauen. Stattdessen exportiert die EU ihre Überschüsse nach Afrika und so billig dass kein afrikanischer Bauer mithalten kann.
Eine globale Hungersnotsituation muss es nicht geben, jedes Land der Welt hat sich in allen Zeiten selbst ernährt.
Nur wenn globale Konzerne den Zugriff bekommen auf Entscheidungen, so wie in der EU, wird der gewachsene Markt zerstört.

Für Holland hoffe ich, die Bauern zeigen echt Kante und bleiben sich einig in ihrem Kampf.
Und dieser Kampf ist nur einer von vielen, es geht um Enteignung im weiteren Sinn, das betrifft auch die weniger Reichen.
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Re: Pflicht zur Stilllegung von 4 % der landwirtschaftlichen Fläche

Beitrag von CoolLesterSmooth »

Johncom hat geschrieben: Mi 6. Jul 2022, 03:19 Die Bauern entscheiden lassen, die kennen ihre Böden.
[...]
Das sicher auch aber in der Wirtschaft stehen die Gewinne im Vordergrund.
Siehst du hier nicht auch eine gewisse Problematik?
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Reinhold
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Magdalena61
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Re: Stilllegung von Ackerflächen oder Nahrungsmittel anbauen gegen drohende Hungersnot?

Beitrag von Magdalena61 »

Hexenjagd hat geschrieben: Mi 6. Jul 2022, 02:00 Schon interessant wie man nun endlose Threads ueber die Themen aufmacht fuer die man uns verlachte!
Sorry, aber man merkt echt nix mehr. Lg
Worauf beziehst du dich?

Dieses GAP 2023-2027 ist ja noch nicht ganz so alt, und die Ukraine fällt seit Ende Februar diesen Jahres aus. Das ist die aktuelle Situation. Die Bauern protestieren, zu Recht, wie ich meine, und ich möchte ihr Anliegen unterstützen.
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Magdalena61
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Re: Pflicht zur Stilllegung von 4 % der landwirtschaftlichen Fläche

Beitrag von Magdalena61 »

CoolLesterSmooth hat geschrieben: Mi 6. Jul 2022, 02:26 Die Frage ist, wie problematisch, eine Stilllegung von 4% tatsächlich wäre.
Zum einen darf man nicht vergessen, dass es sich bei der besagten Fläche zum Teil um Ackerfläche handelt die bereits jetzt brach liegt, es geht also nicht um zusätzliche 4%, sondern um eine Erhöhung auf 4% in den EU-Ländern, die aktuell drunter liegen.
Es handelt sich um Privatbesitz, über den die EU- Bürokraten verfügen wollen, auf der Basis von irgendwelchen Berechnungen, ohne ausreichende Informationen der jeweiligen Zustände vor Ort.
Es gibt dazu ein policy paper von zwei Agrarökonomen der Humboldt-Uni in Berlin, sowie einer freiberuflichen Beraterin auf dem Gebiet, in dem davon die Rede ist, dass es um einen Anstieg um ca. 900,000 Hektar geht.
Bauer Willi sagt, es geht um insgesamt 4,22 Mio. Hektar Land.

Dass 3 Millionen ha jetzt schon brach liegen sollen, erscheint mir nicht realistisch.
Der Rückgang der Getreide-, Weizen- und Maisproduktion wird in diesem Szenario jeweils auf zwischen 1.0% und 1.2% geschätzt, was einen weltweiten Produktionsrückgang von etwa 0.1% (Getreide und Mais) bzw. 0.2% (Weizen) bedeuten würde,
Dieses Rechenmodell wurde vermutlich inklusive der Produktionskapazitäten Rußlands und der Ukraine erstellt.
Die Zahlen von 2020:
Die Russische Föderation und die Ukraine zusammen haben mit 110,8 Millionen Tonnen einen Anteil von 14,6 % an der weltweiten Erntemenge und einen Anteil von 27,9 % an der weltweiten Exportmenge.
destatis.de
Rußland wird sanktioniert und kann nur noch eingeschränkt verkaufen... Afrika hat ja gemeldet, dass sie aufgrund der Sanktionen nicht bezahlen können, und in der Ukraine fallen immer mehr Ackerflächen komplett aus. Folglich ist es nicht die schlechteste Idee der deutschen Landwirte, einen Teil der Ausfälle ersetzen zu wollen.

Sie müssen ja auch mehr anbauen, weil sie nicht wissen können, wie das Wetter wird und wie viele ihrer Äcker dann den geplanten Ertrag bringen.
CoolLesterSmooth hat geschrieben: Mi 6. Jul 2022, 02:26Im Fazit heißt es
Das klingt etwa so überzeugend, wie die Impfpropaganda inklusive aller falschen Berechnungen. Diese Rechnung sollte durch diejenigen erstellt werden, von denen man redet. Weil die nämlich wissen, was ihre Äcker bringen und in welchen Regionen es keinen Sinn machen würde, Grünland umzupflügen.

Alles zusammen genommen, auch mit dem Blick auf die Energiepolitik mit der zunehmenden Vernichtung der nationalen Energiesouveränität, und mit dem Blick auf die Folgen der Zins-Politik der EZB, die seit 2008 mit der US- Bank zusammen die Geldmenge kontinuierlich bis auf das Siebenfache erhöhte, ohne Gegenwert, was die Inflation an- und große Teile der Wirtschaft in den Ruin treiben kann, will man jetzt offenbar auch noch die Leistungsfähigkeit in der Versorgung mit Nahrungsmitteln einschränken oder unter Kontrolle bringen.
Eine Reduktion der Stilllegungsfläche in der EU hätte nur einen geringen Effekt auf den Weltmarktpreis für Getreide, da im globalen Maßstab nur eine geringe zusätzliche Getreidemenge auf den freiwerdenden Flächen produziert werden könnte.
Quelle
Genau das glaube ich nicht. Nicht in der jetzigen Situation mit dem Ausfall der Ukraine und Rußlands durch Krieg und Sanktionen.
Wenn ein Land sich selbst versorgen kann, muss es nicht die Schweinepreise des Weltmarktes bezahlen. Und es kann entscheiden, an wen es Überschüsse verkauft und zu welchen Konditionen.
CoolLesterSmooth hat geschrieben: Mi 6. Jul 2022, 02:26Ich kann schon verstehen, dass Landwirte pissed sind, dass man ihnen vorschreiben will, wie sie ihre Ackerflächen nutzen oder vielmehr nicht nutzen sollen.
Für unzählige Landwirte geht es um die nackte Existenz. Großbetriebe können es verkraften, wenn sie einen Teil der Flächen nicht bewirtschaften; die haben genug Land. Wenn sie schwierige Äcker brach liegen lassen und das Geld einstecken, ist das wahrscheinlich sogar vorteilhaft für sie.
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Re: Stilllegung von Ackerflächen oder Nahrungsmittel anbauen gegen drohende Hungersnot?

Beitrag von Magdalena61 »

CoolLesterSmooth hat geschrieben: Mi 6. Jul 2022, 02:26 Aber was ist die Lösung? Weiter auf Teufel komm raus auf ausgelaugten Böden anbauen und dementsprechend auch düngen?
Da wäre eine grundlegende Reform erforderlich; die Umstellung auf eine sanfte Bewirtschaftung. Aber die ist teuer und dauert Jahre; kleinere Betriebe schaffen das nicht ohne ausreichende Unterstützung.

Momentan geht es nur darum, zusätzliches Ackerland zu schaffen, um den Ernteausfall der Ukraine wenigstens teilweise zu kompensieren. Und ich finde es Klasse, muss ich mal sagen, dass unsere Landwirte bereit wären, mehr Arbeit und das Risiko auf sich zu nehmen, um in die Bresche zu springen. Saatgut muss ja auch erst einmal organisiert, gekauft und bezahlt werden.
CoolLesterSmooth hat geschrieben: Mi 6. Jul 2022, 02:26 Etwas mehr als ein Viertel der Messstellen im Einzugsbereich landwirtschaftlich genutzter Flächen zeigte 2020 einen zu hohen Nitratgehalt im Grundwasser (>50mg/L) an.
Und dazu noch Roundup und andere Pestizide ohne Ende... diese unsere Bundesregierung machte es möglich. Nein, das ist kein Zustand, das finde ich auch. Zu viele Tiere auf engem Raum, und dann wissen sie nicht, wohin mit der Gülle... das Problem ist nicht neu.
Es hat aber auch damit zu tun, dass Nahrungsmittel billigst importiert werden und unsere Landwirte sich gegen diese Discounter- Konkurrenz behaupten müssen, um zu überleben. Das ist ein politisches Problem, möglicherweise ist ganz Europa davon betroffen.
CoolLesterSmooth hat geschrieben: Mi 6. Jul 2022, 02:26Die utopische Lösung wäre wohl, dass Landwirte mit ihren 4% handeln können
Das müsste den Betroffenen unbedingt freigestellt werden.
Mit dem Milchkontigent haben sie ja auch gehandelt, haben es teilweise an Kollegen verkauft.

Wenn ein Nebenerwerbslandwirt sagt: Ich brauche nicht so viel, ich mache 8% oder 12%, und im Gegenzug kann der Bauer, der vom Ertrag seines Hofs leben muss, weiterhin alle seine Felder bestellen, dann wäre allen geholfen und Brüssel kriegt auch noch das Ödland, auf das es so scharf ist.
Denn vernachlässigte Felder sind oder werden zu Ödland und nicht zu einem Biotop.
Wenn man Letzteres will, muss man schon ein bißchen nachhelfen. Und das geht auch nur langfristig.
Was die Auswirkung der Flächenstillegung auf die globale Hungersnotsituation stelle ich mir noch eine weitere Frage. Haben wir es wirklich mit einem Produktionsproblem zu tun? Oder haben wir nicht vielmehr ein weit dringlicheres grundsätzliches Verschwendungsproblem?
Nicht in den Ländern, denen eine Hungersnot droht.

Man hätte ja nicht gedacht, dass die so viel Getreide importieren-- das war doch nicht immer so?

Wer etwas für das Klima und die Umwelt tun will, muss die gesamte Gesellschaft im Blick haben und ansprechen. Im privaten Bereich könnte viel mehr getan werden. Und der Staat muss damit aufhören, Wälder abzuholzen bzw. die Genehmigungen dafür zu erteilen und stattdessen aufforsten, wo es nur möglich ist.

400 000 Wohnungen sollen im Jahr neu gebaut werden? Also noch mehr Land zubetonieren, noch mehr Zufahrtsstraßen bauen und Zigtausende neuer Heizungsanlagen, die 24/7 CO2 in die Luft blasen... und die Landwirte sollen es richten?
LG
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