Pluto hat geschrieben:Was ist der Unterschied?
"Zeitlosigkeit" klingt wie "Es gibt keine Zeit". - "Über-Zeitlichkeit" heißt "Die Zeit ist aufgehoben in eine höhere Begrifflichkeit", die nicht die Zeit "rausschmeißt", sondern sie in sich "verarbeitet" - eben "aufhebt".
Pluto hat geschrieben:Wenn es keine Zeit gibt, dann gibt es keine Ereignisse, und somit kann auch nichts entstehen.
Ereignisse gibt es in den unendlich vielen Gegenwarts-Momenten - Entwicklung gibt es nicht, weil schon alles da ist. - Das gilt für Gott, aber natürlich NICHT für die Schöpfung, die ja gerade dadurch gekennzeichnet ist, dass in ihr Zeit und Materie ist.
Pluto hat geschrieben:Das ist ein häufiges Problem in der Philosophie.
Unvermeidbar, wenn man über das Naturalistische hinausdenkt - aber genau das ist halt eine Aufgabe der Philosophie.
Pluto hat geschrieben:Es genügt schon wenn sie einmal die Regeln bricht.
Welche? - Wann? - Wo?
Pluto hat geschrieben:Das wird schneller geschehen als du glaubst. Erst recht, wenn die Theologie weiterhin darauf besteht, wissenschaftlich zu arbeiten.
Das kann natürlich sehr schnell geschehen - das ist rein eine Frage der kulturellen Entwicklung. - Aber es wird aus geistig-spiritueller Sicht immer ein Rückschritt sein. - Es ändert nichts an dem, was "ist" - das sind menschliche Wahrnehmungs-System-Scharmützel.
Mit dem Begriff "Wissenschaft" hat das nichts zu tun - das kann man entspannt definieren. - Im Fall Deiner Definition ist Theologie NICHT wissenschaftlich und Wissenschaft hat somit in geistigen Fragestellungen nichts zu suchen. - Im Fall meiner Definition ist Theologie wissenschaftlicht und Wissenschaft hat somit in geistigen Fragestellungen etwas zu suchen.
Der Ersatz von "Geist" durch naturwissenschaftliche Bewusstseins-Definitionen wird "innerbetrieblich" natürlich funktionieren können, aber auch hier aus geistig-spiritueller Sicht immer als Rückschritt verstanden werden. - Der Widerstreit zweier völlig unterschiedlicher Definitionen von "Aufklärung" wird nicht eliminiert werden. - Nebenbei: Diesen Widerstreit aufzulösen, war ein Versuch von Ratzinger mit seiner Idee, die HKM möge sich dem geistigen öffnen - gut gemeint, aber wohl gescheitert.
Pluto hat geschrieben:Die Methodik hat mit experimenteller Überprüfung NICHTS zu tun, sondern mit der Überprüfbarkeit der Vorhersagen.
Theologische Fundamental-Fragen ("Es gibt Gott") sind nicht wissenschaftlich überprüfbar. - Wenn es also die Realität "Gott" gibt, muss sie an Deiner Definition von Wissenschaft vorbeigehen. - Umgekehrt: Wissenschaft kann sich dann nur um DIE Realität kümmern, die mit ihrer Methodik/Hermeneutik vereinbar ist - also nur um einen Ausschnitt der Realität kümmern.
Und um auf den hiesigen Thread zu lenken: Das gilt auch für Begriffe wie "Seele".
Pluto hat geschrieben:Wissenschaftliche Methodik ist ein Konsens der Philosophen Popper und Albert, nachdem sie Adorno und Habermas überzeugt hatten; sie meinten, die Methodik sei auf ALLE Wissenschaften anzuwenden.
Das ist EIN Ausschnitt der Wissenschafts-Geschichte - mehr nicht. - Wie auch immer: Wenn es so bliebe, wäre Wissenschaft in geistigen Fragen außen vor - sie könnte sie nicht untersuchen, selbst wenn dahinter Entität steckt. - Das wäre das Opfer, das man bei dieser Definition bringen müsste.
Nochmals: Mir ist es persönlich egal, ob die Untersuchung philosophischer/theologischer/geistig-spiritueller Fragen als "wissenschaftlich" bezeichnet wird oder nicht - aber man muss sich darüber klar sein, dass damit die Wissenschaft nicht alles untersuchen kann, was als Entität sein könnte.
Pluto hat geschrieben:Das, lieber closs ist der Kern meiner Kritik und ein RIESENPROBLEM innerhalb der Theologie.
Das ist kein Problem der Theologie, sondern die Grundlage der Theologie (bezogen auf Grundsatzfragen) - gäbe es diese Grundlage nicht, bräuchte man keine Theologie. - Anders gesagt: Theologie macht nur dann Sinn, wenn sich die emotionalen, geistigen, logischen, philosophischen Hinweise auf Gott bestätigen - aber eben außerhalb des naturalistischen Raums bestätigen, weil es anders nicht geht.
Pluto hat geschrieben:Sie kann deshalb nicht richtig sein, weil wir sehr genau wissen, woraus unsere Körper bestehen.
Das ist eine Aussage auf Basis der nicht-falsifizierbaren Setzung, dass Geist Folge von Materie ist. - Theologisch irrelevant.
Pluto hat geschrieben:Die übergeordnete Frage ist, ob wissenschaftliche Methodik anerkannt wird oder nicht.
Wissenschaftliche Methodik in Deinem Verständnis wird da anerkannt, wo sie hingehört. - Konkret: Du wirst keinen katholischen oder evangelischen Theologen finden, der Relativitäts-Theorie oder Evolutions-Theorie in Frage stellt - das ist none of their business. - Und vor allem: Es hat keinerlei Bedeutung für die Fragen der Theologie.
Pluto hat geschrieben:Die Theologie hält sich nicht an die Regeln, also sollte sie oder aus dem Kreis der Wissenschaft austreten. Aber die Theologie möchte gern drin bleiben.
Das ist ein Szenario, das es aus Sicht der Theologie nicht gibt. - Man arbeitet auf geistes-"wissenschaftlicher" Ebene (im Sinne des allgemeinen Konsenses seit Jahrhunderten) und beschäftigt sich nicht damit, im Sinne irgendeiner aktuellen Wissenschafts-Theorie "drin zu bleiben" - das interessiert sie nicht.
Pluto hat geschrieben:Es reicht wenn man die geistig-inhaltlichen Arbeiten als unwissenschaftlich bezeichnet.
Das mag aus Deiner methodischen Sicht ein Kriterium sein - aus theologischer Sicht geht es um geistige/logische/ontologische/etc. Substanz. - Und wenn man die methodisch nachvollziehbaren Ausarbeitungen in diesem Sinne als "wissenschaftlich" anerkennt, ist es gut (und vor allem üblich) - wenn nicht, ist es völlig egal.
Pluto hat geschrieben:Wenn Geist vor Materie da war, gibt es auch eine Zeit.
Da es erst Zeit gibt, seitdem es Materie gibt, gibt es keinen Geist "vor" der Materie, sondern nur über der Materie/Zeit.
Pluto hat geschrieben:Die Nicht-Nachvollziehbarkeit ist nicht ein Problem der Wissenschaft, sondern der Theologie.
Streng genommen ist es ein Problem des Menschen. - Methodisch ist es ganz sicher kein Problem der Wissenschaft (in Deinem Sinne) - für die Theologie eigentlich auch nicht, weil sie um ihre Grundlagen weiß.
Pluto hat geschrieben:Nochmals die alles entscheidende Frage, gibt es ein vorher oder ein nachher?
Im geistigen Ursprung ("Gott") gibt es KEIN vorher und nachher - das gibt es nur in Ableitungen davon ("Schöpfung").