Erzeugt Mitleid nur noch mehr Leid?

Rund um Bibel und Glaube
Philippus
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Erzeugt Mitleid nur noch mehr Leid?

Beitrag von Philippus »

Dieses alte Friedrich Nietzsche Thema habe ich mal bewusst unter "allgemeine christliche Themen" gestellt.
Die Bibelkenner werden wissen, dass die Aufforderung, eben gerade kein Mitleid zu haben ursprünglich aus der Bibel stammt und nicht etwa aus Hitlers "mein Kampf".
Wie ist das nun zu verstehen? Gilt das nur für Regierungschefs (Netanyahu) oder allgemein für die Politik oder gar auch für Privatpersonen ??
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Abischai
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Re: Erzeugt Mitleid nur noch mehr Leid?

Beitrag von Abischai »

Man könnte Mitleid auch mit Empathie in Verbindung sehen, und daran sehe ich grundsätzlich nichts falsches. Nun ist Mitleid eine letzte Konsequenz aus vielen vorangegangenen Faktoren. Wenn ein "guter Bekannter" als Mörder entlarvt wird, habe ich grundsätzlich eine Verbindung, denn er ist ja ein guter Bekannter, vielleicht sogar Freund. Nun sollten unter dem Alten Bund bestimmte Täter hingerichtet werden, und die nächsten Bekannten, Verwandten und Freunde sollten zu vorderst die Hand gegen den Täter erheben. Wie geht das, wenn ich doch aber in letzter Endkonsequent der Bekanntschaft in diesem Falle Mitleid habe?
Das Mitleid ist eine relativ bewußte Haltung, die man "ein- und abschalten" kann, mit etwas "Zusammenreißen" geht das. Daher auch die Aufforderung: "...du sollte kein Mitleid haben". Geht das? Ja, das geht.
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]
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Larson
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Re: Erzeugt Mitleid nur noch mehr Leid?

Beitrag von Larson »

Philippus hat geschrieben: Mo 5. Feb 2024, 15:44 Gilt das nur für Regierungschefs (Netanyahu) oder allgemein für die Politik oder gar auch für Privatpersonen ??
Kein Mitleid? Was willst du der israelischen Regierung so aus der Mauselochperspektive vorwerfen?
Jes 45,9 Wehe dem, der mit seinem Bildner rechtet – ein Tongefäß unter tönernen Tongefäßen! Darf wohl der Ton zu seinem Bildner sagen: Was machst du? Und dein Werk von dir: Er hat keine Hände?
Philippus
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Re: Erzeugt Mitleid nur noch mehr Leid?

Beitrag von Philippus »

Abischai hat geschrieben: Mo 5. Feb 2024, 15:53
Das Mitleid ist eine relativ bewußte Haltung, die man "ein- und abschalten" kann, mit etwas "Zusammenreißen" geht das. Daher auch die Aufforderung: "...du sollte kein Mitleid haben". Geht das? Ja, das geht.

Ja, die Bibel ist schon ein grausames Buch. Ich hätte selbst mit Hitler und Stalin und Putin noch Mitleid, ich bin halt viel zu gutmütig....
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Abischai
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Re: Erzeugt Mitleid nur noch mehr Leid?

Beitrag von Abischai »

Die Bibel ist kein grausames Buch, sondern ein gerechtes Buch. Den Unterschied klamüsere ich Dir jetzt aber nicht auseinander, das schafffst Du selbst.

Wenn Gott Dir die Augen öffnet, daß einer Deiner vermeintlichen Freunde IHN, den Allmächtgigen schwer gelästert und immerfort beleidigt hat, und wenn Du plötzlich erfährst, daß jener "Freund" Deine Mama gehauen hat und Gott jetzt von Dir verlangt, daß Du bitte nicht auch noch ins gleiche Horn tuten sollst, sondern zu ihm stehen, also zu Gott stehen mögest... was würdest Du tun? Einen Psychologen aufsuchen, Deinem Tagenbuch tränenreich das Elend dieser Welt und alle Deine Gefühle anvertrauen?

Schau mal was Gideons Vater gemacht hat, als ruchbar wurde, daß sein eigener Sohn Gideon in seinem Garten, seinen Baalsaltar niedergerissen und seine Aschera umgehauen und seinen besten Stier auf einem neuerrichteten Altar Jahwehs geopfert und nun dafür vom Mob zum Tode verurteilt worden war...

DAS war eine Entscheidung die den Namen verdient, alles andere ist regenbogenkunterbunter Schnulli, vergiß es!
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]
Zippo
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Re: Erzeugt Mitleid nur noch mehr Leid?

Beitrag von Zippo »

Philippus hat geschrieben: Mo 5. Feb 2024, 15:44 Dieses alte Friedrich Nietzsche Thema habe ich mal bewusst unter "allgemeine christliche Themen" gestellt.
Die Bibelkenner werden wissen, dass die Aufforderung, eben gerade kein Mitleid zu haben ursprünglich aus der Bibel stammt und nicht etwa aus Hitlers "mein Kampf".
Wie ist das nun zu verstehen? Gilt das nur für Regierungschefs (Netanyahu) oder allgemein für die Politik oder gar auch für Privatpersonen ??
Ich könnte mir vorstellen, dass das manchmal so sein kann. Wenn nämlich die Hilfeleistung in die falsche Richtung geht oder eine Person durch das Mitleid geschädigt wird. Du gibst z.b Menschen Geld und sie stellen bösartige Dinge damit an. Oder du willst Menschen helfen , die eine Autopanne haben und stehen am Straßenrand und du wirst von ihnen ausgeraubt.

Welchen Bibelvers hast du da im Sinn?

Gruß Thomas
2 Kor 13,14 Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.
Philippus
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Re: Erzeugt Mitleid nur noch mehr Leid?

Beitrag von Philippus »

Zippo hat geschrieben: Di 6. Feb 2024, 12:24

Welchen Bibelvers hast du da im Sinn?

Gruß Thomas

Erster Samuel 15, 3
Philippus
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Re: Erzeugt Mitleid nur noch mehr Leid?

Beitrag von Philippus »

Da muss ich immer an ein Bild in unserem Schulbuch (das war Anfang der sechziger Jahre) denken, heute wäre das verboten, weil rassistisch und politisch völlig inkorrekt:
In einer Art Schattenbild Zeichnung sind zwei ausgestreckte Arme und Hände von einem Farbigen zu sehen, die offensichtlich betteln, nach Brot und Geld. Auf der rechten Seite des Bildes.
Auf der linken Seite sieht man den Angebettelten, (Europäer) und der gibt auch tatsächlich reichlich Brot und Geld.
Noch ein Bild tiefer sieht man nun statt ein Händepaar drei Händepaare betteln, noch ein Bild tiefer dann sechs Händepaare undsoweiter.
Die Moral von der Geschicht, je mehr man Brot und Geld gibt umso mehr vermehren die Leute sich auch und umso größer wird das Elend, die einzige sinnvolle Hilfe ist halt Hilfe zur Selbsthilfe.

Ist da denn nicht was Wahres dran?
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Helmuth
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Re: Erzeugt Mitleid nur noch mehr Leid?

Beitrag von Helmuth »

Abischai hat geschrieben: Di 6. Feb 2024, 01:22 DAS war eine Entscheidung die den Namen verdient, alles andere ist regenbogenkunterbunter Schnulli, vergiß es!
„Regenbogenkunterbunter Schnulli“ ist echt köstlich. Darfür erbitte ich ein ©Copyright. Und Recht du hast. :mrgreen:

Ich kann dennoch Mitleid, sogar mit Schwerst-Verbrechern, haben. Wie soll ich denn gegen meine eigene Seele streiten? Andere, die in Unvergung leben, hegen viel nur Hass und Groll. Das wiederum sei deren Sachen, aber will ich mal nie ein solcher sein.

Ich meine, solange jemand nicht tot sind, besteht noch der letzte Funke für Gottes Gnade, sonst hätte er womöglich sein Urteil schon vollstreckt. Ich kann also noch Fürbitte leisten.

Ist das Urteil aber klar ausgespochen bzw. schon vollstreckt, dann erlischt mein Mitleid rasch, denn Gott hat Gericht gehalten und so ist es. Dann darf ich nicht wie eine Nervensäge Gott auf den Keks gehen, sondern muss es meinen Erkenntnisschatz hinzufügen und daraus lernen.

Solche Lektionen vom HG können hart sein, insbesondere wenn es z.B. die eigene Familie betrifft, aber wer sich dem nicht verweigert, der wächst auch im Herrn. Darf ich dir dennoch ein Beispiel zeigen, dass sich auch ein Samuel schwer getan hatte:
1. Sam 16,1 hat geschrieben: Und JHWH sprach zu Samuel: Bis wann willst du um Saul trauern, da ich ihn doch verworfen habe, dass er nicht mehr König über Israel sei? Fülle dein Horn mit Öl und geh hin, ich will dich zu Isai, dem Bethlehemiter, senden; denn ich habe mir unter seinen Söhnen einen König ersehen.
Wir würden sagen, life goes on, auf zu neuen Ufern, wenn es auch schwer fallen möge. Jedoch eines meiner Gebete lautet immer wieder: „Herr, was immer mir oder anderen widerfährt, bitte lass mich nicht deine Barmherzigkeit verlieren.“
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigartigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. - Johannes 3:16
oTp
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Re: Erzeugt Mitleid nur noch mehr Leid?

Beitrag von oTp »

Philippus hat geschrieben: Di 6. Feb 2024, 19:20 Da muss ich immer an ein Bild in unserem Schulbuch (das war Anfang der sechziger Jahre) denken, heute wäre das verboten, weil rassistisch und politisch völlig inkorrekt:
In einer Art Schattenbild Zeichnung sind zwei ausgestreckte Arme und Hände von einem Farbigen zu sehen, die offensichtlich betteln, nach Brot und Geld. Auf der rechten Seite des Bildes.
Auf der linken Seite sieht man den Angebettelten, (Europäer) und der gibt auch tatsächlich reichlich Brot und Geld.
Noch ein Bild tiefer sieht man nun statt ein Händepaar drei Händepaare betteln, noch ein Bild tiefer dann sechs Händepaare undsoweiter.
Die Moral von der Geschicht, je mehr man Brot und Geld gibt umso mehr vermehren die Leute sich auch und umso größer wird das Elend, die einzige sinnvolle Hilfe ist halt Hilfe zur Selbsthilfe.

Ist da denn nicht was Wahres dran?
Klar, wenn z.B. die Arbeitsmöglichkeiten und damit die Lebensbedingungen hoffnungslos sind, bringt auch Entwicklungshilfe nicht viel. Diese Hilfe sollte sich orientieren an Hilfe für Selbsthilfe.

Die traurigen Gestalten, die bei uns auf der Straße leben und vom Betteln leben, sind arm dran und haben wohl psychische Probleme. Viele von ihnen sind aber drogensüchtig, durch Drogensucht in dieser Situation. Gibt man ihnen Geld, finanziert man auch ihre Drogensucht. Dabei muss man es gerade ihnen nicht bequem machen. Der Staat managt schon ihr Lebens-Notwendigstes. Aber mit Selbsthilfe ist da auch wenig drin. Wer ist schon fähig, sich aufzuraffen aus diesem entsetzlichen Leben ?

Womit wir beim Drogenhandel sind, das dreckigste Geld, was im Umlauf ist.
( Ich meine damit jetzt nicht die Geldscheine mit Kokainrückständen)

Ein anderes Thema ist die "Hilfe" zu mehr gerechteren Regierungen. Da arbeiten ja besonders die Amerikaner als Weltpolizei dran ( wo viel davon auch amerikanische Selbsthilfe ist) Solche Aufbrüche sind in den muslimischen Ländern ja in naher Gegenwart gescheitert. Und Amerika ist noch dazu schlecht weggekommen dabei.
Du darfst nicht alles glauben, was du denkst
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