Magdalena61 hat geschrieben:Aber vielleicht sollten wir zuerst definieren: WAS ist Schuld, (wie definiert man "Schuld"), wann und warum wird ein Mensch schuldig?
Gute Idee - da könnte aber unterschiedliches rauskommen

:
Zunächst sollte man
a) den umgangs-sprachlichen Schuld-Begriff,
b) den juristischen Schuld-Begriff und den
c) biblischen Schuldbegriff
unterscheiden (wobei es bei c) wahrscheinlich auch noch unterschiedliche Auffassungen gibt).
a)
Umgangssprachlich sagt man "Oh - das Wohnzimmer ist voller Laub - da bin ich dran schuld, weil ich die Balkontür aufgelassen habe". Man meint damit eigentlich nur, dass eine eigene Handlung zu einer ersichtlichen Folge geführt hat.
b)
Vor Gericht gilt jemand als schuldig, wenn das Gericht davon überzeugt ist, dass ein Angeklagter gegen säkulare Gesetze verstoßen hat. "Überzeugt" heisst nicht, dass etwas bewiesen ist, sondern dass die Fülle der Hinweise eine solche Überzeugung rechtfertigt - es kann also auch Fehl-Urteile geben (auch dann ist man "schuldig im Sinne des Gesetzes").
Weiterhin spielt die "Delikt-Fähigkeit" eine Rolle - ein geistig nachgewiesen Kranker ist nicht schuldfähig. - Umgekehrt tut man alles, um einen Angeklagte für schuldfähig halten zu können - deutlich etwa beim Delikt "absichtlicher Vollrausch". - Wenn also jemand im Vollsuff tatsächlich delikt-unfähig jemanden erdolcht, wird ihm dies NICHT als Delikt-Unfähigkeit zugutegehalten - denn man muss immer wissen: Staatliche Rechtsversprechung dient in erster Linie als Ordnungs-Größe, um den Laden "Staat" zu schützen, und erst dann, wie "schuldig" jemand persönlich WIRKLICH ist (beim Zivilrecht wird das besonders deutlich - aber das ginge jetzt zu weit).
c)
Biblisch scheint es mindestens zwei Definitions-Stränge zu geben:
1) Der Mensch ist schuldig, WEIL er in eigener Delikt-Fähigkeit ("Ich weiss, was ich tue") gegen Menschen (und somit gegen Gott) handelt.
2) Schuld ist keine Frage von Delikt-Fähigkeit oder Nicht-Deliktfähigkeit, sondern objjektives Attribut des Mensch-Seins an sich - dies entspricht meiner persönlichen Auffassung.
Erst mal so weit: Jedenfalls sollte bewusst sein, dass man wissen sollte, was man eigentlich mit "Schuld" meint, weil die Definitions-Möglichkeiten sehr untescheidlich sein können.