Reformationstag und Nicäa

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Galahad
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Reformationstag und Nicäa

Beitrag von Galahad »

Mancherorts wird heute der Reformationstag gefeiert und eines ist klar: als Martin Luther seine 95 Thesen an die Kirchentür in Sachsen anbrachte, war die Reformation absolut nötig. Der Zustand der römisch-katholischen Amtskirche aber auch der Zustand der echten Kirche, der Gemeinschaft der Gläubigen, wie es in Luthers Katechismus heißt, war einer von dunkler Verwirrung, auch wenn hier und da ein Lichtlein des Evangeliums in die römische Düsternis hineinzuflackern vermochte.

Angefangen hatten die Probleme schon direkt zu Anfang der Kirchengeschichte. Die Schriften des Neuen Testamentes geben uns Zeugnis davon. Vielleicht am markantesten der Brief von Paulus an die Gemeinden in Galatien. Da wendet sich der Apostel direkt gegen das falsche Evangelium: «Mich wundert, daß ihr euch so bald abwenden lasset von dem, der euch berufen hat in die Gnade Christi, zu einem anderen Evangelium, so doch kein anderes ist, außer, daß etliche sind, die euch verwirren und wollen das Evangelium Christi verkehren.» Gal 1, 6-7

Das andere Evangelium, von dem Paulus dort spricht, konnte aber dann, trotz seiner Mahnungen, als das "christliche" durchgesetzt werden. Und zwar mit Gewalt.

Paulus schrieb seinen Brief etwa um das Jahr 50 n. Chr. herum. Und im Jahre 325 n. Chr. wurde in Nicäa vom Kaiser Konstantin das Konzil einberufen, auf welchem die Grundlage für die Gewalttätigkeiten geschaffen wurden. Ein Dokument wurde erstellt: das nizänische Glaubensbekenntnis. Dieses wurde von Konstantin als machtpolitisches Werkzeug benutzt, mit denen jedermann erpresst wurde. Man hatte die Wahl sich den nizänischen Glaubensdefinitionen zu fügen oder sah sich verschiedenster Repressalien, bis hin zu Mord, ausgesetzt.

Dieses nizänische Christentum, war zwar durch die Geschichte hindurch, bis auf wenige Ausnahmezeiten, wenn eine Trennung von Staat und Kirche tatsächliche Praxis war, eine militärische und politische Veranstaltung, aber vor allen Dingen auch eine geistliche.

Bis heute gilt in der Gesellschaft an sich das nizänische Christentum als "das Christentum" schlechthin.

Und was viel mehr wiegt: auch so gut wie alle heutigen Kirchen predigen das nizänische Christentum und kennen auch kaum etwas anderes. Wohin das Auge schaut, es wird Nicäa gepredigt: die protestantischen Kirchen, egal ob lutherisch oder reformiert, Baptisten oder Pfingstler, Methodisten, Brüderbewegung, Adventisten, Gemeinde Gottes, charismatisch oder nicht, Pietisten, Erweckungsbewegung, die "Großkirchen" sowieso: sie alle sind nach wie vor vereint unter dem Banner Nicäa.

Es gibt Gemeinden, wie beispielsweise die Brüderbewegung, die zwar das Dokument von Nicäa zu recht ablehnen, es aber trotzdem, von den Inhalten her predigen!

Und natürlich gibt es Religionen, die einen Jesus kennen, wie z.B. der Islam oder bekannte amerikanische Sekten u.a., aber deren Ideen sind in ihrer Denkstruktur ebenfalls immer Nicäa unterworfen. Zwar in einer Art Ablehnung, aber dennoch doch nur in den Schranken denkend, in die sie von Konstantin verwiesen werden.

Mit der Reformation war ein Anfang gemacht, zum wahren Evangelium zurück zu kehren. Oder anders gesagt: das wahre Evangelium kennen zu lernen. Aber die damalige Arbeit der Reformatoren konnte nur ein Anfang sein. Und das wußten diese auch, Martin Luther hat dies Zeit seines Lebens nicht verneint.

Es ging ja dann auch weiter, zunächst mit der Täuferbewegung etc pp

Aber aus Nicäa rausgekommen sind in der Christenheit bisher nicht viele.

Wir haben aber eine Hoffnung: insofern die Bibel selbst zu dem weiteren Verlauf spricht, zeichnet sie ein positives Bild. Das Neue Jerusalem wird vom Himmel auf die Erde kommen und die Hure Babylon wird zergehen.
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Helmuth
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Re: Reformationstag und Nicäa

Beitrag von Helmuth »

Galahad hat geschrieben: Di 31. Okt 2023, 17:24 Aber aus Nicäa rausgekommen sind in der Christenheit bisher nicht viele.
Sieh an, ein Gleichgesinnter. Das freut mich. Aber sehen wir uns das noch eingehender an. Vielleicht dazu meine Perspektive. An sich lehre ich auch den historischen Abfall vom Christentum, wie es die 12 Apostel Jesu anfangs aufgebaut hatten. Ich setzte ihn aber schon nach deren Ableben an.

Schon mit der nächste Gemeration begann dieser Abfall. Die Apostel hatte dies allerdings durch den HG gelehrt schon vorausgesehen, insbesondere die führenden Apostel Petrus und Paulus.

Von Petrus:
2. Pet 2,1 hat geschrieben: Es waren aber auch falsche Propheten unter dem Volk, wie auch unter euch falsche Lehrer sein werden, die Verderben bringende Sekten nebeneinführen werden und den Gebieter verleugnen, der sie erkauft hat, und sich selbst schnelles Verderben zuziehen.
Von Paulus:
Apg 20,29-30 hat geschrieben: Ich weiß, dass nach meinem Abschied reißende Wölfe zu euch hereinkommen werden, die die Herde nicht verschonen. Und aus euch selbst werden Männer aufstehen, die verkehrte Dinge reden, um die Jünger abzuziehen hinter sich her.
Es sind dies nicht die einzigen Stellen, das sei also nur beispielhaft. So muss man heute auch den NT-Kanon auf einen gewissen Prüfstand stellt, denn einhergehend mit diesem Abfall waren es dieselben Kirchenväter, die Paulus Schriften damit ausgelegt haben bzw. auch auf die Bildung der Evangelien Einfluss genommen hatten. Es gab also auch da Wölfe unter den Schafen.

Eine weitere Aussage Petrus:
2. Pet 3,15-16 hat geschrieben: Und erachtet die Langmut unseres Herrn für Errettung, so wie auch unser geliebter Bruder Paulus nach der ihm gegebenen Weisheit euch geschrieben hat, wie auch in allen Briefen, wenn er in ihnen von diesen Dingen redet, von denen einige schwer zu verstehen sind, die die Unwissenden und Unbefestigten verdrehen, wie auch die übrigen Schriften, zu ihrem eigenen Verderben.
Diese Entwicklungen führten zu Nicäa, aus der sich die RKK entwickelt hatte, die zu einem Machtapparat wurde, aber nichts mehr mit Jesus Christus gemein hatte. JC wurde ein Hammer, der auf dich herabfällt, wenn du dem Klerus nicht folgst, also nicht der HG trieb diese Kirche an, sondern Machtpolitik. Und in den Fesslen ihrer antibiblischen Dogmen stecken sie heute noch.

Du brauchst also nicht erst bei Luther mit seiner Reformation anfangen, der nur mehr noch eine Schimäre einer Kirche vorgefunden hatte, sondern die Verwilderung der Lehre begann schon im 2. Jh, weshalb man keine einzige deren Schriften auch als kanonisch anerkennen konnte. Und Luther leitete zwar eine Reformation ein, er selbst verfiel später dem Antisemitismus.

Die reformierte Kirche selbst ging dann einen Weg der völligen Liberalisierung, also während die RK in ihren Tradtionen unbiblischer Dogmen weiter erstickt, entwickelte sich die EK zu einer Hure der gegenwärtigen Welt, ordiniert Frauen und segnet heute schon die Schwulen und Lesben. Vom Regen in die Traufe.

Ich bin Gott dankbar, dass er von oben immer eingreift und nicht zulässt, dass sein Wort völlig entstellt wird. So ist der heutige NT-Kanon zwar kein perfektes Werk geworden, aber dennoch eines, in dem man klar und eindeutig das Evangelium und das Werk des Sohnes Gottes nachvollziehbar dokumentieren konnte. Am Status des Codex Sinaiticus hat sich dazu bis heute nichts wesentlich geändert, nur war auch der Sauerteig drinnen, den man Dank dogmatischer Fixierung nicht mehr entfernt hatte.

Ich vertrete daher ebenso nicht die großkotzigen Dogmen dieser Nicäakirche, die ein sog "christliches" Glaubensbekenntnis unumstößlich dogmatisch festgelegt hatte. Später kam noch die Lehre hinzu, dass alle NT-Schriften inspiriert sind, womit man den Status des Kanons aus dem 4. Jh wieder als unumstößlich unveränderlich erklärt hatte. Dazu wurde wieder eine Aussage Paulus zweckentfremdet, die dort aber in einem anderen Kontext steht.

Eine solche Kirche nicht unter Leitung des HG ist eine Chuzpe solche Lehrsätze aufzustellen, aber dieses Lehrgut hat sich dennoch, wie du selbst sagst, hartnäckig bis ins heutige 21. Jh leider mehr oder weniger unverändert erhalten. Also leiten wir die Reformation 21 ein und brechen aus den Fesseln des Teufels "Christliche Dogmatik" aus. :thumbup:
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigartigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. - Johannes 3:16
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