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Das Gebet - ein Gespräch mit Gott

Verfasst: Sa 3. Mai 2025, 15:33
von Hans-Joachim
Wir kennen das Gebet, wie Jesus es gelehrt hat:
Matthäus 6 hat geschrieben:9 Darum sollt ihr so beten: ‚Unser Vater, der du bist im Himmel: Geheiligt werde dein Name!
10 Dein Reich komme! Dein Wille geschehe wie im Himmel, so auch auf der Erde!
11 Unser tägliches Brot gib uns heute!
12 Und vergib uns unsere Schulden, wie auch wir sie unseren Schuldnern vergeben haben!
13 Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen!‘
Es ist als Beispielgebet gegeben, wie wir beten sollen. denn:
Matthäus 6 hat geschrieben:7 Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht plappern wie die Heiden; denn sie meinen, Erhörung zu finden, wenn sie viele Worte machen.
8 Darum macht es nicht wie sie; euer Vater weiß ja, wessen ihr bedürft, ehe ihr ihn bittet.
Auch wenn wir nicht plappern sollen, wie die Heiden, so möchte unser Vater im Himmel durchaus, dass wir mit unseren Anliegen zu ihm kommen. Und wenn unser Gebet aufrichtig ist, werden wir auch antwort bekommen, wenn wir bereit dafür sind.

Wie denkt ihr darüber?

Re: Das Gebet - ein Gespräch mit Gott

Verfasst: Sa 3. Mai 2025, 15:46
von Hoger
Das "plappern wie die Heiden" bezog sich auf die damalige und heutige gebetspraxie der Juden - dreimal am Tag feste gebete zu beten, darunter die Psalmen - aber nicht für die anderen zur Selbstdarstellung, sondern wie im stillen kämmerlein zu Gott

https://swissjews.ch/de/services/wissen ... en-gebete/

Und auch das vaterUnser ist kein Muster für..., sondern ein festes Gebet
Viele Juden achten darauf, an jedem Tag, die Regelgebete eingeschlossen, 100 Segenssprüche zu beten. Sie gelten als eines der wesentlichen Mittel, dass ein Mensch sein Leben als ein ständig von Gott begleitetes empfindet.
Herkunft: siehe oben

Re: Das Gebet - ein Gespräch mit Gott

Verfasst: Sa 3. Mai 2025, 20:14
von Abischai
Ob das "Vaterunser" ein Mustergebet oder eine Schablone ist, ist egal, der Herr hat gesagt, daß wir so beten sollen, also sollen wir so beten. Ob das nun exakt so, oder so in der Art bedeutet... beten sollen wir, das tun die wenigsten, sie reden nur übers Beten, tut es aber nicht.

Das "Plappern wie die Heiden" erklärte der Herr auch indem er das begründet: "...denn sie glauben, daß sie um ihrer vielen Worte willen erhört werden."

Der "Rosenkranz" der Katholiken stellt auch ein endloses herunterleiern dar wie die Gebetsmühlen der Tibeter. Die machen sich gar nicht mehr die Mühe zu "plappern", sondern leiern nur die Mühle, auf der die "Gebete" geschrieben stehen.

Die Gebete darf man nicht herunterspielen (die wirklichen Gebete!) Denn die Heiligen "die Tag und Nacht zu ihm rufen" plappern ja auch nicht sinnlos viele Worte, sondern klagen aus der Not ihres Herzens. Und die ersten Christen taten auch etwas was heute kaum jemand macht: sie trafen sich zur Gemeinschaft, zur Lehre der Apostel, zum Brotbrechen und zu den Gebeten (was auch immer die Gebete gewesen sein mögen, das "Vaterunser" war in irgendeiner Form bestimmt eines derer, da der Herr das ja ausdrücklich angeordnet hatte).

Re: Das Gebet - ein Gespräch mit Gott

Verfasst: Sa 3. Mai 2025, 20:35
von Hoger
Hast du schon mal an einem jüdischen Morgen-, Mittag- oder Abendgebet teilgenommen?

Wer nicht mitmacht, sondern nur zuschaut - wird stark an das Rosenkranzgebet oder das Stundengebet erinnert.
Das sind regelmäßig wiederkehrende Texte, die im orthodoxen Judentum noch mit körperlichen "Schaukelbewegungen" unterstützt werden

Jesus, die Apostel und die frühen Juden-Christen dürften genauso gebetet haben

Auch wenn das die heutigen Übersetzungen ausklammern, aber Jesus hat ein jüdisch-religiöses Leben geführt

Und siehe, eine Frau, die zwölf Jahre blutflüssig war, trat von hinten heran und rührte die Quasteseines Gewandes an;  

4Mo 15,38 Rede zu den Söhnen Israel und sage zu ihnen, dass sie sich eine Quaste an den Zipfeln ihrer Oberkleider machen sollen für ⟨alle⟩ ihre ⟨künftigen⟩ Generationen und dass sie an die Quaste des Zipfels eine Schnur aus violettem Purpur setzen sollen.

Re: Das Gebet - ein Gespräch mit Gott

Verfasst: Sa 3. Mai 2025, 22:10
von Abischai
Hoger hat geschrieben: Sa 3. Mai 2025, 20:35 Jesus, die Apostel und die frühen Juden-Christen dürften genauso gebetet haben
Das wissen wir aber nicht, ich glaube das auch eher nicht, denn da liegen noch einige viele Jh. dazwischen mit ziemlich viel okkulter jüdischer "Tradition". Das chassidische Judentum ist eine relativ moderne Form, die man auch heute hauptsächlich "sieht", so auffällig wie die ist. Aber zu frühen NT-Zeiten gab es sowas nicht.

Re: Das Gebet - ein Gespräch mit Gott

Verfasst: Sa 3. Mai 2025, 22:24
von Hoger
Abischai hat geschrieben: Sa 3. Mai 2025, 22:10
Hoger hat geschrieben: Sa 3. Mai 2025, 20:35 Jesus, die Apostel und die frühen Juden-Christen dürften genauso gebetet haben
Das wissen wir aber nicht, ich glaube das auch eher nicht, denn da liegen noch einige viele Jh. dazwischen mit ziemlich viel okkulter jüdischer "Tradition". Das chassidische Judentum ist eine relativ moderne Form, die man auch heute hauptsächlich "sieht", so auffällig wie die ist. Aber zu frühen NT-Zeiten gab es sowas nicht.
Jaja, sich Jesus als frommen Juden, mit festen Gebetszeiten und religiöser Kleidung vorzustellen - passt nicht so ganz ins heutige religiöse Bild:
Im Kontext der Diskussion der unterschiedlichsten Aspekte des jüdischen Gebetes geht der Talmud auch der grundlegenden Frage nach, wie denn das Gebet entstanden sei, wo sein Ursprung zu finden sei. Er präsentiert zwei grundsätzlich unterschiedliche Ansichten. Die beiden Ansichten bringen auf direkte Art und Weise die zentralsten Eigenschaften des jüdischen Gebetes zum Ausdruck.

Die erste der beiden im Talmud präsentierten Ansichten ist, dass das jüdische Gebet von den Erzvätern – von Abraham, Isaak und Jakob – eingeführt worden sei. Die drei täglichen Gebete haben ihren Ursprung bei je einem der drei Erzväter, und der Talmud zitiert die Bibelstellen, die beinhalten, dass die Erzväter gebetet haben.

Die andere Ansicht im Talmud ist, dass die Gebete ihren Ursprung erst viel später haben, dass die verschiedenen Gebete des Tages parallel dem Opferdienst im Tempel eingerichtet worden seien. Jedes der drei täglichen Gebete gehe auf eine bestimmte Opferhandlung im Tempel zurück.

Die beiden Meinungen unterscheiden sich sehr klar voneinander – nicht nur in Bezug auf die Frage, wann das jüdische Gebet entstanden sei, sondern vor allem auch, was der Grundcharakter des Gebetes im Judentum sei.
Die erste Ansicht lässt uns verstehen, dass sich das jüdische Gebet primär dadurch auszeichnet, dass es – wie bei den Erzvätern – spontan, im Innern des Menschen, in einer bestimmten Lebenssituation entsteht, und deshalb sehr individuellen Charakter hat. Das Gebet entsteht aus dem Wunsch des Menschen, sich mit seinen ganz persönlichen Gedanken und Emotionen, mit Lob, Bitten und Dank an Gott zu richten.

Die andere Ansicht unterscheidet sich sehr klar davon. Sie sieht das Gebet – wie den Opferdienst im Tempel – als etwas dem Menschen von aussen Vorgeschriebenes, als eine tägliche Verpflichtung, die der Gemeinschaft und dem Einzelnen obliegt. Als eine Vorschrift an den Menschen, die er – unabhängig von seiner spezifischen Lebenssituation – mehrmals täglich zu einer bestimmten Zeit, mit gegebenem Inhalt und vorgeschriebener Form zu erfüllen hat.
https://www.bischoefe.ch/das-gebet-im-judentum/

Ich hatte schon mal geschrieben, dass die mangelnde Kompetenz einiger User und das Beharren auf die eigene Meinung manchmal schwierig ist.

Anstatt einfach etwas zu behaupten, könnte man sich doch heutzutage problemlos fündig machen. Die jüdische Gebetspraxis entstand nicht mit dem Chasssidismus und die jüdische Gebetspraxis als okkult zu bezeichnen, freut hier nur Spice

Re: Das Gebet - ein Gespräch mit Gott

Verfasst: So 4. Mai 2025, 07:13
von Helmuth
Hans-Joachim hat geschrieben: Sa 3. Mai 2025, 15:33 Wie denkt ihr darüber?
Das Vater-Unser-Gebet benutze ich oft als Einstieg, wenn ich vorhabe zu beten, aber nicht recht weiß, wie ich anfangen soll. Oder ich starte in Zungen und warte, bis ich weitere Impulse erhalte. Dann leitet mich schon der Geist in eine Richtung, wo es hingehen sollte.

Ich bete das Vater-Unser aber nicht nur runter, sonden gehe Vers für Vers vor. Für das empfangene Gute aller Art vergesse ich auch nicht die gebührende Danksagung. Z.B. muss ich nicht beten "unser tägliches Brot gib uns heute", da mein meine Vorräte im Überfluss vorhanden sind. Also danke ich dafür.

Oft stocke ich aber schon bei "geheiligt werde dein Name", wenn mir in den Sinn kommt, dass ich Gott in einigen Lebensbereichen nicht heilige. Ich nehme das Gebet sehr ernst. Es ist eine Ausspache mit Gott und das Vater-Unser spricht die zentralen Lebenbereiche an, unsere Heiligung, die Schuld und die Vergebung. Darum meine ich hat Jesus es uns so gegeben.

Meine Gebete drehen sich darum weniger um:"Hilf mir bei dies und hilf mir bei das", womit ich weltiche Belange meine, sondern dass ich mein Herz möglichst rein bewahre. Denn wenn es rein ist, dann kann ich im Grunde genommen alles tun, was immer mir in den Sinn kommt. Die Leitung durch den Heiligen Geist zeigt sich dann recht einfach so, indem mir das, was ich vorhabe, gelingt oder nicht.

Re: Das Gebet - ein Gespräch mit Gott

Verfasst: So 4. Mai 2025, 09:43
von Lena
Hans-Joachim hat geschrieben: Sa 3. Mai 2025, 15:33 Wie denkt ihr darüber?
Gespräch würde ich es nicht nennen. Man redet ja nicht in Worten hin und her.
Gebet ist für mich, mit dem Herzen die Nähe meines Erschaffers suchen und
im Alltag immer mehr Eins mit ihm werden. Er kennt all meine Bedürfnisse.
Ich will ihm vertrauen das alles was mir im Leben geschieht, an ihm zuvor
vorbei gegangen ist. In der Not ihn zuerst anrufen. Die Freude mit ihm im Lob
teilen. Auch für andere zu bitten, die es nötig haben, ja das alles. Wo man sich
mit einem anderen Wesen sehr gut versteht, sind Worte oft störend. Viel reden
muss der Mensch weil es Probleme, Missverständnisse und so vieles zu klären gibt.

Re: Das Gebet - ein Gespräch mit Gott

Verfasst: So 4. Mai 2025, 20:32
von Sara Funkelstein
Ich spreche das jüdische Morgengebet sehr oft:
"Ich danke dir, König, Lebender und immer Bestehender, dass du mir in Barmherzigkeit meine Seele wiedergegeben hast. Groß ist deine Treue."
Das ist ein sehr schönes Gebet.
Damit danke ich Gott aufrichtig, dass er mir einen neuen Tag anvertraut. Mit mal eben etwas hinplappern hat das nichts zu tun.

Re: Das Gebet - ein Gespräch mit Gott

Verfasst: So 4. Mai 2025, 23:14
von Hoger
Sara Funkelstein hat geschrieben: So 4. Mai 2025, 20:32 Ich spreche das jüdische Morgengebet sehr oft:
"Ich danke dir, König, Lebender und immer Bestehender, dass du mir in Barmherzigkeit meine Seele wiedergegeben hast. Groß ist deine Treue."
Das ist ein sehr schönes Gebet.
Damit danke ich Gott aufrichtig, dass er mir einen neuen Tag anvertraut. Mit mal eben etwas hinplappern hat das nichts zu tun.
Das ist gerade mal ein Satz aus einer Litanei von etwa einer halben Stunde. Würdest du dreimal am Tag - so wie die Katholiken, immer die gleichen Texte wiederholen?