SilverBullet hat geschrieben: ↑Do 30. Mär 2023, 12:23
Ich vermute diese Geschichte nimmt einen hohen Stellenrang in christlichen Weltbildern ein.
Ich denke, eher nicht. Weil es bei der christlichen Lehre eher um das Besiegen des Satan's geht, als um das Verhandeln zwischen Gott und Satan. Viele Christen ignorieren dieses Buch, weil sie es nicht verstehen. Aber manche machen es auch so, wie mit den ganzen biblischen Berichten, dass sie einfach das herauspicken, was sie für sinnvoll halten und das andere verwerfen.
Es gibt sogar Prediger, die aus den reden der "Freunde" des Hiob noch Lehren in ihre Predigten mit einbeziehen. Obwohl Gott in dieser Geschichte diese Reden verurteilt - und im Gegensatz dazu Hiob freispricht und ihn zum Mittler ernennt für seine Freunde.
SilverBullet hat geschrieben: ↑Do 30. Mär 2023, 12:23
So direkt konnte ich nicht herauslesen, dass sich bei der Figur "Hiob" etwas durch die ganzen Verluste in seinem Glauben verändert haben soll.
Er hatte nichts mehr, also hat er aufgegeben, und zwar in der Richtung, die noch geblieben ist: seinem Glauben.
Das ist ein interessanter Gesichtspunkt. Demnach würde der Glauben als Gewinn verstanden werden - nachdem alles andere verschwunden ist.
Das ist eine ganz andere Ansicht als die, welche meistens vorherrscht: dass der Glaube nichts nützt - oder eher schadet und deshalb verworfen wird. So als hätte der Glaube an Gott die ganzen Katastrophen erst hervorgerufen.
Darum geht es ja auch eigentlich bei der "Wette" zwischen Gott und Satan. Hiob glaubt an Gott in guten und in schlechten Tagen. Wie du es schon anmerkst: es verändert sich nichts an seinem Glauben.
Meine Gedanken richten sich dabei gerade auf Menschen, die erst glauben, wenn alles andere nichts mehr nützt .... im Gegensatz zu denen, die schon immer glauben und den Glauben nicht verlieren, wenn es ihnen schlecht geht. Kommt also drauf an, woran man glaubt. Ist der Glaube auf das Ergebnis gerichtet: was bekomme ich dafür, dass ich glaube (?) Oder gründet der Glaube sich auf Gott allein ... unabhängig davon, was im Leben geschieht (?)
SilverBullet hat geschrieben: ↑Do 30. Mär 2023, 12:23
Im "Hintergrund" der Geschichte sterben aber ziemlich viele Figuren, so dass ich den Eindruck habe, dass es bei der umgekehrten Richtung, also von "Gott" zu den Menschen, durchaus um Gewinn gehen soll.
Ich finde, das bleibt in der Geschichte offen. Denn bei der Begegnung zwischen Gott und Hiob geht es nicht um Gewinn, sondern darum, dass Hiob erkennt, dass Gott mehr ist, als er (Hiob) begreifen kann. Die Spannung wird aufgelöst mit dem Ausspruch von Hiob...
Hiob 42,1-6
1 Und Hiob antwortete dem HERRN und sprach: 2 Ich erkenne, dass du alles vermagst, und nichts, das du dir vorgenommen, ist dir zu schwer. 3 »Wer ist der, der den Ratschluss verhüllt mit Worten ohne Verstand?« Darum hab ich ohne Einsicht geredet, was mir zu hoch ist und ich nicht verstehe. 4 »So höre nun, lass mich reden; ich will dich fragen, lehre mich!« 5 Ich hatte von dir nur vom Hörensagen vernommen; aber nun hat mein Auge dich gesehen. 6 Darum gebe ich auf und bereue in Staub und Asche.
Hiob kapituliert vor dem was er von Gott wahrnimmt - und erkennt seine Unfähigkeit, Gottes Handeln zu ergründen. In dem Moment wo dies geschieht, hat sich in seinem Umfeld noch nichts verändert. Und trotzdem gibt Gott ihm schon neue Aufgaben: für seine Freunde zu bitten. Für mein Verständnis ist das ein Akt der Vergebung von Hiob an seine Freunde. Erst danach ändert Gott das Leiden des Hiob. Der Gewinn geschieht erst nachdem Hiob für seine "Ankläger" Gott um Vergebung bittet.
SilverBullet hat geschrieben: ↑Do 30. Mär 2023, 12:23
Hiob nimmt ja im Text den Stellenrang einer "unangetasteten Person" ein, weil er etwas erfüllt.
Wenn der Text für die Figur "Hiob" so eine Art Selbstlosigkeit präsentieren möchte, gelingt das für die beiden "Mächtigen im Hintergrund" eher nicht.
Ich sehe in dem Text eher, dass Hiob erst bewußt gemacht wurde, dass man sich "Segen" nicht verdienen kann. Erst als Hiob merkt, dass er weder Reichtum noch zu Armut für sich selbst sichern kann, erkennt er Gott und kommt ihm näher.
Unangetastet ist hier nur Gott selbst. Denn auch wenn der Satan viel Macht hat vor den Menschen, kann er nur so weit agieren, wie Gott es ihm zulässt.
... das ist so meine Sicht auf die Geschichte von Hiob....in diesem Moment.
Glauben (an Gott) funktioniert nicht, indem man "über" den Glauben redet, sondern indem man Glauben LEBT.
Sichtbar werden die Spuren indem sie hinführen zu Gott. Denn Gott findet man nur bei Gott selbst.