Zu Unrecht leiden bedeutet "Gnade Gottes"?

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Oleander
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Zu Unrecht leiden bedeutet "Gnade Gottes"?

Beitrag von Oleander »

Oder wie sonst soll man Petrus Aussage verstehn?
18 Ihr Haussklaven, ordnet euch in aller Furcht den Herren unter, nicht allein den guten und milden, sondern auch den verkehrten! 

19 Denn das ist Gnade, wenn jemand wegen des Gewissens vor Gott Leiden erträgt, indem er zu Unrecht leidet. 

20 Denn was für ein Ruhm ist es, wenn ihr als solche ausharrt, die sündigen und ⟨dafür⟩ geschlagen werden?

Wenn ihr aber ausharrt, indem ihr Gutes tut und leidet, das ist Gnade bei Gott.
https://www.bibleserver.com/ELB/1.Petrus2%2C18-20

Ich versteh den Zusammenhang zur Gnade Gottes nicht... :|
Begegne dem, was auf dich zukommt, nicht mit Angst, sondern mit Hoffnung.
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Oleander
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Re: Zu Unrecht leiden bedeutet "Gnade Gottes"?

Beitrag von Oleander »

Paulchen meint dazu:
Paul hat geschrieben: Sa 30. Mär 2024, 14:03 ...ich erkläre es dir oleander...indem man gutes tut leidet man nicht...zumindest nicht später da oben :D
Sieht das jemand genauso wie er, im Sinne, dass es eine Auswirkung auf das "ewige Leben" hat?
Hier der Zusammenhang zur "Gnade Gottes" besteht?
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Oleander
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Re: Zu Unrecht leiden bedeutet "Gnade Gottes"?

Beitrag von Oleander »

Da keiner geantwortet hat, habe ich mich mal im net schlau gemacht und fand eine Predigt zu dieser Stelle.

Ein Auszug daraus: https://www.theologie.uzh.ch/predigten/ ... s-2-18-25/
Ich will nicht ausschließen, liebe Gemeinde, daß es zunächst
einmal Klugheit sein kann. Lieber nachzugeben, Unrecht zu dulden, als
gegenzuhalten, kann ein Gebot der Lebensklugheit sein. Der Sklave, der
schlechte Behandlung und das Unrecht seines Herrn erträgt, weiß
vielleicht: Der sitzt am längeren Hebel, bei dem strampele ich
umsonst. Mit Widerworten und Widerstand erreiche ich gar nichts.

Als ich kürzlich in London war, erzählte mir eine ältere
Dame, die als junges Mädchen in Deutschland einen englischen
Soldaten geheiratet hatte und in ein Dorf bei Nottingham verpflanzt
worden war: „Wissen Sie, zu Anfang haben die Dorfbewohner mir
viele häßliche Worte nachgerufen und mich mit Blicken der
Verachtung dafür gestraft, daß ich es gewagt hatte, einen
der ihren zu heiraten. Ich verstand nicht alles, aber ich spürte,
wie sie sagen wollten: „Sind denn unsere Mädchen nicht gut
genug für einen Engländer? Muß der sich ausgerechnet
eine aus Nazi-Deutschland mitbringen?!“ Dann fuhr sie fort: „Ich
habe die Leute immer angelächelt und sie freundlich gegrüßt,
das war alles. In wenigen Wochen war ich von ihnen akzeptiert.“

Ich weiß, nicht jeder kann das, und nicht jedes Temperament läßt
das zu.

Aber aus der Lebensklugheit kann eine solche Macht der Überwindung
des Bösen durch das Gute kommen. Es war eine recht einfache
Weisheit, aber sie führte zum Ziel. Die Beschämung durch Großzügigkeit
hat es erst recht in sich. Freilich, die Kraft zum Ertragen von
Unrecht kann auch noch von woanders herkommen.

Der Text sagt: „Christus
hat für euch gelitten und euch ein Vorbild hinterlassen, daß
ihr sollt nachfolgen seinen Fußstapfen.“
Die Predigt finde ich zwar sehr ansprechend, finde aber auch hier "Leiden" im Zusammenhang mit "Gnade Gottes" nicht... :|
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Lea
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Re: Zu Unrecht leiden bedeutet "Gnade Gottes"?

Beitrag von Lea »

Oleander hat geschrieben: Sa 30. Mär 2024, 13:50 Oder wie sonst soll man Petrus Aussage verstehn?
Ich finde eine mögliche Antwort in Vers 20
Oleander hat geschrieben: Sa 30. Mär 2024, 13:50 20 Denn was für ein Ruhm ist es, wenn ihr als solche ausharrt, die sündigen und ⟨dafür⟩ geschlagen werden?

Wenn ihr aber ausharrt, indem ihr Gutes tut und leidet, das ist Gnade bei Gott.
Hier wird von Leiden wegen Sünde geredet.... vielleicht sowas wie Strafe (?)

Die Gnade Gottes folgt dann mit der Begründung, dass man das Leiden erduldet, indem man Gutes tut. Oder vielleicht ist auch gemeint, dass man Gutes tut, was Leiden hervorbringt - dann ist das Gnade Gottes (wenn man dazu fähig gemacht wird von Gott).

Ein mögliches Beispiel:
Wenn man einem Hungrigen hilft, damit er nicht zum stehlen verführt wird - dafür dann aber selbst nicht mehr genug hat. Gnade von Gott ist dann, dass man dieses ertragen (überwinden) kann - und gar keinen Hunger leidet ... weil Gott einem dabei hilft (auf individuelle Art und Weise)

Meiner Meinung nach heißt das nicht, dass man Leiden, die einem aus Bösartigkeit zugefügt wird, immer schweigend erdulden soll.

Gnade ist dann bestenfalls gegeben, wenn man Bösartigkeit erduldet (überwindet), weil man damit Leid wegen Bösartigkeit von einem Anderen abwenden kann. Dann kann Gott das eigene Leiden lindern - ohne dass man zurückschlägt.
Glauben (an Gott) funktioniert nicht, indem man "über" den Glauben redet, sondern indem man Glauben LEBT.
Sichtbar werden die Spuren indem sie hinführen zu Gott. Denn Gott findet man nur bei Gott selbst.
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Lena
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Re: Zu Unrecht leiden bedeutet "Gnade Gottes"?

Beitrag von Lena »

Um das zu Unrecht einem zugefügte leiden so zu tragen wie es Christus getan hat,
ist unverdienter Beistand und Hilfe als Geschenk nötig = Gottes Gnade.
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Oleander
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Re: Zu Unrecht leiden bedeutet "Gnade Gottes"?

Beitrag von Oleander »

Lena hat geschrieben: Mo 1. Apr 2024, 10:50 unverdienter Beistand und Hilfe als Geschenk nötig = Gottes Gnade.
Das gibt der Text aber nicht her.

Da steht:
19 Denn das ist Gnade, wenn jemand wegen des Gewissens vor Gott Leiden erträgt, indem er zu Unrecht leidet. 
Für mich klingt das immer noch so, dass das zu Unrecht leiden eine Gnade Gottes sei...
Oder zumindest das ausharren im Leid Gnade Gottes ist.
Da steht nichts von einer Hilfe Gottes.
Denn was für ein Ruhm ist es, wenn ihr als solche ausharrt..
Und wenn jemand zu Unrecht leidet (wie Jesus) bringt ihm dann Ruhm ein?

Auf nen Ruhm könnt ich gerne verzichten. ;)
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jsc
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Re: Zu Unrecht leiden bedeutet "Gnade Gottes"?

Beitrag von jsc »

Oleander hat geschrieben: Mo 1. Apr 2024, 14:02
Für mich klingt das immer noch so, dass das zu Unrecht leiden eine Gnade Gottes sei...
Oder zumindest das ausharren im Leid Gnade Gottes ist.
Da steht nichts von einer Hilfe Gottes.
Das Wort ist im Griechischen "χάρις (charis)"
https://biblehub.com/greek/strongs_5485.htm
1 Peter 2:19 N-NFS
GRK: τοῦτο γὰρ χάρις εἰ διὰ
NAS: For this [finds] favor, if
KJV: For this [is] thankworthy, if a man
INT: this indeed [is] acceptable if for sake of
Auch einige deutsche Übersetzungen übersetzen es mit "findet Anerkennung" vor Gott.

Hilft dir das etwas weiter?
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Oleander
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Re: Zu Unrecht leiden bedeutet "Gnade Gottes"?

Beitrag von Oleander »

jsc hat geschrieben: Mi 3. Apr 2024, 19:12 Auch einige deutsche Übersetzungen übersetzen es mit "findet Anerkennung" vor Gott.

Hilft dir das etwas weiter?
Klingt schon etwa anders im Zusammenhang mit:


Chapeau!
Jes 53,7 Als er gemartert ward, litt er doch willig und tat seinen Mund nicht auf wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird; und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer, tat er seinen Mund nicht auf.
Allerdings meinte dazu@ Lea auch:
Lea hat geschrieben: So 31. Mär 2024, 14:53 Meiner Meinung nach heißt das nicht, dass man Leiden, die einem aus Bösartigkeit zugefügt wird, immer schweigend erdulden soll.
Also darf man sich wehren, wenn ja, wann?

ODER nur zu "kuschen" und Leid erdulden, um vor Gott Anerkennung zu bekommen...oder aus "falscher" Nächstenliebe (ich muß alles erdulden)
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Re: Zu Unrecht leiden bedeutet "Gnade Gottes"?

Beitrag von jsc »

Ich würde den Zusammenhang betrachten:
‭1. Petrus 2:13-21 NGU2011‬
[13] Ordnet euch um des Herrn willen allen Institutionen unter, die in dieser Welt Macht ausüben – sowohl dem Kaiser, der das höchste Amt bekleidet, [14] als auch den Gouverneuren, die von ihm eingesetzt sind und deren Auftrag es ist, die Übeltäter zur Rechenschaft zu ziehen und denen die Anerkennung auszusprechen, die tun, was gut und richtig ist. [15] Denn Gott will, dass ihr durch ein vorbildliches Verhalten das törichte Gerede derer zum Verstummen bringt, die euch aus Unwissenheit verleumden. [16] Ihr seid freie Menschen. Doch missbraucht eure Freiheit nicht als Deckmantel für Böses, sondern zeigt ´durch die Art und Weise, wie ihr mit eurer Freiheit umgeht,` dass ihr Diener Gottes seid. [17] Begegnet allen Menschen mit Achtung, liebt eure Glaubensgeschwister, habt Ehrfurcht vor Gott, achtet den Kaiser! [18] Ihr Sklaven, ordnet euch euren Herren unter und erweist ihnen uneingeschränkten Respekt – nicht nur den guten und freundlichen, sondern auch denen, die sich niederträchtig verhalten. [19] Es verdient nämlich Anerkennung, wenn jemand, der zu Unrecht leidet, sein Leiden geduldig erträgt, weil er entschlossen ist, Gott treu zu bleiben. [20] Oder hättet ihr irgendeinen Grund, stolz zu sein, wenn ihr wegen einer Verfehlung bestraft werdet und die Schläge standhaft ertragt? Aber wenn ihr leiden müsst, obwohl ihr Gutes tut, und dann standhaft bleibt – das findet Gottes Anerkennung, [21] denn dazu hat er euch berufen. Auch Christus hat ja für euch gelitten und hat euch damit ein Beispiel hinterlassen. Tretet in seine Fußstapfen und folgt ihm auf dem Weg, den er euch vorangegangen ist –

https://bible.com/bible/108/1pe.2.13-21.NGU2011
Petrus spricht in diesen Versen davon welches Verhältnis die Christen zur (staatlichen) Obrigkeit haben sollten.
Zunächst macht er deutlich, wozu diese eingesetzt ist:
"Die bösen Menschen bestrafen, die guten Menschen belohnen" (Vers 14)
Dann folgt, warum die Christen sich so der Obrigkeit gegenüber verhalten sollen:
"Das vorbildliche Verhalten soll die dummen Verleumdungen den Wind aus den Segeln nehmen" (Vers 15)
Petrus sagt weiter, dass dies freiwillig geschehen soll, denn die Christen sind freie Menschen, die anders handeln könnten aber es nicht tun sollen (Vers 16)
Später geht es darum, dass Sklaven sich sogar "bösen" Herren unterordnen sollen und lieber Ungerechtigkeit ertragen sollen anstatt Gott untreu zu werden (Vers 19)
Vers 20 erklärt es weiter: es gibt keinen Grund stolz darauf zu sein, dass man "leidet" wenn man wegen einer Verfehlung bestraft wird. Wenn man aber dafür leidet, weil man Gott treu ist bekommt man Anerkennung von Gott.

Ich persönlich sehe das so:
Wenn ich einen Nachteil erleben muss, weil ich mich Christus gemäß verhalte, kann ich sicher sein, dass Gott zu mir steht.
Dabei kann das "Leiden" sehr unterschiedlich sein. Es kann finanzieller Verlust sein, wenn ich nicht jemand zu meinem Vorteil "betrüge" - auch wenn es vielleicht niemand sehen würde.
Oder wenn man von anderen nicht geliebt (oder sogar gehasst) wird, weil lieber die Wahrheit sagt als das zu sagen was dem anderen gefällt oder er lieber hören will.

Der Fokus liegt nicht darauf "zu leiden" sondern darauf Christus gemäß zu leben.
Man sieht das auch manchmal bei Christen wenn sie so argumentieren, dass sie ja leiden, also müssen sie "im Recht sein" weil die ersten Christen auch gelitten haben. Ich habe diese Argumentation tatsächlich nicht selten gehört und musste mit dem Kopf schütteln, da die Reihenfolge komplett verkehrt ist. Nicht weil man leidet befindet man sich im Recht!
Achtung! Der Post über dieser Signatur wirft Magdalena keine Lüge vor und bezichtigt sie auch nicht der Dummheit!
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Lea
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Re: Zu Unrecht leiden bedeutet "Gnade Gottes"?

Beitrag von Lea »

Oleander hat geschrieben: Mi 3. Apr 2024, 20:13 Also darf man sich wehren...
Das Vokabular: "dürfen" oder "nicht dürfen" würde ich ohnehin ganz aus dem Thema streichen. Weil das nicht der Schwerpunkt zur "Gnade" sein kann.
1. Kor. 10,23+24 EU
23 Alles ist erlaubt - aber nicht alles nützt. Alles ist erlaubt - aber nicht alles baut auf.[1] 24 Denkt dabei nicht an euch selbst, sondern an die anderen! 
Oleander hat geschrieben: Mi 3. Apr 2024, 20:13 ..... wenn ja, wann?
Auch hier würde ich eher nach dem "wie" fragen, als nach dem "wann". Maßstab dazu sehe ich ebenfalls in dem o.a. Abschnitt.
Ich denke, bei allen Fragen zu dem, was von Gott kommt, ist das Erkennungszeichen in der Wirkung auf alle Beteiligten.

Fokus auch bei der "Gnade" liegt dabei immer im Anschauen der Situation und dem Umgang miteinander. Nicht die äußeren Merkmale sind dabei maßgebend, sondern die Motive und die Grenzen - die des Anderen und des Gegenübers. Meine Freiheit hört immer dort auf, wo die Grenzen des Anderen beginnen.

Aktionen, die nur der Vergeltung dienen, sind dabei ausgeschlossen. Und das ist Gnade. Die Gnade, welche Gott gibt. Für einen selbst und für den Umgang miteinander.
1.Petrus3,9 EU
 Vergeltet Böses nicht mit Bösem oder Schmähung mit Schmähung! Im Gegenteil: Segnet, denn dazu seid ihr berufen worden, dass ihr Segen erbt.
Glauben (an Gott) funktioniert nicht, indem man "über" den Glauben redet, sondern indem man Glauben LEBT.
Sichtbar werden die Spuren indem sie hinführen zu Gott. Denn Gott findet man nur bei Gott selbst.
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