Jeder Vater und jede Mutter freut sich, wenn ihr Kind an sie denkt und dadurch die Liebe zeigt. So freut sich ebenso der Große Schöpfer, wenn wir in Liebe an ihn denken, denn er ist unser Abba (aramäisch: „Vater“) und er ist selbstverständlich nicht nur der Abba der Christen, sondern aller Menschen und nicht nur aller Menschen, sondern aller Lebewesen auf Erden und nicht nur auf Erden, sondern im ganzen Universum. Jedes von Herzen kommende Gebet strahlt als spirituelles Licht in das ganze Weltall aus und darum lohnt sich selbst das scheinbar kleinste und unbedeutendste Gebet. Im Osten wird das Bhakti Yoga genannt - der Weg der liebenden Hingabe an Gott. Die Schönheit dieses Weges besteht darin, dass der Mensch eine liebende Kenntnis von Gott erlangt, sodass sein ganzes Sein davon durchdrungen ist (der katholische Rosenkranz gehört zu dieser Kategorie). Darüber hinaus gibt es Jnana Yoga, der Weg des Wissens oder der Erkenntnis, wie ihn die Philosophen und Wissenschaftler beschreiten, sowie Karma Yoga, der Weg des selbstlosen, altruistischen Handelns zum Wohle aller Wesen.
Alle diese Wege dienen der Erleuchtung des Menschen und werden darum in Freude vom höchsten Herrn angenommen und vollkommen akzeptiert: lokāḥ samastāḥ sukhino bhavantu, so lautet ein jahrtausendealter Segensspruch aus dem Sanskrit. Er bedeutet übersetzt:
Mögen alle Wesen in allen Welten glücklich sein und Harmonie erfahren.
Soetwas ist selbstverständlich auch vollkommen im Einklang mit dem Christentum, denn das Thema der christlichen Religion ist die Erlösung der ganzen Schöpfung.
Wenn ich bete, dann bete ich nicht nur für mich, sondern für das Wohl aller Wesen. Wie dieses Gebet verrichtet wird, ist nicht so wichtig, denn es kommt auf die Einstellung des Herzens an. Es hat jedoch etwas Edles und Erhabenes an sich, wenn man das Gebet im Einklang mit der heiligen Tradition betet. Außerdem nimmt der einzelne Christ dadurch Anteil am Energiefeld des größeren kollektiven Bewusstseins der Kirche. Wenn zusammen auf eine bestimmte Weise gebetet wird, so erhöht sich die Kraftschwingung des Gebets, weil sich die vielen Gebete zu einem machtvollen gemeinsamen Gebet verbinden.