Sexueller Mißbrauch in christlichen Gemeinschaften

Leben in einer christlich geprägten Gesellschaft
Ehe & Familie, Partnerschaft & Sexualität, Abtreibung, Homosexualität
Rembremerding

Re: Sexueller Mißbrauch in christlichen Gemeinschaften

Beitrag von Rembremerding »

Magdalena61 hat geschrieben: Fr 22. Feb 2019, 14:27 Ich glaube nicht, dass der Zölibat ursächlich ist für sexuellen Mißbrauch.
Natürlich nicht, wie sollte es?
Dann müsste jeder Mann und jede Frau ohne Partner Gefährder/in sein
Satanisten unterwandern gezielt Kirchen und Gemeinden.
Dann wäre also der Zölibat für Satan besonders gefährlich!
Der teuflische Plan geht auf... unzählige Namenschristen und auch überzeugte Christen treten aus den Gemeinschaften aus,
Auch deshalb:
Hiob hat geschrieben: Fr 22. Feb 2019, 13:28
Wie unentschuldbar der Missbrauchs-Skandal auch sein mag: Er wird vermischt mit energischer Inkompetenz in Bezug auf das, was Kirche und religion eigentlich substanziell ist - weil man keinerlei Bezug mehr dazu hat.
Die Gesellschaft nimmt schon längst alle Christen in Haft. Was in der RKK geschieht wirkt auch auf andere Glaubensgemeinschaften und umgekehrt. In dieser Hinsicht wäre es vorteilhaft, wenn man sich auch in Freikirchen, bei Protestanten etc. mit sexuellen Missbrauch innerhalb der Gemeinschaft befassen würde und sich nicht wegduckt.
Eins muss aber trotz allem klar sein, auch wenn es die säkulare Gesellschaft nicht hören will: Prozentual gibt es innerhalb der Kirche weitaus weniger sexuellen Missbrauch, als außerhalb, allerdings ist das kein Trost für die Opfer.

Servus :wave:
Hiob
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Re: Sexueller Mißbrauch in christlichen Gemeinschaften

Beitrag von Hiob »

Rembremerding hat geschrieben: Fr 22. Feb 2019, 16:00 Prozentual gibt es innerhalb der Kirche weitaus weniger sexuellen Missbrauch, als außerhalb, allerdings ist das kein Trost für die Opfer.
Das habe ich auch schon mehrfach gehört, habe aber keine offiziellen Zahlen dazu - hast Du welche?
jesher

Re: Sexueller Mißbrauch in christlichen Gemeinschaften

Beitrag von jesher »

Zahlen und Bereiche bzw. Beispiele würde mich auch interssieren.
Rembremerding

Re: Sexueller Mißbrauch in christlichen Gemeinschaften

Beitrag von Rembremerding »

Hiob hat geschrieben: Fr 22. Feb 2019, 17:17
Das habe ich auch schon mehrfach gehört, habe aber keine offiziellen Zahlen dazu - hast Du welche?
Natürlich werden dazu keine offiziellen Vergleichs-Statistiken angefertigt, das wäre doch zynisch. Aber Ergebnisse kann jeder selber finden. Beispiel: in google "Missbrauchsfälle im britischen Sport" eintippen, oder "deutsche Turnverbände", oder ...

Etwa die Deutsche Sporthochschule Köln und das Universitätsklinikum Ulm erstellte mit 1799 deutschen Athleten aus 128 verschiedenen Sportarten in insgesamt 57 Sportverbänden eine Studie, die erschreckendes zeigt:
Etwa ein Drittel der befragten Sportler hat bereits in der einen oder anderen Form sexualisierte Gewalt erlebt. Elf Prozent durchlitt über einen längeren Zeitraum schwere sexualisierte Gewalt im Rahmen des Trainings- oder Wettkampfbetriebs.

Von 2003-2013 sind 3420 „glaubwürdige Beschuldigungen“ gegen Priester wegen sexuellen Missbrauchs im Vatikan eingegangen, so sagte der Vatikanbotschafter Erzbischof Silvano Tomasi bei der Erörterung eines turnusmäßigen Berichts vor dem UN-Antifolterkomitee in Genf. Also im Durchschnitt 342 Missbrauchsfälle jährlich.

Bei 410.000 Priestern weltweit macht das eine Quote von 0,08 Prozent. Zum Vergleich: In Deutschland gibt es seriösen Schätzungen zufolge etwa 200000 Missbrauchsfälle jährlich. Bei etwa 32000000 Männern, die für eine solche Straftat in Frage kommen, ergibt sich eine Quote von 0,63 Prozent.

Es gab also unter 10000 Priestern 8 Missbrauchstäter, unter 10.000 deutschen Männern zwischen 15 und 80 Jahren gibt es 63 Missbrauchstäter. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein deutscher Mann zwischen 15 und 80 Jahren zum Missbrauchstäter wird, liegt demnach etwa achtmal höher als die, dass ein katholischer Priester zum Missbrauchstäter wird.

Aber sucht doch bitte selber, es ist nicht schwer, zumindest dort, wo man, wie in der RKK, ernsthaft an der Aufarbeitung und der Prävention arbeitet.
Man soll da nichts beschönigen, aber Missbrauch ist nicht speziell ein kirchliches Problem, sondern ein gesellschaftliches.
Hiob
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Re: Sexueller Mißbrauch in christlichen Gemeinschaften

Beitrag von Hiob »

Rembremerding hat geschrieben: Fr 22. Feb 2019, 18:01 Man soll da nichts beschönigen, aber Missbrauch ist nicht speziell ein kirchliches Problem, sondern ein gesellschaftliches.
Sehe ich genauso.
Munro

Re: Sexueller Mißbrauch in christlichen Gemeinschaften

Beitrag von Munro »

Ich glaube nicht, dass der Zölibat ursächlich ist für sexuellen Mißbrauch.
Dazu meine ich: Nicht nur - aber auch.
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Re: Sexueller Mißbrauch in christlichen Gemeinschaften

Beitrag von Magdalena61 »

Rembremerding hat geschrieben: Fr 22. Feb 2019, 16:00
Magdalena61 hat geschrieben: Fr 22. Feb 2019, 14:27 Ich glaube nicht, dass der Zölibat ursächlich ist für sexuellen Mißbrauch.
Natürlich nicht, wie sollte es?
Dann müsste jeder Mann und jede Frau ohne Partner Gefährder/in sein
So ist es.
Satanisten unterwandern gezielt Kirchen und Gemeinden.
Dann wäre also der Zölibat für Satan besonders gefährlich!
Wer einen Lügner zum Gott hat, der hat wahrscheinlich auch kein Problem damit, Wasser zu predigen, das er selber verschmäht.
Nicht nur Pfarrer mißbrauch(t)en. Die Kirche hat auch in anderen Bereichen viele Mitarbeiter.
In dieser Hinsicht wäre es vorteilhaft, wenn man sich auch in Freikirchen, bei Protestanten etc. mit sexuellen Missbrauch innerhalb der Gemeinschaft befassen würde und sich nicht wegduckt.
Die anderen Denominationen kommen dann halt später dran...
Prozentual gibt es innerhalb der Kirche weitaus weniger sexuellen Missbrauch, als außerhalb, allerdings ist das kein Trost für die Opfer.
Meine Meinung:
Es ist schon erstaunlich, welche Verehrung die Welt z.B. Mahatma Gandhi und Nelson Mandela entgegenbringt. Man fragt sich, warum. Diese Männer waren doch von einer ganz anderen Machart als ihre Verehrer.
Gandhi und Mandela gingen den Weg der Selbstverleugnung, um eine bessere Welt für ihre Nächsten zu erkämpfen. Meines Wissens bekannten sich nicht zu Christus.
Die Welt braucht Idole.
Die Kirche und Gläubige überhaupt sind auch für solche Menschen, die offiziell mit dem Glauben nichts zu tun haben wollen, ein Halt. Irgendwo wollen die aufgeklärten Atheisten, Naturalisten und Gottesleugner (dann doch) sehen, dass es noch so etwas wie lebenswerte Prinzipien und eine heile Welt; einen Zufluchtsort! gibt.
Von Leuten, die "mit Gott zu tun haben" wird schlicht und einfach erwartet, dass sie "heiliger" sind als Ungläubige.

Es ist traumatisch für Christen, wenn ihr Himmel einbricht. Wie sagte die Ex- Ordensschwester? "...weil die Kirche ihre Heimat ist, und niemand möchte seine Heimat verlieren".
Doch auch den Außenstehenden wird durch bekannt gewordene Sünde innerhalb der Gemeinde Jesu wieder ein Stück Hoffnung genommen.

Die andere Gruppe besteht aus Exchristen und aus Zeitgenossen mit einem permanent schlechten Gewissen Gott gegenüber, das sie zum Schweigen bringen wollen, weil sie dem Ruf Gottes nicht nachgeben wollen. Sie begrüßen jeden Anlaß, der ihnen Rechtfertigungen für ihre rebellische Einstellung liefert.

Der Katholischen Kirche kann man nur empfehlen, darauf hinzuwirken, einheitliche Regelungen in den 24 Teilkirchen einzuführen. Priester der griechisch-katholischen Kirche z.B. dürfen nämlich auch dann auf einer römisch- katholischen Pfarrstelle wirken, wenn sie verheiratet sind. Allerdings muß die Heirat vor der Weihe zum Priester erfolgt sein. Deshalb dauert es bei manch einem der angehenden Pfarrer ziemlich lange, bis er endlich die Priesterweihe empfangen kann. (Trick 17... :) )
LG
God bless you all for what you all have done for me.
Rembremerding

Re: Sexueller Mißbrauch in christlichen Gemeinschaften

Beitrag von Rembremerding »

Magdalena61 hat geschrieben: Sa 23. Feb 2019, 01:40 Es ist traumatisch für Christen, wenn ihr Himmel einbricht. Wie sagte die Ex- Ordensschwester? "...weil die Kirche ihre Heimat ist, und niemand möchte seine Heimat verlieren".
Hier, so denke ich, liegt auch der ursächliche Grund der Vertuschung des Missbrauchs. Auch die Priester und Bischöfe, auch wenn sie nur als "Vorgesetzte" und nicht als Täter agierten, wollen ihre Heimat nicht verlieren. Die Kirche des Herrn zu schützen ist richtig, aber nicht auf Kosten der Wahrheit und der Liebe. Jesus schützt seine Kirche, so seine Versicherung und die Kirche ist keine Elite von Heiligen, sondern ein Hort von Sündern, eine "Waschmaschine", die schmutziges rein machen will. So will es der Herr.

Es ist durchaus möglich, dass es in der RKK (und anderen Denominationen) eine "Geheimgesellschaft" Homosexueller gibt und zwar "aus der Not heraus". Geheimgesellschaften funktionieren, weil man darin etwas offenbart, was nach außen verheimlicht werden muss. Durch das interne Wissen kann man gegenseitig Druck aufeinander ausüben. So entstehen Vorteilsnahmen und Cliquen decken einander ihre Vergehen.

Heilsam wäre hier, dass klar herausgestellt werden muss, dass kein Mensch automatisch Sünde tut, weil er homosexuell veranlagt ist. Und weiter: Die Liebe Gottes gilt dem Sünder, aber nicht der Sünde.
Das Evangelium hilft uns zu verstehen, wer Gott wirklich ist: Er ist der barmherzige Vater, der uns in Jesus über alle Maßen liebt. Die Fehler, die wir begehen, und seien es auch schwere Fehler, greifen die Treue seiner Liebe nicht an.
Papst Benedikt XVI.
Die andere Gruppe besteht aus Exchristen und aus Zeitgenossen mit einem permanent schlechten Gewissen Gott gegenüber, das sie zum Schweigen bringen wollen, weil sie dem Ruf Gottes nicht nachgeben wollen. Sie begrüßen jeden Anlaß, der ihnen Rechtfertigungen für ihre rebellische Einstellung liefert.
Es ist oftmals die Sünde gegen den Hl. Geist, die hier wirkt.

Servus :wave:
Faust

Re: Sexueller Mißbrauch in christlichen Gemeinschaften

Beitrag von Faust »

Magdalena61 hat geschrieben: Sa 23. Feb 2019, 01:40Ich glaube nicht, dass der Zölibat ursächlich ist für sexuellen Mißbrauch.
Vielleicht ist es nicht die einzige Ursache, aber eine der Ursachen mit Sicherheit schon. Die sexuellen Triebe sind natürlich und haben ihren Platz im menschlichen Leben. Mit gutem Grund ist das Zölibat im Islam verboten. Allerdings wird von einigen Sufis berichtet, dass sie freiwillig zölibatär lebten. Es scheint so zu sein, dass manche Menschen ein Bedürfnis danach haben, aber man sollte kein religiöses Gebot daraus machen.
Rembremerding

Re: Sexueller Mißbrauch in christlichen Gemeinschaften

Beitrag von Rembremerding »

Die Forscher der MHG-Studie kommen zu folgendem Ergebnis:
Weder Homosexualität noch Zölibat sind alleinige Ursachen für den sexuellen Missbrauch von Minderjährigen. Aber...das komplexe Zusammenspiel von sexueller Unreife und abgewehrten und verleugneten homosexuellen Neigungen in einer ambivalenten, teilweise auch offen homophoben Umgebung können eine Erklärung für das Überwiegen männlicher Betroffener beim sexuellen Missbrauch durch katholische Kleriker bieten
Man sollte doch nicht so tun, als ob ausgelebte Sexualität jeglicher Veranlagung das unausweichliche "Schicksal" jedes Mannes ist. ;)
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