das Leiden Christi noch ergänzen

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frank

das Leiden Christi noch ergänzen

Beitrag von frank »

Es gibt einen interessantes Vers, aus dem man lesen könnte, dass wir - als Christen - das Leiden Christi noch ergänzen müssten. Meine Stamps-Bibel (freikirchlich) legt das so aus, dass es nur für Paulus gilt. Die alt-lutherische und katholische Sichtweise nimmt hier auch den Gläubigen mit herein.
Im Folgenden zitiere ich aus der Allioli-Arndt Bibel https://k-bibel.de/ARN.de/Kolosser1 katholisch und konservativ
24. Jetzt freue ich mich in den Leiden für euch,(52) und ergänze das an meinem Fleische,(53) was an den Leiden Christi noch mangelt (54) für seinen Leib, welcher die Kirche (Gemeinde) ist,
(52) Ich freue mich, dass ich auch für euch, die ich nie gesehen, ein Diener des Evangeliums geworden bin, zwar nicht durch Verkündigung desselben, doch aber durch mein jetziges Leiden. Ich bin ein Diener der Gesamtheit, und so kommt mein Leiden auch euch zugute, ist für euch genugtuend, die ihr Glieder des Leibes Christi seid. – (53) An meinem, den Drangsalen unterworfenen Leibe. – (54) Christus hat also nicht alles gelitten, was zu leiden ist? Paulus muss in seinem Leiden an die Stelle Christi treten? Paulus leidet um Christi willen und als sein Glied, so leidet also Christus in ihm. So rief ja der Heiland selbst, als er sich Paulus offenbarte, ihm zu: Was verfolgst du mich? Ich bin Jesus, den du verfolgst. „Das Leiden des Herrn wird bis zum Ende der Welt fortgesetzt, und wie er es ist, der in seinen Heiligen geehrt und geliebt und in den Armen gespeist und bekleidet wird, so ist er es auch, der mitleidet in allen denen, welche um der Gerechtigkeit willen Schmach leiden.“ (H. Leo.) Wenn auch Christus zur Genugtuung für uns gelitten hat, sind wir deshalb doch nicht befreit vom Kreuz, Übung der Tugenden und Buße. Die Mühen und Arbeiten Christi in der Verkündigung des göttlichen Wortes beschränkten sich ferner auf Palästina und dauerten nur kurze Zeit, den anderen Völkern müssen die Apostel predigen und so ergänzen, was den Mühen Christi zur Auferbauung der Kirche noch abgeht. Deshalb mahnt der heil. Petrus [1Petr 2,21], dass Christus ein Vorbild hinterlassen hat, dem wir folgen sollen. So ist also für Christus ein Leiden geblieben, das er zwar nicht selbst, aber in seinen Gliedern zu erdulden hat (Chrys.), damit sein Leib durch Leiden auferbaut werde. Sein Leiden für die Kirche aufzuopfern, leitet den heil. Paulus sein Amt an. (V. 23) Der Schatz der Verdienste, welche Christus einst in seinem irdischen Erdenwandel und jetzt in seinen Gerechten erwirbt, ist der Schatz der Kirche. Soweit die Leiden Christi denselben bilden, ist er nicht nur eine ausreichende, nein, selbst eine überfließende Genugtuung für alle Sünden; die Verdienste der Heiligen sind im Vereine mit den Verdiensten Christi nicht Sünden tilgend, sondern nur Sündenstrafen mildernd oder ganz erlassend, soweit sie uns zugewendet werden.
frank

Re: das Leiden Christi noch ergänzen

Beitrag von frank »

Vers 24 noch aus der alt-lutherischen Sicht
24. Nun freue ich mich in meinem Leiden, das ich für euch leide, und erstatte an meinem Fleisch, was noch mangelt an Trübsalen in Christo für seinen Leib, wel-cher ist die Gemeinde
,Euch leide: Und es euch zugutekommt, damit ihr in eurem Glauben gestärkt werdet. Denn weil Paulus in Rom gefangen gewesen war, als er diesen Brief an die Kolosser schrieb, damit sie durch diesen trübseligen Zustand des Apostels nicht geärgert wür-den, so zeigt er an, wie er durch die Trübsal nicht kleinmütig gemacht wird, sondern sich vielmehr freut, dass er dies um des Evangeliums Christi willen leidet. Denn die Leiden der Heiligen, die sie um der Bekenntnisse der reinen Lehre willen ausstehen, bestätigt und versiegelt in den Herzen der anderen Menschen die Lehre des Evange-liums. Daher werden diese Märtyrer genannt, das bedeutet, Zeugen, die der evangeli-schen Lehre das Zeugnis der Wahrheit geben, indem sie um des Evangeliums willen auch den Tod erleiden.

Erstatte: Das bedeutet: Weil Gott der Herr der Kirche gleichsam einen gewissen Teil der Trübsal auferlegt hat, die sie um Christi willen tragen muss, damit sie ihrem Haupt Christus ähnlicher wird, der um der Seligkeit willen des menschlichen Geschlechts viel erlitten hat, so stehe ich einen guten Teil dieser Leiden an meinem Leib aus, damit er also die Menge dieser Trübsal, die der geistliche Leib Christi, nämlich die Kirche, dul-den muss, umso eher erfüllt wird. Denn Gott hat mir einen größeren Anteil der Leiden auferlegt, damit andere umso weniger geplagt werden. Und ich erleide dies willig, weil ich erkenne, dass ich ein Diener der Kirche Gottes bin und deswegen auch in diesem Stück der Kirche diene und ihren Nutzen fördern soll. Ich habe mich aber nicht selbst um das Predigtamt gedrängt, sondern dieses Amt ist mir aus göttlicher Anordnung und Berufung widerfahren. Und ich habe Gott, dem Herrn, auch mit meiner Arbeit, euch zu unterrichten, dienen sollen, sodass ich, wenn ich nicht persönlich mit euch reden kann, dies schriftlich verrichten kann. Dieser Spruch des Paulus wird von vielen nicht richtig dahin gedeutet und gleichsam an den Haaren herbeigezogen, als ob die Heiligen für die Kirche gelitten hätten, damit ihre Trübsal und Marter neben dem Leiden Christi die Sünden der Menschen abbüßen und versöhnen. Denn diese Meinung gereicht dem Leiden Christi zur Schmach. Und als Christus von seinem Leiden spricht, sagt er: Ich habe die Kelter allein getreten und niemand unter den Völkern ist mit mir {Jes 63}. Pau-lus lehrt aber, dass Gott die Trübsal in der Kirche so austeilt, dass er dem einen mehr Beschwerden als dem anderen auferlegt, je nachdem was ein jeder tragen kann und im Allgemeinen bleibt der Großteil in den Verfolgungen auf den Kirchendienern liegen. Weil auch Paulus, ein solch vortrefflicher Apostel, sich ein Diener der Kirche oder Ge-meinde nennt, so ist daher gut zu erkennen, dass der Papst in Rom, der nicht nur allein die Herrschaft über die Kirche an sich zieht, sondern darin auch Tyrannei betreibt, keineswegs der rechtmäßigen Nachkomme der Apostel Petrus und Paulus ist. Danach sollen wir beachten, dass wir denen nicht zuhören, denen das Predigtamt nicht gegeben ist. Das bedeutet, die nicht durch ordentlichen Beruf, sondern ohne Aufforderung in .einer Kirche eindringen, um zu lehren.

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frank

Re: das Leiden Christi noch ergänzen

Beitrag von frank »

Seht ihr euch selber in der Situation, oder lebt ihr euer Leben so, dass euer Leiden nicht nur sinnvoll ist, sondern auch benötigt wird? - zum Aufbau einer (der) Gemeinde Gottes?
Anthros
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Re: das Leiden Christi noch ergänzen

Beitrag von Anthros »

Es wird aus dem Gekreuzigten gerne ein Leidensmann gesehen, ohne die geistige Seite zu erkennen.

Das menschliche Leid ist zunächst eine Folge seiner Vergangenheit, wie eine Konstellation hergerichtet wurde, die sich später auswirkt. Das daran erlebte Leid muss nicht unbedingt auf diese eine Konstellation rückschließend erkannt werden können, vor allem, wenn sie in Vorinkarnationen liegt. Viel des Leids können wir nicht rückschließend nachvollziehen, aber man kann trotzdem - oft unbewusst - daraus eine Lehre ziehen.
frank

Re: das Leiden Christi noch ergänzen

Beitrag von frank »

Anthros hat geschrieben: Fr 7. Okt 2022, 15:56 Das menschliche Leid ist zunächst eine Folge seiner Vergangenheit, wie eine Konstellation hergerichtet wurde, die sich später auswirkt.
Das Thema dieses Threads und das Thema der eingestellten Bibelbestellen samt Kommentar betreffen das Leiden Christi.
Weder macht es Sinn einfach den Threadnamen zu ändern - noch dauern die eigenen Themen durchzukauen.
Nein - es geht hier nicht um die Reinkarnation und das Karma = es geht um einen biblischen Text und das Leiden Christi.

Würdest du bitte auf das Thema eingehen?
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ProfDrVonUndZu
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Re: das Leiden Christi noch ergänzen

Beitrag von ProfDrVonUndZu »

Es geht hier gewiss nicht darum, dass Leiden Jesu am Kreuz noch übertreffen zu wollen. Paulus sieht sich als jemanden, der strellvertretend für die Gemeinde Drangsale auf sich nimmt, damit diese sie nicht in vollem Maße treffen. Es geht beim Leiden Christi ja nicht darum, Menschen gezielt zu quälen, sondern dass aus dem Leid ein Bewusstsein für die eigene Schwäche und Abhängigkeit entsteht, woraus man sich nicht aus eigener Kraft befreien kann, ohne seinem Seelenheil Schaden zuzufügen. Es geht hier um die christliche Vorstellung von Solidarität, die nicht einfach Hilfeleistung in der Not ist von einem Starken an einem Schwachen, als würden diese Merkmale vollständig ihre Identität bestimmen (als wäre der Starke ausschließlich stark und der Schwache ausschließlich schwach und in allen Belangen bedürftig). Es geht um die Anerkennung der Brüder als als bedürftüge und von der Gemeinschaft (Ekklesia) abhängige und zu schützende Wesen, die sich in Fehlern und Fähigkeiten ergänzen (1. Korinther 12). Es soll niemand auf die Idee kommen, er könne oder müsse alles alleine und autark beherrschen. Leider hat die Kirche daraus ein verfälschtes Narrativ gemacht, ein Unabhängigkeitsideal das schließlich auch mit den neoliberalen Bestrebungen säkular geworden ist.
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Helmuth
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Re: das Leiden Christi noch ergänzen

Beitrag von Helmuth »

Kol 1,24 hat geschrieben: Jetzt freue ich mich in den Leiden für euch und ergänze in meinem Fleisch das, was noch fehlt an den Drangsalen des Christus für seinen Leib, das ist die Versammlung.
Ich kann den Vers auch anders lesen, und zwar nicht so, dass damit die Leiden Christi übertroffen werden sollen. Es gibt diesen Hang in extrem katholischen Länder tatsächlich, wo sich jedes Jahr religiöse Fanatiker ans Kreuz nageln lassen.

Ich denke von solchem Gedankengut ist Paulus weit weg. Er wollte einfach mit seinem Leben das beitragen, was für den Leib zur Auferbauung notwendig ist, und wenn es bedeutet noch Leid aufzunehmen, dann eben das.

Außerdem identifiziert sich Jesus so sehr mit uns, dass er uns ja seinen Leib nennt. Was immer wir also leiden, er leidet dabei mit, womit wir ihn damit niemals übertreffen könnten.
KMt 25,45 hat geschrieben: Dann wird er ihnen antworten und sagen: Wahrlich, ich sage euch, insofern ihr es einem dieser Geringsten nicht getan habt, habt ihr es auch mir nicht getan.
Wissen wir denn, was Jesus im Himmel gerade unseretwegen noch durchmacht ehe er endlich vom Vater den Befehl erhält in seiner Herrlichkeit zurückzukehren? Ich denke, niemand kann ihm jemals das Wasser reichen, nicht zu seinen irdischen Zeiten und erst Recht nicht jetzt zu seinen himmlischen Zeiten. Danken wir aber für die Gnade Gottes unseres Vaters jeden Tag.
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigartigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. - Johannes 3:16
frank

Re: das Leiden Christi noch ergänzen

Beitrag von frank »

Helmuth hat geschrieben: Sa 8. Okt 2022, 22:13 Außerdem identifiziert sich Jesus so sehr mit uns, dass er uns ja seinen Leib nennt. Was immer wir also leiden, er leidet dabei mit, womit wir ihn damit niemals übertreffen könnten.
Das dürfte die Grundaussage des Verses sein - und wenn man mal ohne Kirchenabwatsche auskommen kann, lesen sich auch die Texte irgendwie "christlicher"
Zuletzt geändert von frank am So 9. Okt 2022, 00:11, insgesamt 2-mal geändert.
frank

Re: das Leiden Christi noch ergänzen

Beitrag von frank »

Helmuth hat geschrieben: Sa 8. Okt 2022, 22:13 Wissen wir denn, was Jesus im Himmel gerade unseretwegen noch durchmacht ehe er endlich vom Vater den Befehl erhält in seiner Herrlichkeit zurückzukehren?
Willst du damit behaupten, dass Christus immer noch leidet?

was machst du damit:
1Petr 3,18 Denn auch Christus hat einmal für Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, damit er uns zu Gott führte; und er wurde getötet nach dem Fleisch, aber lebendig gemacht durch den Geist,
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ProfDrVonUndZu
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Re: das Leiden Christi noch ergänzen

Beitrag von ProfDrVonUndZu »

frank hat geschrieben: So 9. Okt 2022, 00:07 Willst du damit behaupten, dass Christus immer noch leidet?
Solange die Gemeinde noch auf Erden durch die Drangsal geht, leidet Christus sicher mit ihr, aber weniger aufgrund ihrer Abwesenheit. Denn das würde ja Matthäus 18,20 widersprechen. Aus 2. Petrus 3,9-12 geht dennoch hervor, dass die Verzögerung der Verheißung und des Tages des Herrn ihre Ursache eher in der Prokrastination der Gemeinde hat, die ihr Missionswerk nicht eifrig genug betreibt. Darum Petri Rat, dass wir die Ankunft des Tages Gottes erwarten und beschleunigen sollen. Das sagt doch ziemlich deutlich, dass es an unserer Mitwirkung liegt, und da nicht im Hintergrund gnadenlos eine Uhr abläuft. Das finde ich einerseits beruhigend, aber andererseits überkommt mich bei dem Gedanken auch ein Seufzer, dass es sich theoretisch noch sehr lang hinziehen könnte. Jesus wird bei der Verzögerung auch mitleiden, aber das würde ich nicht als Verlängerung seines Werkes des Kreuzesleides verstehen wollen.
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