Hiob hat geschrieben: ↑Do 6. Mär 2025, 21:18
Sunbeam hat geschrieben: ↑Do 6. Mär 2025, 20:59
Ich bewundere Thomas Mann als Meister der Deutschen Sprache, auch in seiner Sprachgewalt, aber ein Goethe ist er nicht
Da würde ich sagen, dass sie, selbst wenn man Goethe höher einschätzt, in einer Liga spielen, an die sonst (in der deutschen Literatur) keiner rankommt. Heute entscheidet man, ob man Goethe lesen darf, daran, ob er ein politisch korrektes Frauenbild hatte (selbstverständlich NICHT - wie alle seine Zeitgenossen).
Warum fällt mir folgendes gerade ein? Die Kabarettistin Lisa Kos (Deutsch-Russin) fragt nach dem Unterschied zwischen russischen und deutschen Männern und antwortet mit:
"Russisch Mann kann beschützen Frau, deutsche Mann kann trennen Müll".
„Eine seltsamere Ware als Bücher gibt es wohl schwerlich in der Welt. Von Leuten gedruckt, die sie nicht verstehen; von Leuten verkauft, die sie nicht verstehen; gebunden, rezensiert und gelesen von Leuten, die sie nicht verstehen; und nun gar geschrieben von Leuten, die sie nicht verstehen.“
(Georg Christoph Lichtenberg 1742-1799)
Lichtenberg war ein Physiker, Naturforscher, Mathematiker, Schriftsteller und der erste deutsche Professor für Experimentalphysik im Zeitalter der Aufklärung. Lichtenberg gilt als Begründer des deutschsprachigen Aphorismus und dazu eine kleine Geschichte:
Immer wenn auf irgendwelchen Ämtern oder bei Arztterminen lange Wartezeiten zu erwarten habe, dann habe ich einen Band der Lichtenberg'schen Aphorismen bei mir, und das seit Jahr und Tag, nicht auszulesen, der Mann.
Was ich eigentlich sagen wollte, es muss nicht immer Goethe oder Thomas Mann sein, Kleists Erzählungen mag ich oft lieber, und den Heinrich Heine, der heute noch viel moderner ist, als viele der so genannten Modernen, dessen Gedichte hole ich immer wieder einmal hervor, einen Heiligen Kanon habe ich nicht, will ich auch nicht, obwohl der Faust zur weltlichen Bibel durchaus taugt und Tolstois Krieg und Frieden ein Kaleidoskop der Menschheit zu nennen wäre, auch in seinen moralischen Botschaften. Und Gabriel José García Márquez - 100 Jahre Einsamkeit uns einmal einen so ganz anderen und sehr subtilen Schöpfungsmythos vor Augen führen.
Aber einerlei ob Krimi, Science-Fiction, Phantasie, Abenteuerromane oder was da auch immer, jeder Mensch sollte immer nur das lesen, was ihm gefällt, woran er Freude hat, was ihn auf nächste Stufen bringen wird, denn ich glaube manchmal, das wir nicht die Bücher lesen, sondern die Bücher oft uns...
Aber nun genug, der Frühling ist da, mehr oder weniger, und es wird Zeit für den Garten und ausgedehntere Strandspaziergänge, und der Wald ruft sowieso, außerdem muss ich meinen kleinen Enkel endlich dazu bringen, einen Basketball im Korb zu versenken...
In diesem Sinne, bis später einmal...
Ach so, zum Abschied dann noch ein wenig Lichtenberg'sche Kost:
„Die meisten Glaubens-Lehrer verteidigen ihre Sätze, nicht weil sie von der Wahrheit derselben überzeugt sind, sondern weil sie die Wahrheit derselben einmal behauptet haben.“
„Ja die Nonnen haben nicht allein ein strenges Gelübde der Keuschheit getan, sondern haben auch noch starke Gitter vor ihren Fenstern.“
"Wahrhaftes unaffektiertes Mißtrauen gegen menschliche Kräfte in allen Stücken ist das sicherste Zeichen von Geistesstärke."
"Ich habe immer gefunden, die sogenannten schlechten Leute gewinnen, wenn man sie genauer kennenlernt, und die guten verlieren."