Rilke hat geschrieben: ↑Fr 15. Nov 2024, 20:34
- Siehst du Petrus als den Fels (Kephas, nicht nur Petra), auf den Jesu Kirche gebaut wurde?
Der Satz ist völlig falsch aufgezogen.
1. Der Herr Jesus sprach nicht von Kirche, sondern von seiner Gemeinde. Im Normalfall ist die Kirche die Gemeinde Jesu, aber wenn sie das nicht ist, hört die Kirche auf Gemeinde Jesu zu sein, aber die Gemeinde Jesu hört niemals auf Gemeinde Jesu zu sein.
2. Der Herr Jesus nannte den Simon "Kephas", was Stein heißt, und nicht Fels, sonst hätte er ihn "Tzur" geheißen, das nämlich heißt Fels. Die griechische Übersetzung von "Kephas" ist "Petros", wie der Apostel auch in der griechischen Sprache heißt: "Petros".
Die griechische Übersetung von "Tzur" hingegen lautet "Petra", das sind also zwei völlig verschiedene Wörter, die zwar zusammenhängen (sinnverwand, im griechischen sogar zudem noch wortverwand) aber einen quantitaiv gewaltigen, unverwechselbaren Unterschied darstellen.
Der Herr Jesus hat zu Simon gesagt: du bist Petros, und auf diesen Petra will ich meine Gemeinde bauen. (Geheimnisvolles Bilderrätsel.) Leider hatten die damals kein Selfie gemacht, sonst hätten wir es mit dem Verständnis heute leichter. Hat der Herr dabei auf zwei verschiedene Menschen gezeigt, einmal auf den Apostel und einmal auf sich selbst? Ich glaube schon.
Jedes kleine Sonntagsschulkind weiß, daß die Gemeinde Jesu auf den Herrn Jesus Christus gegründet ist und keinesfalls auf Petrus.
(Ein ähnliches Verständnisproblem gibt es beim Thema "die Schlange...")
Spätestens die Lektüre des Hebräerbriefes erleuchtet, daß der Christus (also Jesus) der Felsen ist, niemand sonst. Es ist also völlig unmöglich, daß Jesus zuvor etwas gegenteiliges gesagt haben sollte.
Daß nun also ausgerechnet Petrus das Fundament der Gemeinde Jesu sei ist ein Konstrukt, welches man erst zu verstehen geneigt ist, wenn man ein paar Bier innewohnen hat. Aber schon am nächsten Morgen ist man wieder nüchtern und glaubt das nicht mehr.
Da aber der gesamte Katholizismus auf dem genannten Mißverständnis aufbaut, muß das gehütet und sorgsam gewartet werden, weil sonst das ganze System einstürzt.
"Sieh mal an, das Fundament der Gemeinde Jesu ist Jesus!" man glaubt es kaum, aber es ist wirklich so...
Was sie "Schlüsselgewalt" angeht: Jesus baut seine Gemeinde und spricht Petrus stellvertretend für die Gemeinde (der Zukunft) an. Dir (der Gemeinde) werde ich die Schlüssel... usw.
Da geht es initial darum, daß Petrus DAS Bekenntnis hat, was ihm vom Vater eingegeben worden sein muß, aus sich selbst heraus hatte er diese Erkenntnis jedenfalls nicht. Und wer in gleicher Weise wie Petrus dieses Bekenntnis hat, der ist Gemeinde Jesu, und der wird Macht haben auf Erden zu binden und zu lösen mit Auswirkungen auf das Geschehen im Himmel. Nicht einzelne sind es, die Gemeinde, also die Gemeinschaft der Gläubigen hat diese Macht.
"Weide meine Lämmer" heißt schlicht: gib ihnen zu essen (i.S.v: predige das Wort!). Genau das hat Petrus ja zu Pfingsten auch gleich mal getan. Viele haben das getan, Stephanus, Philippus, später Paulus uva.
Ich meine, hier geht es um ein Prinzip, nicht um einen einzelnen Menschen.