Oleander hat geschrieben: ↑Mo 10. Okt 2022, 16:09
..... den Wunsch nach "Vergeltung"...und Gerechtigkeit..
Irgndwie scheint dies ein "instinktiver" Wunsch von Menschen zu sein...
Interessant .... gerade gestern habe ich intensiv über dieses Thema nachgedacht.
Bei mir wurde es ausgelöst durch einen Film, der im Mittelalter spielt. Dort ging es um Machtwechsel, und wie Freunde zu Feinden werden konnten.
An einer Stelle sagte dann einer der Anführer, dass es keinen Sinn macht, Krieg mit Krieg zu bekämpfen. Das würde nur Öl ins Feuer bringen, welches dann kaum noch gelöscht werden könnte (so ähnlich)
Immer ging es um die Bestimmung, wer der Schuldige sei und Rache, die einfach nötig zu sein schien, um die Taten des Feindes zu sühnen. Stück für Stück lief das letztlich in die eine Richtung, dass die vermeindlichen Freunde beinahe zu Feinden wurden, weil der Freund zwar bei der Rache half, aber dann doch jemanden verschonte, der ihm nahe stand. Dadurch fühlte sich der "Freund" verraten und er wandte sich gegen den ehemaligen Freund.
Ich denke schon länger darüber nach, ob es wirklich die Sünde ist, weswegen Jesus gestorben ist. Wenn ich die Gesamtbotschaft in der Bibel zusammenfassen wollte, dann würde ich eher sagen, der Knackpunkt, welche die Menschen von Gott trennte war nicht die Sünden an sich, sondern der Umgang damit. Sünden/Fehler macht jeder Mensch - besonders auch im Umgang miteinander
Menschen machen Fehler - und zerstören dabei auch manches. Aber was dann die ganze Angelegenheit blockiert, ist die Suche nach dem Schuldigen - damit dieser büßen muss.
Oleander hat geschrieben: ↑Mo 10. Okt 2022, 16:09
Jesus predigte mitunter auch von der Feindesliebe, wie man mit dem "Feind" umgehn sollte...
Wie hat er sich selber seinen "Feinden" gegenüber verhalten?
Ich denke, Jesus meinte damit nicht, dass man den Feind so behandeln solle, als wenn er ein Freund sei, oder als wenn überhaupt nichts passiert sei. Die Liebe, die Jesus immer mal anspricht, sucht Heilung - für den Feind und den Verletzten. Ungerechtigkeiten müssen "aufgearbeitet werden". das bedeutet NICHT, einfach wegwischen und das "Vergebung" nennen. Es ist eine Sache, die beide Seiten angeht. Dem Täter/Feind sollte geholfen werden, seine Taten zu erkennen und versuchen, etwas wieder gut zu machen - wenn es möglich ist. Jedenfalls mehr in Richtung Heilung für beide Seiten, anstatt durch Prügel für den Täter.
Die Erkenntnis, einen Fehler gemacht zu haben, ist die Chance, einander anzuschauen, zuhören und miteinander zu erarbeiten, wie man die Folgen der Fehler überwinden kann. So verstehe ich auch die Feindesliebe, welche Jesus predigte. Die Gesamtbotschaft von Jesus wendet sich mMn gegen die Suche nach dem Schuldner und spricht dafür, Böses mit Gutem zu überwinden.
Und wenn zwei "Feinde" nicht mehr fähig sind, das miteinander zu schaffen, dann sollte die Hilfe von außen (für Beide) so aussehen, dass sie Heilung erfahren - bei jedem da wo sie nötig ist. Denn wer andere verletzt, der wurde an anderer Stelle wahrscheinlich auch verletzt und benötigt Heilung, um dem den er verletzt hat, Gutes zukommen zu lassen, damit dieser Heilung erlebt.
Glauben (an Gott) funktioniert nicht, indem man "über" den Glauben redet, sondern indem man Glauben LEBT.
Sichtbar werden die Spuren indem sie hinführen zu Gott. Denn Gott findet man nur bei Gott selbst.