Pluto hat geschrieben:Wo habe ich Erkenntnis definiert?
Du hast "Erkenntnis" da definiert, wo sie abhängig vom Denken des kR und von der ebenso definierten "Evidenz" gemacht hast.
Pluto hat geschrieben: Wiki sagt: "Für den Begriff Erkenntnis existiert keine einheitliche Definition."
Das passt schon - "Erkenntnis" wird sowohl kritisch rational als auch über Einsicht und Erfahrung definiert - also sehr unterschiedlich. - Weshalb der Satz, "Erkenntnis" sei nur über den kritisch-rational definierten Begriff "Evidenz" erfüllt, einseitig ist.
Pluto hat geschrieben: Ich definiere Evidenz ALLGEMEIN.
Nein - Du beziehst es auf die naturalistisch zugängliche Welt. - Zu meinen, es gäbe außer dieser Welt keine andere, KANN zutreffend sein, muss aber nicht - vor allem deshalb nicht, weil Aber-Milliarden von Menschen dies seit Jahrtausenden nicht glauben.
Pluto hat geschrieben:Welch' Anmaßung, sich selbst mit solchen Behauptungen auf eine höhere Verständnis-Ebene zu erheben.
Nicht unbedingt "höhere", sondern vor allem "andere" - und zwar aus extrem nüchternen Gründen: Denn wenn "Evidenz" nur über naturalistische, kritisch-rationale Parameter definiert ist, kann ein Naturalist andere Parameter als diese nicht verstehen, solange er sein System nicht sprengt.
Pluto hat geschrieben:Es gibt auch keinen naturalistischen oder theologischen Sinn; es gibt nur eine Welt.
So einfach ist es nicht. - Zwar kann man "alles" inkl. Gott als "EINE Welt" bezeichnen ("Alles in Einem") - aber das ist etwas anderes als das, was ein Naturalist meint, wenn er von "die Welt" spricht - er meint damit die naturalistische Welt, meint also nur einen Teil dessen, was "Welt inkl. Gott" bedeutet.
Pluto hat geschrieben: Emanzipation religiöser Eiferer, die ein spirituelles Weltbild beanspruchen mit exklusiven Welterklärungs-Mandat.
Auch das gibt es - man denke nur an die Kreationisten in den USA, die tiefen Einfluss in die Bevölkerung hinein ausüben.
Pluto hat geschrieben: Hermeneutik ... ist (Zitat - Wiki) "eine Theorie der Interpretation von Texten und des Verstehens."
Das ist eine extrem verkürzte Definition. - Hermeneutik im weiteren Sinn des Wortes beschreibt Grundannahmen eines jeden Menschen, bevor er etwas untersucht, UND der Entwicklung dieser Grundannahmen (das kann auch Verwerfung sein) zu immer dichter werdendem Wissen.
Pluto hat geschrieben:Der kR verwendet die Hermeneutik gar nicht, denn er basiert auf Evidenz.
INNERHALB der methodischen Ausarbeitung des kR kommt dieser Begriff deshalb nicht vor, weil
a) die Grundannahmen bereits vorher verarbeitet werden ("Setzung 1"), und
b) der kR meint, er habe keine Setzung ("Setzung 2")
Das ist eine raffinierte Falle, in die man sich da philosophisch begibt - kR als METHODIK dagegen ist kein Problem, weil man hierbei keine weltanschaulichen Ansprüche hat.
Pluto hat geschrieben:Ich bin hier vollkommen ergebnisoffen.
Du bist es INNERHALB Deines Systems - sich spreche system-übergreifend - und da sieht es anders aus.
Pluto hat geschrieben:Zeige mir eine Alternative zur evidenzbasierten Forschung, die zu belastbaren Ergebnissen führt.
"Evidenzbasierte Forschung" (im Sinne von kritisch-rational definierte Evidenz) setzt man überall da ein, wo Falsifizierung möglich ist - besonders in der Naturwissenschaft und für reine Sachfragen in Geisteswissenschaften (man kann in den Geschichtswissenschaften kritisch-rational nachweisen, dass Adenauer 1967 gestorben ist).
Geht es um geistige Wertungen ("Was hat sich Jesus gedacht?"/"Ist Jesus auferstanden?"/"Was geht im Nocturne Nr. x vor?"/etc.) kann man kritisch-rational/naturwissenschaftlich zwar eventuell Basis-Arbeit leisten, die aber nur Hilfsmittel für eine geistige Wertung sein kann, aber NICHT selbst angemessene Wertung sein kann. - Mit anderen Worten: Kritisch-rationale Evidenz-Bewertung wird nur da ersetzt, wo sie selber nicht lösungs-fähig ist.
Pluto hat geschrieben:Der Glaubensentscheid ist aber leider nicht Evidenzbasiert, also muss er nicht der Wahrheit dienen
Falsch - ein Glaubensentscheid ist Ausdruck der logisch zwingenden Erkenntnis, dass es kein Wahrnehmungs-System (egal ob kritisch-rational oder geistig-spirituell) gibt, das nicht auf Vorannahmen beruht. - Insofern ist die Theologie logisch mehr evidenzbasiert als ein kritisch-rationales Denken, das sich dieser Vorannahmen als proklamatorisch nicht vorhanden entledigt.
Pluto hat geschrieben: ohne Evidenz kann er nicht wissen, ob er sich der Wahrheit nähert.
Aber das gilt doch nur in DEINER weltanschaulichen Begriffs-Definition. - Wie soll er sich denn bei nicht-naturalistischen Fragestellungen sonst der Wahrheit nähern als auf geistigem Wege?
Pluto hat geschrieben:Das können wir nicht entscheiden, wo doch NUR unsere Wahrnehmung haben.
E-ben. - Genau deshalb ist es doch so wichtig, dass Theologie und eben auch der kR sagen, unter welchen Bedingungen/Annahmen/Setzungen das jeweils eigene Wahrnehmungs-System authentisch ist zu ontologischen Tatsachen.
Pluto hat geschrieben:Evidenzen sind das einzige Mittel um heraus zu finden, ob wir der Wahrheit näher gekommen sind. Ohne Evidenz bleibt man völlig orientierungslos.
Das ist zirkelereferent: Du definierst "evident" als streng kritisch-rationalen Begriff und setzt ihn dann als system-übergreifenden Begriff, um zum Ergebnis zu kommen, dass nur der kR zur Wahrheit führen kann.
Pluto hat geschrieben:Das betonst du Immer wieder und das obwohl du nicht in der Lage bist, nachzuweisen, dass es "innen" und "außen" gibt.
Aus unserer gemeinsamen naturalistischen Grundposition (wir leben beide auf dieser Erde) kann niemand von uns Meta-Physisches mit Mitteln des kR (und nur so geht es ja nach Deinem Weltbild) nachweisen. - Jedoch kann man bei geeigneten Voraussetzungen viel geistige Hinweise erkennen, warum die naturalistische Welt nicht die einzige ist (schon allein deshalb, weil Gott nicht Teil der naturalistischen Welt ist) - und trotzdem "weiss" man es nicht, weil es für den Menschen kein ontologisches Wissen geben kann.
Deshalb kann nicht das sinnlose Ziel sein, Physik und Metaphysik "nachzuweisen", sondern darauf hinzuweisen, dass beides Entität ist, wenn folgende Voraussetzungen .... erfüllt sind. - Diese Voraussetzungen kann der kR NICHT angemessen bewerten, weil diese Voraussetzungen außerhalb der methodischen Reichweite des kR angesiedelt sind.
Pluto hat geschrieben: Evidenz ist der Kompass des Wissenschaftlers, der ihm zeigt ob er sich der Wahrheit nähert.
Das ist zweifellos richtig für naturalistisch definierte Evidenz als Grundlage kritisch-rationaler Wissenschaft. - Es gilt NICHT für geistig definierte Evidenz als Grundlage für Geistes-Wissenschaft. - Du hast im Rahmen DEINES Weltbildes vollkommen recht - aber es gibt halt fette geistige Hinweise, dass andere Weltbilder ebenfalls auf "Tatsachen"/"Wahrheit" hinweisen.
Pluto hat geschrieben: Die Hermeneutik hat keinen solchen Kompass, denn sie verlässt sich allein auf Setzungen und Vermutungen.
Nein - sie untersucht auf Basis von Setzungen - wie der kR auch, selbst wenn seine Vertreter es nicht erkennen - und versucht zu überprüfen, ob die eigenen Setzungen belastbar sind - was sie nicht wären, wenn es im Lauf der Untersuchung ständig zu unauflösbaren Widersprüchen käme. - Übrigens auch dann wären diese Setzungen nicht belastbar, wenn sie der persönlichen Einsicht und Erkenntnis der Menschen nachhaltig widersprächen - es gibt da also auch sehr wohl einen empirischen Aspekt ("empirisch" nicht kritisch-rational-wissenschaftlich gemeint, sondern gemeint im Ur-Sinne von "Erfahrung", lebensweltliche Alltagserfahrung).
Pluto hat geschrieben:Und ob das Christentum das tut. Gott selbst befiehlt den Christen anthropozentrisch zu denken (siehe Genesis 1,28).
Das verstehst Du falsch: Gott setzt den Menschen als Hüter und Beherrscher der Natur ein. - Aber nur unter der Bedingung des Theozentrismus: "Nach UNSEREM Bild" (1,26).
Mit anderen Worten: Das Christentum ist streng theozentrisch, indem es sich oder den Menschen gerade NICHT zum Mittelpunkt macht.