Weltreligion Islam: Ist eine grundlegende Reform möglich?
Re: Weltreligion Islam: Ist eine grundlegende Reform möglich?
Ihr versteht doch gar nicht den Unterschied zwischen "Neuerung" und Reform. Daher begreift ihr meine ganze Argumenation auch überhaupt nicht.
Die Quellen habe ich angegeben.
Die Quellen habe ich angegeben.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo
Re: Weltreligion Islam: Ist eine grundlegende Reform möglich?
Janina hat geschrieben:Noch nichtmal das. Koptische Christen (arabisch sprechend) nennen ihren / unseren Gott selbstverständlich auch "Allah".Tyrion hat geschrieben:Schauen wir mal... beide Religionen beten den gleichen Gott an, nennen ihn nur anders.Halman hat geschrieben:Dieser Analogieschluss ist voreilig. Äpfel sind nun mal keine Birnen und der Islam ist nicht analog zum Christentum.
Philologisch gesehen ist alláh (الله) die Kombination aus al (ال) und iláh (إله): al-'iláh (الاله) = Der Gott.
-
- Beiträge: 3825
- Registriert: Mi 30. Okt 2013, 13:28
Re: Weltreligion Islam: Ist eine grundlegende Reform möglich?
Das wird beim Islam sicher noch paar Jahrhunderte in Anspruch nehmen.Tyrion hat geschrieben:Warum sollte eine Reform des Islam nicht möglich sein? Das Christentum wurde ja auch menschlich gemacht, reformiert.
Auch ist es im verweichlichten Christentum ja kein Problem, unschöne Bibelstellen zur "Metapher" zu erklären oder gleich das komplette Alte Testament unter den Teppich zu kehren, falls einem da zum Beispiel das Schweinefleischverbot nicht zusagt.
Demgegenüber kann ein Moslem aber nicht einfach den halben Koran ignorieren. Gebote wie "Töte alle Ungläubigen und lauere ihnen auf" scheinen wohl auch etwas weniger Interpretationsspielraum zu bieten als die durchschnittliche Jesus-Plattitüde aus der Bibel.
Re: Weltreligion Islam: Ist eine grundlegende Reform möglich?
Dann betrachte mal den historischen Kontext, in dem diese Aussagen getroffen wurden. Der Koran muss, wie die Bibel und jede andere Heilige Schrift, ausgelegt werden. Wer den Islam wirklich verstehen, dem empfehle ich das Buch „Es gibt keinen Gott außer Gott: Der Glaube der Muslime von Muhammad bis in die Gegenwart“ von Reza Aslan, einem hervorragenden Islamwissenschaftler, der an der University of California (Santa Barbara, USA) lehrt und in wichtigen Zeitungen wie der New York Times oder der Washington Post geschrieben hat:JackSparrow hat geschrieben:Gebote wie "Töte alle Ungläubigen und lauere ihnen auf" scheinen wohl auch etwas weniger Interpretationsspielraum zu bieten als die durchschnittliche Jesus-Plattitüde aus der Bibel.
Seine wissenschaftliche und literarische Arbeit wurde mehrfach ausgezeichnet (also der steht sicher nicht unter dem Verdacht, dass er irgendetwas verschönigt, einseitig Meinungsmache betreibt, denn er leistet literarisch und wissenschaftlich hochwertige Arbeit...). Die „Financial Times“ schrieb über sein Buch: „Muslimische Orthodoxe werden vor Wut schäumen, wenn Reza Aslan präzise kritische Fragen an sie richtet. Für Nichtmuslime ist das Buch ein faszinierender Führer durch die Geschichte des Islams von seiner Entstehung ... bis zu den gegenwärtigen Debatten zwischen Fundamentalisten und Reformern“Vom Propheten Muhammad bis zu den gegenwärtigen Auseinandersetzungen innerhalb des Islams reicht der Bogen, den der Islamwissenschaftler Reza Aslan in diesem klugen und engagierten Buch spannt. Es ist weitaus mehr als ein anschaulicher historischer Überblick – denn Aslan erklärt auch, was der Dschihad ist, ob Frauen sich tatsächlich verschleiern müssen und was hinter den Rivalitäten zwischen Sunniten und Schiiten steckt. Vor allem aber ist sein Buch ein leidenschaftliches Plädoyer für eine islamische Aufklärung.
Mein Eindruck ist leider, dass häufig im Namen der „Islamkritik“ ein Feindbild kultiviert wird, welches den Islam einseitig als bedrohliche und dunkle Religion darstellt, welche fundamental verschieden vom Westen (oder dem Christentum) sei, woraus dann angeblich unausweichlich ein Kampf der Kulturen resultiere. Dieses schwarz-weiß Denken ist selbst zutiefst fundamentalistisch, folgt nur einem veralteten Konfliktmodell, welches die Welt in den Westen und den Osten aufteilt, obwohl wir längst in einer global vernetzten Welt leben (eben diese Denkweise entstammt der Zeit des Kalten Krieges, die fast zu einem Atomkrieg geführt hätte...), und eben diese Denkweise lässt keinen Raum für eine differenzierte Auseinandersetzung. Cui bono? Wem nützt es, wenn solch ein Feindbild proklamiert wird.
Ich verwende das Wort so, wie es gemeint ist: Reformation im Sinne einer zeitgemäßen Auslegung des Glaubens, die im Einklang ist mit der Wissenschaft, der Vernunft und den universellen Menschenrechten. Die Ahmadiyya gehören zweifellos zu der Reformbewegung innerhalb des Islam, weshalb diese Gemeinde in vielen Teilen der islamischen Welt verfolgt wird (zusammen mit Christen). Das ist wohl auch der Grund, weshalb sie sich in Deutschland angesiedelt haben, weil sie hier ihren Glauben frei ausleben können. Wir haben es hier also mit verschiedenen Strömungen zu tun: die extremistische Ideologie der radikalen Salafisten und Wahhabiten geht auf das Konto der Saudis. Ja, genau dieses Land Saudi Arabien, welches ein geschätzter Handelspartner der USA und europäischer Länder ist.Halman hat geschrieben:Ihr versteht doch gar nicht den Unterschied zwischen "Neuerung" und Reform. Daher begreift ihr meine ganze Argumenation auch überhaupt nicht. Die Quellen habe ich angegeben.
http://www.handelsblatt.com/politik/int ... 92314.htmlDie Allianz zwischen den USA und Saudi Arabien ist allen öffentlichen Versicherungen zum Trotz keine Freundschaft. Sie ist eine geopolitische Zweckbeziehung - begründet auf gemeinsamen Interessen, nicht auf gemeinsamen Werten. Öl gegen Sicherheit lautet die Geschäftsgrundlage. So war es im Kalten Krieg, und so ist es weiterhin. Doch das Fundament wird mürbe.
Die Zeichen der Entfremdung sind unschwer zu erkennen. Die neue, aktionistische Außenpolitik Riads missfällt den Amerikanern ebenso, wie sich die Saudis an Versuchen Washingtons stören, sich aus den Verwicklungen im Nahen Osten zu lösen. Die US-Regierung hält die saudische Bombenkampagne im Jemen für fehlgeleitet, die Saudis verärgert die Passivität der USA im syrischen Bürgerkrieg. US-Präsident Barack Obama begreift den internationalen Atom-Deal mit Iran als Baustein für eine neue, stabilere Ordnung im Nahen Osten, das saudische Königshaus befürchtet eine Machtverschiebung zu Gunsten Teherans. Natürlich garantieren die Amerikaner weiterhin die Sicherheit der Saudis, in den vergangenen Jahren haben sie Waffenlieferungen in Höhe von mehr als 90 Milliarden Dollar bewilligt.
Re: Weltreligion Islam: Ist eine grundlegende Reform möglich?
Dann sollte sich Halman mal kritisch damit beschäftigen, was Christen so von sich geben. Denn bekannt ist, dass unteranderem Reverend Franklin Graham am 16. November 2002 in den NBC Nightly News sagte: „Nicht wir greifen den Islam an, der Islam hat uns angegriffen“ und weiter: „Der Gott des Islams ist nicht unser Gott. Er ist nicht der Sohn Gottes des christlichen oder jüdisch-christlichen Glaubens. Es ist ein anderer Gott, und ich halte ihn (den Islam) für eine ausgesprochen böse Religion.“ - für alle, denen sein Name nicht bekannt ist: Franklin ist der Sohn des international bekannten Erweckungspredigers Billy Graham. Doch begonnen hat das schon sehr viel früher: bereits am 13. September 2001 erschien von Anne Coulters ein Artikel mit dem Titel „This is War: We should invade their Countries“ in der National Review Online. Die „gute Frau“ ist eine US-amerikanische rechtskonservative Kolumnistin und Sachbuchautorin.Tyrion hat geschrieben:Halman hat geschrieben:Wer redet denn von Guantanamo (allein)? Wie ist das mit peinlichen Befragungen (z. B. mit Water Boarding) - gerade die "christlichen" Republikaner sind dafür, so richtig hart (trotz Unschuldsvermutung, mit der man arbeiten sollte) mit Verdächtigen umzugehen. Oder die Todesstrafe in den USA, die nicht von allen Kirchgängern abgelehnt wird. Vor allem nicht von Republikanern.Die Folter in Guantánamo mit dem Christentum in Verbindung zu bringen, ist schon recht gewagt und erscheint mir postfaktisch.
Aber natürlich: wir sind die Guten und das Problem immer nur „die Anderen“.
https://de.wikipedia.org/wiki/Franklin_ ... ite_note-2Graham geriet ins Kreuzfeuer der Kritik, als er nach den Anschlägen vom 11. September 2001 den Islam als „böse und teuflisch“ bezeichnete.[2] 2003 befürwortete Graham den Krieg der USA gegen den Irak. In einer Predigt im Pentagon sagte er, dass der Islam in den USA nicht praktiziert werden könne.[3][4] Am 19. August 2010 sagte er in einem Interview, er sehe es als Problem an, dass Präsident Barack Obama Sohn eines Muslims sei. Die Saat des Islam sei durch seinen Vater auf ihn übergegangen.[5][6] Im September 2010 behauptete Graham, dass in allen islamischen Ländern der Bau von Synagogen und Kirchen verboten sei
In most Muslim countries, "We can't have a church. We're not able to build synagogues. It's forbidden."
— Franklin Graham on Sunday, October 3rd, 2010 in ABC's "This Week" ... Stimmt das?
Nicht wirklich. Es gibt christliche Kirchen und Synagogen in islamischen Ländern. Tatsächlich steht im Koran sogar ausdrücklich die Anweisung, dass alle Gotteshäuser unter besonderem Schutz stehen, weil darin „Allahs (Gottes) Name oft genannt wird“ (22:41).
Re: Weltreligion Islam: Ist eine grundlegende Reform möglich?
Nein, ich stelle nur fest, welche Problematik dem sunnitischen Islam werkimmanent ist.Novalis hat geschrieben:Ja, schon klar. Im Christentum siehst Du all das Hohe und Edle und im Islam all das Niedrige. Doch genau dieses Feindbild, welches Du hier formulierst - entsprungen der Idee von Samuel Huntingtons "Kampf der Kulturen", der angeblich unausweichlich ist - ist selbst fundamentalistisches Denken. Denn Du setzt hier ja eine Religion und Kultur fundamental gegen eine andere.
Die Alternative sind Konflikte und Blutvergießen. Leider denken nicht alle Menschen wie Du, nicht alle Sunniten wie Mouhanad Khorchide, nicht alle Menschen wie Gandhi.Novalis hat geschrieben:Entscheidend ist, dass die Menschheit ein Baum ist, an dem alle diese verschiedenen Früchte wachsen. Natürlich sind nicht alle Religionen gleich, aber die Menschheit ist eine Einheit. Eine Einheit in Verschiedenheit. Entweder wir leben auf dieser Basis miteinander im Frieden oder........ ich denke Du weißt, was die Alternative ist...Dieser Analogieschluss ist voreilig. Äpfel sind nun mal keine Birnen und der Islam ist nicht analog zum Christentum
Es bringt doch nichts, euphemisierend eine schöne Welt herbeizureden, die schlicht nicht real ist.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo
Re: Weltreligion Islam: Ist eine grundlegende Reform möglich?
Halman hat geschrieben:Nein, ich stelle nur fest, welche Problematik dem sunnitischen Islam werkimmanent ist.Novalis hat geschrieben:Ja, schon klar. Im Christentum siehst Du all das Hohe und Edle und im Islam all das Niedrige. Doch genau dieses Feindbild, welches Du hier formulierst - entsprungen der Idee von Samuel Huntingtons "Kampf der Kulturen", der angeblich unausweichlich ist - ist selbst fundamentalistisches Denken. Denn Du setzt hier ja eine Religion und Kultur fundamental gegen eine andere.
Die Alternative sind Konflikte und Blutvergießen. Leider denken nicht alle Menschen wie Du, nicht alle Sunniten wie Mouhanad Khorchide, nicht alle Menschen wie GandhiNovalis hat geschrieben:Entscheidend ist, dass die Menschheit ein Baum ist, an dem alle diese verschiedenen Früchte wachsen. Natürlich sind nicht alle Religionen gleich, aber die Menschheit ist eine Einheit. Eine Einheit in Verschiedenheit. Entweder wir leben auf dieser Basis miteinander im Frieden oder........ ich denke Du weißt, was die Alternative ist...Dieser Analogieschluss ist voreilig. Äpfel sind nun mal keine Birnen und der Islam ist nicht analog zum Christentum
Mit Sicherheit gibt es eine "Problematik", das leugne ich gar nicht. Deshalb mein Verweis auf das Buch von Reza Aslan, der sich als Muslim für eine islamische Aufklärung ausspricht. Es ist zweifellos so, dass religiöse Fundamentalisten daran keinerlei Interessen haben, aber die sind nicht und werden nie mein Maßstab sein. Fundamentalisten wehren sich gegen eine relativierende aufklärerische Historisierung und nehmen den Koran auf eine ahistorische Weise wortwörtlich.
Das sehe ich anders. Die Welt ist exakt das, was wir daraus machen. Im übrigen macht es mehr Sinn eine schöne Welt herbei zu reden, als eine hässliche Welt, denn in der möchte ich nicht leben. "Am Anfang war das Wort" - ich bevorzuge eben lebengebende Worte. In seinem Buch beschreibt Aslan sehr gut die Problematik:Es bringt doch nichts, euphemisierend eine schöne Welt herbeizureden, die schlicht nicht real ist.
http://www.zeit.de/2007/04/ST-Aslan/seite-2Eine mächtige Geistlichkeit entsteht, die über die Quellen der islamischen Rechtsordnung (Scharia) und über die Formen der Rechtsfindung wacht. Im 9. Jahrhundert erklärt sie das »Tor des Idschtihad« für geschlossen, das heißt die Möglichkeiten des unabhängigen Gebrauchs der Vernunft bei der Textauslegung für beendet. Damit ist die Weiterentwicklung des islamischen Rechtswesens blockiert.
Wie aber wird Muhammads »revolutionäre Botschaft moralischer Verantwortung und sozialer Gleichheit« (Aslan) in der Folge interpretiert? Der Autor fasst die Jahrhunderte, die auf die Ausbreitung des Islams folgen, als eine Geschichte permanenter dynastischer Umbrüche zusammen, in der nur eines unverrückbar feststeht: die Macht der Ulama. Die Geistlichkeit kümmert sich um die Bindung an die Tradition und behauptet sich bis heute als Führer der muslimischen Gemeinschaft. Seit 1400 Jahren, schreibt Aslan, »wird der Islam von einer extrem kleinen, strengen und oft zutiefst traditionalistischen Gruppe von Männern geprägt, die sich als die unerschütterlichen Stützpfeiler betrachten, auf denen die religiösen, sozialen und politischen Fundamente der Religion ruhen«. Der Orthodoxie gegenüber stehen die Sufis, die einen eigenen Weg zu Gott suchen. Diesen Mystikern, denen sich viele der schönsten Gedichte des muslimischen Kulturkreises verdanken, hat Aslan einen ausführlichen Abschnitt vorbehalten.
Re: Weltreligion Islam: Ist eine grundlegende Reform möglich?
Die Gottesbilder sind aber recht verschieden und das ist entscheidend.Tyrion hat geschrieben:Schauen wir mal... beide Religionen beten den gleichen Gott an, nennen ihn nur anders.Halman hat geschrieben:Dieser Analogieschluss ist voreilig. Äpfel sind nun mal keine Birnen und der Islam ist nicht analog zum Christentum.
Nicht ganz. Sie entstammen verwandten Kulturkreisen.Tyrion hat geschrieben:Biede Religionen entstammen dem gleichen Kulturkreis.
Die Frage ist nur, was für Werte dies sind. Die jesuanischen Werte unterscheiden sich von den sunnitisch-isalmischen Werten.Tyrion hat geschrieben:Beide Religionen zeichnen sich durch gewisse Werte aus.
Nicht im Gründungsgeschehen und dieses ist für jede Offenbarungsreligion von größter Bedeutung.Tyrion hat geschrieben:Beide Religionen haben sich durch das Schwert und durch Krieg und Leid über die Erde ausgebreitet.
Das ist viel zu Pauschal.Tyrion hat geschrieben:Beide Religionen sind in sich widersprüchlich, was deren Heiligen Schriften betrifft.
Du bist doch Physiker, also Naturwissenschaftler. Dann erwarte ich mehr Differenzierung und weniger oberflächliche Betrachtung dieser komplexen Thematik. Kritik, welche die Bezeichung verdient, untersucht. Es ist nötig die Religionen geistig zu durchdringen, um sie qualifiziert kritisieren zu können.
Hast Du dir meine verlinkten Beiträge genau angesehen?
Gibt doch mal "Jan Hus" als Suchparmeter unter meinen Beiträgen ein. Diese Reformer strebten übrigens keine Neuerung an, sondern eine Reform im Wortsinn, also eine Zurück-Formatierung zu jesuanischen Lehren.Tyrion hat geschrieben:Was heißt Neuerung? Hat das Christentum nicht auch Ketzer verfolgt, weil das Abweichen vom wahren Glauben verboten ist? Durfte man das Christentum erneuern? Frag mal Jan Hus und andere "Reformer".Im sunnitischen Islam ist eine „Neuerung“ (arab. Bid'ah), welche den Islam selbst erneuert, verboten.
Im Islam führt dies zum Salfismus, weil es zurückführt zum Feldherrn Mohammed ibn Abd Allah.
Wo ist das Problem, wenn eine Reform im Christentum dieses humanisieren kann, indem diese zu jesuanischen Wurzeln zurückführt?Tyrion hat geschrieben:Die Bibel ist das Wort Gottes - darf man das ändern, darf man das umschreiben, anders schreiben, als es überliefert wurde? Die beste Rede ist das Wort Jesu, die besten Hinweise ("Leitung") geben die Briefe der Apostel (deren Inhalte haargenau befolgt werden müssen., egal wie unsinnig die jeweilige Regel ist).Zitat von Barino Barsoum (s. Islam-Analyse):
„Die beste Rede ist das Buch Allahs, und die beste Rechtleitung ist die Rechtleitung Mohammeds und die böseste Sache ist diese zu erneuern und jede Erneuerung in der Religion (Bid3ah) ist eine Irreführung.“
Im Islam beobachten wir die salafistische Reform. Die Alternative wäre eine Neuerung, wie sie Prof. Dr. Mouhanad Khorchide anstrebt (oft irrtümlich als Reform bezeichnet), aber schwerlich durchsetzen kann und zwar deswegen, weil eine Bid'ah (بدعة), welche den Islam selbst erneuert, im sunnitischen Islam verboten ist.
Nein, es erfordert schon etwas mehr Mühe. Es gibt auch einen unterschied zwischen biblischen Christentum und historischen Christentum.Tyrion hat geschrieben:Wie gut, dass man hier in Gut und Böse einteilen kann: Christentum gut, Islam böse - ist es wirklich so einfach?
Die Republikaner waren mal eine liberale Partei, wandelten sich aber zu einer recht konzervativen (ich sehe sie als die "CSU der USA", sicher hinkt die Analogie). Ein Stützpfeiler sind sicher die religiösen Rechten, aber viele Christen sind eher links-sozial eingestellt. Ein weiterer Stützpfeiler sind die säkularen Wirtschaftsliberalen.Tyrion hat geschrieben:Wer redet denn von Guantanamo (allein)? Wie ist das mit peinlichen Befragungen (z. B. mit Water Boarding) - gerade die "christlichen" Republikaner sind dafür, so richtig hart (trotz Unschuldsvermutung, mit der man arbeiten sollte) mit Verdächtigen umzugehen. Oder die Todesstrafe in den USA, die nicht von allen Kirchgängern abgelehnt wird. Vor allem nicht von Republikanern.Die Folter in Guantánamo mit dem Christentum in Verbindung zu bringen, ist schon recht gewagt und erscheint mir postfaktisch.
Also, ganz so einfach, wie Du es darstellst, ist es nicht.
Viele Christen lehnen Folter aufgrund ihrer christlichen Wertvorstellungen zutiefst ab. Ich zum Beispiel.
In den vier sunnitischen Rechtsschulen, benannt nach ihren Gründern,Tyrion hat geschrieben:Obwohl du selber schreibst, sie sei nicht möglich? Auch wenn der Salafismus zu den Wurzeln zurückgeht, muss vorher ja eine Abwendung von den Wurzeln erfolgt sein. Also ja, Reform ist möglich.Übrigens ist eine Reform im Islam sehr wohl möglich und auch gar nicht so schwierig. Wie beobachten sie im Salafismus.
1. Abu Hanifa (gest. 767),
2. Malik (gest. 795),
3. Al-Shafi’i (gest. 820),
4. Hanbal (gest. 855),
bildeten sich unterschiedliche Interpretationen der sunnitischen Quellen (Qurʾān und Sunnah mit Ahadith und Prophetenbiograpien, wie die von Ibn Ishāq) heraus, die sich aber nicht wesendlich unterscheiden.
Wie ähnlich sich die Tafsīr (تفسير) auf Basis von at-Tabarī ist, sei am Beispiel vom Jihad dargestellt:
Natürlich unterliegen auch Religionen einer Evolution und daher unterscheiden sich auch die vier sunnitischen Rechtschulen in Details. Aber so wesendlich ist dies nicht und bewegt sich innerhalb der erlaubten Bid'ah (die gibt es nämlich auch). Aber um die meiner Meinung nach berechtigten Kritikpunkte der Islamkritiker und Exmuslime (wie von Sabatina James, Barino Barsoum und Hamed Abdel-Samad) zu beseitigen, wäre eine umfassende Neuerung im Islam nötig und diese gilt als Häresie.Zitat von Barino Barsoum:
Bei den Hanafiten ist der Jihad definiert als (Quelle: بدائع الصنائع، وحاشية ابن عابدين):
Einsatz aller Möglichkeiten und Energien im militärischen Kampf (Qital) auf dem Pfad Allahs mit dem Leben, dem Vermögen und der Zunge, sowie die Missionierung zur wahren Religion und die militärische Bekämpfung derer, die sie nicht annehmen.
Die Malikiten definieren den Jihad als (Quelle: الشرح الصغير على أقرب المسالك):
Der militärische Kampf eines Moslems gegen einen Ungläubigen, der keinen Unterwerfungspakt mit den Muslimen geschlossen hat, mit dem Ziel, das Wort Allahs zu erhöhen.
Die Hanbaliten und Shafi'iten definieren den Jihad als (Quelle: فتح الباري):
Einsatz von Mühen im militärischen Kampf gegen die Ungläubigen.
Gut, ein gesundes Misstrauen ist sicher nicht verkehrt.
Barino Barsoum ist Exmuslim, beherrscht arabisch (dies räumte sogar Lamya Kaddor ein) und kennt sich in den sunnitischen Quellen aus. Er wurde koptischer Christ. Ich halte ihn für ehrlich und qualifiziert.
Es gibt aber auch vernünftige Videos, wie die von mir verlinkten.Tyrion hat geschrieben:Ich könnte aus bibel-tv (den Sender bekomme ich beim Durchzappen manchmal mit) zitieren (falls auf youtube) und damit zeigen, wie fundamentalistisch und gnadenlos das Christentum ist (ich habe da mal einem alten, verbittertem, kaputtem Typ zugehört, der mal wieder Passagen des AT herannahm und vor Geifern nicht merkte, wie übel seine Aussagen sind. Oder: es gibt sicher einen Youtube-Film über den italienischen Mönch (ich glaube, er ist Jesuit), der das Erdbeben in Italien begrüßt und gelobt hat, weil Gott damit unwürdige Sünder als Strafe getötet hat. Wäre nicht fair, aber in sich nicht falsch. Meist geht es mehr um Meinungsmache als um Ausgewogenheit.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo
Re: Weltreligion Islam: Ist eine grundlegende Reform möglich?
Kubitzka argumentiert Svens Zitaten zufolge auf Basis der Luther-Übersetzung. Als Theologe weiß er natürlich, dass es Standard in der Exegese ist, den biblischen Grundtext zugrunde zu legen.Tyrion hat geschrieben:Interessant ist, dass für Fälle von Meinungsmache kontra Christentum das dann als unlauter, unredlich etc. kritisiert wird (Kubitzka und Co.)
Sven kann Kubitzka zitieren, fein. Dies ist ja einfach.
Dagegen an zu argumentieren, ist mir durchaus möglich, aber sehr aufwendig. Lohnt sich denn die Mühe? Ich zweifle daran.
Der Analogieschluss ist ein Fehlschluss. Der sunnitsche Islam stemmt sich als soziopolitisches System gegen die Aufklärung.Tyrion hat geschrieben:Ich habe vor dem Islam mehr Angst als vor dem Christentum (zugegeben), obwohl sich beide wohl in ihrer Blutbilanz nicht viel nehmen. Daher denke ich bezüglich der aktuellen Radikalisierung des Christentums (Aufkommen von Gruppen wie STA, Neuapostolen, Freikirchen, "wiedergeborenen" Christen usw.): wehret den Anfängen.
Beim Islam ist man hier wohl noch 400 Jahre zu weit in der Vergangenheit. Denen fehlt die moderne Aufklärung halt noch.
Folgendes Video wirst Du hoffenlich als seriös einstufen:
Der Nahostexperte sagte im Bezug auf den sunnitischen Islam, "das Religion vom Staat nicht zu trennen ist" und dieser deshalb einen "Staat im Staat" bildet.
Die Scharia gehoert zu Deutschland. Wie findest Du das? Ein Zitat aus dem Artikel von Henryk M. Broder:
Dies beantwortet doch viele Fragen. Also lass uns folgendem zustimmen:Immerhin wird immer öfter die Frage gestellt, ob „der Islam“ mit der Demokratie vereinbar wäre. Obwohl auch diese Frage längst beantwortet wurde, nämlich in der „Kairoer Erklärung der Menschenrechte“ aus dem Jahre 1990, in der die Scharia als „alleinige Grundlage von Menschenrechten“ definiert wird. Ganz allgemein und für alle Menschen, nicht nur für die Nachkommen des Propheten Mohammed. Im Artikel 2, in dem es um das Recht auf Leben geht, heißt es unter anderem: „Das Leben ist ein Geschenk Gottes, und das Recht auf Leben wird jedem Menschen garantiert … und es ist verboten, einem anderen das Leben zu nehmen, außer wenn die Scharia es verlangt.“ Auch alle anderen Rechte gelten unter dem Vorbehalt der Scharia. So ist es verboten, das Recht auf freie Meinungsäußerung dazu zu nutzen, „die Heiligkeit und Würde der Propheten zu verletzen, die moralischen und ethischen Werte auszuhöhlen und die Gesellschaft zu entzweien, sie zu korrumpieren, ihr zu schaden oder ihren Glauben zu schwächen“.
Und Novalis ist glücklich.Wer also der Meinung ist, der Islam gehöre zu Deutschland, sollte nicht zögern, einen Schritt weiter gehen und erklären: Auch die Scharia gehört zu Deutschland. Denn ohne die Scharia gibt es keinen authentischen Islam, und der von vielen herbeigewünschte „Euro-Islam“ ist eine Schimäre, wie es auch der „Euro-Kommunismus“ war. Dies würde das friedliche Zusammenleben auf eine feste Grundlage stellen und damit wesentlich erleichtern. Es wäre auch das Ende aller Debatten – über die Gleichberechtigung von Frauen und Männern, Ehe für alle, Kopftücher im öffentlichen Dienst, Gewaltenteilung in der Politik, Trennung von Staat und Kirche, Karikaturen und Satiren. Wir würden viel Zeit sparen und könnten uns den wirklich relevanten Fragen zuwenden. Zum Beispiel: War Jesus der erste Muslim?
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo
Re: Weltreligion Islam: Ist eine grundlegende Reform möglich?
Ich verteidige die universellen Menschenrechte, wozu auch die Religionsfreiheit für Muslime gehört; und als Christ glaube ich, dass alle Menschen nach dem Bild Gottes geschaffen wurden. Dir scheint das nicht aufzufallen, aber Du passt Dich leider dem schwarz-weiß Denken der Fundamentalisten an. Meinst Du, dass es der richtige Weg ist, wenn Du dich ihnen anpasst?Halman hat geschrieben: Dies beantwortet doch viele Fragen. Also lass uns folgendem zustimmen:Und Novalis ist glücklich.Wer also der Meinung ist, der Islam gehöre zu Deutschland, sollte nicht zögern, einen Schritt weiter gehen und erklären: Auch die Scharia gehört zu Deutschland. Denn ohne die Scharia gibt es keinen authentischen Islam, und der von vielen herbeigewünschte „Euro-Islam“ ist eine Schimäre, wie es auch der „Euro-Kommunismus“ war. Dies würde das friedliche Zusammenleben auf eine feste Grundlage stellen und damit wesentlich erleichtern. Es wäre auch das Ende aller Debatten – über die Gleichberechtigung von Frauen und Männern, Ehe für alle, Kopftücher im öffentlichen Dienst, Gewaltenteilung in der Politik, Trennung von Staat und Kirche, Karikaturen und Satiren. Wir würden viel Zeit sparen und könnten uns den wirklich relevanten Fragen zuwenden. Zum Beispiel: War Jesus der erste Muslim?
Wir leben allerdings in Europa: zu den geistig-moralischen Grundlagen unsrer Demokratie gehört die Religionsfreiheit. In sogenannten islamischen Ländern mag das anders sein, aber ich interessiere mich für das, was bei uns gilt.Der Nahostexperte sagte im Bezug auf den sunnitischen Islam, "das Religion vom Staat nicht zu trennen ist" und dieser deshalb einen "Staat im Staat" bildet.
Zuletzt geändert von Novas am Mo 19. Dez 2016, 23:06, insgesamt 1-mal geändert.