Im Abschnitt "2. Leben unter der dhimma - Jüdische Minderheiten in islamischen Reichen" steht den. Absatzen 4b und 5:
Die Toleranz gegenüber den Juden im Islam stand demzufolge immer auf tönernen Füßen und konnte jederzeit, wie hier zitiert, in Feindschaft umschlagen. Nun lasse ich einen Zeitzeugen zu Wort kommen, dem man wirklich keine Islamophie unterstellen sollte:... Die relativ gewaltlose Schutzgelderpressung der dhimma, eine gelegentlich tolerante Attitüde muslimischen Herrscher – wie zur Zeit der Umayaden-Herrschaft in Spanien im 11.Jahrhundert („Modell von Cordoba“) oder der Aufnahme jüdischer Flüchtlinge durch Sultan Bayezid im Jahre 1492 – konnte jederzeit durch fundamentalistische Gewalt- und Bekehrungswellen beendet werden. So unter der 1130 zur Macht gelangten Almohaden-Dynastie, deren Konversionszwang und alltäglicher Terror Juden und Christen aus Spanien und Nordafrika vertrieb, darunter die Familie des jüdischen Philosophen Maimonides (Rabbi Moshe ben Maimon, genannt Rambam), der die Grausamkeit islamischer Herrschaft im 12.Jahrhundert in seinen Schriften bezeugt.
In vielen islamischen Städten lebten die Juden in einem mellah oder anders genannten Judenviertel, das meist in der Altstadt (medinah) und in der Nähe des Herrscherpalastes gelegen war, um durch solche Nähe den dhimmi eine gewisse Sicherheit gegen Übergriffe der islamischen Mitbürger zu gewähren. Dieses auf Segregation beruhende Konzept des Umgangs mit den Juden erinnert an das in christlichen Ländern übliche Ghetto und bedeutete ebensowenig wie dieses eine wirkliche Sicherheit für die dort internierten Juden. In Fez in Marokko beispielsweise, wo die Juden seit 1438 in einer mellah lebten, kam es dennoch 1465 zu einem Judenmassaker, dem fast alle Juden der Stadt zum Opfer fielen. Bereits im Jahre 1033 waren schon einmal etwa sechstausend Juden in Fez von Muslimen abgeschlachtet worden. Zu Massakern an der jüdischen Bevölkerung kam es in Abständen immer wieder, 634 in Gaza, 1066 in Granada, 1077 in Jerusalem, 1232 in Marrakesch und anderswo in den verschiedenen islamischen Reichen.
Besonders auf dem letzen Abschnitt "3. Judenfeindschaft des Islam bis heute historische Kontinuität" sei hier hingewiesen.Dabei gilt Maimonides, der an islamischen Höfen hohe Ämter bekleidete und dem andere Juden zu weit gehende Anpassung an islamische Sitten vorgeworfen haben 29, keineswegs als dezidierter Gegner des Islam. Seine Schilderung der Lebenslage seines Volkes unter muslimischer Herrschaft ist umso glaubwürdiger:
„Wegen der grossen Zahl unserer Sünden hat uns Gott unter dieses Volk fallen lassen, die Araber (Yishma’el), die uns hart verfolgen und uns verhängnisvolle Gesetze aufgezwungen haben (…) Noch nie zuvor hat uns jemand dermassen bedrückt, entwürdigt, erniedrigt und gehasst wie sie (…) Wir haben uns gefügt, Alte wie Junge, die Erniedrigung hinzunehmen (…) Dennoch können wir der ständigen Misshandlung nicht entrinnen, die uns nahezu erdrückt.“
Wer den Orient besser verstehen will, den empfehle ich das Buch Der Fluch der bösen Tat: Das Scheitern des Westens im Orient von Peter Scholl-Latour. Auf Seite 170 verweist er auf den preußischen Hauptmann Helmuth von Moltke. Dieser schilderte 1837 in Varna (dieser bulgarischer Schwarzmeerhafen gehörte damals zum osmanischen Reich) auch das Verhältnis zu den Juden.