Faust hat geschrieben: ↑Di 2. Jul 2019, 21:46
Wenn es um dogmatische Streitgespräche geht, dann werde ich Dir kaum das Wasser reichen können, denn du hast darin viel mehr Übung. Außerdem bin ich kein religiöser Dogmatiker. Als Mystiker betrachte ich Christus aus einer vollkommen anderen Perspektive.
Es geht hier auch nicht darum, wer der Bessere ist.
Deshalb dürfen auch Religion, Dogmatiker und Mystiker nicht als trennende Begriffe verwendet werden sowie eine Ab-oder Aufwertung ausüben.
Ein Christ ist immer ein Mystiker, der sorgsam bedenkt und acht gibt (relegere, religio), auf Gott bezogen. Ein Christ wird dazu aufgefordert seinen ganzen Verstand, seine Gefühle, seine Vernunft und seinen Glauben zu gebrauchen. Christsein bedeutet nicht allein irgendwas zu fühlen oder zu meinen, sondern konkret zu wissen, was man glaubt. Das hat auch damit zu tun, dass man der Wahrheit folgt und sie in Jesus Christus auch in einem gegenwärtig ist.
Die Mystik tritt hinzu, weil man die Wahrheit nicht nur in Jesus Christus kennt (nicht selbst), sondern sie in der Person Jesus Christus auch liebt.
Da mögen manche Christen dann auf der anderen Seite vom Pferd fallen, wenn sie meinen, es geht allein um ein Bescheidwissen über Jesus Christus aus der Bibel. Da ist deine Kritik berechtigt.
Betrachtet man die Weisheit in anderen Religionen oder Philosophien, so sind sie keineswegs nur Träumereien, ein "irgendwie passt es schon", sondern sie greifen ein konkretes Geschehen oder konkrete Lebenswahrheiten auf, die mit Verstand und Vernunft erst einmal durchdrungen werden mussten. Deshalb wirken Weisheitslehren, auch im Christentum, oftmals geradezu paradox, weil sie gegen das "Fleisch", das "Nur-Gefühl", das eigene unreflektierte Ego ansprechen.
Mystiker zu sein bedeutet also niemals unsorgfältig zu sein, nicht zu prüfen, allein seinem Gefühl zu folgen, etwas Höheres erreichen zu wollen. Mystiker sein bedeutet, seine Grenzen zu kennen, sich nach der Liebe ausstrecken zu wollen, die Geister unterscheiden zu lernen
und sich von Gott ergreifen zu lassen und ihn nicht eigenmächtig für sich zu knechten.
Servus