Faust hat geschrieben: ↑So 28. Apr 2019, 09:08
Deus lo vult („Gott will es!“) das ist der Schlachtruf mit dem die Kreuzritter in den Krieg zogen gegen den Islam.
Richtig. Einerseits sollte man die Intelligenz so mancher AfD-Campagner nicht zu hoch ansetzen, da genügt oft einfach nur Angst zu schüren, andererseits gibt es da durchaus welche, die gerade darum genau wissen, was sie tun.
Hier ein anderes Plakat aus Berlin:
D3tPYpfXsAISY6Y.jpg
Quelle:
https://twitter.com/AfDBerlin/status/11 ... 9fa3bcf6f0
Im Grunde blamiert sich die AfD damit gründlich, aber für einfache Gemüter genügt die Emotion. Das "Framing" passt.
Denn "Eurabien"?
Das Gemälde heißt "Le Marché d'esclaves" (Der Sklavenmarkt) und ist im Jahr 1866 der Fantasie des französischen Malers Jean-Léon Gérôme entsprungen. Heute ist es im Besitz des amerikanischen "Clark Art Institute".
Gérôme ist einer der bekanntesten französischen Maler des "Orientalismus". Man nennt so die klischeehaft-mystische Verklärung der arabisch-islamischen Welt. Im Europa des 19. Jahrhunderts war sie in der Kunstwelt ein absoluter Trend.
Dabei brachte er die wichtigsten Zutaten damaliger europäischer Orient-Fantasien auf die Leinwand: Sex und Barbarei. Seine Motive zeigen nämlich kein arabisches Alltagsleben, sondern die Wünsche des lüsternen europäischen Publikums, die da im 19. Jahrhundert waren: Harems-Darstellungen mit nackten Frauen, die sich scheinbar ihrem Schicksal ergeben haben, und gewalttätige, mächtige Männer.
Man beachte auch die unterschiedlichen Hautfarben: hellhäutige Frauen, dunkelhäutige Männer. Die ästhetische Darstellung fügte sich nämlich in damalige europäische Fantasien und Schönheitsidealen ein.
Der Sinn damals (wie heute?) war also: Westliche Männer können ihren Voyeurismus befriedigen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Der Täter auf dem Bild ist ja schließlich ein "Araber". Orient - barbarisch, Europa - kultiviert, dieses Bild sollte damals, mitten im Kolonialismus, und auch heute vermittelt werden.
Ups, jetzt wurde es schon eine Bildbesprechung.
Fazit:
Das Wahlplakat gibt Auskunft darüber, wie unser Blick auf den "Orient" bis heute von Klischees geprägt ist. Und ebenso darüber, wie die Sex- und Gewaltfantasien einiger lüsterner Männer unseren Blick auf die Welt verfälschen können.
Ich hoffe nicht, dass dies jene Geschichte der europäischen Kultur ist, welche die AfD vorgibt, verteidigen zu wollen.
Servus
