Denke ich über die "edlen Heiden" nach, die von (wenigen) Auslegern in Rö 2 angenommen werden, so würde ich davon ausgehen, dass sich in Bezug auf den Missionsauftrag, also den primären Dienst neugeborener Menschen, nichts ändert.
Klar passen die "edlen Heiden" nicht in den Argumentationsaufbau, den Paulus in seinem Brief an die Römer skiziert. Dies ist teilweise auch den Auslegern bewusst, die in Rö 2 diese Menschengruppe identifiziert haben wollen, aber sie mögen die Möglichkeit "edler Heiden" nicht ausschließen.
Versiegelung mit dem Heiligen Geist wird in der Bibel ausdrücklich thematisiert. Deutliche Aussagen zu Gunsten undeutlicher und hypothetischer Annahmen in Zweifel zu ziehen, sollte man unterlassen. Sowas führt nur aufs Glatteis. Möchte man die genannte Versiegelung zeitlich in das Leben eines Christen* einordnen, so kann man den Aussagen in Epheser 1 folgen.
Eph 1,13+14 hat geschrieben:13 In ihm seid auch ihr, die ihr das Wort der Wahrheit gehört habt, nämlich das Evangelium von eurer Rettung – in ihm seid auch ihr, als ihr gläubig wurdet, versiegelt worden mit dem Heiligen Geist, der verheißen ist, 14 welcher ist das Unterpfand unsres Erbes, zu unsrer Erlösung, dass wir sein Eigentum würden zum Lob seiner Herrlichkeit.
1. Wort der Wahrheit hören
2. Gläubig geworden sein
2a. Versiegelung mit dem Heilgen Geist
Durch 3. ist man erlöst und wurde zum EIgentum Gottes. Zwischen 1. und 2. kann ein gewisser Zeitraum liegen. Zwischen 2. und 2a. einen langen Zeitraum anzunehmen, wäre Spekulation. Paulus formuliert die Versiegelung daher als Geschehen, welches mit der Gläubigwerdung einhergeht. Leider ist in dem beschriebenen Ablauf kein Automatismus. Nicht jeder der bei Punkt 1 angelangt ist, wird zu 2. gelangen.
Was die "edlen Heiden" angeht, so finden wir einige davon in der Bibel. Ihnen allen stellt Gott sich vor. Nicht ohne Grund sind ALLE Teilnehmer des Neuen Bundes Botschafter Gottes. Jesu Befehl
Matth. 28,18-20 hat geschrieben:18 Und Jesus trat herzu, redete mit ihnen und sprach: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. 19 Darum gehet hin und lehret alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes 20 und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.
gilt bis heute und er ist das Wesen christlichen Dienstes und Lebens.
Falls man "edle Heiden" überhaupt annehmen will, so sind es Menschen, die vom Vater bereits gezogen wurden. Menschen also, die bereit sind das Evangelium nicht nur zu hören, sondern auch auf dessen Wahrheit zu vertrauen (Glauben). Einem solchen Menschen steht die Bereitschaft, die Offenheit und vor allem das vorbereitende Wirken Gottes nicht auf die Stirn geschrieben. Daher weiß man als missionarischer Christ auch nie, welche Reaktion beim nächsten Kontakt zu erwarten ist. Daher ist es auch nicht die Aufgabe von Christen zu selektieren, wer das Evangelium zu hören und zu sehen bekommt und wer nicht. Wir sollen und müssen es schlicht ALLEN Menschen vorlegen und vorleben. Durch den Heiligen Geist verteilt Gott die Dienste quer über den Globus. Denn auch wenn das Ende der bekannten Welt damals für die Menschen Israels eingeschränkter war, war es dies für Jesus nicht. Wenn den Menschen nicht alle Völker auf der Welt bekannt waren, waren sie es für Jesus sehr wohl.
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Der Begriff "Christ" wird hier immer im biblischen Sinne benutzt. Er beschreibt Menschen, die durch den Heiligen Geist wiedergeboren wurden.