Das Gericht

Themen des Neuen Testaments
Rilke
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Re: Das Gericht

Beitrag von Rilke »

Michael hat geschrieben: Mi 29. Jan 2020, 04:07 Bist du Alt-Griechisch Experte? So wie du redest nicht.
[...]
Wie du siehst ist auch diese Verwendung komplex. So einfach ist das nun nicht, alles auf einen Tempus zu deuten. Es zeigt dann eine bestimmte Voreingenommenheit, bei objektiver Herangehensweise zählt das aber nicht.
Wie du bestimmt weißt, habe ich Kenntnisse im Neugriechischen - hier gehören beide Präpositionen noch immer zur Alltagssprache.
Natürlich können diese Präpositionen auch in einen räumlichen Kontext gestellt werden - etwa "vor" dem Haus. Die überwiegende Bedeutung des Wortes "pro" liegt jedoch beim zeitlichen Kontext.

Bevor wir uns weiter über Präpositionen auslassen, sollten wir uns vielleicht das Wort "Grundlegung" ansehen. Denn damit pro und apo von einem solchen Kontext sprechen können, muss das Nomen die Möglichkeit hergeben.
Hierzu habe ich deine eigene Quelle benutzt (die übrigens erstaunlich gut ist, vielen Dank dafür!).
katabole < 2598 (w. d. Nieder-Gelegte):
I.) d. Grundlegung
1) d. Fundament einer Sache, d. Anfang. Mt 13:35 Lu 11:50 Joh 17:24 ua.
2) geschlechtl. t.t. für die Befruchtung durch den Mann: d. "Niederlegen" (= Einspritzen, und dadurch Einpflanzen) d. männlichen Samens in den Leib d. Frau. Heb 11:11
Du sagst also, das Wort wäre ein "ein Fundament als Prinzip, das unabhängig von jeder Zeit ewige Gültigkeit hat". Wie kommst du zu jener Interpretation?
Das Wort drückt eindeutig einen Erschaffungsakt aus. "Vor" dem Erschaffungsakt der Welt = Bevor Gott die Welt erschuf.
Michael hat geschrieben: Mi 29. Jan 2020, 04:07 Das ist ein schwieriges Thema. Jedenfalls hasst Gott die Sünde, das ist fix, den Sünder will er daraus befreien. Auf eine Theologie des Hass-Gottes lass ich mich hier aber nicht ein.
Es wäre aber traurig, wenn der allmächtige Gott dich wirklich retten will - es aber nicht schafft. Diese Theologie beschränkt Gott in seiner Souveränität und erhöht den Menschen zum Entscheidungsträger über sein eigenes Heil. Hat schon fast etwas katholisches, meinst du nicht? :D
Michael hat geschrieben: Mi 29. Jan 2020, 04:07Doch wir können so sagen: Wenn Gott das letzte Gericht abgeschlossen hat, dann wird es egal sein, ob er die Vernichteten geliebt oder gehasst hat. Sie sind nicht mehr. Dann wird es nur mehr noch Geliebte geben.
Darauf können wir uns einigen! :Herz2:
Was immer ein endliches Wesen begreift, ist endlich.
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PeB
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Re: Das Gericht

Beitrag von PeB »

Maryam hat geschrieben: Di 28. Jan 2020, 16:15 Ich unterscheide zwischen der unsichtbaren Welt der Finsternis wo das Böse/Korruption/Unterdrückung/Ausbeutung/Kriegstreiberei (also das geistige Tummelfeld gewisser skrupelloser Diktatoren, Präsidenten uvam )vorherrscht....
So unsichtbar ist diese Welt gar nicht, wenn man sie in der Praxis betritt und nicht nur theoretisch bewertet. :)
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PeB
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Re: Das Gericht

Beitrag von PeB »

Michael hat geschrieben: Di 28. Jan 2020, 17:19
PeB hat geschrieben: Di 28. Jan 2020, 14:29 NICHT der Mensch ist von Beginn an prädestiniert, sondern es ist von Beginn an prädestiniert, was im Buch des Lebens stehen wird.
Eine rein theologische Aussage. Wer braucht sie? Ich nicht, höchstwahrscheinlich auch nicht Gott. :lol:
Dann ist das durch dich für Gott so beschlossen! :shock:
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PeB
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Re: Das Gericht

Beitrag von PeB »

ProfDrVonUndZu hat geschrieben: Di 28. Jan 2020, 19:34
PeB hat geschrieben: Di 28. Jan 2020, 12:58 Das Fazit aus diesen Betrachtungen: das Böse kann NICHT dadurch ausgerottet werden, dass man die bösen Menschen eliminiert. Denn das Böse haftet an der Welt.
Das impliziert aber, dass Gott hier nur einen verzweifelten Versuch gemacht hat, nur um dann einzusehen, dass er sich was Anderes einfallen lassen muss.
Nein, das impliziert, dass Gottes Heilsgeschichte eine Erziehung des Menschen darstellt und er etwas lernen soll.
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Helmuth
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Re: Das Gericht

Beitrag von Helmuth »

Rilke hat geschrieben: Mi 29. Jan 2020, 09:07 Das Wort drückt eindeutig einen Erschaffungsakt aus. "Vor" dem Erschaffungsakt der Welt = Bevor Gott die Welt erschuf.
Stünde das im Fokus, warum verwendet der Schreiber dann nicht das dafür vorhandene Wort?

http://www.obohu.cz/bible/index.php?hs= ... gnr=suchen

Ich sage, schau dir in Ruhe die ca. 10 Stellen im NT mit "Grundlegeung" an, fixiere dich ncht auf eine und dann probiere einfach einmal eine neue Leseart. Es ist auch eine Frage, ob du willens bist eine andere Sichtweise anzunehmen.

Gott zwingt sie einem nicht auf. Im Laufe meiner Glaubensentwickung machte ich das aber mehrmals durch. Ich werde es aber hier nicht weiter kommentiere, sonst zerrt es wie üblich das Thema OT.
Rilke hat geschrieben: Mi 29. Jan 2020, 09:07 Es wäre aber traurig, wenn der allmächtige Gott dich wirklich retten will - es aber nicht schafft.
Das ist auch nicht der Fall. Wer immer glauben will, der wird auch gerettet. Daran habe ich nicht einmal einen Hauch an Zweifel. Es ist umgekehrt so, dass sich Gott durchaus festlegt, an einem besagten Tag X dir die Gas abzudrehen, wie man es im Wienerischen formuliert.

Es bedeutet keine weiteren Raum zur Buße zu finden. Bis es dazu kommt, muss du aber dein Gewissen kontiunuierlich übergangen und abgetötet haben. Das geht damit Hand in Hand. Eine Verweigerung und Unbußfertigkeit führt dazu wie Paulus schreibt:
Röm 2:5 hat geschrieben: Aber aufgrund deiner Verstocktheit und deines unbußfertigen Herzens häufst du dir selbst Zorn auf für den Tag des Zorns und der Offenbarung des gerechten Gerichtes Gottes,
Ich sage, für Gott ist es sicher eindeutig, wann er den Sack zumacht. Sein Wille ist dennoch fokusiert auf Rettung. Doch wo Hopfen und Malz verloren ist ...

So agiere ich übrigens auch bei der Verkündigung. Sehe ich, da dürfte Hopfen und Malz verloren sein, ziehe ich weiter. Ich mache keine Sisyphus-Arbeit. Es lehrte auch Jesus, dass man sich den Staub von den Füßen schütteln solle und er spricht dazu Gerichtsworte weissagend aus:
Markus 6:11 hat geschrieben: Und von allen, die euch nicht aufnehmen noch hören wollen, zieht fort und schüttelt den Staub von euren Füßen, ihnen zum Zeugnis. Wahrlich, ich sage euch: Es wird Sodom und Gomorra erträglicher gehen am Tag des Gerichts als jener Stadt!
Rilke hat geschrieben: Mi 29. Jan 2020, 09:07 Darauf können wir uns einigen! :Herz2:
Fein, denn im Endeffekt ist es ja so. Dann erst wird unsere Erkenntnis für diese Sache auch abgeschlossen sein. Ich bin aber sicher, dass Gott dazu sehr, sehr viele Tränen abwischen muss, nicht den Verdammten, sondern uns.
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigartigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. - Johannes 3:16
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Re: Das Gericht

Beitrag von ProfDrVonUndZu »

PeB hat geschrieben: Mi 29. Jan 2020, 10:20 Nein, das impliziert, dass Gottes Heilsgeschichte eine Erziehung des Menschen darstellt und er etwas lernen soll.
Dass der Mensch lernen sollte, will ich nicht verneinen, aber aber auf eine solche Implizierung aus diesem Satz zu schließen, gelingt mir nicht.
Jedenfalls nicht, wenn man es unter dem Aspekt der Individualisierung betrachtet. Wenn das Böse tatsächlich der Welt anhaftet, und diese Prämisse steht nicht außer Frage, dann könnte der Mensch nur lernen, dass das Management der Welt und des Menschen Vorankommen nicht in seiner Hand liegt, ja vielleicht gar nicht mal Gottes Absicht wäre. Da könnte man vielleicht auch anders drauf kommen, aber das ist ja schwer zu sagen, weil wir es nicht unter Laborbedingungen einer von Bosheit befreiten Welt untersuchen können.
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Re: Das Gericht

Beitrag von PeB »

ProfDrVonUndZu hat geschrieben: Do 30. Jan 2020, 13:07
PeB hat geschrieben: Mi 29. Jan 2020, 10:20 Nein, das impliziert, dass Gottes Heilsgeschichte eine Erziehung des Menschen darstellt und er etwas lernen soll.
Dass der Mensch lernen sollte, will ich nicht verneinen, aber aber auf eine solche Implizierung aus diesem Satz zu schließen, gelingt mir nicht.
Was für ein Satz?
Es ging doch in meinem Post um die Gesamtbetrachtung der Heilsgeschichte.
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Re: Das Gericht

Beitrag von PeB »

ProfDrVonUndZu hat geschrieben: Do 30. Jan 2020, 13:07 Wenn das Böse tatsächlich der Welt anhaftet, und diese Prämisse steht nicht außer Frage, dann könnte der Mensch nur lernen, dass das Management der Welt und des Menschen Vorankommen nicht in seiner Hand liegt, ja vielleicht gar nicht mal Gottes Absicht wäre.
Das "Management" des eigenen Verhaltens ;-)

Also:
Vorbedingung: wir haben etwas falsch gemacht (Vertreibung aus Eden)
Heilsgeschichte: wir sollen lernen, wie wir es richtig machen.

Und das ist ein Prozess...
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Re: Das Gericht

Beitrag von ProfDrVonUndZu »

Rilke hat geschrieben: Mi 29. Jan 2020, 09:07 Es wäre aber traurig, wenn der allmächtige Gott dich wirklich retten will - es aber nicht schafft.
Vom Sein darf man nicht auf ein Sollen schließen.
Römer 4,21 ... was er verheißen habe, auch zu tun vermöge.
Gott setzt sich mit seinem Willen nicht über alles hinweg.
Josua 17,17 Da sprach Josua zum Hause Joseph, zu Ephraim und zu Manasse, und sagte: Du bist ein zahlreiches Volk und hast eine große Kraft; nicht ein Los sollst du haben, 18 sondern das Gebirge soll dir zuteil werden. Da es ein Wald ist, so haue ihn aus, und seine Ausläufer sollen dir gehören; denn du wirst die Kanaaniter austreiben, wenn sie auch eiserne Wagen haben, und wenn sie auch stark sind.
Richter 1,19 Und Jahwe war mit Juda, und er nahm das Gebirge in Besitz; denn die Bewohner der Niederung trieb er nicht aus, weil sie eiserne Wagen hatten
Hat Josua etwa gelogen, oder war Gott zu schwach, oder galt Juda nicht, was Josua zu Joseph, Ephraim und Manasse sagte ?
Ich glaube viel mehr, dass Juda gezweifelt und sich einschüchtern lassen hat, und Gott deswegen die eisernen Wagen nicht beseitigte. Um Zweifel geht es auch einen Vers vor der oben genannten Stelle im Römerbrief. Auch Römer 14,23 und Jakobus 1,6 warnen vor dem Zweifel.

Man mag es kaum glauben, aber Gott nimmt tatsächlich immer wieder Rücksicht auf die Belange des Menschen. Ihm deswegen Inkonsequenz oder Schwäche vorzuwerfen verkennt die Würde des Menschen, für den Gott schließlich die Welt ins Dasein rief. Das unwiderrufliche Gesetz der Meder und Perser war weit unbarmherziger und konsequenter, aber ich finde das keine erstrebenswerten Bedingungen.
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ProfDrVonUndZu
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Re: Das Gericht

Beitrag von ProfDrVonUndZu »

PeB hat geschrieben: Do 30. Jan 2020, 15:44 Vorbedingung: wir haben etwas falsch gemacht (Vertreibung aus Eden)
Heilsgeschichte: wir sollen lernen, wie wir es richtig machen.
Wenn es nach dem biblischen Bericht des Sündenfalls geht, soll der Mensch sein Dasein in ewig prekären Umständen fristen. Zudem hat Gott noch zwischen Menschen und Schlangen Feindschaft gestiftet, aus denen die Menschen als Sieger hervor gehen werden. Dass daran was an den prekären Bedingungen geändert wird, ist hier nicht gesagt. Jetzt bleibt nur noch die Frage, ob Gott den Weg zurück ins Paradies endgültig vesperrt hatte, oder den Weg zurück bewahren, im Sinne von offen lassen, wollte.
Ich denke, dass der Weg zurück offen bleiben soll und dass in diesem Weg zum Paradies Christus und das Neue Jerusalem erkennbar sein muss, statt mit dem Sieg über das Geschlecht der Schlangen allein. Damit wäre nämlich noch nichts gewonnen.
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