Im Namen unseres Herrn

Rund um Bibel und Glaube
stereotyp
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Im Namen unseres Herrn

Beitrag von stereotyp »

Hallo zusammen (und insbesondere Helmuth),
Helmuth hat geschrieben: Do 26. Aug 2021, 09:36 Von Christen würde ich erwarten, dass sie im Namen unseres Herrn Jesus Christus schreiben. Ist dem nicht der Fall, kann jeder gerne dazu seine eigene Sichtweise darlegen und Stellung beziehen.
Also "im Namen unseres Herrn zu schreiben" klingt für mich, ehrlich gesagt, etwas hochmütig. Damit meine ich nicht deine Erwartungshaltung (obgleich das ein recht hoch gestecktes Ziel ist), sondern ich würde mir hochmütig vorkommen, würde ich unter meine Beiträge "Im Namen unseres Herrn", statt "MfG" schreiben.
Andererseits, sollte man sich nicht darum bemühen, das mit gutem Gewissen tun zu können? In der Bibelsuche bin ich auf folgenden Vers gestoßen:
Kolosser 3,17 hat geschrieben:Und was immer ihr tut in Wort oder Werk, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn.
Bezieht sich "was immer ihr tut" auf jede Aktivität? Und "Worte und Werke" auf alles was wir sagen/schreiben und tun? Ich habe Probleme bei der Vorstellung, alltägliche Dinge "im Namen des Herrn" zu tun. Kann man z.B. im Namen des Herrn zum Zahnarzt gehen, mit dem Nachbarn plaudern und dergleichen? (Bitte nicht falsch verstehen, ich möchte damit keineswegs leichtfertig umgehen.)

Kann man Kolosser 3,17 mit Römer 12,1-2 vergleichen, und "im Namen des Herrn" als Gottesdienst verstehen (den wir ja auch im Namen unseres Herrn feiern):
Römer 12,1-2 hat geschrieben:Ich ermahne euch nun, ihr Brüder, angesichts der Barmherzigkeit Gottes, dass ihr eure Leiber darbringt als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer: Das sei euer vernünftiger Gottesdienst! 2 Und passt euch nicht diesem Weltlauf an, sondern lasst euch [in eurem Wesen] verwandeln durch die Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist.
Mir ist aufgefallen, dass Vers 2 hier etwas ähnliches sagt, wie der Eingangsvers von Kolosser 3:
Kolosser 3,2 hat geschrieben:Trachtet nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist;
Kann man das so verstehen? Dass wir also nicht jeden Beitrag mit "Im Namen unseres Herrn" abschließen müssen, sondern dass wir uns grundsätzlich darum bemühen sollten, die christlichen Tugenden zu entwickeln und so durch "Wort und Werk" Gott dienen (Gottesdienst) können?

MfG
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Anthros
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Hölle im Namen unseres Herrn

Beitrag von Anthros »

stereotyp hat geschrieben: Mi 10. Aug 2022, 11:01 Dass wir also nicht jeden Beitrag mit "Im Namen unseres Herrn" abschließen müssen, sondern dass wir uns grundsätzlich darum bemühen sollten, die christlichen Tugenden zu entwickeln und so durch "Wort und Werk" Gott dienen (Gottesdienst) können?
Hat man das nicht genug betrieben, landet man "im Namen unseres Herrn" in der Hölle.
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Travis
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Re: Im Namen unseres Herrn

Beitrag von Travis »

stereotyp hat geschrieben: Mi 10. Aug 2022, 11:01 Also "im Namen unseres Herrn zu schreiben" klingt für mich, ehrlich gesagt, etwas hochmütig.
Es wäre wohl zu fragen, was damit gemeint ist.

Der Kontext um Kol 3,17 macht deutlich, dass unser* ganzes Leben Christus gilt und nur noch in ihm besteht. Das übertrifft also das reine Handeln. Es geht um Existenz und Identität. Es geht um Sein.

Daraus resultiert entsprechendes Handeln. Etwas zu tun oder zu sagen, von dem man* weiß, dass es nicht im Namen Christi getan werden könnte, sollten wir* daher generell unterlassen. Es entspricht nicht unserer* neuen Existenz. Im Namen Christi zu handeln ist also zeugnishaft für unser* Leben als Botschafter Gottes/Christi und umfasst alle Bereiche des Seins, auch den Zahnarzt oder das Gespräch mit dem Nachbarn.

Klar sollte sein, dass ich das nicht explizit vor mich her trage. Ich betrete also nicht die Zahnarztpraxis und rufe "Im Namen des Herrn betrete ich jetzt die Praxis!" Darin liegt auch keine große Herausforderung... außer natürlich, dass es einem peinlich sein könnte plötzlich loszuschreien. Jedoch bin ich geduldig, freundlich, zuvorkommend und lasse den Glauben an den Gott der Bibel in Gesprächen gerne einfließen.


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PastorPeitl
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Re: Im Namen unseres Herrn

Beitrag von PastorPeitl »

Ich glaube tatsächlich, dass in dem Fall Jesus gemeint ist. Das Neue Testament trennt stark zwischen Gott, womit der Vater gemeint ist und Herr, womit in der Regel Jesus bezeichnet wird. Wir wissen ja auch, dass Gott Vater Jesus als Fürst der Welt und Heiland, Gott für uns Menschen eingesetzt hat.
Apg 5,31 Den hat Gott durch seine rechte Hand erhöht zum Fürsten und Heiland, um Israel Buße und Vergebung der Sünden zu geben.
Mt 6,33 Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen.
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frank

Re: Im Namen unseres Herrn

Beitrag von frank »

Ich stelle mal einen Text eines heutigen aramäischen Theologen ein, der (für mich) das Theme "in meinem Namen" sehr sinnig darstellt
Oft haben wir Evangelisten und Prediger uns mahnen hören, „in Jesu Namen“ zu beten. Im Johannesevangelium weist Jesus seine Jünger an:

„Wahrlich, ich sage euch, alles worum ihr meinen Vater in meinem Namen bitten werdet, wird er euch geben. Bis jetzt habt ihr noch nichts in meinem Namen erbeten, bittet und ihr werdet erhalten, auf dass eure Freude vollkommen sei.“ Johannes 16, 23 -24)

Was aber ist das Geheimnis „im Namen Jesu“ zu beten? Muss man da nach jeden Gebet und jeder Bitte einfach nur Jesus sagen?
Zu Jesu Lebzeiten war der Name Jesu in Palästina sehr gebräuchlich. Wenn also viele Männer Jesus hießen, konnte es nichts Besonderes sein, diesen Namen auszusprechen. Was meinte Jesus dann, als er seine Jünger bat, in seinem Namen zu beten?
Aufrichtig in „seinem Namen“ zu beten, bedeutet: „mit Jesu Verständnis von Gott und Menschen“. Das aramäische „beschemi“, „in meinem Namen“, besagt „auf meine Weise, mit meiner Einstellung, meinem Zugang oder nach meinem Verständnis“. Jesus ermutigte seine Jünger, in seinem Namen zum VATER zu beten, aber er meinte, auf dieselbe Art und Weise, wer er es sie gelehrt hatte.

Die Antwort auf das Geheimnis „in Jesu Namen zu beten“, liegt also im Erfassen und Erleben des Bewusstseins Jesu.

- Gott ist ein liebender Vater
- Gott ist die Quelle alles Guten
- Gott ist immer für uns und nie gegen uns
- Wir sind seine Kinder
- Als seine Kinder könne alle guten Dinge erhalten, die liebende Eltern für ihre Kinder bereithalten.

Das ist die geistige Gleichung, die Jesus offenbarte und lehrte. In diesem Bewusstsein zu leben macht alles, was nicht gut ist, unumstößlich zunichte
https://www.maurer.press/bucher/das-ara ... aterunser/
Im Buch: Seite 27
stereotyp
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Re: Im Namen unseres Herrn

Beitrag von stereotyp »

frank hat geschrieben: Mi 10. Aug 2022, 11:43 Das aramäische „beschemi“, „in meinem Namen“, besagt „auf meine Weise, mit meiner Einstellung, meinem Zugang oder nach meinem Verständnis“.
Ich glaube das habe ich so auch schonmal gehört.
Travis hat geschrieben: Mi 10. Aug 2022, 11:26 Ich betrete also nicht die Zahnarztpraxis und rufe "Im Namen des Herrn betrete ich jetzt die Praxis!"
Das Bild hatte ich auch im Kopf. Und obwohl das natürlich unsinnig wäre, so würde dein Beitrag schon dafür sprechen, das zumindest tun zu können, ohne das Ansehen unseres Herrn zu beschädigen.

MfG
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frank

Re: Im Namen unseres Herrn

Beitrag von frank »

stereotyp hat geschrieben: Mi 10. Aug 2022, 12:18 Das Bild hatte ich auch im Kopf. Und obwohl das natürlich unsinnig wäre, so würde dein Beitrag schon dafür sprechen, das zumindest tun zu können, ohne das Ansehen unseres Herrn zu beschädigen.
Ich denke auch, das eine gewisse liebevolle Offenheit, auch für die gestresste Schwester in der Aufnahme und die Bedürfnisse andere Patienten in diesem "in meinem Namen" inbegriffen ist - dass also auch ein längeres Warten nicht mir einem:
"Im Namen Jesu - ich wurde um 9:15 bestellt und diese Zeit ist überschritten = ihr habt euch am Herren vergangen..." - oder so
zu regieren sinnig wären

Demut, Vertrauen, liebevoller Umgang...
stereotyp
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Re: Im Namen unseres Herrn

Beitrag von stereotyp »

Hi frank,
frank hat geschrieben: Mi 10. Aug 2022, 12:28 Demut, Vertrauen, liebevoller Umgang...
Ja, genau.. allerdings würde ich gerne hinzufügen, dass damit ("in seinem Namen", "nach seinem Verständnis",...) insbesondere das Evangelium gemeint ist.

Dass also, wenn man so will, das zweite Gebot (Liebe deinen Nächsten) nicht hinter dem ersten zurückstehen sollte (Liebe den Herrn, deinen Gott).

MfG
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Magdalena61
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Re: Im Namen unseres Herrn

Beitrag von Magdalena61 »

stereotyp hat geschrieben: Mi 10. Aug 2022, 11:01 ich würde mir hochmütig vorkommen, würde ich unter meine Beiträge "Im Namen unseres Herrn", statt "MfG" schreiben.
Ich glaube, Helmuth meint, Christen sollen, wenn sie sich äußern, das in Übereinstimmung und mit dem Blick auf die Prinzipien Jesu tun.

Perfekt wird das wohl keiner von uns hinkriegen.
Wir können den Willen Gottes aber auch nicht einfach ignorieren oder etwa selbst festlegen, wieviel davon wir bereit sind, umzusetzen.
LG
God bless you all for what you all have done for me.
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PastorPeitl
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Re: Im Namen unseres Herrn

Beitrag von PastorPeitl »

Du, wenn wir dies hinbekämen, wäre das Reich Gottes erreicht. Es steigt und fällt nämlich immer alles mit den Ansichten Jesus, die dieser in einem einzigen Gesetz festhielt:
Jak 2,8 Wenn ihr das königliche Gesetz erfüllt nach der Schrift (3. Mose 19,18): »Liebe deinen Nächsten wie dich selbst«, so tut ihr recht;
Mt 6,33 Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen.
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