Michael hat geschrieben: ↑Mi 3. Jun 2020, 08:16
In den Versen 1-3 gibt es keine Erwähnung eines Tempels.
Wer sind die Libanon-Zedern und die Eichen von Baschan? -> Jesaja 2, 13
Wozu benötigte man Zedern aus dem Libanon? -> 1. Könige 5, 20
Worüber heulen die Hirten? -> Jeremia 25, 34
Was ist die Herrlichkeit der Hirten? -> Jesus Sirach 50, 7
Was bedeutet die Vernichtung des dichten Waldes von Baschan und der Fall des Libanon? -> Jesaja 10, 34
Gemäß Jesaja steht das Bild für die Zerstörung Jerusalems (bei ihm: durch die Assyrer). Gleichzeitig stehen die Eichen und Zedern für alles Hoffärtige und Erhabene, was erniedrigt werden wird. Außerdem hätte jeder Bewohner des alten Orients dir bestätigen können, dass Zedern immer ein Symbol für Tempel- und Palastbauten sind; Salomo verwendete sie für den Bau des Tempels nicht nur, weil sie schönes Holz liefern, sondern weil sie groß sind und gerade wachsen. Nur mit ihren ließen sich große Hallen überspannen. Die Hirten heulen gemäß Jeremia über die Zerstreuung des Volkes.
Da sich der Text in der Folge über den guten Hirten (ich komme dazu), den Judas-Lohn bis schließlich in Kapitel 12 zur Endzeitschlacht und die Klage über den Durchbohrten entwickelt, scheint es mir angemessen, die Einleitung von Kapitel 11 entsprechend zeitlich anzusetzen. Es handelt sich um die Zerstörung Jerusalems und des Tempels 70 n. Chr. durch die Römer. Auch im Hinblick auch Sacharja 11, 6: "sie werden das Land zerschlagen, und ich will sie nicht erretten aus ihrer Hand."
Michael hat geschrieben: ↑Mi 3. Jun 2020, 08:16
PeB hat geschrieben: ↑Di 2. Jun 2020, 14:33
Zeilen 4-14: Vorausschau auf den "guten Hirten" der "3 Monate lang" die Herde mit "Freundschaft" und "Verbundenheit" hüten wird, bis er für einen "Lohn" von 30 Silberlingen ausgekauft wird.
Welche Vorschau auf einen guten Hirten? Wo steht "guter Hirte"? Es wird über ein Ereignis in der Zeit des Propheten Sacharja berichtet. Dieser enthält keine weitere Vorschau mit der Ausnahme, dass die 30 Silberlinge später als Weissagung dienten. Der Hirte war der Prophet selbst, wie geschrieben steht. Und für diesen kurzen Dienst erhielt er Geld.
Sacharja war Prophet und hat geweissagt. Es handelt sich hier nicht um eine Anekdote über Sacharja, sondern um seine Vision, die er von Gott erhielt.
Der erste Hirte (den ich guten Hirten nenne) hütet die Schlachtschafe - also jene die geschlachtet werden MÜSSEN - um der elenden Schafe willen mit Freundschaft und Verbundenheit. Die Schlachtschafe sind die unbelehrbaren Sünder, die Elenden die belehrbaren. Jesus hütete die ganze Herde (inklusive Schriftgelehrter und Pharisäer) um der Erlösbaren willen. Aber nur für eine Zeit, bis er durch Judaslohn verraten wurde.
Meine Auslegung berücksichtigt dabei den Kontext mit Kapitel 12.
Michael hat geschrieben: ↑Mi 3. Jun 2020, 08:16
Eine Antwort auf meine Frage, welcher Bund und mit wem er abgeschlossen enthält das nicht.
Sorry, ich hatte dich so verstanden, dass du bereits selber eingesehen hattes, dass es hier nicht um den Bundesschluss Gottes mit dem Volk geht.
Michael hat geschrieben: ↑Mi 3. Jun 2020, 08:16
Meine Auslegung, dass es ein Bund war, den Sacharja selbst geschlossen hatte, halte ich vorerst weiter aufrecht. Ebenso denkbar wäre, dass es ihm bloß als Sprachfigur diente, was fast naheliegt, als er damit Folgendes aussagen wollte.
Es gibt keinen anderen Hinweis darauf, dass Sacharja selber einen Bund mit irgendwelchen Völkern geschlossen hätte. Ich glaube auch nicht, dass er dazu in der Position gewesen wäre (zumindest aus Sicht anderer Völker).
Michael hat geschrieben: ↑Mi 3. Jun 2020, 08:16
Es geht eigentlich um zwei sog. "Bünde", Den einen nennt er "Huld" und den anderen "Verbindung".
In anderen Übersetzungen "Freundschaft" und "Verbundenheit". Das ist übrigens auch die Antwort auf deine Eingangsfrage. Es handelt sich hier nicht um einen Völkerbund, sondern um die Verbindung des Hirten mit der Herde in Freundschaft und Verbundenheit. Diese Freundschaft und die Verbundenheit wird schließlich aufgrund des Verhaltens der Herde aufgekündigt. Folter, Kreuzigung und Verhöhnung stehen Freundschaft und Verbundenheit im Wege, gelinde gesagt.
Michael hat geschrieben: ↑Mi 3. Jun 2020, 08:16
Gott wollte diesen Bruch heilen und die Verbindung wiederherstellen und nutzte dazu den Dienst seines Propheten Sacharja, wohl aber nicht gegen den Widerwillen des Volkes. Sie nahmen seinen Hirtendienst nicht an, was einer Ablehnung Gottes entsprach.
Wer nahm nun in der Heilsgeschichte den Hirtendienst von wem nicht an? Die Story kennen wir.
Wie erklärst du dir ansonsten die Vorausschau auf den Judaslohn und die Klage über den Durchbohrten. Wo siehst du da einen Zusammenhang zu deiner Deutung?