Magdalena61 hat geschrieben:Selber habe ich auch schon in T- Shirt und Bikinihose gebadet, weil ich mich darin wohler fühlte
Ich mach jetzt einfach meine Äuglein zu und stell es mir vor – auch wie schön
Siehst du, ich schaue auch gerne Frauen an, wobei ich mir mit Komplimenten tatsächlich etwas schwer tue, denn im Sinne der höflichen Neutralität, die im Umgang zwischen Deutschen gepflegt wird, ist es nicht angebracht, eine Wirkung direkt in den privaten Bereich eines anderen Menschen abzusetzen – es sei denn man kennt sich „recht gut“.
Es gibt bestimmt Frauen, die das direkte Komplimentverhalten eher als lästig einschätzen würden.
Vielleicht kann man sagen, dass jede Frau ihren persönlichen Kulturanspruch hat, wenn es darum geht, dass ihr Aussehen zum Thema gemacht wird.
Da Deutschland ein Multikulturland ist, hat sich die höfliche Neutralität, bei gleichzeitigem Zusammengehörigkeitsgedanke, etabliert und deckt unterschiedliche, persönliche Kulturansprüche ab (nicht nur von Frauen).
Wenn man diesem Prinzip folgt, verhält man sich integriert.
Wenn nun (wenige) Südländer durch raffinierte Komplimente auffallen, dann fallen diese als Exoten auf, die so manche Frau als sehr angenehm empfinden mag, aber eine ganz andere Sache wäre es, dieses Verhalten zum gesellschaftlichen Grundprinzip zu erklären.
Wie gesagt, in Deutschland gibt es eine funktionierende gesellschaftliche Verhaltensgrundlage für das Ausprägen von vielen Kulturansprüchen.
Einfaches Prinzip: „man knallt sich den persönlichen Kulturanspruch
nicht gegenseitig vor den Latz“.
Wenn nun eine Gruppe organisiere Verhaltensregeln ausleben möchte, bei denen es exakt um dieses „Knallen des Kulturanspruchs vor den Latz des Anderen“ geht, dann ist das sozusagen der Punkt, der am weitesten von Integration entfernt ist
Das kann am Ende durchaus toleriert werden, selbst wenn es sich umfangreich ausbreiten sollte, aber eines bleibt: es ist keine Integration.
Magdalena61 hat geschrieben:Von einem Fußballer, der in wichtigen Spielen für Deutschland spielt, erwarte ich, dass er die deutsche Nationalhymne mitsingt.
Ei ei ei, da hast du dich zu einer überspitzten Aussage hinreissen lassen – „macht aber nichts, ich bin eh noch beim nassen T-shirt“
Mich interessieren die Hymnen keinen Millimeter – ich nutze die Zeit, um mich mit Futter einzudecken

Das liegt wohl daran, weil ich jegliches Auffallen mit Nationalpathos als reine Zeitverschwendung ansehe (Leistung entdecken, finde ich viel lustiger).
Genau hier liegt auch der wunde Punkt beim „Özil-Photo mit Erdogan“ („Fussballer mit Beilage“

). Es handelt sich um dümmlichen Nationalpathos, der mir Schmerzen in Bereichen verursacht, die gar nicht zu mir gehören (-> Fremdschämen).
Meiner Ansicht nach könnte man die Diskussion um die Photo-Aktion noch „etwas optimieren“, denn hier haben zwei junge Fussballspieler einen „Bock geschossen“ und einem Politiker (sprich „Stimmungsexperte“) eine Gelegenheit gegeben, sich grossflächig in Szene zu setzen.
Fussball ist ein Kampfsport und die Veranstaltungen können als „Kleinkriege ohne Todesopfer“ angesehen werden. Es ist natürlich maximal fatal, wenn die Fans ein Zeichen eigentlich nur noch ungünstig deuten können, Motto: „der kämpft ja gar nicht für uns“.
Das ist bestimmt bei einem Kampfsport extremer als in anderen Umfeldern, aber meiner Meinung nach müsste sich die Diskussion irgendwann darum drehen, dass Personen, die eher für „Unterhaltungsaktivitäten“ stehen, sich nicht von Politik vereinnahmen lassen dürfen.
Wenn man so will, kann man Unterhaltung als die „vierte Gewallt im Staate“ ansehen (oder „die fünfte“, falls Journalisten unbedingt ihr Näschen nach oben strecken wollen)

Wie bei den drei anderen Gewalten (Gesetzgebung, Rechtsprechung und Rechturchsetzung), darf es keine Überschneidung/Beeeinflussung geben.
Aus meiner Sicht hätte sich die Diskussion relativ kurz mit dem Schnitzer der Einzelpersonen („Özil“ und „Gündogan“) beschäftigen dürfen, aber dann hätte man auf allgemeine Zusammenhänge schwenken müssen (Politik-Verhalten von Spielern, von Fussball, von Sport, von Unterhaltung)
Dass nun die Integrationsdebatte rund um die Photoaktion ins Spiel kommt, halte ich nicht für sinnvoll.
Da wird nichts herauskommen, denn Politiker werden sich hierbei sofort wieder in Szene setzen, wobei das doch das eigentliche Problem war
Naja…