Eine sehr gute Frage. Ich sehe es so, dass es eine natürliche Religion/Urreligion der Menschheit gibt, die der wahren und unverfälschten Natur des Menschen entspricht. Dieses Gedankenexperiment ist dabei hilfreich: stelle Dir vor Du würdest wie Robinson Crusoe auf einer einsamen Insel leben, vielleicht mit ein paar weiteren Personen. Du/ihr wüsstest nichts von irgendwelchen Weltreligionen, ihren heiligen Schriften, Riten und Traditionen: was wäre, angesichts dieser Bedingungen, dein Glaube? Das kann logischer Weise nur ein natürlicher Glaube sein, der aus dem Inneren des menschlichen Herzens kommt, sowie der Anwendung seines gottgegebenen Intellekts, alles im Einklang mit der Natur und ihren Gegebenheiten.Lena hat geschrieben:Wir haben in unserem Leben so viele verschiedene Dinge gehört über den Sinn des Lebens, wer Gott ist, wie Gott heisst, wie man leben soll und wie nicht. Könnten wir Heute ganz neu anfangen - wie wollten wir leben, wie denken, was glauben ? Könnten wir unsere ganz eigene "Religion" formulieren? Oder sind wir so sehr vom gehörten geprägt, dass wir nicht mehr selber zu denken vermögen, was wichtig und wahr ist?
Nur eine kleine Vorwarnung: diese Art von Gedankenspielen führte mich zur „Annahme des Islam“ dabei bin ich nämlich auf diese Lehre gestoßen ...
Der Mensch kommt auf die Welt und lebt von Natur aus in der wahren und richtigen Lebensordnung (was nur ein anderes Wort für „Religion“ ist), wie er von dem unendlichen, ewigen und alleinigen Schöpfer geschaffen wurde. Es ist jedoch so, dass der Mensch ein vergessliches Geschöpf ist, seinen Herrn vergisst, dazu neigt sich von seiner wahren Natur zu entfernen und erst infolgedessen wurde es nötig, dass die Propheten und Gesandten Gottes erscheinen, die großen Weisen und erleuchteten Meister, welche die Menschen zur richtigen Lebensordnung zurück führen bzw. sie an diese erinnern. Jesus hat demnach keine neue Religion gebracht, sondern uns nur an die natürliche Religion/Urreligion erinnert, weil die Menschen sie vergessen haben.Fitra (arabisch فطرة, DMG fiṭra ‚Natur, Veranlagung; Schöpfung‘), von فطر, DMG faṭara ‚schaffen, erschaffen (von Gott); angeboren sein‘, bezeichnet ein islamisches Konzept von der Natur des Menschen, die so angelegt ist, dass jeder Mensch bei seiner Geburt und gemäß seiner Natur على الفطرة ein muslim, ein – dem koranischen Sprachgebrauch entsprechend – dem einzigen Gott ergebener Mensch sei. Denn Gott hat den Menschen so erschaffen, dass er Kenntnis معرفة / maʿrifa von der Existenz seines Herrn hat.
Fitra ist „eine Art und Weise des Erschaffens oder des Erschaffenseins“
Das macht Sinn für mich. Doch angenommen Jesus wäre nie erschienen, ebenso kein Buddha, kein Muhammad, kein Moses und Abraham - was wäre unsre Religion? Du könntest sie prinzipiell in Dir selbst finden, durch Nachdenken und Meditation. Denn Gott hat den Menschen so erschaffen, dass er Kenntnis معرفة / maʿrifa von der Existenz seines Herrn hat. Wie mein geliebter Meister Rumi, dieser Ozean der Barmherzigkeit in der Gestalt eines einfachen Menschen, zu sagen pflegte ...
“Weisst du, was du bist? Du bist ein Manuskript eines göttlichen Briefes. Du bist ein Spiegel, der ein edles Gesicht reflektiert. Das Universum ist nicht ausserhalb von dir. Schaue in dich selbst: alles was du willst, bist du bereits.”