Warum ich nicht mehr für Mainstream-Medien arbeite II

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CoolLesterSmooth
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Re: Warum ich nicht mehr für Mainstream-Medien arbeite

Beitrag von CoolLesterSmooth »

Johncom hat geschrieben: So 4. Feb 2024, 21:20 Du liest russische Berichte selber und übersetzt sie? Wo findet man denn die Übersetzung?
Übersetzer helfen, idR vergleiche ich verschiedene automatische Übersetzungen, um zu sehen ob es irgendwo starke inhaltliche Unterschiede gibt, die auf Uneindeutigkeiten hinweisen könnten und zur Not lasse ich nochmal jemanden mit entsprechenden Sprachkenntnissen (soweit verfügbar) draufschauen.
Wobei ich inzwischen eine Aussage von mir stark in Frage stellen und deswegen zurückziehen muss, und zwar, dass in den von mir genannten Zahlen nur um Ausländer in Russland geht und damit verbunden die Gleichsetzung von Nation und Nationalität.
Der Grund warum ich zunächst davon ausgegangen bin, dass hier keine russischen Staatsbürger mit erfasst wurden, ist (u.a.) der, dass sich die Angaben dafür zu stark mit den Angaben aus anderen Ländern beißen. So wird im russischen Bericht z.B. angegeben, dass 2022 2625 Menschen in die Türkei ausgewandert sind. Das Statistikinstitut der Türkei TURKSTAT meldet für 2022 aber etwa 100,000 russische Bürger, die in die Türkei immigriert sein sollen. Israel, Kazachstan, Georgien, Serbien, die Liste der Länder, für die die Angaben (teils eklatant) nicht mit dem russischen Bericht zusammengehen lässt sich noch ein gutes Stück weiterführen. Daher ist meine Vermutung aktuell, dass die Angaben, auf die ich mich bezogen habe, auch russische Staatsbürger (mit ungeklärtem Migrationshintergrund) beinhaltet, aber nur die, die regulär also mit entsprechender Meldung ausgewandert sind und nicht die, die das Land ohne Meldung verlassen haben, um einer Einberufung für den Krieg in der Ukraine zu entgehen, sich im Zielland aber regulär gemeldet haben und deswegen nur dort in der Statistik auftauchen. Hätte mir durchaus früher kommen sollen, der Gedanke.
Du meintest, Deutschland sei attraktiv für Flüchtlinge.
Habe ich das gesagt? Sicherlich lassen sich Gründe finden, um so eine Aussage zu tätigen, aber ich sehe nicht, wo das relevant für die Situation in Russland sein soll.
Warum hat sich die Auswanderung Deutscher seit 2016 erhöht?
Das musst du die fragen, die ausgewandert sind. Ob es wirklich so viel mehr sind als zuvor ist allerdings fraglich, weil ab 2016 die Zählweise angepasst wurde. Zuvor wurde nur als Auswanderer gezählt wer den Behörden einen neuen Wohnort im Ausland gemeldet hatte, seit 2016 wird jeder als Auswanderer gezählt, der einen Wohnsitz in Deutschland abmeldet und danach nicht mehr irgendwo im Land behördlich erfasst wird. Nach der alten Zählweise wäre bei den ausgewanderten Deutschen der Wert für 2016 im Vergleich zum Vorjahr nicht um etwa 143,000 angestiegen, sondern um etwa 7000 gesunken.
Nur durch die Anpassung der Zählweise ergibt sich ein Unterschied von etwa 150,000 (grob +115%). Für so einen Unterschied muss es im besten Fall eine relevante Untererfassung bei der alten Zählweise gegeben haben (wovon man ausgeht), im schlechteren Fall eine relevante Übererfassung bei der neuen oder im schlimmsten Fall beides. In allen Fällen bedeutet das jedoch dass der Anstieg vom Zeitraum vor 2016 zum Zeitraum danach in der Realität nicht so groß ist, wie es der Sprung in den angegebenen Zahlen suggeriert. Was natürlich nicht bedeutet, dass es keinen realen Anstieg gab.
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Johncom
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Re: Warum ich nicht mehr für Mainstream-Medien arbeite

Beitrag von Johncom »

CoolLesterSmooth hat geschrieben: Mo 5. Feb 2024, 01:37
Johncom hat geschrieben: So 4. Feb 2024, 21:20 Du liest russische Berichte selber und übersetzt sie? Wo findet man denn die Übersetzung?
Übersetzer helfen
Also du liest wirklich russische Behörden-Seiten und schiebst die in Übersetzungsprogramme? :roll: Wie viele Stunden am Tag verbringst du damit.
CoolLesterSmooth
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Re: Warum ich nicht mehr für Mainstream-Medien arbeite

Beitrag von CoolLesterSmooth »

Johncom hat geschrieben: Mo 5. Feb 2024, 02:34 Also du liest wirklich russische Behörden-Seiten und schiebst die in Übersetzungsprogramme? :roll: Wie viele Stunden am Tag verbringst du damit.
Kommt auf das Thema an, aber es kommt nicht so oft vor, dass es wirklich viel Zeit füllt. V.a. nicht am Stück, aber mit so etwas lassen sich ab und an die Leerlaufphasen während der Arbeit füllen und ist teilweise ja auch nicht so uninteressant. Ich suche nach einer Information, finde Anhaltspunkte bzw Angaben dazu, wo ich näheres finde und wenn die Quelle dazu ein Bericht einer russischen Behörde ist oder einer türkischen oder was auch immer, dann ist das halt so und ich werf den relevanten Teil durch den Übersetzer um mir das noch einmal anzsehen. Kein großer Akt und warum sich auf die Wiederholung einer Wiederholung einer Wiederholung einer Behauptung beziehen, wenn man direkt an die Quelle gehen kann?
Entgegen deiner Unterstellung sind die Dinge, die ich hier schreibe eben nicht aus irgendwelchen "Faktenchecker-Archiven".
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Johncom
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Re: Warum ich nicht mehr für Mainstream-Medien arbeite

Beitrag von Johncom »

CoolLesterSmooth hat geschrieben: Mo 5. Feb 2024, 03:37
Johncom hat geschrieben: Mo 5. Feb 2024, 02:34 Also du liest wirklich russische Behörden-Seiten und schiebst die in Übersetzungsprogramme? :roll: Wie viele Stunden am Tag verbringst du damit.
Kommt auf das Thema an, aber es kommt nicht so oft vor, dass es wirklich viel Zeit füllt. V.a. nicht am Stück, aber mit so etwas lassen sich ab und an die Leerlaufphasen während der Arbeit füllen

Leerlaufphasen während der Arbeit ... Traumjob? Oder Beamter? Ich hätte nen Vorschlag, wie wäre es damit, russische Medien zu übersetzen, prüfen usw ..

:arrow: https://ria.ru/ übersetzen
:arrow: https://tass.com/ auf Englisch
:arrow: https://mdz-moskau.eu/ gleich auf deutsch, langweilig aber kritisch

Das wäre auch passend in diesem Thema, das sich mit Medien-Kritik befasst und nicht so viel OT gehen sollte.
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Re: Warum ich nicht mehr für Mainstream-Medien arbeite

Beitrag von CoolLesterSmooth »

Johncom hat geschrieben: Di 6. Feb 2024, 00:03Traumjob?
Ich kann nicht klagen.
Ich hätte nen Vorschlag, wie wäre es damit, russische Medien zu übersetzen, prüfen usw ..
Sozusagen ein Faktencheck? Ich dachte das wären ganz furchtbar böse Leute, die so etwas tun.
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Re: Warum ich nicht mehr für Mainstream-Medien arbeite

Beitrag von Johncom »

CoolLesterSmooth hat geschrieben: Di 6. Feb 2024, 01:41
Johncom hat geschrieben: Di 6. Feb 2024, 00:03 Ich hätte nen Vorschlag, wie wäre es damit, russische Medien zu übersetzen, prüfen usw ..
Sozusagen ein Faktencheck? Ich dachte das wären ganz furchtbar böse Leute, die so etwas tun.
Einfach mal selbst Artikel raussuchen, was schreiben die Russen, was der Westen, was stimmt und was nicht.
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Re: Warum ich nicht mehr für Mainstream-Medien arbeite II

Beitrag von Johncom »

Übrigens deutsche Medien werden von der russischen Propaganda dauernd kommentiert. Umgekehrt auch?




Was Thomas Röper ständig macht ist, russische Presse auf deutsch zu übersetzen, so weiß man zumindest was ist deren Sicht. Ist es nicht sinnvoll, ganz allgemein, beide Seiten zu hören? Zuhören und verstehen ist Friedensarbeit.

Wer nicht verstehen will, will wahrscheinlich dämonisieren. Wer dämonisiert bekommt den Krieg.
Und der wird schrecklich.
Nur mal die letzten 110 Jahre Revue passieren lassen.
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Re: Warum ich nicht mehr für Mainstream-Medien arbeite II

Beitrag von Hiob »

Johncom hat geschrieben: Di 6. Feb 2024, 02:22 Wer nicht verstehen will, will wahrscheinlich dämonisieren.
Da ist was dran. Es gilt bei uns inzwischen (völlig unabhängig vom Fall Putin) als "aufgeklärt", wenn man sagt: "Das muss ich nicht verstehen". Auch ist verdächtig, wenn das Wort "Versteher" negativ konnotiert wird (gilt auch für den Begriff "Querdenker", der zu meinen jungen Zeiten positiv besetzt war und für jemanden stand, der aus eingefahrenen Schienen ausbrechen konnte.

Heute scheint der allgemeine Trend zu sein, aus einer Aufklärungs-Gesellschaft eine Empörungs-Gesellschaft zu machen.
jsc
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Re: Warum ich nicht mehr für Mainstream-Medien arbeite II

Beitrag von jsc »

Hiob hat geschrieben: Di 6. Feb 2024, 11:30 gilt auch für den Begriff "Querdenker", der zu meinen jungen Zeiten positiv besetzt war und für jemanden stand, der aus eingefahrenen Schienen ausbrechen konnte.
Tja, da haben die Querdenker ganze Arbeit geleistet und den Begriff durch ihre Aneignung vollkommen versaut. Ich hätte es auch besser gefunden, wenn die Gesellschaft ihnen den Begriff nicht überlassen hätte. Aber damals hatte man wohl genug besseres zu tun...
Achtung! Der Post über dieser Signatur wirft Magdalena keine Lüge vor und bezichtigt sie auch nicht der Dummheit!
Hiob
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Re: Warum ich nicht mehr für Mainstream-Medien arbeite II

Beitrag von Hiob »

jsc hat geschrieben: Di 6. Feb 2024, 16:43 Tja, da haben die Querdenker ganze Arbeit geleistet und den Begriff durch ihre Aneignung vollkommen versaut. Ich hätte es auch besser gefunden, wenn die Gesellschaft ihnen den Begriff nicht überlassen hätte.
So einfach ist es nicht. Der Gründer der jetzigen Querdenker war wohl noch eher der alten Bedeutung verpflichtet - halt mal gegen den Strich denken, mal andere als eingefahrene Muster denken. Dann sind zweierlei Dinge passiert:
1) Es haben sich Leute hinein gemischt, die wirklich puren Blödsinn verzapft haben.
2) Die Mainstreammedien haben dies zum Anlass genommen, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen:
* die Blödsinn-Verzapfer zu entlarven,
* aber auch diejenigen zu diskreditieren, die auf vernünftige Weise gegen Mainstream-Meinungen verstoßen haben. Genau so, wie es in "1984" von Orwell beschrieben ist.

Dies hat dazu geführt, dass nun auch Wörter wie "Querdenker" und "Verschwörungstheorie" zu denen gehören, die semantisch durchgereicht wurden, also im Grunde über Agitatorisches hinaus nichts mehr bedeuten. Andere Wörter dieser Art sind bspw. "Angst", "Hass", "Empörung", "Missbrauch", "rechts", "antisemitisch", etc. - alles überwiegend bis gänzlich agitatorisch verwendete Begriffe, deren semantischer Gehalt zwar "von oben" festgelegt ist, die aber von geschätzten 90% der Bevölkerung ganz anders verstanden werden.
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