Pluto hat geschrieben:Doch damit ist im Grundgesetz der Gebrauch der Schusswaffe gegen Flüchtlinge nicht gemeint.
Richtig - und wenn nicht dieser Fachmensch eingeblendet worden wäre (das muss man den Medien geradezu hoch anrechnen), der genau dieses nüchtern und kompetent begründet hätte, hätte es NUR Empörungsorgien gegeben.-
Aber schau Dir mal Petrys Satz an:
"Er muss den illegalen Grenzübertritt verhindern, notfalls auch von der Schusswaffe Gebrauch machen. So steht es im Gesetz."
Petry spricht nicht GEGEN das Gesetz, sondern erweckt den Eindruck, im Einklang MIT dem Gesetz zu sprechen - so dass die Leute sagen: "Dann ist es ja gut - dann dürfen wir das ja". - Und da darf die mediale Reaktion eben nicht Empörung sein, sondern muss echte Aufklärung sein - selbst wenn es als Story langweilig ist.
sven23 hat geschrieben:Nein, von der Deutschen Wochenschau der Nazis.
Und warum bringst Du diesen Vergleich? - Richtig: Weil Du die AfD in einem Atemzug mit der Gesinnung des 3. Reiches in Verbindung bringen willst. - Davon abgesehen, dass dies historisch töricht ist (mehr Empörte als ich würden sagen: "Eine Verhöhnung der Opfer des NAtionalsozialismus ist"), ist es auch für die Gegenwart töricht.
Das ist wie bei Pornos: Je öfter man Kindern HArd Core vorspielt, desto harmloser finden sie es - und brauchen mehr Stoff - wie bei Drogen halt. - Und das ist mein Vorwurf an den öffentlichen Umgang mit SPrache (und da bist Du ein klassisches Beispiel des Verführten): Man verschleudert Begriffe für wirklich schlimme Dinge, indem man sie für alles verwendet, was man damit verleumden kann - rhetorisch wirksam, aber unredlich.
Das gilt übrigens auch für die gerade laufende "Me-too"-Kampagne - da werden Vergewaltigungen verbal auf die selbe Stufe gestellt mit einer Frau in den Ausschnitt schauen. - Ewiges Muster, aber gefährlich, da das Maß für wirklich Schlimmes wegnehmend.
sven23 hat geschrieben:Wenn man die Polizei gemäß Petry anweisen würde, auf illegale Grenzübertreter zu schießen, wäre es de facto ein Schießbefehl. Genau das hat Petry aber gesagt.
Sie hat gesagt, dass es Gesetze gibt, die im Ernstfall zur Anwendung gebracht werden müssten - und natürlich geht das per Befehl. - Aber Du weißt ganz genau, dass das Koppelwort "Schießbefehl" auf die DDR-Grenztoten gemünzt ist - also eine rhetorische Unterstellung. - Denn damit unterstellst Du rhetorisch, dass der DDR-Schießbefehl legal war - was eben NICHT die Auffassung der Bundesgerichte ist. Man probiert medial und rein zur Verunglimpfung, diesen rhetorischen Bezug herzustellen - und kann dann danach die Hände in Unschuld waschen.
sven23 hat geschrieben:Der Fachmensch (Vorsitzender der Polizeigewerkschaft) sprach von einem "moralisch verwerflichen und juristisch schlicht falschen Vorschlag" Petrys.
Moralisch verwerflich finde ich es auch - viel wichtiger ist seine JURISTISCHE Demontage der Petry-Aussage.
sven23 hat geschrieben:Du musst schon genauer zuhöhren.
Das tuhe ich auch - aber genaues Zuhöhren sollte auch zu genauem Nachdenken statt zu rhetohrischen Reflexen führen.