Novalis hat geschrieben:Aus Sicht der religiösen Führer war Jesus ein Abtrünniger. Ein schwarzes (= selbstständig denkendes) Schaf, um bei dem Bild zu bleiben

Da kriegen wir die Kurve auch wieder zurück zu den Zeugen Jehovas (aber nicht nur zu diesen): Ein Schaf braucht den Mut eines Löwen um sich gegen religiöse Führer aufzulehnen und sich von ihnen zu befreien. Die falschen Hirten, vor denen Jesus warnte, und denen er den Gehorsam verweigerte, gab und gibt es im Christentum wie es sie im Judentum gab und gibt.
Das sind diejenigen, die nur reden, aber selbst nicht tun, was sie sagen, diejenigen, die in langen Gewändern umher gehen, und es lieben, wenn man sie auf den Straßen und Plätzen grüßt, diejenigen, die in der Kirche die vordersten Sitze und bei jedem Festmahl die Ehrenplätze haben, diejenigen, die in ihrer Scheinheiligkeit lange Gebete verrichten, diejenigen, die schwere Lasten zusammenschnüren und sie den Menschen auf die Schultern legen, aber selber keinen Finger rühren wollen, um die Lasten zu tragen, diejenigen, die alles, was sie tun, nur tun, damit die Menschen es sehen, diejenigen, die ihre eigenen Gesetze etablieren und den Willen Gottes hintergehen mit ihrem Kirchenrecht (Korban), diejenigen, die sich als Diener und Sklaven bezeichnen, die aber nicht die Geringsten sind und dienen, sondern herrschen und Gehorsam ihnen selbst gegenüber fordern, diejenigen, welche die ihnen Anvertrauten ewig in dem Bild des dummen Schafes gefangen halten wollen, diejenigen, die "verirrte Schafe" ausgrenzen, zu Abtrünnigen und Verrätern erklären und diese so zu ihren Feinden machen, die sie nicht mehr lieben dürfen - weil sie es in ihrem Stolz nicht können, so wie Jesus es konnte.
Jesus lud seinen Verräter zum gemeinsamen Mahl und schenkte auch ihm sein Brot und seinen Wein - aber unsere christlichen Hirten schließen seit Jahrhunderten die Brüder Jesu davon aus, an seinem Tisch Platz zu nehmen. Wieder stehen wir ganz am Anfang und machen uns der Sünde von Kain und Abel - den ersten Priestern - schuldig, die war, nicht gemeinsam einen brüderlichen Gottesdienst zu feiern, sondern durch ihren Stolz voneinander getrennt, und die es auf dem Feld nicht schafften miteinander zu reden, ihre Eitelkeit zu überwinden und sich auf einen gemeinsamen Gottesdienst zu einigen. Die Schwächeren fielen und fallen auch in der Dogmengeschichte des Christentums den Stärkeren zum Opfer.
Immer wieder wiederholt sich das Gleiche Spiel: Die Söhne Jakobs: Brüder des Nordreichs Israel gegen die Brüder des Südreichs Juda - westkirchliche Brüder gegen ostkirchliche Brüder, statt als Brüder in Christo an einer Tafel im Reich Gottes zu feiern - so nah und doch so fern.