---
----"Das jüdische Jahr beginnt im Herbst und wird durch seine Feste strukturiert. Drei dieser Feste existierten bereits vor dem Einzug des jüdischen Volkes in Kanaan. Pessach, Schawuot und Sukkot füllen die alten Erntefeste mit jüdischem Inhalt, analog zu Ostern, Pfingsten und Erntedankfest im Christentum.
Das Wochenfest (Schawout) bildet den Abschluss der Frühlingsfeste und der Erstlingsfrüchte, zu denen Pessach und das Omer-Zählen gehören." (Wikipedia)
Das in der Tora mehrfach erwähnte Fest Sukkot ist wie die beiden anderen jüdischen Wallfahrtsfeste Pessach und Schawuot bäuerlichen und kanaanitischen Ursprungs und hat mit ihnen den historisch-landwirtschaftlichen Doppelcharakter gemeinsam. Das Fest hat sich schon in der Antike während Jahrhunderten stark verändert, was sich in den biblischen und nachbiblischen Texten widerspiegelt. (wikipedia)
---
Der jüdische Festkalender hat eine Entwicklung durchgemacht, die im Folgenden beschrieben ist.
Aus "Bibelwissenschaft.de":
Ich finde es sinnvoll zu beachten, dass sich in den religiösen Festen der Juden eine Wandlung findet, so wie sie auch in den christlichen religiösen Festen zu finden ist.2.1. Die Festkalender des Pentateuchs
1. Ex 23,14-17.18-19. Der älteste Festkalender (Ex 23,14-19) benennt drei Feste, ihren jeweiligen Festzeitpunkt und die Aufforderung, dreimal im Jahr vor Jhwh zu erscheinen. Er ist geprägt durch den Erntefestcharakter der drei, was sich in der Namensgebung und der Angabe des Festzeitpunktes ausdrückt. Das spätere Schavuot heißt noch „Fest der Ernte der Erstlinge deiner Arbeit“, Sukkot wird „Fest des Einsammelns“ (Ex 23,16) genannt. Festzeitpunkt für Sukkot ist der Ausgang des Jahres. Allein für das erste der drei Feste sind die Angaben etwas anders gestaltet. Es heißt „Fest der ungesäuerten Brote“ (Mazzot) und ist im Monat Abib zu begehen. Begründet wird die Feier mit dem Auszug aus Ägypten (Ex 23,15).
2. Ex 34,18-26. In dem deutlich jüngeren Festkalender (Ex 34,18-26) ändert sich diese Grundausrichtung nicht, wenn er auch umfangreicher ist und drei wesentliche Veränderungen aufweist. Ein Sechs-Sieben-Tage-Rhythmus ist eingefügt, der den siebten Tag zum Ruhetag macht, das Fest der Ente der Erstlinge heißt jetzt Schavuot und in die Opferordnung am Schluss des Kalenders (Ex 34,25-26; vgl. Ex 23,18-19) ist das Passa aufgenommen.
3. Dtn 16,1-18. Mit Dtn 16,1-18 wandelt sich jedoch auch der Grundcharakter des Festkalenders. Die heilsgeschichtliche Begründung, ursprünglich auf Mazzot begrenzt, wird nun auch für Schavuot gegeben. In die Festgemeinde werden ausdrücklich auch die personae miserae der Gesellschaft, der Fremde, die Witwe und die Waise aufgenommen. Die Dauer von Sukkot, zuvor nicht erwähnt, wird jetzt mit sieben Tagen benannt. Kern des deuteronomischen Festkalenders ist jedoch die Kultzentralisation.
Was in Ex 23 und 34 als Aufforderung, vor dem Herrn zu erscheinen, d.h. sich zu einem Heiligtum zu begeben, formuliert war, wird nun auf den Ort, den Jhwh erwählt hat, reduziert. Einziges Ziel ist das Heiligtum in Jerusalem. Damit geht einher, dass nicht nur die alten Erntefeste, sondern auch das Passa an das Zentralheiligtum geholt wird. Passa erhält einen Platz im Festkalender und wird mit Mazzot terminlich und theologisch verbunden. Der genaue literargeschichtliche Vorgang dieser Zusammenlegung ist umstritten.
Die Debatte lässt sich jedoch auf zwei wesentliche Positionen reduzieren. Entweder war intendiert zunächst nur das Passa an das Zentralheiligtum zu holen und der Text war in seinem Grundbestand kein Festkalender, oder der Festkalender mit den drei Jahresfesten wurde nachträglich um das Passa ergänzt. Ein Schlusspunkt der Debatte ist noch nicht in Sicht und so bleibt festzuhalten, dass zwei voneinander unabhängige Feste, nämlich Mazzot als Erntefest und Passa als apotropäischer Ritus zusammengeschlossen wurden zu Passa / Mazzot.
4. Lev 23. Der umfangreichste Festkalender des Alten Testaments in Lev 23 hebt diese Verbindung nicht wieder auf, widmet sich mit seinen Angaben jedoch deutlich stärker dem Mazzotfest als dem Passa. Während für Passa nur das Datum genannt wird, erhält Mazzot Angaben zu Festdatum, Festdauer, die Aufforderung zu einer heiligen Versammlung und ein Arbeitsverbot. Diese Angaben, wie sie für Mazzot gemacht werden, wiederholen sich in entsprechend abgewandelter Form auch für die anderen im Kalender genannten Feste. Im Blick auf die Entwicklung des Festkalenders sind vor allem vier Aspekte bedeutsam: 1) Nun werden erstmals konkrete Daten mit Monats- und Tagesangabe genannt (mit Ausnahme von Schavuot). 2) Es werden weitere Feste aufgenommen, nämlich Omer (Tag des Schwingens der Getreidegarbe), der Tag des Lärmblasens (später Rosch ha-Schana / → Neujahrstag) und der Jom Kippur. 3) Sukkot erhält eine heilsgeschichtliche Begründung mit dem Zug durch die Wüste und dem Wohnen in Hütten. 4) Der Sabbat wird den jährlichen Festen vorangestellt und prägt die Struktur des Kalenders.
An den Vorgaben von Lev 23 hat sich später kaum noch etwas geändert. Der Festkalender Israels ist zwar umfangreicher geworden – aus alttestamentlicher Perspektive „fehlen“ noch Purim und, unter Einbeziehung der Überlieferung der Septuaginta, Chanukka (sie sind jünger als der Festkalender). Der Tag des Lärmblasens hat noch nicht seinen endgültigen Namen, doch im Wesentlichen hat die Entwicklung hier einen Abschluss gefunden.
5. Fazit: Der Festkalender des Alten Testaments hat sich über einen langen Zeitraum hinweg entwickelt. Waren zunächst Erntefeste und die mit ihnen verbundene Abgabe von Ernteerzeugnissen am Tempel im Blickpunkt, so wird der Kalender umfangreicher, Feste mit anderem theologischen Schwerpunkt kommen hinzu. Auch in Fragen der Datierung zeigt sich eine Entwicklung. Sind es zunächst Angaben, die auf den Arbeitsrhythmus im Agrarjahr abheben, werden die Datierungen schließlich konkreter und ermöglichen das zeitgleiche Feiern in ganz Israel. Von herausgehobener Bedeutung ist schließlich die theologische Wandlung des Festkalenders. Aus reinen Erntefesten werden Feste mit heilsgeschichtlichem Hintergrund. Doch auch das insbesondere mit dem babylonischen Exil stark gewordene Bewusstsein eigener Schuld findet seinen Eingang in den Festkalender. Aus kultischer Sühne anlässlich aktueller Verfehlungen wird zyklisch praktizierte Reinigung in der Erkenntnis, dass Fehlverhalten geschieht, auch unabsichtlich, und in jedem Fall Auswirkungen auf das Gottesverhältnis hat. Der Festkalender des Alten Testaments ist auf diese Weise zu einem komplexen System geworden, das den Glauben Israels abbildet und lebendig hält.
----
So wie die (einwandernden) Juden bestimmte Feste vorfanden und diese annahmen, so fanden auch (einwandernden) Missionare bestimmte Feste vor, die sie annahmen und mit (neuem) christlichen Inhalten füllten.