Henry hat geschrieben:Hi,
In diesem Zusammenhang sollte aber auch gesagt werden, dass zahlenmäßig mehr katholische Priester als ZJim KZ saßen. Und dass Hitlers Gestapo nicht so viele ZJ hätte fassen können, wenn deren Leitung damals nicht die Adressen der Gemeindeglieder an die Gestapo geliefert hätten. Mir selbst war eine alte Dame bekannt, die von ihrem Gemeindeleiter an die Nazis verraten worden war. Wofür man dann den Leiter verschonte. Er wurde auch nach dem Krieg nicht belangt, sondern blieb in Amt und Würden.
Henry.
Diese "Verschonung der Leiter" waren tragische Einzelfälle. Ich möchte hier niemanden aus meiner nachgeborenen Sicht verurteilen. Es gibt Fälle, in denen (nicht nur) ZJ die Wegnahme ihrer Kinder angedroht wurden (und auch durchgeführt), wenn sie nicht kooperieren.
Allerdings sollte man auf eine andere traurige und unrühmliche Aktion des Watchtower hinweisen:
In der "Resolution" samt einem Anhang, welche der Watchtower an den Führer sandte, wurden drei Strategien verfolgt:
1. Anbiederung an das System
2. Hetze speziell gegen Katholiken und Juden
3. Androhung des Jüngsten Gerichts für das Regime, sollten die ZJ nicht unbehelligt bleiben.
Der Anhang wurde nicht allgemein an die Mitglieder der ZJ in D gesandt, nur die Resolution. Somit wussten diese nicht, was der Watchtower im sicheren und fernen New York dem Führer genau mitteilte.
Die Kirche agierte anders: Von den Kanzeln in ganz D wurde die päpstliche Enzyklika "Mit brennender Sorge" verkündet, in der die Gefährlichkeit des Regimes dargelegt wurde. Das führte zu zahlreichen Verhaftungen katholischer Geistlicher. Es opferten sich also die Hirten für die Schafe und nicht umgekehrt.
Aus den Akten des 3. Reichs wurde erarbeitet, dass die ZJ nicht etwa wegen ihres Glaubens verfolgt wurden, sondern wegen ihrer ähnlichen
Struktur, wie das des Hitler-Regimes. Totalitären Systemen sind alle Organisationen suspekt, die andere Weltbilder, als ihr eigenes vermitteln. Deshalb wurden etwa auch alle katholischen Jugend- und Caritasbewegungen aufgelöst.
Der ohnehin karge aktive Widerstand kam meist aus christlichen (außer etwa der "Roten Kapelle"),besonders katholischen Kreisen . Die "Weiße Rose" ist dabei ein schönes Beispiel früher Ökumene: Hier waren katholische, protestantische und orthodoxe Christen vereint aktiv, wenn es um Gerechtigkeit und Menschenwürde geht.
Servus
