frank hat geschrieben: ↑Mo 18. Jul 2022, 23:32
ProfDrVonUndZu hat geschrieben: ↑Mo 18. Jul 2022, 15:43
Nun ersetzt die Septuaginta den Namen Gottes immer mit der Bezeichung Gott.
nein - mit Kyrios = HERR
Elohim = Gott
Ja ok, meistens wird Jahwe mit Kyrios übersetzt, aber auch manchmal mit Theos. Ich hab das selber nicht abgezählt, aber irrgendwer hat das sicher schon gemacht.
frank hat geschrieben: ↑Mo 18. Jul 2022, 23:34
Nein - der masoretische Text (unser heutiges hebräisches AT) entstand erst nach Christus (was vorher war, können wir nicht einmal durch die Funde von Qumran nachvolllziehen) - die Septuaginta ist also älter und somit der jüngere Text eine "verfälschung"
Ich sehe das durchaus differenzierter. Der masoretische Text hat den Anspruch auf viel älterer schriftlicher Überlieferung zu beruhen. Der masoretische Text als Gesamtpaket mit seinen Ergänzungen stammt natürlich aus dem Mittelalter, aber die Vulgata bezeugt den Konsonantentext, der dem masoretischen Text zu Grunde liegt schon früher. Das wird bestätigt in
Ernst Würthwein, Alexander Achilles Fischer - Der Text des Alten Testaments, S. 173. Und in
Emanuel Tov - Der Text der Hebräischen Bibel, S. 128.
Das Problem mit der Bezeugung des Hebräischen Text, das du hier ins Spiel bringst, ist dir scheinbar bei der Überlieferung der Septuaginta nicht bewusst. Es ist uns lediglich überliefert, wann die Übersetzung der Thora stattgefunden hat, ebenso die Zeit der Übersetzung der restlichen Schriften lässt sich ermitteln. Aber dafür gibt es kaum bis gar keine Textzeugen ansich. Wenn wir sagen, dass die Septuaginta um XYZ v. Chr. entstand, heisst das ja nicht, dass wir genau diese Verschriftlichungen auch heute zugänglich haben und auch nicht, dass Schrift A pars pro toto für den gesamten Umfang des über mehrere Jahrhunderte stattgefundenen Übersetzungsvorgang steht.
Schau dir mal die Zeitangaben der Septuaginta Handschriften an.
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der ... dschriften
Die ältesten Textzeugen sind nur Fragmente und für Jesaja ab dem 3. Jahrhundert ist nicht mal Kapitel 11 mit dabei.
Ein ähnliches Problem haben wir auch mit den Schriften aus Mesopotamien. Es heisst zwar, das Gilgamesch Epos sei so und so viel älter als die Bibel, aber das bezeugen empirisch nicht die Schriften selbst. Bei der Feststellung des vermeintlich hohen Alters beruft man sich auf Rückschlüssen durch Textanalyse. Ich sage nicht, dass sowas nicht sinnvoll ist, das macht man ja auch mit der Bibel ähnlich, aber es wird oft nicht so offen kommunziert oder gern unter den Tisch gekehrt.