Die Kirche vertritt die Gesinnung: Dialog ohne Mission mit den Juden.
Wann, wie und ob sich Juden und Christen auf ihrem Weg zum „Reich Gottes“ begegnen, bleibt Gottes Geheimnis, wie es Paulus am Ende des 11. Kapitels formuliert, in dem es um Juden und Heiden geht:
Die Judenmission war schon immer unter einem unheilvollen Zeichen, fusste oft in einem Antijudaismus, und zeigt dadurch, dass sie in dieser Form nicht von Gott gewollt ist.„O Tiefe des Reichtums, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unergründlich sind seine Entscheidungen, wie unerforschlich seine Wege! Denn wer hat die Gedanken des Herrn erkannt? Oder wer ist sein Ratgeber gewesen? Wer hat ihm etwas gegeben, so dass Gott ihm etwas zurückgeben müsste? Denn aus ihm und durch ihn und auf ihn hin ist die ganze Schöpfung. Ihm sei Ehre in Ewigkeit! Amen.“ (Rö 11:33-36 EÜ).
Erst recht verbietet sich Judenmission nach dem Genozid der nationalsozialistischen Zeit, weil die Judenmission lange Jahrhunderte auch Ausdruck der Geringschätzung des Judentums war und deshalb den Boden für den Antisemitismus des Nationalsozialismus bereitete.
Neben historischen gibt es auch theologische Gründe gegen die Judenmission.
Denn in den Kapitel 9-11 des Römerbriefs liest man:
„Sie sind Israeliten; ihnen gehören die Sohnschaft, die Herrlichkeit, die Bundesschlüsse; ihnen ist die Tora gegeben, der Gottesdienst und die Verheißungen; ihnen gehören die Väter“ (9:4-5a). Das Nein „einiger“ Juden (3:3) zu Jesus hat Gottes Ja zu den Juden nicht aufgehoben: „Es ist keineswegs so, dass Gottes Wort hinfällig geworden ist“ (9:6). Die Frage „Hat Gott sein Volk verstoßen?“ beantwortet Paulus eindeutig mit „Keineswegs!“ (11:1) Die Heiden(christen) sind wie neue Zweige in den alten Ölbaum eingepfropft worden, um Anteil an der Kraft der jüdischen Wurzel zu erhalten. Sie dürfen sich daher nicht über die Juden erheben (11:13-24). Für die Zukunft Israels gilt, dass sie allein in Gottes Hand liegt (11:25.33-36). In Kapitel 11:25-27 spricht Paulus von der Vollzahl der Völker, die hineingehen in das Reich Gottes, und davon, „dass ganz Israel gerettet wird“, denn „Unwiderruflich sind die Gnaden(gaben) und die Berufung Gottes“ (11:29).
Juden und Christen können gemeinsam auf die Heilstaten Gottes und seine Heilsherrschaft vertrauen und aus der Mitte ihrer Existenz können sie von Glauben zu Glauben miteinander sprechen. Dieser Austausch kann zu gegenseitiger Korrektur führen, zu neuen Entdeckungen, zu Vertiefung und Bereicherung des eigenen Glaubens und zum Eintreten füreinander.
Christen und Juden können die Gottesbeziehung ihrer Partner nicht von innen her mitvollziehen, aber durch Einfühlungs- und Vorstellungskraft nachvollziehen. Weil Gottes Bund Israel bereits das Heil erschlossen hat, braucht die Kirche nicht um das Heil Israels besorgt zu sein.
Dennoch wird in der Karfreitagsfürbitte für die älteren Brüder im Glauben zu Gott gebetet:
Servus„Lasst uns auch beten für die Juden, auf dass Gott, unser Herr, ihre Herzen erleuchte, damit sie Jesus Christus erkennen, den Retter aller Menschen.
[Lasset uns beten. Beuget die Knie. Erhebet Euch.]
Allmächtiger ewiger Gott, Du willst, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen. Gewähre gnädig, dass beim Eintritt der Fülle aller Völker in Deine Kirche ganz Israel gerettet wird. Durch Christus, unseren Herrn. Amen.“