Johncom hat geschrieben: ↑So 18. Sep 2022, 02:18Ach so. Was hättest du denn geantwortet?
Wenn ich so denken würde wie Drewermann, wäre ich ganz einfach Materialist (modern: Physikalist), Sartre-Jünger, Existentialist.
Ich hab das jetzt mal auf Atheismus runtergebrochen, da das in Europa fast immer mit Materialismus identisch ist. Aber ja, am Ende ist
Atheismus nicht mal wirklich der zentrale Punkt. Ich denke, Theismus vs. Atheismus ist tatsächlich Glaubenssache.
Und es gibt sogar atheistische Traditionen, wie den Buddhismus, die ich respektiere und achte.
Aber bei Materialismus vs. Anti-Materialismus (d. h. Dualismus oder Idealismus) sieht es eben anders aus.
Ich halte den Materialismus für absolut falsch und für eine der größten Verirrungen der Menschheit. Kein wenn und aber, keine versteckte Rückzugsmöglichkeit, die ich mir offen halte.
Der Materialismus mag ja trotzdem wahr sein - dann ich bin ich halt der Dumme, der irgendwelchen Chimären nachjagt.
Aber bei allem, was ich behaupte, muss es doch auch einen Punkt geben, wo ich meinen eigenen Irrtum zugebe. Ansonsten ist meine Behauptung doch ohne Belang. Drewermann dagegen konstruiert seine Standpunkte grundsätzlich so, dass sie immun gegen jedwede Kritik sind.
Ist der Materialismus wahr, dann ist
jede religiöse oder spirituelle Tradition falsch. Nicht nur irreführend oder teilweise falsch, sondern 100% falsch, komplett und ohne Ausnahme ein Irrweg.
Ich
glaube, dass unsere Nachfahren irgendwann begreifen werden, dass der Materialismus falsch ist. Jedoch wäre diese Erkenntnis für atheistische Traditionen und Philosophien wie z. B. den Buddhismus oder strikt säkulare Ansätze (z. B.
Thomas Nagel's Weltbild) irrelevant.
Drewermann meint dagegen, dass sich Religion von
jeglichen Tatsachenbehauptungen abkoppeln lässt.
Sicher, vieles, sehr vieles, dreht sich um Werte, oder ist eine hermeneutische Größe, oder ist symbolisch zu verstehen, oder ist Glaubenssache, oder ist ganz subjektiv-persönlicher Kontakt zum Göttlichen - aber eben nicht
alles.
Ja, kein Christ muss z. B. glauben, dass König Salomo exakt 40000 Stallplätze für seine Pferde besaß.
Dennoch geht vom Materialismus eine sehr große Gefahr für
jegliche spirituelle Weltanschauung aus.
NOMA ist Unsinn. Ist der Materialismus wahr, gibt es keine Möglichkeit zum Rückzug. Und jedes Gelaber wie...
Eugen Drewermann hat geschrieben:Die Religion ist nicht nötig, um die Natur zu erklären, sie ist aber nötig, um die Welt und die Stellung des Menschen in ihr zu verstehen. Die Religion ist eine hermeneutische, keine naturwissenschaftliche Größe...
... ist, sorry, einfach geballter Unfug. Gibt keinen anderen Terminus!
Die Aushöhlung des deutschen Protestantismus in dieser Richtung ist i. Ü. schon voll im Gange:
Anna-Nicole Heinrich, Präses der EKD-Synode hat geschrieben:Wir wollen mit unserer Botschaft die Herzen der Menschen erreichen. Ihnen die Möglichkeit eröffnen, einen Mehrwert für sich zu entdecken und sich gleichzeitig in diese Gemeinschaft einzubringen. Dabei geht es um nichts Geringeres, als mit unseren grundlegenden Werten eine Welt in Frieden und Freiheit mitzugestalten
Ups, dafür
braucht es keine Kirche, da kann ich stattdessen auch bei den Grünen eintreten....
Die Konsequenzen des materialistischen Weltbilds sind einfach zu weitreichend: Sünde, Tugend, Erlösung, freier Wille, Zweck, Ziel... all das hat dort keinen Platz.
Wie Daniel Dennett (ein materialistischer Philosoph) schreibt: die (materialistisch-dysteleogisch verstandene) Evolution ist die universelle Säure, die alles auflöst.
Ein Radio-Interview ist kein Seminar an der Uni. Die Uhr tickt, vielleicht noch 30 sec für die Antwort?
Die Kampagne gegen Drewermann befasst sich nicht mit dem Theologen, dem Autoren sondern dem Kriegsgegner.
Das ist korrekt. Wie ich im Eingangspost schrieb: diese Entwicklung ist geradezu tragisch. Vom Darling der kriegsgrünen, progressiven Presse zum Querdenker, Corona-Leugner und Putin-Versteher.
Jedoch hat sich in all der Zeit niemand mit dem wirklichen Problem Drewermanns auseinander gesetzt:
Seiner unfassbaren Oberflächlichkeit.